Hallo,
ein paar Tage Stromausfall zu überstehen, würde ich noch nicht als Autarkie bezeichnen, das sollte jeder halbwegs organisierte Haushalt hinbekommen.
"Echte" Autarkie wäre es, wenn man auf Dauer von externer Versorgung unabhängig ist. 100% Autarkie eines einzelnen Haushalts ist nie zu schaffen und kann IMO auch nicht das Ziel sein.
Unsere Zivilisation konnte nur durch Arbeitsteilung und Spezialisierung entstehen. D.h. wenn jeder den ganzen Tag damit beschäftigt ist, ausschliesslich sein persönliches Überleben zu sichern (durch Jagd, Gartenbau etc.), dann hat niemand Zeit, Wissen zu erwerben, weiterzugeben, Techniken anzuwenden, Infrastrukturen in Stand zu halten usw. D.h. unser Leben funktioniert nur, wenn es einerseits Leute gibt, die Überschüsse an Versorgungsgütern produzieren (Essen, Kleidung etc.) und andere, die wertvolle Fähigkeiten besitzen (Gesundheitswesen, Dienstleister, Kultur, Forschung etc.), an denen die Versorgungsgüterproduzenten Bedarf haben. Dann braucht man noch eine Währung, um Handel treiben zu können. Ohne das geht es nicht.
Autarkie kann dennoch gelebt werden: ein Dorf kann z.B. seinen Energiebedarf selbst decken. In meiner Nachbarschaft gibt es das "Energiedorf Suppingen", in dem ein Bürgerverein mehrere Windräder, eine riesige PV-Solarfarm und div. Biomasse-Heizanlagen betreibt. Die Ausbeute deckt den Bedarf von 7.000 Menschen ab.
Auch bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln kann weitgehende Autarkie erreicht werden, wenn man innerhalb einer Region zusammenarbeitet, z.B. so wie bei Alb-Dinkel. Hier arbeiten Landwirte, Mühlen und Bäckereien sowie Gastronomiebetriebe einer relativ kleinen Region erfolgreich zusammen.
Überhaupt ist ein Dorf in meinen Augen die kleinste sinnvolle Größe, ab der dauerhafte Autarkie überhaupt richtig Sinn macht. Erst in einem Dorf hat man eine Mindestanzahl von beruflichen Fähigkeiten, Handwerksbetrieben, Bauern aber auch Anbietern aus dem Gesundheitswesen, Finanz- und Bildungsbereich.
Noch was zu den Filtern:
Bei Aussagen zur Filterwirkung (Bakterien, Viren etc.) wäre ich generell skeptisch.
Zum einen muss man sich im Klaren sein, dass alles, was der Filter rausfiltert, ja nicht "weg" ist, sondern hochkonzentriert im Filter hängt. D.h. bei der Wartung von Filteranlagen muss man exterm sauber arbeiten, damit man die rausgefilterten Keime nicht "verschleppt". Keramikfilter werden gern mit einer kleinen Bürste zu gelegentlichen Reinigung geliefert. Aus Hygienesicht schon mal ein Problem. Man schrubbt damit (womöglich in der Küche!) die hochbelastete Filteroberfläche "sauber", erzeugt einen extrem belasteten Sprühnebel aus verkeimten Wassertröpfch und packt das kontaminierte Bürstchen nach Gebrauch ordentlich in den Besteckkasten...
Das andere Problem von Filtern ist der gefürchtete Filterdurchbruch. Durch eine undichte Stelle oder einen Riss gelangt plötzlich hochkonzentriert Filterdreck auf die "saubere" Seite, möglicherweise, ohne dass man es zunächst bemerkt.
Dann hab ich ein Problem mit Filtern, die in Kunststoffgehäusen stecken. Unterm Mikroskop sind Kunststoffoberflächen nicht glatt und hermetisch dicht. Eher sieht eine Kunststoffoberfläche wie ein Wald von oben betrachtet.. ideal für Schmutz, Mikroorganismen und Keime, sich dort festzusetzen. Ein Plastikgehäuse ist eigentlich nicht sauber zu bekommen.
Schließlich: die meisten Wasserfilter werden bei (für den Menschen angenehmen warmen) Temperaturen betrieben, bei denen die Vermehrungsbedingungen für Mikroben optimal sind. Da nützt eine Viren-Filterwirkung von "99,99%" wie beim First Need Filter nicht wirklich was.
Hygienisch akzeptable Trinkwasser-Filter, wie der Katadyn Expedition besitzen Gehäuse aus Edelstahl, lassen sich komplett zerlegen und sind hitzebeständig, damit man sie auch mal bei 134°C dampfsterilisieren kann.
Um Wasser mit Hausmitteln sauber zu bekommen, genügt es, das Rohwasser mit einem Sandfilter (gewaschener Quarzsand), der Schwebestoffe und Partikel (auch die "atomaren") zurückhält, zunächst vorzureinigen.
Das klare Wasser wird dann gesammelt, kühl gelagert und portionsweise erst kurz vor Gebrauch einige Minuten abgekocht. Wer Verdampfungsverluste vermeiden und den Energiebedarf reduzieren möchte, nimmt dazu einen Dampfkochtopf.
Muss man sauberes Wasser einlagern oder z.B. bei einer Flucht mitnehmen, würde ich zur Chlorung raten. Wobei man hier sehr sorgsam dosieren muss, zu stark gechlortes Wasser schmeckt absolut ekelhaft (noch lange bevor es durchs Chlor gifitg würde). Als gelegentlicher Wüstenfahrer stehe ich immer wieder vor dem Problem "fragwürdiges Rohwasser" - "Keramikfilter" - "Plastikkanister" - "hohe Umgebungstemperaturen". In unserm Reise-Unimog hab ich das so gelöst, dass das Rohwasser in 20l-Plastikkanistern gebunkert wird. Bei Bedarf wird hier gechlort. Unterm Waschbecken sitzt eine Druckpumpe mit nachgeschaltetem Katadyn-Keramik-Filter. Öffnet man den Wasserhahn, springt die Pumpe an, saugt Wasser aus einen Kanister, drückt es durch den Keramikfilter und dann fliesst es als Trinkwasser aus dem Hahn.
Grüsse
Tom