Schaue ich mir inflationsbereinigt die Kosten für eine PV-Anlage an so hat der gewonnen der gewartet hat weil der Kram immer billiger wurde/wird. Betrachte ich Wärmepumpen mit der jeweiligen Effizienz von früher zu heute auch beim Preis inflabereinigt so gewinnen auch die Wartenden. Das Problem gerade bei grüner Energie ist, das hier ideologisch argumentiert wird und Umsetzungszwang gerne ob eines übergeordneten Ziels akzeptiert werden soll. So funktioniert der Markt aber nicht.
Die Komponenten für PV-Anlagen sind mindestens 10 Jahren so preiswert geworden, dass es sich für einen Hausbesitzer spätestens schon damals "gelohnt" hat, in eine PV-Anlage zum Eigenverbrauch zu investieren, ohne überhaupt irgendwelche Einspeisevergütungen zu brauchen. Und mit der Einspeisevergütung rechnete es sich allemal.
2012 lag der durchschnittliche Strompreis in D bei knapp 26 Cent/kWh und ist seither nur gestiegen. Wenn ich bei einer PV-Anlage konservativ eine durchschnittliche Sonnenscheindauer von 1.000h/a ansetze (letztes Jahr waren es in BaWü ca. 2.500h), dann kann ich je kWp Anlagenleistung 1.000kWh pro Jahr produzieren. Bei einem konservativ gerechneten Eigenverbrauchsanteil (ohne Speicher) von 30% kann ich also 300kWh pro kWp und Jahr selbst erzeugen und verbrauchen. Bei einem Haushaltsverbrauch von 2.B. 3.000kWh im Jahr mit 30% Eigenverbrauchsanteil wären das 900kWh, die aus der eigenen PV-Anlage bezogen werden können. Die muss dazu eine Nennleistung von 3kWp haben. Das hat 2012 rund 6.000€ einmalige Investition gekostet. Rechne ich nur die 900kWh jährliche Eigenerzugung als eingesparten Strombezug in Höhe von 900kWh x 26 Cent/kWh = 234€ dann sind die 6.000€ Investition in 25,6 Jahren amortisiert. Da der Strompreis im Mittel in den letzten 10 Jahren aber eher bei 31Cent lag, verkürzt sich die Amortisation allein über den Eigenverbrauch auf 21,5 Jahre.
Setze ich nun die durchschnittliche Einspeisevergütung seit 2012 mit 15 Cent/kWh und die jährliche Einspeisung (70% von 3.000kWh) mit 2.100kWh an, bekam ich pro Jahr im Mittel noch 315€ Einspeisevergütung dazu. Also ergibt sich im Mittel ein finanzieller Vorteil von 279€ eingespartem Strombezug und 315€ Einspeisegvergütung = 594€. Damit amortisiert sich die 6.000€-Investition schon in 10 Jahren. Bei einer projektierten Lebensdauer der PV-Anlage von 25-30 Jahren.
Es ist daher eher so, dass die Leute aus "ideologischer Abwehrhaltung" heraus auf eine finanziell attraktive Eigenstromproduktion verzichtet haben. Oder aus reiner Bequemlichkeit. Es gibt heute immer noch Leute, die glauben, eine PV-Anlage im Bereich 4-10kWp würde mindestens 30.000€ kosten und sich "deshalb niemals lohnen".
Von daher waren die Randbedingungen für den Betrieb privater PV-Anlagen auch schon in den letzten 10 Jahren durchaus gegeben.
Was den Vorwurf der ideologischen Argumentation bei "grüner Energie" angeht: ich weiss nicht, ob man die Folgen des Klimawandels als Ideologie bezeichnen kann. Es sei denn, man zählt sich zu den Klima"skeptikern", die entweder behaupten, es gäbe ihn nicht (gibt es eigentlich auch Erdbebenleugner?) oder die die Folgen reflexartig bagatellisieren ("ganz normale Schwankungen, gab es immer schon, hat nichts mit dem Mensch zu tun").
Die Dekarbonisierung der menschgemachten Energieprozesse ist aus wissenschaftlicher Sicht alternativlos. Das ist nicht über "stimme zu"/"stimme nicht zu" lösbar. Wir können natürlich klimaskeptische Politiker wählen oder welche, die das Thema ernst nehmen. Aber es ändert nichts daran, dass wir das Problem des menschgemachten Klimawandels haben.
Um die Kurve zum Immobilienmarkt zu kriegen: Immobilien sind ja immer Langzeit-Projekte. Aktuell bekommt man von den Banken Finanzierungen über 30 Jahre und mehr als Standard angeboten. Im Jahr 2053, wenn der Immobilienkredit abgezahlt ist, dürfte Südeuropa das Klima von Nordafrika haben, und weite Teile der Nordseeküste stehen dann unter Wasser - denn selbst konservative Annahmen von Meeres- und Klimaforschern gehen von einem Anstieg des Meeresspiegels bis 2050 um einen Meter aus.
Mein Eindruck ist, dass der Immobilienmarkt (und erstaunlicherweise auch die finanzierenden Banken) noch gar nicht realisiert hat. Denn der Dumme ist ja nachher nur der Käufer einer Immobilie, die zum Ende der Finanzierung gar nichts mehr wert sein wird.
Von daher finde ich es zynisch, PV-Anlagen oder den Umbau des Energiesektors als "ideologisch" zu bezeichnen, weil das impliziert, dass man ja auch eine andere Ideologie auswählen könne. Und gerade vor dem Hintergrund, dass sich speziell PV schon im kleinen absolut rechnet, ist es mehr als erstaunlich, dass nicht jeder, der eine geeignete Fläche für PV hat, diese nicht dafür nutzt.