Die Diskussion um den Flächenbedarf von Freiflächen-PV-Anlagen ist in der Öffentlichkeit überwiegend interessengetrieben (von den Gegnern).
Die Argumente speziell aus der Landwirtschaft sind dazu noch ausgesprochen scheinheilig:
In D hat man 20% des fruchtbaren Ackerbodens ohne zu murren für den Anbau von Energiepflanzen (weit überweigend Mais für Biogasanlagen) geopfert. Insgesamt macht das 6% der gesamten Landfläche Deutschlands aus.
Maisanbau für Biogasproduktion ist in mehrfacher Hinsicht eine Katastrophe (Flächenkonkurrenz mit Lebens-/Futtermitteln, Überdüngung und Auslaugung der Ackerböden, Wasserbedarf, Nitrateintrag ins Grundwasser, biologisch wertlose Monokulturen, hoher Pestizideinsatz) und energetisch ist die Ausbeute erbärmlich: ein Hektar Freiflächen-PV erzeugt jährlich 10-20 mal mehr Strom als der Mais von einem Hektar über die Biogasverstromung. Einziger (winziger) Vorteil der Biogas-Produktion ist die weitgehende Tageszeitunabhängigkeit der Stromproduktion. Allerdings knickt die Gasproduktion bei Kälte im Winter auch deutlich ein.
Für PV-Parks braucht man kein wertvolles Ackerland oder Weideland, wie die "Dagegen-Fraktion" immer behauptet. Da tuts auch sog. "Ödland" oder andere landwirtschaftlich schlecht nutzbaren Flächen (Hanglagen, qualitativ schlechte Böden, Konversionsflächen wie geschlossene Erd- oder Sonstwas-Deponien).
Hingegen braucht man für Biogas-Maisanbau die bestmöglichen Ackerflächen (und macht sie dabei langfristig kaputt).
Baut man einen PV-Park auf einer Wiesenfläche, dann kann man die Wiese als "Blühwiese" für den Insektenschutz nutzen, als Weideland für Schafe oder zur Freilandhaltung von Hühnern - ohne spezielle Aufständerungen zu benötigen. Da PV-Parks in der Regel solide eingezäunt sind, hat man bei der Kleinvieh-Haltung auch das Problem mit Wolf&Fuchs gleich mit gelöst.
Agri-PV, die in letzter Zeit häufiger beworben wird, versucht die Nutzung von Ackerland oder Weideland für Großvieh zu verbinden, in dem man die Module ein paar Meter hoch aufständert, die Reihenabstände vergrößert oder sogar schwenkbare Modularrays installiert. Das halte ich inzwischen für wenig sinnvoll, weil der technische Aufwand überproportional ansteigt, die Anlage wartungsintensiv wird und der Gesamtwirkungsgrad schlechter wird (so lang man keine nachgeführten Module verwendet). Außerdem sollte es auch gar nicht nötig sein. Im Ariadne-Report des gleichnamigen Projekts wurde vorgerechnet, dass 3% der Landfläche Deutschlands genügen, um darauf mit Wind- und PV-Parks jährlich 1.000TWh Strom produzieren zu können, bei gleichzeitiger Aufgabe der Biogas-Mais-Flächen, die 6% des Lands belegen. Unterm Strich würden also sogar 3% Landfläche wieder frei werden.
Klar sollte man soviele Dächer wie möglich mit PV belegen. Allerdings muss man bei jedem Gebäude eine individuelle Lösung finden. Das fängt schon an mit dem Thema "abrutschender Schnee/Eis" bei Dächern, die zu einem Gehweg oder einer Straße hin geneigt sind. Auf normalen Dachziegeln bleibt eine durchschnittliche Schneeschicht relativ stabil liegen, da die Ziegel und die Struktur der Dachhaut genügend Reibung aufbringen. Dagegen löst sich Schnee/Eis auf der gläsernen glatten Oberfläche von PV-Modulen schlagartig ab. Damit verbieten sich PV-Anlagen auf Dächern, die unmittelbar zum öffentlichen Verkehrsraum geneigt sind, von selbst.
Ein weiterer Punkt ist die Qualität der Arbeiten bei der Anbringung der Modul-Montagegestelle. Die Dachhaken müssen statisch wirksam mit den Dachsparren verschraubt werden. D.h. man bohrt an zig Stellen durch die Schalung/Unterspannbahn. In der Praxis kommt es da auch zu beliebig vielen Fehlbohrungen, wenn man den Sparrenverlauf von außen nicht richtig eingeschätzt hat. D.h. das Dach wird in seiner Dichtigkeit beeinträchtigt, schlecht, wenn dann Regenwasser über solche Löcher in die Dämmung dringt. Besonders heikel sind die in Sachen Dichtigkeit ohnehin schwierigen Flachdächer, da man hier während der Montage auf der Dachhaut herumtrampelt und sie ggf. beschädigt. Und man hat das Risiko, dass mit jeder Befestigungsbohrung eine künftige Undichtigkeit ins Dach eingebaut wird.
Bei Reihenbebauung, also übergangslos aneinander grenzenden Häusern muss man Brandschutzabstände einhalten, üblicherweise 125cm zwischen dem letzten PV-Modul und dem Nachbargebäude. Umgekehrt gilt das auch, was dazu führt, dass PV-Anlagen auf Reihenhäusern 2,5m Abstand untereinander haben müssen. Da bleibt dann oft nicht mehr viel nutzbare Fläche.
Große mehrgeschossige Gebäude mit Flachdach haben oft Dachaufbauten (Aufzugsschacht, Lüftungstechnik, Kamine, Antennen), die auch eine individuelle Feinplanung und Realisierung erzwingen.
Will man schnell und bezahlbar den Anteil an erneuerbaren Energien vergrößern, dann bleibt IMO keine Alternative zu großen Freiflächen-Anlagen. Haben wir in 50/100/150 Jahren dann mal die seit langem versprochene Kernfusion erfunden, dann kann man die ganzen PV-Parks wieder zurückbauen und Module, Gestelle und Kabel recyceln. Und hat danach wieder eine unberührte Wiese. Aber ich glaube nciht, dass das auch nur einer von uns erleben wird, dass Kernfusion eine Rolle bei der allgmeinen Energieversorgung spielen wird. Selbst wenn sie mal technisch beherrscht wird, dürften Fusionskraftwerke so abstrus teuer sein, dass sie gegenüber der Nutzung von Solarenergie und deren Speicherung (in Akkus) oder Konversion (in H2) keine Chance haben dürfte. Und mal ehrlich, wollen wir in naher Zukunft von einigen wenigen Großkraftwerken pro Land abhängig sein, wenn wir bis dahin die Vorzüge dezentraler Energiegewinnung und -versorgung kennengelernt haben?