Das ist Blödsinn und eine Verhöhnung hunderttausender überwiegend ehrenamtlicher Kräfte, die im Katastrophenschutz tätig sind. Nur weil man sie nciht sieht oder minütlich zu dämlicher Musik in Tiktok-Videos herumhüpfen, heisst es nicht, dass es keinen Katastrophenschutz gibt.
In D ist der Katastrophenschutz föderal organisiert.
Auf Bundesebene gibt es das Technische Hilfswerk, das aus dem früheren Luftschutz-Hilfsdienst hervorgegangen ist. Als Bundesorganisation untersteht das THW direkt dem Bundesinnenministerium und ist (insbesondere mit seinen SEEBA-Einheiten) sowas wie eine schnelle Eingreiftruppe, die international eingesetzt werden kann (und darf) und die sowohl im Inland, als auch im Ausland zum Einsatz kommt, wenn mit technischen Mitteln eine Katastrophe bewältigt werden muss und die örtlichen Kräfte (Feuerwehren und Hilfsorganisationen) an ihre Grenzen kommen.
Auf Länderebene untersteht der dort Bevölkerungsschutz bezeichnete Katastrophenschutz den Innenministerien der Länder. Diese stellen den Hilfsorganisationen (DRK, Malteser, ASB, Johanniter etc.) Material und Fahrzeuge sowie Geld zur Verfügung.
Praktisch hat man auf Landkreisebene dann Depots in jedem Kreisverband der ansässigen HiOrgs dann Depots bzw. Zentren für Bevölkerungsschutz. In unserem Landkreis betreibt das DRK so ein ZfB, in dem Mengen an Ausrüstung und die zusätzlichen Fahrzeuge für den Katastrophenfall eingelagert sind.
Unter anderem lagert dort immer ein kompletter Jahresbedarfs an Verbrauchsmaterial des regulären Rettungsdienstes für das gesamte Kreisgebiet. Neben Rettungsfahrzeugen hat man dort LKW zum Materialtransport, die komplett beladen bereit stehen, um z.B. einen standardisierten Behandlungsplatz mit allem, was dazu gehört aufbauen und betreiben zu können. Ein Behandlungsplatz ist eine kleine Zeltstadt in der 25, 50 oder mehr Verletzte gleichzeitig gesichtet, erstversorgt und notfallbehandelt werden können. Auf so einem Gerätewagen ist dafür alles notwendige vorhanden, inkl. Strom, Licht, Heizung, Sanitätsmaterial, Erstverpflegung usw. Daneben gibt es Ausrüstung und Fahrzeuge zur Führung und Leitung von Einsätzen, mobile Suchdienstbüros (bei einer Katastrophe ist das Finden von Vermissten und das Zusammenführen von Verletzten und Angehörigen elementar wichtig) und Kommunikationstechnik-Einheiten, die z.B. Richtfunkstrecken bauen und betreiben können oder Einsatzstellenfunk betreuen.
Auf Ortsvereinsebene hat man in der Regel die "Betreuungskomponente" für den Katastrophenfall, also Zelte als Unterkünfte aufbauen, Feldbetten, Decken, Heizung, Beleuchtung, Strom für den Eigenbedarf und Verpflegung sowie die Versorgung mit dem Notwendigsten für Gerettete/Überlebende. Das sind vorgepackte Sets mit Hygienematerial (Zahnbürsten, Duschgel, Monatsbinden usw.) und einfache Erstausstattung mit Kleidung (Unterwäsche, Hose, Hemd, Latschen). Das ist z.B. bei geretteten Schiffbrüchigen oder aus akuter Not evakuierten Personen nötig (wenn man bei Hochwasser Leute von den Dächern per Winde bergen muss). Wie groß die Betreuungskomponente eines Ortsvereins ist, hängt von dessen Größe und Leistungsfähigkeit ab. Es gibt Ortsvereine mit 200 aktiven Ehrenamtlichen, die können mehrere LKWs mit Material unter sich haben und es gibt Ortsvereine auf dem Land mit 10 Aktiven, da hat man dann nen Autoanhänger mit nem Zelt und 5-10 Feldbetten.
Für den Katastrophenschutz sind deshalb immer mehrere benachbarte Ortsvereine zu sog. Einsatzeinheiten zusammengefasst, so dass eine Einsatzeinheit in der Lage ist, z.B. 200 oder mehr Personen komplett zu versorgen (Unterbringung, Verpflegung, psychosoz. Betreuung).
Das alles gibt es und hat nichts mit dem im Alltag sichtbaren Regel-Rettungsdienst zu tun.
Für die ganz heftigen Lagen gibt es weitere Depots bei den Landesverbänden der Hilfsorganisationen. Bei uns ist das z.B. das DRK Depot in Kirchheim/Teck. Das konnte in der Akutphase der Flüchtlingskrise 2015 seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, als es innerhalb von vier Wochen rund 50.000 Matratzen für Notunterkünfte zur Flüchtlingsunterbringung (in Messehallen, Turnhallen) beschafft und verteilt hat. Dort sind an 7 Tagen in der Woche teils rund um die Uhr LKW und Transporter ein und ausgefahren.
Auf Bundesebene haben die HiOrgs, wie z.B. das Generalsekretariat des DRK in Bonn nochmal richtig große Ausrüstungsdepots, das DRK verfügt z.B. über drei komplett transportable Kläranlagen, die jeweils das Abwasser von über 1.000 Personen aufbereiten können. Die sind normalerweise in Erdbebengebieten im Einsatz und sind deshalb komplett in zu zweit tragbare Kisten zerlegt, so dass man sie am Einsatzort notfalls zu Fuß hinbringen kann (wenn Wege und Straßen zerstört sind). Zuletzt waren sie im Ahrtal im Einsatz und haben für drei Ortschaften die zerstörten ortsfesten Kläranlagen ersetzt.
Ähnliches gilt für die Aufbereitung von Trinkwasser und die Verpflegung von mehreren tausend Menschen mit leistungsfähigen mobilen Großküchensystemen (DRK Verpflegungsplatz 10.000 z.B., der auch im Ahrtal für die Helfer und Betroffenen installiert wurde).
Es auch seinen Sinn, warum man die Leistungsfähigkeit des Bevölkerungsschutzes und die Ausstattung und genauen Standorte der Depots nicht permanent in der Öffentlichkeit breit tritt. Man will dort weder gewöhnliche Einbrecher, noch Plünderer im Krisenfall oder gar Saboteure haben.
Ich persönlich finde eine dezentrale Struktur im Katastrophenschutz sinnvoller, als einzelne sehr große Zentralstandorte vorzuhalten. Denn man hat an diesen Standorten gar nicht das Personal, um dieses Material dann einzusetzen, das muss dann von überall her angekarrt werden und es muss sich dann schlimmstenfalls mit der eingelagerten Ausrüstung vertraut machen, wenn man zuhause im Ortsverein sowas gar nicht hat.
Zumal wir mit zunehmender Wahrscheinlichkeit mehr mit Katastrophenlagen konfrontiert werden, die überall gleichzeitig eintreten, wie ein Blackout z.B.
Da habe ich lieber in jedem Dorf-Ortsverein 10 Feldbetten und zwei Zelte, auf die ich dann zu Fuß zugreifen kann und für die ich die mir persönlich bekannten Helfer mit dem Fahrrad einmal über die Ortsteile fahre und sie informieren kann.
Ein Zentraldepot in einem Blackout stelle ich mir weitgehend hilflos vor. Wie soll in der Fläche das Personal dafür angefordert werden? Ist das überhaupt abkömmlich (es ist ja selber auch betroffen und es sind nicht einfach verfügbare Helfer, die mal eben für ein paar Tage wegfahren können)? Wie kann ich das viele überall verteilte Personal überhaupt informieren, woher weiß ich, wo was gebraucht wird, wie priorisiere ich die Hilfeleistungen?