borath: interessant. Wobei ich mich bei 1-Mann-Selbsterfahrungen immer mit dem Zusammenhang von Ursache und Wirkung schwer tu. Man müsste sich vorher selber klonen und den Klon dann weiter normal ernähren, während man bei sich diese alternative Ernährung durchführt (oder umgekehrt), um einen Vergleich zu haben. Auch müsste der Klon wie ein Schatten immer da sein, wo ich bin, genau dasselbe tun, die gleichen Leute treffen, sich den gleichen Risiken aussetzen usw.
Einen nahezu vollständigen Rückgang an Infekten beobachte ich auch bei mir und meiner Familie. Auch mein Arbeitgeber sagt, dass der Krankenstand praktisch auf Null zurückgegangen ist, abgesehen von den Beschäftigten, die ernsthafte/chronische Leiden haben. Das führe ich aber auf die aktuellen Hygiene- und Abstandsmaßnahmen zurück.
Wir haben die sonnenarme Jahreszeit ebenfalls Vitamin D genommen (1x 1.000 i.E. alle 2 Tage), ansonsten versuchen wir uns ohnehin ausgewogen zu ernähren, viel unverarbeitetes Gemüse ("Rohkost"), mäßig Fleisch, Fisch, Nüsse.
Problem ist bei uns eher der Bewegungsmangel, der durch Homeoffice nicht besser geworden ist. Bei Sauwetter auf dem Crosstrainer herumpetten, kostet Überwindung, ich strampel lieber mit dem MTB durch die Landschaft, aber der diesjährige Jojo-Winter nervt und lässt die Lust am Outdoorsport sichtlich sinken.
Zur Eingangsfrage: wie hat die Pandemie eure Vorbereitung verändert?
Vieles hat sich bei uns bestätigt, vor allem das vorausschauende Reagieren auf die jeweilige Lage. Vieles in der Pandemie war absehbar: Bedarf an Schutzausrüstung, Desinfektionstmittel, Klopapier, Luftreiniger, Antigen-Schnelltests. Wir waren eigentlich immer der Meute um einiges voraus, weil wir die Sachen dann schon längst hatten, wenn andere sich um überteuertes Desinfektionsmittel beim Discounter balgen mussten.
Was sich bei meiner Vorbereitung verändert hat, ist das Vertrauen in den Staat, was den Bevölkerungsschutz betrifft. Ich bin grundsätzlich ein Optimist und tendiere eher zum Ausgleich als zur Konfrontation/Spaltung. Der Staat agiert als Katastrophenschützer erschreckend wirr. Das hätte ich so nicht erwartet. Nur ein Beispiel: wir Gemeinderäte haben heute(!) eine Handreichung vom Landratsamt erhalten, die den Infektionsschutz bei Sitzungen betrifft (1 Person pro 10m² Raumfläche, 5m Abstand vom Rednerpult, Dauer-Querlüftung oder geeignete HEPA-Filter in der Lüftungsanlage, Präsenz-Sitzungen nur, wenn unbedingt nötig, zwingend Selbsttests direkt vor der Sitzung, FFP2-Pflicht). Das muss man sich mal vorstellen - 1 Jahr haben wir schon die Pandemie, nun erst setzt sich das kleine 1x1 der Pandemiebekämpfung allmählich durch.
Generell verstört mich das beharrliche Ignorieren eindeutiger wissenschaftlicher Empfehlungen durch die staatlichen Entscheider. Wir haben allein in D 80.000 Corona-Tote bislang und noch kein Ende. Viele dieser Menschen könnten noch leben, hätte man gleich die grundlegenden Empfehlungen umgesetzt. Diese Menschen starben wegen staatlicher Untätigkeit.
Das ist für mich die wesentliche Lehre aus der Pandemie: der Staat kann(will) der Bevölkerung in Flächenlagen nicht helfen, verschlimmert durch seltsames Agieren die Lage eher noch. Da ich andererseits kein Freund von Einzelgänger-Fantasien bin, bedeutet das für mich, auf lokaler Ebene verstärkt soziale, auch in Krisenlagen belastbare Netze zu knüpfen und zu pflegen ("Dorfgemeinschaft") und sowas wie eine regionale Autarkie anzustreben. Zumindest was die Grundversorgung mit Essen/Trinken/Wetterschutz angeht, aber auch Kommunikation/med. Versorgung/Sicherheit. In den USA gibt es seit Jahrzehnten den Witz: "Was ist der unglaubwürdigste Satz überhaupt? - 'Ich bin von der Regierung und soll Ihnen helfen.' "
Wenn ich mir die Herausforderungen der nächsten Jahre vor diesem Hintergrund ansehe, kann einem da schon etwas bang werden. Blackouts, weitere Pandemien, Kriege bzw. aggressive Expansion (USA/China, NATO/RUS), Dürresommer/Vegetationssterben usw. Die Aufgaben werden nicht weniger und nicht einfacher.
Grüsse
Tom