Zitat von Noua;40119Wenn eine (egal welche) Krise eintritt über deren Ausgang man keine genaue Aussage treffen kann, z.B. Nahrungsmittelknappheit der nächsten 2 Jahre ungewiss und plötzlich 2 oder 3 Nichtvorsorger vor der Türe stehen.
Wie würdet ihr reagieren wenn Ihr gut vorgesorgt habt und 2 Jahre mit eurer Familie ohne Hunger überbrücken könnt??
Hallo,
ich denke, dass meine Verhaltensweise von der jeweiligen Situation abhängen wird, in der ich zum Zeitpunkt des "Besuchs" bin. Auch ist es ein Unterschied, ob der Besucher nur kurz einfällt, um seinen Hunger zu stillen und dann weiterzieht oder ob er sich für längere Zeit bei dir einrichten will (klassischer Flüchtling). Den marodierenden hungrigen "Freund" würde ich versorgen, wenn die Analyse der Situation ergibt, dass er mir überlegen ist. Dann plündert er mich zwar aus, aber meine Familie + ich überstehen den Besuch sehr wahrscheinlich unbeschadet.
Anklopfende Freunde für längere Zeit aufnehmen würde ich dann, wenn sie bereit sind, sich meiner "Stammesordnung" zu unterwerfen und mitarbeiten. Das kann u.U. sogar ein Gewinn an Sicherheit sein, weil man mehr "Manpower" bekommt, egal ob für Wachdienste, Beschaffungstouren oder Gartenarbeit.
Aber das hängt echt von den persönlichen Bedingungen ab: eine 2-Zimmer-Stadtwohnung, in der ein 3köpfige Familie versucht, von den gebunkerten Vorräten zu überleben, ist eh schon am Limit.
Lebt man auf dem Land in einem Altbau, vielleicht sogar einem alten Bauernhof, dann hat man meist jede Menge Reserven, was Wohnfläche, Gartenfläche etc. angeht. In unserem Fall könnten die obere Stockwerke der Scheune mit vergleichsweise wenig Aufwand mit bereits vorhandenen "Bordmitteln" rasch bewohnbar gemacht werden, die aufzunehmenden Freunde (bzw. Familienmitglieder, was eher mein Plan ist) müssten unter meiner Anleitung ihre "Wohnung" selber fertigstellen und jeder würde seinen Platz (und Job) auf dem Hof bekommen.
Generell halte ich einen 2-Jahres-Vorrat, an den ich mich ängstlich klammern muss, für die falsche Strategie. Eichhörnchen wären schon längst ausgestorben, wenn sie nur einen einzigen Wintervorrat anlegen würden. Auch könnte ein Eichhörnchen niemals seinen Vorrat gegen Räuber (aka Freunde) verteidigen. Seine erfolgreiche Überlebensstrategie ist Redundanz, es legt einige Vorräte an und hat somit eine sichere Chance, zu überleben, auch wenn der eine oder andere Vorrat aus welchem Grund auch immer, nicht mehr verfügbar ist.
Leute, wir sind in Europa doch in der verdammt komfortablen Situation, dass die zum soliden Überleben notwendigen Lebensmittel schon fast unanständig billig sind. Es sollte also kein Problem sein, sich an verschiedenen Orten großzügige Vorräte anzulegen, die lange haltbar sind. Die guten alten "Mormon Four" Getreide, Milchpulver, Zucker, Salz kosten selbst in Zentnermengen nur vergleichsweise geringe Beträge. Wir sind es halt nicht gewohnt, mehr als den Wochenbedarf einzukaufen und fühlen uns komisch, wenn wir mit 100kg Weizenkorn von der Mühle heimfahren. Zum Grundvorrat ein solider Wasserfilter von Katadyn und eine Getreidemühle und man ist die Vorratssorge erst mal los. Mit etwas Geschick und Pflege seiner sozialen Kontakte hat man auch die Möglichkeit, sinnvolle Vorräte z.B. bei den eigenen Eltern und Schwiegereltern, bei Geschwistern oder den eigenen erwachsenen Kindern unterzubringen. Man sollte halt nicht als waffenstarrender Bushcrafter auftreten, der schon von weitem signalisiert "ich hab einen an der Waffel, nennt mich Indiana Jones". Eher auf die raffinierte Tour: bietet Euren (Schwieger-)Eltern bei einem Besuch an, nen "Brotbacktag" zu machen, dazu mahlt ihr "live" das Getreide und backt nen Satz leckerer Brote. Für Kinder ein echtes Highlight und die Grossen werden das Brot auch mögen ("Wann backst Du mal wieder Dein leckeres Brot?" heisst es bei uns schon ...). Und schwupps hat man mal eben zwei Sack Getreide und ne Körnermühle bei den (Schwieger-)Eltern "vergessen", die anderen Grundvorräte fallen in einer Holzkiste mit "Backzutaten" dann auch nicht weiter auf... Nur so als Beispiel. Auf gleiche Art kann man sich seine Ausweichstandorte insgesamt previvaltechnisch aufmotzen: "Hallo Schwiegermama, ich hab Dir mal nen vernünftigen Spaten gekauft und Deine Gartengeräte repariert." Sie freut sich und Du hast gleichzeitig die Inventur bei ihr auf dem Hof gemacht und den Bestand auf Vordermann gebracht. Nach dem Tod des Schwiegervaters fiel mir eh die Rolle des "Mann im Haus" zu. Als erstes hab ich die kleine Bastelwerkstatt optimiert und aufgerüstet, so weiss ich, welche Gerätschaften und Möglichkeiten ich dort habe, selbst wenn ich nur mit ner Unterhose bekleidet dorthin flüchten müsste. Aber das ist ein anderes Thema: "Flexibilität bei der Vorratshaltung und Ausweichquartiere"
Grüsse
Tom