Wir haben 1999 den Orkan Lothar in der Dordogne miterleben müssen und waren knapp 3 Wochen von der Außenwelt abgeschnitten.
Die umgestürzten Bäume blockierten wie Riesenmikados manchmal 10 m hoch die Straße und die Leute haben sich mit Motorsägen und Äxten selber die Straßen einspurig freiräumen müssen. Hilfe von außen kam erst viel später.
Das Krankenhaus bat um Spenden von Taschenlampen und Kerzen für die Patienten,weil der Strom der Notstromaggregate für Notoperationen gebraucht wurde. Wer während dieser Zeit in einem der abgeschnittenen Weiler wohnte und krank wurde hatte schlechte Karten.
Mein letztes Telefonat führte ich am Abend des 26.12.1999; ein Lebenszeichen von uns an unsere Freunde und Verwandte konnten wir erst Mitte Januar aus einer 50 km entfernten Stadt absetzen,wo das Kommunikationsnetz notdürftig wieder funktionierte.
Ein weiteres Problem waren die nicht funktionierenden Banken und Tankstellen. Wer kein Bargeld im Haus oder sein Auto betankt hatte, konnte also,als dann eine schmale Fahrspur von den Anwohnern geschaffen war, keinen Treibstoff für weitere Versorgungsfahrten bekommen.
Einige Supermärkte hatten anfangs geöffnet- und mit Taschenlampen bewaffnet stürmten die Kunden in den Laden und rafften alles an sich, was irgendwie essbar und trinkbar war. Beleuchtungsmittel waren schon durch die Angestellten des SM sichergestellt worden und ausverkauft.
Die Leute haben sich am meisten um Brot gezankt,wohl, weil viele Menschen nicht die Möglichkeit hatten zu kochen.
Später hat ein findiger Geist seinen alten Holzbackofen hinter dem Haus aktiviert und sich sein Baguette vergolden lassen.
Aber wenigstens hatten die Stadtbewohner dann Brot,rationiert auf 2 Stück pro Familie.
Auf den Höfen mit Massentierhaltung sind viele Tiere erstickt,verhungert,verdurstet oder an Erkrankungen als Folge des Stromausfalls anderweitig verendet.
In den ländlichen Gebieten hatten die Häuser fast alle Kamin, so konnte man sich wärmen und auch kochen.
Die Wasserversorgung war durch die reichlich vorhandenen Seen und Teiche auch keine Schwierigkeit.
Leider tauten die Gefriertruhen innerhalb von 48 Stunden auf und wer konnte und genügend Einweckgläser hatte,kochte alle aufgetauten Lebensmittel irgendwie ein.
Schwierig war es ebenfalls, die Schäden,die der Sturm an den Gebäuden angerichtet hatte, notdürftig zu beheben.
Zerbrochene Fensterscheiben und abgedeckte Dächer konnten meist nur notdürftig ausgebessert werden.
In der ersten Woche hatte sich eine Frau,die mit dem Auto zwischen die herabstürzenden Bäume geraten war,glücklicherweise unverletzt in unser Haus flüchten können. Die ist uns fast verrückt geworden,weil sie ihrer Familie keine Nachricht über ihren Verbleib geben konnte. Sie hat sich dann,nach einigen Tagen,gegen unseren Rat, zu Fuß auf den Weg nach Haus gemacht.
Wir haben einen alleinlebenden,älteren Nachbarn auch aufgesucht,um nach dem Rechten zu sehen und haben für eine Strecke,für die man sonst knapp 10 Min. mit dem Auto brauchte, einen halben Tag benötigt. Zwischen den umgestürzten und umstürzenden Bäumen war das nicht gerade ungefährlich.
Später habe ich gehört, daß dort, in Süd-Westfrankreich über 100 Menschen durch den Sturm und seine Folgen ums Leben gekommen sind.