Um hinter der Anwendung von Quicklot und Co einen Sinn zu sehen muss es imho noch eine funktionierende medizinische Versorgung geben die auch mit operativen Eingriffen klarkommt. Was nutzt es mir jemanden mit Schussverletzung Quicklot reinzustreuen und damit sein Leben unter evtl. starken Schmerzen zu verlängern, wenn es keine weiterführende Behandlung gibt und er dann erst verstirbt? Ich fürchte hier wird mit diesem Gear eine trügerische, weil falsche Sicherheit vermittelt und auch angenommen, da diese Medizinprodukte vielleicht incden ersten Minuten die Dramatik aus der Situation nehmen können, ohne umfassende weiterführende Behandlung zumindest imho nutzlos sind und Leiden eventuell stark verschlimmern weil auch verlängern können.
Da schliesse ich med. Fachpersonal nicht aus. Es haben die wenigsten Zugriff auf einen OP bzw. die Materialien um so einen zu improvisieren. Vom tatsächlichen Fachwissen möchte ich jetzt noch gar nicht anfangen. Die Traumachirurgen werden auch beim SHTF nicht an der nächsten Laterne stehen und für eine Packung Kippen das Skalpell schwingen.
Die "Feldforschung" der US Streitkräfte bringt mit Sicherheit einiges vorran. Dennoch ist halt nicht alles was am Schlachtfeld glänzt als golden standard im zivilen Rettungsdienst zu gebrauchen. Ich erinnere mich noch an die Einführung des FAST1 intraossären Zugangs und dessen ebensoschnelle Absetzung in unserem Bereich als wir die ersten Angehörigen nach erfolgter Anwendung am Patienten psychisch betreuen konnten. Für die Nichtmediziner: bildlich gesprochen ist das ein Nadelkreis um eine große Nadel in der Mitte, der direkt ins Brustbein gejagt wird um so einen Zugang zu schaffen. Sieht ziemlich martialisch aus und wurde deswegen auch wieder zu Gunsten anderer Systeme, die psychisch wohl verträglicher waren, abgeschafft.
Eine umfassende med. Versorgung setzt in unserer Welt heute ein funktionierendes HighTech System vorraus. Im Falle eines SHTF wird man sich darüber im Klaren sein müssen, das eben diesee nicht mehr in diesem Umfang bzw. gar nicht mehr verfügbar sein wird und deswegen auch Krankheiten oder Verletzungen, die im normalen Alltagsleben keine große Herausforderung darstellen, im schlimmsten Fall sogar tödlich enden werden (selbst wenn es nur die fehlenden Antibiotika sind).
Damit komm ich wieder zur Einleitung: ich versorge die Wunde mit Quicklot oder binde mit dem Tourniquet ab (seinerzeit machte man das nich mit simplen Dreieckstüchern - sind aber nicht so tacticool *gg*) und was weiter? Irgendwer wird sich der Sache in sehr naher Zukunft mit entsprechendem Fachwissen und vorhandener Ausrüstung widmen müssen. Nur Beine-hoch und kalte Umschläge werden hier nicht viel ausmachen.
Ich Entschuldige mich jetzt schon dafür, dass sich einige auf den Schlips getreten fühlen werden, wenn ich aber mit der bewusst dramatisierten Schilderung ein wenig Bewusstsein für die "Es gibt Situationen in denen auch vermeintlich gutes Gear nichts mehr hilft" Gedankenspiele geschaffen hab, reicht mir das schon. Nochmal wiederholt: ich habe mich auf den SHTF Fall bezogen.
Lg,
Sokaris, seit 13 Jahren Notfallsanitäter im Rettungsdienst.