Beiträge von tomduly

    Mir erscheint das Team gerüstet, um sich um ein (1) AKW kümmern zu können.


    Bei noch drei Atomkraftwerken und ein paar Zwischenlagern in D sollte das ausreichen. Andere Länder dürften ähnliche Trupps haben. Solche Sachen werden ja gesetzlich vorgeschrieben, das machen die Betreiber ja nicht freiwillig. Gehe davon aus, dass das wie Feuerwehrtechnik genormt ist. Nach Fukushima hat die EU alle Mitgliedsländer, die AKWs haben, einen Stresstest machen lassen. Insbesondere alle französischen und einige skandinavische Anlagen kamen da schlecht weg. Seither wurden einige Mängel in den sicherheitsrelevanten Anlagenteilen behoben und Konzepte angepasst. Das ist sicher noch nicht ideal, aber vermutlich war Fukushima ein ganz heilsamer Schock.


    Stell Dir mal vor, durch den Einsatz des Notkühlsystems reißt so ein alter spröder Stahl-Druckbehälter voll mit Brennstäben auf. Was willst Du da als Betreiber noch tun, außer davon rennen?

    Man muss glaube ich ein paar Sachen unterscheiden. Soweit ich das aus der Energietechnikvorlesung noch zusammenkriege:

    - Bei einem Stromausfall versagt ja nicht das Reaktor-Kühlsystem oder die Kühlung der Abklingbecken, in der Weise, dass dieses Kühlsystem (Pumpen, Ventile, Leitungen etc.) kaputt gehen, sondern die Energie zum Antrieb der Pumpen und Stellglieder fehlt. Wenn ich nun den bis eben vorhandenen (externen) Netzstrom nach 14 Sekunden (Notstromgenerator-Hochlauf) durch Notstrom ersetze, dann läuft die Kühlung wieder ganz normal weiter. Da kommt kein kaltes Wasser auf spröden Stahl.

    - Anders ist es, wenn das primäre Kühlsystem ausfällt, weil es eine Beschädigung gab. Ich also auf ein komplett anderes Reserve-Kühlsystem umschalten muss. Also ein Notkühlsystem. Da kann es passieren, dass mein vorgehaltene Kühlmittel zu kalt ist oder sonst irgendwas. Aber das ist ein anderer Störfall, als der bloße Wegfall der Stromversorgung des Hauptkühlsystems, den ich dann durch Notstrom ersetzen kann, um das Hauptkühlsystem weiter zu betreiben.

    Ich denke, wir sind uns alle einig, dass unsere moderne Gesellschaft auf einen großen Stromausfall nicht im notwendigen Maß vorbereitet ist. Auf ein dauerhaftes Fernbleiben jeglicher Stromversorgung wird man sich auch nicht vorbereiten können, denn das würde bedeuten, dass man parallel zum jetzigen Stromversorgungssystem ein vollständiges Ersatzsystem vorhalten müsste, das die Versorgung 1:1 übernehmen kann. Abgesehen davon müsste dieses Reservesystem wesentlich (eigentlich absolut) ausfallsicherer sein. Das kann kaum funktionieren.


    Was man aber vorbereiten kann, ist eine punktuelle Ersatzversorgung und das Vorhalten von primitiven Ersatzmitteln, die helfen, eine stromlose Zeit irgendwie zu überbrücken.


    Gleichzeitig muss man neben diesen Vorsorgemaßnahmen schauen, was nötig ist, um eine Eskalation der Lage in kritischen Infrastrukturen einzufangen. Schon heute, bzw. immer noch sind aus gutem Grund viele kritische Systeme mit stromlosen Rückfallebenen ausgestattet:

    • Aufzüge können (wenn sie nicht zu groß sind) per Handkurbel bzw. Ablassventil bewegt werden, um Personen zu befreien.
    • Gebäude mit Aufzügen haben immer auch Treppenhäuser (= stromlos funktionierendes Ersatzsystem)
    • automatische Türen/Tore/Schranken haben in der Regel immer eine manuelle Notbedienmöglichkeit (für Laien nicht unbedingt ersichtlich, oder man braucht etwas Werkzeug)
    • Trinkwassernetze haben Hochbehälter mit einem Tagesbedarf an Wasser+Löschwasserreserve, der per Schwerkraft für Druck im Leitungsnetz sorgt. Bei Gebäuden die höher liegen als die Hochbehälter, setzt man (elektrische) Druckerhöhungsanlagen ein, in den unteren Etagen kommt das Wasser aber stromlos aus der Leitung)
    • öffentliche Abwassersammler entwässern ebenfalls per Schwerkraft, zumindest über Notüberläufe ist das immer gewährleistet (was in den Abwassersystemen auf privaten Grundstücken passiert, ist was anderes, Abwasserquellen, die unter dem Kanalspiegel des öffentlichen Sammlers liegen, dürfen dann halt nicht mehr benutzt werden, aber das merken die Betroffenen sehr schnell.
    • kritische Einrichtungen, die ohne Strom nicht funktionieren, sind an sich prinzipiell schon mit Notstrom versorgt, der vor Ort per Aggregat oder anderen Systemen erzeugt wird. Hier ist das Problem, dass die Durchhaltefähigkeit der Notstromquelle in vielen Fällen noch nicht ausreichend groß ist. Bisherige Anforderungen an Notstromsysteme lagen im Bereich von einigen Stunden bis zu einem Tag. Hier muss (und wird teilweise schon) nachgebessert. Der behördliche Digitalfunk in verschiedenen dt. Bundesländern wurde mit Notstromsystemen auf Basis von Systemen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen ausgestattet, der lt. Anforderungskatalog mindestens 72h Notstrombetrieb ermöglicht. Im Rahmen der Programme NIP (2013) und NIP II (2018) wurden knapp 700 Digitalfunk-Basisstationen in Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg damit ausgerüstet. Oftmals funktionieren vorgeschriebene Notstromanlagen nicht oder nicht mal über die vorgeschriebene Betriebsdauer. Das muss abgestellt werden, das ist Schlamperei und liegt häufig an Sparvorgaben der Geschäftsführung, vor allem bei renditeorientierten Einrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime). Da muss der Gesetzgeber ran. Ein Thema ist die Lagerfähigkeit von fossilen oder biologischen Flüssigkraftstoffen (Dieselpest), für das man Konzepte braucht (regelmäßiger Umschlag der Lagerbestände, chemische Zusätze oder neuartige/synthetische Kraftstoffe mit besserer Haltbarkeit). Vergleicht man den möglichen Schaden mit den Kosten einer Notstromversorgung, ist in den meisten Fällen die Notstromanlage das kleinere Übel. Man muss allerdings die Einrichtungsbetreiber direkt in die Haftung nehmen und sie zu Notstromvorhaltung zwingen.
    • Bei großtechnischen Anlagen, von denen ohne Strom ein große Gefahr ausgeht, sind heute schon mehrfach redundante Notstromsysteme vorhanden (Atomkraftwerke, Chemiewerke). Auch hier hapert es bisweilen an der Durchhaltefähigkeit der Anlagen, insbesondere sind Wartungsphasen kritisch. Wenn ich in einem Kraftwerk drei Notkühlsysteme habe und eines davon gerade wegen Wartung stillgelegt ist und dann ein weiteres System bei Stromausfall nicht anspringt, hängt die Notkühlfunktion am seidenen Faden. Das ist halt das Restrisiko. Die Notstromversorgung der Atomkraftwerke in Deutschland und der Schweiz ist allerdings recht solide. Es werden zum Antrieb der Generatoren 10- bzw. 20-Zylinder-Dieselmotoren verwendet, deren Motorsteuergeräte nach NATO-Standards strahlungsresistent sind (die Chips dazu gehen über meinen Schreibtisch). Typischerweise hat man drei große 6.000PS-Notstromgeneratoren (20-Zylinder) in normalen Betriebsgebäuden und zwei verbunkerte 3.000PS-Generatoren (10-Zylinder). Ein Generator genügt für die Aufrechterhaltung der Notkühl- und Überwachungssysteme. Die Motoren sind permanent vorgewärmt und können nach 14 Sekunden mit voller Leistung belastet werden.
    • Sollte es in einem Atomkraftwerk oder einer anderen Anlage mit radioaktivem Material zu einem Zwischenfall kommen, ist in D die Kerntechnische Hilfsdienst GmbH am Zug. Hier gibt es Spezialisten, die Arbeiten auch bei hoher Strahlenbelastung und kontaminierter Umgebung durchführen können. Deren Material ist in Seecontainern verlastet und kann per LKW aus dem eigenen Fuhrpark oder mit Bahntransport ins Einsatzgebiet gebracht werden. Dabei ist die Gruppe komplett autark mit Stromerzeugern bis 196kVA, ferngesteuerten Robotern (inkl. einem großen Hydraulikbagger), mobiler Einsatzzentrale, Erkundungsfahrzeugen, geländegängigen LKW und Logistikeinheiten (Küche, Büro, Umkleide etc. für 130 Einsatzkräfte) ausgestattet. Die Feuerwehren im Umfeld kerntechnischer Anlagen sind mit speziellen ABC-Zügen ausgestattet, die regelmäßig Strahlenschutzübungen durchführen. Ich gehe nicht davon aus, dass bei einem Blackout die Bedienmannschaft der AKWs nach Hause geht und die Anlagen sich selbst überlässt.

    In industriellen Großanlagen (z.B. der Chipfertigung meines Arbeitgebers) dienen Notstromversorgungen hauptsächlich dazu, die Anlagen kontrolliert herunterahren zu können. Fällt der Strom aus, übernehmen bei uns dezentrale USV nahtlos die Versorgung der kritischen Systeme, bis der 400kVA-Generator läuft. Der verbraucht bei 75% Last rund 60l Diesel pro Stunde. 1.000l stehen zur Verfügung, rechnerisch also gut 16h Notstrombetrieb. Das dient in erster Linie dazu, Schäden an den millionenteuren Großgeräten zu vermeiden und unkontrollierte Freisetzung von Gefahrstoffen zu verhindern.


    Das Hauptproblem bei einem allgemeinen Stromausfall ist die Gleichzeitigkeit. Es können (und werden) gleichzeitig sehr viele Notlagen auftreten.

    • In D gibt es allein über 600.000 Personenaufzüge. Wenn zum Zeitpunkt des Stromausfalls in 10% der Fahrstühle Personen sind, hab ich auf einen Schlag 60.000 Einsatzstellen zur gleichen Zeit. Es gibt aber "nur" 23.000 Feuerwehren. D.h. im Schnitt müsste jede Feuerwehr zeitnah drei Personenrettungen schon in Stunde eins nach dem Stromausfall durchführen.
    • Gleichzeitig werden aber dutzende wenn nicht hunderte Züge von Eisen-, U- und Stadtbahnen an blöden Stellen liegenbleiben (in Tunnels, auf Brücken, in Gefahrenbereichen). Der ICE-Tunnel bei Fulda ist fast 11km lang, Österreich hat sechs Eisenbahntunnels länger als 10km in Betrieb und bald kommt der Brennerbasistunnel mit 55km dazu: die Schweizer lächeln da nur milde (der Gotthard-Basistunnel ist 153km lang, der Lötschberg-Tunnel 88km) - aus solchen Tunnels spaziert man nicht eben mal zu Fuß raus. Die Bahnen haben für solche Havarien eigene dieselgetriebene Rettungszüge (davon gibt es in D sechs Stück) oder können mit anderen dieselgetriebenen Zügen die liegengebliebenen Züge erreichen und evakuieren. Oder man schleppt die Züge mit Dieselloks in den nächsten Bahnhof. Bei einem gleichzeitigen Anfall von z.B. hundert liegengebliebenen Zügen dürfte das aber mindestens 2 Tage dauern, bis alle geborgen sind. Und dann stehen 600 Zugpassagiere als displaced persons (DPs) in irgendeinem Kaff am Bahnhof und müssen versorgt werden.
    • Das Problem der DPs wird bei einem Blackout hunderttausende Menschen betreffen: Pendler auf dem Weg von oder zur Arbeit, Reisende, Urlauber, Dienstleister, Monteure etc. Die sind dann alle irgendwo, nur nicht zuhause.
    • MIt etwas Glück bekommt man die akuten Notlagen von Tag 1 weitgehend bewältigt, also Leute aus mißlichen Situationen befreit und keine akute Lebensgefahr mehr.
    • Gleichzeitig werden sich aber neue medizinische Notlagen entwickeln, etwa bei Patienten, die auf technische Systeme angewiesen sind (Beatmung, Dialyse) oder mit speziellen Medikamenten behandelt (Insulin) oder Spezialnahrung (Magensonden) versorgt werden müssen. Zum einen werden Beatmungs- und Dialyse-Anlagen nach und nach weniger verfügbar sein und Lieferketten bei Medikamenten und Spezialnahrung werden abbrechen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mit den Anbietern und Dienstleistern nicht mehr elektronisch oder telefonisch kommunizieren kann und ich dann z.B. Dialysezentren persönlich abklappern muss.
    • So etwas geht aber nur, wenn ich noch mobil bin (Auto, Kraftstoff). Die Verfügbarkeit von Autos wird mit jedem Tag abnehmen, weil ich nicht mehr tanken kann. E-Autos wären theoretisch autark, aber dann braucht man z.B. inselfähige Solaranlagen, die E-Autos laden können. Das gibt es bislang nur bei ein paar Freaks oder in Modellversuchen. Könnte aber in 5-10 Jahren sich weit verbreitet haben, dann wäre eine rudimentäre Mobilität weitgehend gegeben. Zumindest, wenn die Sonne scheint.
    • Liefer- und Fahrdienste werden sehr schnell ausfallen. Nicht nur im Onlinehandel (der ja sofort nicht mehr erreichbar sein wird), auch bei sozialen Diensten (Pflege, Essen auf Rädern) oder der Schülerbeförderung.
    • Kritisch ist auf alle Fälle die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Die muss schnell organisiert werden. Das sollte vorwiegend über die normalen Wege (Einzelhandel) abgewickelt werden. Die haben die Lagermöglichkeiten, die Infrastruktur und vor allen: dort sind schon Lebensmittel für den ersten Ansturm. Aus Kriegszeiten kennt man die Rationierung (Bezugsscheine, Lebensmittelkarten). Man wird so etwas einführen müssen, damit nicht Oberschlaumeier wagenweise Zeugs aus den Läden karren, das sie selbst in 10 Jahren nicht wegfuttern könnten. Deshalb wird man eine begrenzte Abgabe von Lebensmitteln pro Person machen müssen. Also kein offener frei zugänglicher Supermarkt, sondern Abgabe über einen geschützten Schalter (und wenn man provisorisch die Eingangstüren mit dicken OSB-Platten zubaut und nur ein paar Ausgabefenster vorsieht. Es würde auch keine freie Auswahl geben, sondern vorgegebene Sets z.B. für Alleinstehende, Familien, kleine Kinder usw. So wie das bei Tafelläden heute auch schon gemacht wird. Bevor man was bekommt, muss man sich registrieren und bekommt eine Bezugskarte, z.B. für eine Woche Gültigkeit. Darauf wird abgestrichen, was man bekommen hat. Verliert man die Karte, hat man Pech gehabt. Das war bei Lebensmittelkarten auch schon so. Geht nicht anders. Und man hat das Bezahlungsproblem erstmal gelöst. Das müssen Einzelhandel und Kommunen zusammen hinbekommen. Und ja, auch bei einem Blackout wird man ein Stromaggregat, einen Laserdrucker und einen Laptop zusammengestöpselt bekommen, um solche Bezugskarten gestalten und ausdrucken zu können.
    • Bei der Wasserversorgung muss man schauen, was geht. Im schlimmsten Fall müssen die Leute zur Wasserstelle hingehen. Wenn es in bestimmten Gebieten kein Wasser und sonst nichts gibt, dann werden sich die Leute auf die Beine machen müssen und in andere Gebiete gehen (Binnenflüchtlinge).

    Das ist so die Gemengelage. Ob nach zwei Tagen die ersten Atomkraftwerke überkochen, weiss ich nicht. Ich halte es für unwahrscheinlich, aber man kann es nicht völlig ausschließen. In Ländern mit sehr vielen AKW (Frankreich) oder Ländern mit sehr alten AKW (Belgien, Osteuropa) oder bei heruntergwirtschafteten Anlagen und niedrigeren Standards ist das Risiko natürlich höher. Statistisch haben wir in Europa hauptsächlich Windströmungen von West nach Ost (wegen der Erddrehung). Tschernobyl war allerdings ein Beispiel, dass Ausnahmen die Regel bestätigen: die Fallout-Wolke zog zunächst nach Westen und drehte dann direkt nach Norden ab, bevor sich die Reste der Wolke weit im Osten wiederfanden.


    Eine so starke dauerhafte Verseuchung der Umwelt nach einer AKW-Havarie, die das Land unbewohnbar macht, begrenzt sich auf einen Bereich von max. 150km in der Windrichtung, die beim Austritt der radioaktiven Partikel herrscht. Das ist schlimm genug, macht aber nicht ganz Europa unbewohnbar. Natürlich kann man sich Endzeit-Szenarien vorstellen, in denen aus allen AKWs auf dem Kontinent das ganze radioaktive Inventar bei beliebig drehenden Windrichtungen schön gleichmäßig verteilt würde. Dann müsste man um jedes AKW einen 150km-Radius ziehen und zur Sperrzone für Jahre bis Jahrzehnte erklären. Das wäre für geografisch kleine Länder (Benelux, CH) und Länder mit sehr vielen AKW (Frankreich) ziemlich doof, aber in Flächenländern mit wenigen AKW wie D kein Totalausfall, auch wenn man große Ballungsgebiete umsiedeln müsste.


    Parallel dazu gehe ich davon aus, dass alles dafür getan wird, eine Stromversorgung wieder hinzubekommen. Das kann auch dazu führen, dass bestimmte Bereiche recht schnell wieder versorgt werden können und andere auch nach längerer Zeit noch nicht. Je nach Schadensursache und -umfang. Dann muss man von diesen Bereichen aus nach und nach die anderen Bereiche aufbauen und bis dahin von diesen "Strominseln" aus versorgen und unterstützen.


    Sehr wahrscheinlich ist, dass Regionen mit lokalen Kraftwerken, die schwarzstartfähig sind, sehr schnell regional wieder ein Teilnetz versorgen können. Oder dass spezielle Sondernetze wie z.B. der Bahnstrom über eigene Kraftwerke entweder gar nicht vom Blackout betroffen sind bzw. rasch wieder online gehen können. Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage einiger Bundestagsabgeordneter im Januar 2020 geht hervor, dass in D 174 Anlagen mit Leistungen größer 10MW schwarzstartfähig sind und 26 Anlagen davon von den Übertragungsnetzbetreibern für den Netzwiederaufbau nach einem Schwarzfall vorgesehen sind. Es handelt sich überwiegend um Wasserkraftwerke sowie vereinzelt um Öl- und Gaskraftwerke.


    Die Aufgabe jedes einzelnen von uns sehe ich darin, sich selbst und sein Umfeld auf die unmittelbaren Auswirkungen eines großen Stromausfalls vorzubereiten. Dazu gehört natürlich das Notfallset "Gaskocher, Taschenlampe, Batterieradio, Getränke, Lebensmittel" dazu (kann man auch den Leuten einfach mal schenken oder ungefragt in den Keller stellen). Aber auch am Mindset sollte man arbeiten und andere anregen, die dann entstehenden Situationen mal durchzudenken ("Wie komme ich nachhause?", "Wie erreiche ich meine Kinder/Eltern/Großeltern", "Wie versorge ich meine Haustiere?", "Wie vermeide ich Risiken, um die Lage nicht zu verschlimmern?" usw.).

    Gleiches kann man auch am Arbeitsplatz durchspielen. Ein gepackter Rucksack mit Schlafsack, Taschenlampe, zwei Flaschen Wasser und einer Notration passt in jedes Auto und in jeden Büroschrank/Spind am Arbeitsplatz. Das verschafft einem deutlich mehr Handlungsspielraum, wenn einen der Blackout zur falschen Zeit am falschen Ort erwischt.


    Wer dann noch mehr tun möchte, kann sich ehrenamtlich in Vereinen oder Hilfsorganisationen engagieren. Das erweitert den Horizont und man vergrößert seinen Handlungsspielraum nochmal. Oder man engagiert sich (kommunal-)politisch, dann kann man noch mehr bewegen.


    Grüsse

    Tom

    Das mit SWIFT hat einen ganz banalen Hintergrund: die Europäer beziehen nach wie vor Öl und Gas aus Russland. Allein der Gas-VerkaufRusslands liegt bei einer halben Milliarde Euro - pro Tag. Ohne SWIFT müsste das in Bargeld oder mit Naturalien/Tauschgeschäften bezahlt werden. Ne Million Euro in 200er Scheinen wiegt 5,5kg, macht 2,75t Geld pro Tag, das man nach Russland bringen müsste.

    Tsrohinas: gefällt mir. Und da ist ja noch jede Menge Platz im Rack für weitere Pylontech-Kistchen. Meine vier US3000C sollen nächste Woche eintreffen. :) Die lösen dann vier Blei-Gel-Akkus ab, die langsam in die Jahre kommen (wurden 2005 aus einer BMZ ausgemustert, waren damals 5 Jahre alt - sind jetzt also 21 Jahre alt und noch erstaunlich fit).


    Überlege gerade, ob ich nicht vorgezogen mein Sparschwein plündere und weitere 4kWp Solarmodule ordere, das mit den Lieferketten dürfte in den nächsten Monaten ja nicht besser werden... Dann hätte die Insel auf der West- und der Ostseite unserses Dachs je 4kWp. Das würde gut mit den 14kWh des neuen Akkus harmonieren.


    Grüsse
    Tom

    CNN zitiert ein Mitglied des Geheimdienstausschusses, den republikanischen Senator Marco Rubio, wonach russische Luftlandeeinheiten den Flughafen von Kiew besetzen wollen:

    He added that Russian airborne forces are also working to “take control of the airport in Kyiv (so) they can fly in forces to occupy the (capital) city." A source familiar with the matter said the tweets were based on US intelligence being shared with Intelligence Committee members. (CNN)

    Eben war in SWR3 ein Telefoninterview mit einem Deutschlehrer in Kiew. Er war über Handy verbunden und sagte, er ist gerade dabei, das Stadtzentrum zu verlassen und steht im Stau, weil sehr viele die Stadt verlassen wollen. In der Stadt gab es zwischen 4 und 5 Uhr mehrere Explosionen/Einschläge. Der Lehrer meinte, dass die Leute hier annehmen, dass damit zunächst die Bevölkerung aus der Stadt getrieben werden soll - was wohl auch funktioniert.


    Auch bei Lwiw/Lemberg in der Westukraine wurden Explosionen gemeldet. Lwiw ist für viele Nationen zum Ausweichquartier für ihre Botschaften geworden.

    Den Abnehmer hat er bereits, China. Da soll es auch schon Verträge geben. Da sitzen wir am kürzeren Ast.

    Mag sein, aber dort bekommt er weder Dollars/Euros noch 2.000 davon für 1.000 Kubikmeter Gas.


    Wenn sich ein Rohstoff verknappt, werden Ersatzstoffe interessanter

    Not macht erfinderisch.


    Beim Dünger hatten wir bis eben ja eher das Problem der Überdüngung (Stichwort Gülleimport aus NL, die gegen Bezahlung auf unseren Äcker eher entsorgt denn als sinnvoller Dünger verwendet wurde) und daraus resultierend ein Nitratproblem im Grundwasser.


    AdBlue ist für den Betrieb eines Euro6-Motors nicht relevant. Tausende Trucker machen es täglich vor, dass man mit einem kleinen Zwischenstecker den AdBlue-Verbrauch auf null senken kann, den Motor stört das in keinster Weise. Es stimmen lediglich die NOx-Werte im Abgas nicht mehr. Bevor wir am AdBlue-Mangel in Europa abkratzen, dürfte eine Notverordnung/Ausnahmegenehmigung für die Abschaltung des AdBlue-Zwangs in den Motorsteuergeräten noch die kleinste Übung sein. Das lässt sich ja per Diagnoseschnittstelle rausprogrammieren (machen z.B. Vertragswerkstätten auf Wunsch bei Expeditions-Fahrzeugen, die außerhalb Europas unterwegs sind und dort keine AdBlue-Versorgung haben).


    Vielleicht bauen wir bald große Redox-Flow-Batterien oder stationäre Natrium-Ionen-Batterien in großer Zahl und stellen sie neben ebenfalls in großer Menge neu gebaute PV-Parks? Anstelle von düngerhungrigen Mais-Feldern für Biogasanlagen.

    Wenn wir (Europäer) das Gas-Drama durchstehen, dann ist das für Putin nur ein kurzfristiger Vorteil, danach muss er andere Abnehmer für sein Gas suchen, wenn er weiterhin Einnahmen aus dem Gas-Export haben will. Und die wird er brauchen.

    Medwedew droht via Twitternach NordStream-2-Aus mit Verzehnfachung des Gaspreises für die europäischen Kunden:

    German Chancellor Olaf Scholz has issued an order to halt the process of certifying the Nord Stream 2 gas pipeline. Well. Welcome to the brave new world where Europeans are very soon going to pay €2.000 for 1.000 cubic meters of natural gas,”


    "Bundeskanzler Olaf Scholz hat angeordnet, das Genehmigungsverfahren für die Gaspipeline Nord Stream 2 zu stoppen. Nun ja. Willkommen in der schönen neuen Welt, in der die Europäer schon bald 2.000 Euro für 1.000 Kubikmeter Erdgas zahlen werden."

    Du springst in deiner Argumentation nach Belieben hin und her: erst war es das Zählen der Raviolidosen im heimischen Vorratsschrank, jetzt soll der kommunale Krisenstab gleich auch alle europäischen Atomkraftwerke betreuen. Was bezweckst du damit? Dass jegliche Vorbereitung auf egal welcher Ebene auf einen Blackout ohnehin sinnlos ist, weil dir jedesmal noch eine Steigerung einfällt? Hört sich so an... Wenn ich jetzt die Notfallpläne von Kraftwerksbetreibern auseinanderdrösel, dann kommst du mit drohenden Meteoriteneinschlägen, wetten?


    Wir können mit dieser Einstellung jegliche Krisenvorbereitung bleiben lassen.


    Ich habe in meinem alltäglichen Wirkungskreis gottseidank kein aktives AKW mehr (seit Gundremmingen vom Netz ist). Was in Südfrankreich oder in Belgien in den AKW bei einem Blackout passiert, ist mir in meiner persönlichen und lokalen Krisenvorbereitung erstmal egal. Ich habe dort keine Einflussmöglichkeiten und sehe mich auch nicht direkt betroffen. Ich hoffe und wünsche es den Menschen dort, dass es da auch Leute mit Verantwortungsbewusstsein gibt, die auch in so einem Fall an einer Schadensbegrenzung im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitwirken und nicht davonrennen, weil sie daheim Konservendosen zählen müssen. Das ist ein für mich zu pessimistisches Weltbild.

    Ein europaweiter 14-tägiger Blackout ist was vollkommen anderes, es ist der wahrscheinlich nahezu sofortige Kollaps aller grundlegenden Infrastruktur.

    Ja, der Infrastruktur, wie wir sie kennen. Das hindert uns aber nicht daran, eine provisorische Ersatz-Infrastruktur aufzubauen. Das passiert in Krisen- und Katastrophengebieten der ganzen Welt, warum sollen wir bei uns nicht auch dazu in der Lage sein?


    Nach 3 tagen hast Du keinerlei Informationen, es gibt kein Geld mehr, vermutlich keinerlei Komminikationsverbindungen mehr, keine Einkaufsmöglichkeiten mehr, das Transportweswen kollabiert, die Trinkwasser und Abwasserversorgung.

    Das wird eintreten, aber das weiss man und kann bzw. muss es abfangen.

    - Informationen müssen von lokalen Stellen gesammelt, gesichtet und ausgegeben werden (Aushänge, Schaukästen, Durchsagen)

    - Bargeld muss durch Anschreiben/Wechsel oder eine provisorische Lokalwährung ersetzt werden. Oder Tausch-/Kompensationsgeschäfte. Oder Kauf auf Rechnung (z.B. Grundnahrungsmittel, die die Gemeinde bei Landwirten/Händlern auf Rechnung ankauft und den Bürgern ebenfalls auf Rechnung weiterverkauft).

    - Einkaufsmöglichkeiten wird es zumindest so lange geben, wie Waren in den Geschäften sind und Bargeld im Umlauf. Um Plünderungen und Diebstähle zu vermeiden, bietet sich ein Verkauf "aus dem Fenster" an. Also kein offener Laden, in den die Kunden nach Belieben reinkönnen.

    - Transporte bzw. privaten motorisierten Verkehr würde ich sogar weitgehend unterbinden, z.B. über eine Art Ausgangssperre. Nur in dringenden begründbaren Fällen. Das reduziert schon die Anzahl an Verkehrsunfällen. Wohin will man während eines Blackouts überhaupt, wenn man keinen dringenden Anlass hat?

    - Trinkwasserversorgung ist ein Thema, das über Wasserwagen, Notbrunnen oder netzstromlos funktionierende Wasserwerke (wir haben eins, das über ein kleines Laufwasserkraftwerk mit Strom versorgt wird und inselbetriebsfähig ist). Es wird halt unbequem werden, weil man nicht vor jedem Haus in jeder Straße eine Zapfstelle haben wird. Aber in Afrika läuft man auf dem Land auch mal 1-2km zu Fuß (oder mehr) mit nem Kanister oder zweien, um Wasser zu beschaffen.

    - Abwasserentsorgung funktioniert vielfach nach wie vor über Freispiegel-Kanäle, d.h. das Abwasser läuft von selber ab. Pumpstationen fallen natürlich aus, aber hier gibt es immer einen Notüberlauf, über den das Abwasser dann der Schwerkraft folgend abgeschlagen wird. Ist halt ne Sauerei, weil man dann die Brühe unaufbereitet in Vorfluter oder Sickerbecken laufen lässt. Mittelfristig ist das ein Hygieneproblem, wenn die Keimbelastung in den Gewässern ansteigt, weil die Vorfluter sie mit den ungeklärten Abwässern verschmutzen. Aber das passiert auch bei jedem Starkregen-Ereignis jetzt schon, dass die Kanalsysteme mehr Abwasser anliefern, als die Pumpen und Kläranlagen bewältigen können. Und dann läuft die Chose ungeklärt ab.


    Wenn es der Staat nicht schafft, Informationen zu geben (das kann auch rundheraus gelogen sein, jeden Lüge ist tausendmal besser als keine Information) hätte man in diesem fall ein wirkliches Problem. Wer soll es denn lösen?

    Der Staat sind in dem Fall dann "wir". Die Probleme müssen von der Basis her gelöst bzw. angegangen werden. Wir haben in unseren föderalen Staaten keine mächtige Zentralregierung, die im Notfall allen helfen muss (oder kann). Die kleinste handlungsfähige Einheiten unseres Staatswesens sind die Kommunen. Und die müssen in einem Blackout die "Staatsarbeit" leisten und ersetzen, das betrifft auch die Organisation der Hilfsarbeiten vor Ort, die Aufrechterhaltung der Ordnung, die Information der Bürger und auch deren "psychosoziale Betreuung".

    Aber ich nehme mal an, Du bist alt und cool genug, dass Dir die Mienung von 20-jährigen egal sein kann. Umgekehrt solltets Du Dir die Beleherungen, wie 20-jährige feiern sollen einfach sparen.

    Das sollte nicht belehrend rüberkommen. In der Festival-Realität beobachte ich einen ganz klaren Trend zu Vater-Sohn- bzw. Eltern-Kinder-Grüppchen, die gemeinsam zu Festivals gehen - ganz harmonisch die 50jährigen Greise zusammen mit den dynamischen 20jährigen. Und dabei lässt sich manchmal auch beobachten, dass die kränklichen 50jährigen die abendlichen Ausschweifungen besser wegstecken, wenn man sich am nächsten Morgen so umschaut. :winking_face:



    Wer sich über "gesunde Ernährung" auf dem Festival auslässt und seinen frisch gebrühten Gaskocher-Kaffee feiert (am besten im Wohnmobil-Wohnziommer zubereitet) und sich deshalb cool findet IST für 20-jährige peinlich.

    Da hast Du die Ironie-Tags nicht gesehen, mein Fehler, muss ich nächstesmal besser kennzeichnen. Mein Festival-Kaffee wird auf einem 20jahre alten Gaskocher gekocht, der auf der Wiese auf einer Kiste steht und in einer abgegriffenen Thermoskanne gereicht, die mindestens so alt wie der Kocher ist. Gepennt wird im Zelt oder im Auto oder in nem Wohnmobil, wenn verfügbar.


    was genau ist Eure Strategie, wie dieser Stromaufsall nach 14 Tagen eigentlich wieder verschwinden soll? Mit Suppenküchen verschwindet der Stromausfall nicht.

    Die "Suppenküchen" sind ein Baustein, die wenigen Ressourcen, die wir haben, um die Ursachen eines Stromausfalls abstellen zu können, frei zu machen, bzw. diesen Leuten den Rücken frei zu halten. Oder ist es dir lieber, die Leute von THW und den Netzbtreibern, Elektro-Fachfirmen etc. sind nach einem Stromausfall bis auf weiteres ausschließlich mit dem eigenen Überleben beschäftigt? Ich würde eine Aufgabenteilung auch in einer Blackout-Katastrophe bevorzugen. Ich gehe davon aus, dass man bei einem flächendeckenden Stromausfall ein Zeitfenster hat, in dem man handeln kann, bevor die Situation hässlich und unkontrollierbar entgleisen wird. Die Lageverschlechterung wird exponentiell mit jeder Stunde ohne funktionierende Infrastrukturen zunehmen.


    Im Katastrophenmanagement teilt man Katastrophen und deren Bewältigung in mehrere Phasen ein. Nach dem Ereignis hat man immer eine Chaosphase: es ist unklar, was genau passiert ist, wie ausgedehnt das Schadensgebiet ist und wie wieviele Menschen/Einrichtungen/Betriebe davon betroffen sind und wie stark.

    Es laufen erste Hilfsmaßnahmen an, die aufgrund des herrschenden Chaos noch unkoordiniert sind und nur punktuell ansetzen, oft auch an den falschen Stellen, einfach weil es noch kein Lagebild gibt. Deshalb wird die Lage erkundet und es werden Führungs- und Koordinationsstrukturen aufgebaut bzw. die noch vorhandenen Führungsstrukturen aktiviert (Leitstellen, Krisenstäbe, Lagezentren).

    Nach einiger Zeit geht es von der Chaosphase in die Ordnungsphase über: die Lage ist nun bekannt, ebenso die verfügbaren Ressourcen und man beginnt damit, die Schadensstellen abzuarbeiten.


    Gefürchtet sind dynamische Lagen, wenn weitere Schadensereignisse passieren (Nachbeben nach einem Erdbeben, die die Hilfsmaßnahmen stören) oder in der Großschadenslage durch die entstandenen Schäden lokal erneute Ereignisse eintreten (z.B. Stromausfall -> Aufzug bleibt stehen -> eingeschlossene Person erleidet nach Panikattacke Herzinfarkt oder wie 2011 in Fukushima: Kühlung der Abklingbecken fällt aus, Brennelemente überhitzen, setzen Wasserstoff frei -> es kommt zu einer Explosion, die das Reaktorgebäude zerstört).


    Für den Umgang mit einem Blackout gibt es sicher noch kein Patentrezept, aber das Bewusstsein, dass man den Umgang mit so einer Flächenlage vorbereiten und üben muss, ist mittlerweile da. So gibt es bei den Feuerwehren die Selbstalarmierung, die mit wachsender Zeitdauer umfangreicher wird (hier z.B. im Mustereinsatzplan für die Feuerwehren in Hessen, Seite 2). Alle freiwilligen Feuerwehren in D schulen sich im Betrieb einer so genannten "Abschnittsführungsstelle", man spielt dann sozusagen seine eigene Leitstelle, wenn in einer Flächenlage die normalerweise zuständige (und führende) Kreis-Leitstelle ausgefallen, nicht erreichbar oder überlastet ist. Hier eine Beispiel für eine "Standardeinsatzregel Abschnittsführungstelle" einer bayrischen Feuerwehr.


    Diese kommunalen Ersatzstrukturen aktivieren sich bei einer Flächenlage wie einem Blackout überall von selbst. Vermutlich mehr oder weniger leistungsfähig, mal dilettantisch improvisiert, mal professionell. Aber man hat dann in jeder Kommune diese Strukturen und kann in seinem lokalen Verantwortungsbereich zumindest grundsätzlich handlungsfähig bleiben bzw. werden. Bürger können Schadensereignisse melden und Hilfeleistungen können erbracht werden. Rechtlich unterstehen die Feuerwehren in D den Kommunen. Der Bürgermeister/die Bürgermeisterin ist gegenüber dem "technischen Einsatzleiter" weisungsbefugt bzw. kann diese Weisungsbefugnis an eine geeignete Person (z.B. BM-Stellvertreter) delegieren. Zusätzlich ist der BM der Vorgesetzte der Ortspolizeibehörde (aka Ordnungsamt) und kann Verfügungen aussprechen, die quasi "Gesetzescharakter" haben. Das Katastrophenschutzgesetz erlaubt zudem der Kommune und den Einsatzleitern zur Gefahrenabwehr in die Grundrechte von Bürgern einzugreifen (Unverletzbarkeit der Wohnung, Betreten und Benutzen von Grundstücken, Nutzen von Eigentum (Fahrzeugen, Geräten usw.), Beschränkung der persönlichen Freiheit etc.).

    Natürlich wird bei den lokalen Hilfskräften nach gewisser Zeit, je nach auftretender Einsatzhäufigkeit und -intensität eine Abnutzung eintreten, es werden Hilfskräfte und Hilfsmittel ausfallen und man wird Erholungsphasen und Reparaturen brauchen. Aber grundsätzlich hat man hier Ersatzstrukturen, die besser sind als nichts. Und im Gegensatz zu Naturkatastrophen wie dem Ahrtal-Hochwasser hat man es bei einem Blackout nicht mit zerstörten Infrastrukturen, kaputten Häusern oder Straßen und Brücken zu tun. Und es fallen auch nicht sofort tausende Obdachlose oder Verletzte an. Es fehlt ja zunächst "nur" der Strom.


    Die Stromnetze wieder hochzufahren ist dann Aufgabe der Stromnetzbetreiber und Kraftwerksbetreiber. Bei der Ursachenforschung können evtl. IT-Experten unterstützen, wenn man von absichtlichen oder unabsichtlichen Fehlkonfigurationen von IT-Systemen als Ursache ausgeht. Nur wenn es offensichtliche Zerstörungen von Infrastrukturen z.B. durch Sprengstoffanschläge o.ä. gab, können Hilfsdienste wie das THW in der akuten Lage helfen, aber auch nur das.


    Grüsse

    Tom

    ..komme gerade aus unserem "Haus der Vereine" von der Ortschaftsratssitzung zurück, das Vereinsleben hat hier schon einiges auf die Beine gestellt. Vielleicht leben wir tatsächlich hier in einer Filterblase, die bezüglich Zusammenhalt, Eigenveratnwortung und Selbstversorgung etwas besser aufgestellt ist. Vielleicht ist es auch die Mentalität der Älbler, hier hatte man jahrhundertelang unter widrigsten Bedingungen eher über- als gelebt und bei schlechten Ernten hat man noch im 19. Jahrhundert gehungert, als es andernorts schon sowas wie Wohlstand gab.


    Die Festival-Problematik der Generation EnergyDrinkn ohne vernünftige Ernährungsgrundlage ist mir auch schon aufgefallen. Die laufen dann an Tag zwei meistens auch schon wie Zombies rum, ohne sich extra schminken zu müssen. Dabei kann man sich mit genügend flüssigem Brot (aka Bier) und dem einen oder anderen Zyklopenspieß auf dem Hin- und Rückweg vom Infield durchaus reichhaltig und sättigend ernähren, ohne als Komplettausfall ein Festival im Koma zu verpennen. Wer aber meint, in praller Sonne mit Whisky-Cola oder ähnlichem Stoff "vorglühen" zu müssen... :winking_face: Und morgens geht nichts über einen frisch gebrühten Kaffee vom mitgebrachten Kartuschenkocher. Aber das lernt die U20-Generation noch (aber denen ist sowas wie Wacken mit dem headbangenden Ü50-Publikum tendenziell eh peinlich. Wir könnten ihre Eltern sein und da wirken diese Kids dann plötzlich spießig.

    Dass die Drohnen und Überwachungsflugzeuge auf flightradar24 zu sehen sind, ist mit Sicherheit Absicht.


    Auf thedrive.com gibt es eine Übersicht, was sich gerade rund um die und über der Ukraine an Überwachungsflugzeugen und -drohnen so tummelt bzw. eingesetzt wird.

    Und die Seite itamilradar.com monitort eigentlich den italienischen Luftraum, da aber Drohnen, wie die mit der Kennung FORTE11, von Italien aus starten, sind deren Aktivitäten auch erfasst.

    Leider ist aber häufig doch das Gegenteil der Fall. Sehr viele junge Singles unter 30ig, insbesondere urban lebend und mit gut bezahltem Job, haben nichts zuhause, die schaffen keinen einzigen Tag ohne Einkauf, Lieferdienst oder Imbiss-Stand mit Essen-to-go.

    Ist das den tatsächlich so? Bzw. kann man das auf sehr viele Leute verallgmeinern? Ich wüsste jetzt auf Anhieb keinen in unserem Umfeld, dem ich eine quasi leere Küche ohne jegliche Lebensmittel zutrauen würde. Mir kommt das wie ein Klischee vor, das, weil es scheinbar plausibel klingt ("Der moderne junge Städter kauft sich täglich sein Essen auf dem Heimweg.").


    Ich hab auch einige Jahre als Single in der Stadt gelebt, mir wäre das sogar lästig gewesen, jeden Tag auf dem Heimweg noch einkaufen gehen zu müssen, damit ich zuhause was zu futtern habe. Da hat sich relativ schnell eine Sammlung bequemer, nicht unbedingt gesunder, Essensvorräte von diversen Fertigpizzen über Nudeln, Tortellinis, Reis, Dosengerichte wie Chili con Carne usw. angesammelt. Dann hat man mal zusammen mit Freunden was gekocht oder sogar gebacken, schon hat man wieder ne angefangene Mehltüte, Linsen oder sonstwas mehr im Schrank. Ich werf doch nach jeder Koch-Aktion die angefangen Packungen nicht weg. Macht das heute der moderne Großstadtsingle? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Nur damit man immer schön leere Schrankfächer hat?

    Allein eine 1.000g-Packung Reis versorgt einen Single mit einer täglichen Mahlzeit für 8-10 Tage. Irgendeine Soße wird sich dazu auch finden, notfalls nimmt man Ketchup. Und Müsli wird auch nicht auf Tagesbasis 50g-weise gekauft. Da steht auch eine Kilopackung in jeder Küche. Und wenn die Milch alle ist, nimmt man Wasser, schmeckt zwar gewöhnungsbedürftig, geht aber auch. Selbst mit so einer mickrigen Ausstattung wie hier kommt man einige Zeit über die Runden.

    Um Sachen wie Reis zu kochen, braucht man beim Blackout halt nen Ersatz für den Elektroherd. Notfalls behilft man sich mit Teelichtern. Damit kann man sogar Brot backen. Bei kleinen Wassermengen reicht ein einziges (rechnerisch kann man mit dem Brennwert eines Teelichts 1,2l Wasser von 20°C auf 100°C erhitzen). Kennt man von den Stövchen für Teekannen, wenn nicht mehr viel Tee in der Kanne ist und die Brühe irgendwann anfängt zu kochen.


    Wenn jede Organisation ihr eigenes Süppchen kocht (!) hat man zig Varianten und wahrscheinlich einige nicht funktionierende. Wenn ich mir hier für die Talschaft, drei Orte, den Bedarf anschaue, komme ich auf zwei Feldküchen, grob pro 5000 Einwohnern eine Feldküche um grundlegend die Verwaltung und BOS zu versorgen, Bundeswehr mal ausgeschlossen, die haben hoffentlich ihr Zeug.

    Rein rechnerisch bedeutet alleine das schon 16000 Feldküchen auf 80 Mio Einwohner gerechnet. Wenn man ein halbwegs einheitliches Modell will wird das schwierig, der aktuelle Bundeswehrauftrag beträgt bis zu 400 Stück und ist damit schon der größte Auftrag der Firmengeschichte des Herstellers.

    Die Küchen sind doch schon da. Zwar nicht mobil wie Feldküchen, aber bei uns hat jede Dorfturnhalle eine respektable, voll ausgestattete Gastroküche, jedes Vereinsheim und jedes Kirchengemeindehaus ebenso. Die Gemeinschaftsschule hat eine Lehrküche und eine Kantine/Mensa, das Seniorenheim hat eine Profiküche, die Kindergärten und Grundschulen werden mit Mensen nachgerüstet (wg. der kommenden Ganztagesbetreuung). Selbst die Feuerwehrabteilungen haben jeweils ihren Vereinsraum mit angeschlossener Profiküche.


    Wenn ich da unsere 4.000-Einwohner-Gemeinde mit ihren drei Teilorten ansehe, dann komme ich auf:

    - 3 Großküchen in den Turnhallen, die jeweils 100+ Leute gleichzeitig versorgen können

    - 3 Sportheime mit jeweils eine Küche und Gasträumen für 50+ Personen

    - 1 Schulmensa an der Gemeinschaftsschule für 100+ Personen

    - 3 Kirchengemeindehäuser mit Küche und Saal für 50+ Personen

    - 1 Haus der Vereine mit Küche und Saal für 50+ Personen

    - 3 Feuerwehrgerätehäuser mit Küche und Saal für 30+ Personen

    - 1 DRK Ortsvereinsgebäude mit Küche und Raum für 20+ Personen

    - 6 weitere Vereinsheime jeweils mit mit Küche und Saal für 30+ Personen

    Macht in Summe über 1.000 Essen, die pro Schicht gekocht und ausgegeben werden können. Im Dreischichtbetrieb also über 3.000 Essen.


    Zusätzlich gibt es für große Feste die komplette Küchenausrüstung für Festzeltbetrieb und zusätzlich in mobiler Form auf einer Wechselpritsche verladen. Das hat sich die Vereinsgemeinschaft mal zusammen angeschafft. Damit können täglich tausende Essen zubereitet und ausgegeben werden. Ich bin selber in einem Oldtimerverein im Vorstand und wir planen gerade unser alle zwei Jahre stattfindendes Oldtimerfest - zu dem bei schönem Wetter jedesmal über 3.000 Besucher kommen. Die alle hungrig und durstig sind. Was auch gut so ist, denn allein durch den Essens- und Getränkeverkauf finanzieren sich die Vereine und können solche Veranstaltungen durchführen. Da wir glücklicherweise mehrere Metzger, eine Mühlengenossenschaft, eine Großbäckerei und eine Brauerei am Ort haben, dürfte auch die Versorgung mit dem nötigsten an Essen und Trinken auch komplett ohne externe Lieferungen längere Zeit möglich sein. Ohne Strom kann zwar nicht in der Großbäckerei gebacken werden, daber dafür gibt es ja vier intakte Holzofen-Backhäuser in den Orten. Bei unserem jährlichen "Hauptfest" werden jedesmal 1,6t Mehl zu Bauernbrot verarbeitet - von den Ehrenamtlichen der Vereine. Hier bräuchte man zeitweise Strom, um die große Teigrührmaschine anzutreiben, aber alles andere funktioniert stromlos.


    Ich gehe mal davon aus, dass das anderswo - zumindest im ländlichen Raum - vergleichbar ist: intakte und festfreudige Vereinslandschaft = jede Menge Küchen-Kapazität und auch Erfahrung im Zubereiten und Ausgeben von sehr vielen Portionen in kurzer Zeit. Die Zivilgesellschaft kann als Gemeinschaft durchaus einiges bewältigen, auch heute noch.


    Grüsse

    Tom