Beiträge von tomduly

    Gestern kurz der Talkshow von Caren Miosga zugeschaut: Finanzminister Lindner zum Thema 100 Mrd. Euro Sondervermögen der Bundeswehr: es soll bis 2027 aufgebraucht sein, ab 2028 werde der Etat des Verteidigungsministeriums dann dauerhaft von derzeit 50 Mrd. auf 80 Mrd. pro Jahr aufgestockt. Immerhin ein Zuwachs von 30Mrd. im Jahresetat.

    Meine Hardcore-Outdoor-Zeit mit dem Zelt in der Wildnis ist schon etwas her, aber das Zelt aus der Zeit gab es bis vor kurzem noch: Tatonka Sherpa Dome Plus. Das hatte ich mit einem Kumpel 5 Wochen auf Island im Einsatz, bei teilweise extremem Regen und Sturm. Im Vergleich mit anderen Island-Reisenden, die zeitgleich ihre Zelte im Sturm aufbauen mussten, gewannen die Geodäten immer gegenüber den Tunnelzelten, denn die stehen dann erst stabil, wenn sie abgespannt sind, das Kuppelzelt als Freisteher steht, sobald zwei Gestängebögen eingefädelt und aufgerichtet sind, dann reicht es, das Gepäck reinzupacken, damit es nicht als ganzes wegfliegt. Nachteil beim Sherpa Dome ist, dass das Innenzelt alleine aufgebaut werden muss (die Gestängeführung ist im Innenzelt) und das Außenzelt nur als Plane drüber gespannt wird. Das ist bei Dauerregen etwas blöd, weil man dann erst mal das Innenzelt wieder trockenwischen muss (Mikrofaserhandtuch), es trocknet aber nach eininger Zeit unter dem Außenzelt wieder.


    Mit 5,4kg ist das Sherpa Dome halt ein Klopper, nichts fürs Wandern, aber für eine Island-Radtour durchaus tauglich. Die 8.000mm Wassersäule sind angenehm und das Alugestänge ist sehr stabil, in der aufgespannten vorderen Apsis kann man problemlos kochen und das Gepäck lagern. Zu zweit macht sich dann die von Cephalotus erwähnte Teilbarkeit Innen-/Außenzelt bezahlt, so kann man die Lasten verteilen (einer das Gestänge und Außenzelt, einer das Innenzelt).


    Fürs spontane Zeltwochenende erlaube ich mir ein Discounter-Zelt von Aldi: Drei-Mann-Kuppelzelt in quietschgrün mit Fiberglas-Gestänge, für 29,99 Euro. Ist nichts spektakuläres, die Belüftung ist mäßig gut und ich wollte es auch nicht als lebensrettende Kapsel im Unwetter nutzen müssen, aber um die Kids ans Zelten heranzuführen und zwei Nächte darin zu verbringen, allemal ausreichend, recht kleines Packmaß und mit 3,9kg auch relativ leicht. Das liegt schon mal auf Verdacht mit im Auto. Wäre meiner Meinung nach auch ein Notfallzelt, das HiOrgs in Erdbebengebieten in größerer Stückzahl bevorraten könnten, um die nach einem Beben obdachlos gewordenenen Menschen, sehr schnell mit einem provisorischen Dach über dem Kopf zu versorgen.

    Im privaten Umfeld muss man die Vernichtung von Datenträgern sicher nicht bis zum äußersten treiben, zumal man ja - hoffentlich - seine persönlichen Daten verschlüsselt speichert. Wenn man dann auch noch seine Passwörter und Zugangsdaten immer wieder mal ändert, dann kann man gebrauchte ausgemusterte Festplatten/SSDs durchaus auch weitergeben, wenn man sie zuvor einmal komplett vollgeschrieben hat (z.B. mit h2testw). Die von Ben empfohlenen sicheren Löschprogramme der SSD-Hersteller kann man auch anwenden. Im privaten Bereich mit den eigenen Daten reicht das aus.


    Sobald man aber Daten anderer verarbeitet, fällt man in D unter diverse rechtliche Bestimmungen DSGVO, Datenschutzgesetz, HGB, BGB etc. Dann ist man als Datenverarbeiter möglicherweise nachweispflichtig, wenn es z.B. darum geht, Datenträger mit Daten einer Person auf deren Wunsch hin löschen zu müssen oder wenn die gesetzlichen Aufbewahrungspflichten abgelaufen sind.


    Das korrekte Vernichten von Datenträgern ist in der DIN66399 geregelt und da gibt es dann auch konkrete Vorgaben, wie mit elektronischen Datenträgern umzugehen ist, je nach Schutzklasse der Daten reicht die Spanne von "funktionsuntüchtig gemacht" bis geschreddert mit Partikelgröße 0,5mm²(!).


    DIN Sicherheitsstufen

    Wie kommst du darauf, dass es nicht ginge?

    Genau aus dem Grund, der auch im Heise-Artikel erwähnt wird: die Speichercontroller einer SSD haben Zugriff auf mehr Speicher als der Nutzer, um abgenutzte Speicherzellen abzuschalten und auf Reserveblöcke zugreifen zu können. Dieses wear leveling soll sicherstellen, dass die SSD für den Anwender innerhalb der Produktlebensdauer keine Datenverluste und auch keine Verringerung der nominellen Speicherkapazität erleidet. Dafür werden sehr häufig beschriebene Speicherblöcke "kaltgestellt" und dafür Blöcke aus der Reserve aktiviert. Diese ausgeblendeten Speicherblöcke sind für den Nutzer dann nicht mehr zugänglich, können aber sehr wohl noch lesbare Daten, die der Nutzer mal gespeichert hat, enthalten.


    Ich muss also dem Hersteller blind vertrauen, dass seine "Reinigungsprogramme" diese Speicherbereiche wirklich erreichen und auch löschen. Nachprüfen kann ich das nicht. Eine Statusmeldung "100% Speicher inklusive Reservezellen sicher gelöscht" sind zwei Zeilen Programmcode und kein Beweis, dass die Daten wirklich weg sind. Die Firmen, die Flash-Speicher-Laufwerke herstellen, stehen unter immensem Kostendruck und müssen ständig neue Produkte mit anderen Flash-Chips und größerer Kapazität auf den Markt bringen. Wer stellt sicher, dass ich eine ein paar Jahre alte SSD mit einem aktuellen Löschprogramm unter aktuellem Betriebssystem z.B. DSGVO-konform gelöscht bekomme? Zertifiziert mir das der Hersteller? Kann ich mich als Datenverarbeiter schutzpflichtiger Daten darauf verlassen? Glauben und Vertrauen sind zwei Dinge, die man bei Datensicherheit nicht anwenden sollte. Wer also wirklich sichergehen will, dass eine SSD keine lesbaren Daten mehr enthält, muss die Flash-Chips physikalisch zerstören oder zumindest beschädigen (einen zerbrochenen Die wird niemand mehr auslesen können).

    Löschen per Software mache ich bei USB-Sticks und Speicherkarten. Mit dem Tool h2testw. Das schreibt den verfügbaren Speicherplatz mit Prüfdaten voll und prüft anschließend, ob sie korrekt gelesen werden können. Ist eigentlich ein Prüfprogramm, um Sticks mit gefakter Größenangabe zu entlarven. Bei SSDs geht löschen oder formatieren nicht, weil der Controllerchip der SSD nicht sämtlichen Speicher für den Nutzer verfügbar macht (Reservespeicher für abgenutzte Zellen). Und das sind einige % der Gesamtkapazität. Da hilft nur mechanische oder elektrische Zerstörung.

    Man kann ein Tablet mit Wärme und einem Saugnapf öffnen. Und wenn es nur darum geht, den Akku rauszubekommen und die SSD bzw. Flash-Speicher freizulegen, kann man auch etwas brachialer vorgehen (und Displaybruch riskieren).

    Mal bei ifixit nach der Teardown-Anleitung für das passende Tablet-Modell schauen. Ist die SSD freigelegt möglichst mittig durch die Chipeghäuse bohren, dann trifft man den/die Chips am besten. Vielleicht ist das Speichermodul sogar gesteckt und lässt sich als ganzes entnehmen (z.B. M.2-SATA oder NVMe).

    Die Elektroschrott-Annahme freut sich auch, wenn man den Akku und das restliche Tablet getrennt anliefert.

    Gute Struktur. Ich würde sie vielleicht noch frei nach der Bedürfnispyramide sortieren, also alles Lebenswichtige ganz oben und nice to have weiter unten.

    Und vielleicht an jedes Thema noch ergänzend eine Einschätzung anfügen "kann ich alleine/mit Familienmitgliedern/Nachbarn/nur mit Profis".


    Ähnlich sind die kommunalen Katastrophenschutzpläne strukturiert, die sich meist wie ein "wer liefert was?"-Verzeichnis lesen. Firma X hat zwei Bagger, Firma Y einen Mobilkran, Firma Z kann 3.000 Mahlzeiten pro Tag kochen usw.


    Bei den wichtigen Punkten würde ich noch "Information/Lagebild" hinzufügen. Wissen ist Macht bzw. in einer Krisenlage kann es Leben retten.


    Und ein Punkt, der gerne übersehen wird: Führung.

    Wer trifft Entscheidungen, macht Vorschläge zur Vorgehensweise? Kann ich selber führen oder brauche ich jemand, der eine Richtung vorgibt und dem ich vertraue. Die zivilen Hilfsorgansisationen von Feuerwehr über die "weißen" HiOrgs bis zum THW sind alle mehr oder weniger streng hierarchisch organisiert mit klarer Befehlskette von oben nach unten. In der Praxis kann ein Befehl variieren von "A-F: Macht mal die Straße frei" bis zu "A und B: ihr nehmt Schaufel und Kreuzhacke, C die Schubkarre, D die Kettensäge, E fährt euch hin und F hält Verbindung zur Einsatzleitung". Aber es wird geführt, es gibt Stellen, die Vorgaben machen und sagen, was zu tun ist.


    im privaten Umfeld und bei spontaner Selbsthilfe gibt es zunächst keine Hierarchie, sieht man leider derzeit in Gaza nach einem Bombenangriff oder überall auf der Welt nach einem Erdbeben: hunderte Menschen stehen auf Trümmerbergen herum und zerren mit bloßen Händen an irgendwelchen Trümmerstücken herum. Unkoordiniert und hilflos. Organisierter gehen da z.B. die Weißhelme in Syrien vor, die man als eine Art Freiwilligen-THW im Stil der Ärzte ohne Grenzen bezeichnen könnte.


    Man sollte also auf seine persönliche To-Do-Krisenvorbereitungsliste auch das Thema "Führung" setzen: kann ich führen oder kenne ich jemand, dem ich das zutraue? Das können ja auch anlassbezogene Führungseigenschaften sein: "Du da ist evtl. Strom drauf, lass mich mal, ich kenn mich damit aus."


    In den vergangenen Krisen hat es sich ausgezahlt, wenn man es schaffte, "vor die Lage zu kommen" kam bzw. bestimmte Ereignisse und Handlungen vorwegnehmen konnte, weil man ein besseres Lagebild als die Gesamtheit der Bevölkerung hatte.


    Beispiel Corona-Pandemie: als absehbar war, was da in Wuhan und anderswo in China passierte und was gefragt war (Hygieneausstattung, Masken, Desinfektionsmittel), konnte man sich wochenlang in aller Ruhe mit dem Zeug eindecken. Dito bei der Energiekrise vorletztes Jahr: rechtzeitig den Brennstoff für die Heizung eingekauft, sparte einem eine Menge Geld: es gab Anfang 2022 Holzpellets für 200 Euro die Tonne und ein paar Monate später war man bei über 800 Euro. Dito bei Stromerzeugern.


    Oder Lieferketten: wenn absehbar wird, dass Containerschiffe nur noch mit Mühe oder gar nicht nach Europa kommen, dann wird alles wenige Wochen später knapp und teuer, was über diesen Weg geliefert wird. Vom E-Bike bis zum Fahrradreifen, Laptops, PCs, Monitore, Powerstations usw.

    Es gibt mal wieder eine LIeferung an die Ukraine: Generalmajor Freuding spricht in der Nachgefragt-Folge vom 5.4.2024 über die beim letzten Treffen der Ramstein-Gruppe bekanntgemachten aktuellen Lieferungen der BW bzw. Deutschlands an die Ukraine. Immerhin sind 290.000 Stück 155mm-Munition dabei, interessant auch die 5 mobilen 3D-Großdrucker zur Ersatzeilproduktion:


    Lieferungen.jpg


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    Verschiedenen Meldungen zufolge wurde eine radioaktive Quelle in der Nähe eines Strommasten gefunden, die indische "OneindiaNews" spricht von einem Leck einer "Radon Fabrik" und DailyMail aus England hat ein Video, das eine Person mit einem Strahlungsmesser in der Hand zeigt, mit einer Alarmschwelleb bei 0,45µSv und dessen Werte an einem Schutthaufen auf 5,99 µSv ansteigen, laut Meldung soll der Mann mit dem Messgerät gesagt haben, dass die Anzeige auf bis zu 20µSv angestiegen sei.


    State of emergency from NUCLEAR CONTAMINATION declared in Russian city
    A mystery radiation source was today 'removed and placed in a protective container' and 'transported to a radioactive waste storage facility'.
    www.dailymail.co.uk


    Gemeinsam bei allen Meldungen, die ich gesichtet habe, ist die Angabe, dass die erhöhten Strahlungswerte schon seit einer Woche bekannt waren und die Behörden so lange gebraucht hätten, um den Bereich zunächst abzusperren und dann das radioaktive Material einzusammeln und zu einer Lagerstätte für radioaktive Abfälle zu bringen.

    Schön (bzw. unschön), dass es anderen OsmAnd-Nutzern auch so geht. Die App scheint nicht gut programmiert bzw. nicht gut gepflegt zu werden. Die Speicherort-Festlegung "SD-Karte" ignoriert mein OsmAnd auch und ballert den Telefonspeicher mit den Kartendaten voll. Navigation mit der App ist ein Graus, längere Routen als 50km führen entweder zu ewigem Rechnen und eingefrorener App-Darstellung oder gleich zum Absturz der App. Habe auch das Gefühl, dass das Routing über zwei Karten hinweg nicht sauber funktioniert. Wischt und zoomt man auf der Kartendarstellung herum, um eine vergößerte Darstellung oder einen anderen Kartenausschnitt zu sehen, platziert man sich ständig den orangenen Luftballon wo hin und zerschießt einem die Streckenplanung. Ein Graus. Ich nutze die App mittlerweile nicht mehr. Da ist Google Maps um Welten intuitiver bedienbar, schnell und absturzfrei.

    warum ist die Manufaktur Fertigung besser/Billiger?

    Die Preise für Waffensysteme werden nicht vom Markt bestimmt, sondern von den Anbietern, die defacto ein Monopol haben. Und man kann die Preise nahezu beliebig festsetzen: ein Leopard 2 A4 hat laut Berliner Morgenpost seinerzeit 9 Millionen Euro neu gekostet. Die 2023 bestellten 18 Stück Leo 2 für die Bundeswehr kosten umgerechnet pro Stück 30 Millionen Euro.

    Die Branche hat es nicht nötig, eine Serienfertigung ähnlich einem LKW-Werk hochzuziehen (sehr große Investition, die sich über Stückzahlen amortisieren muss) und Material und Zulieferteile für eine Massenfertigung vozuhalten, sie verdreifacht einfach die Stückpreise und liefert pro Jahr eine handvoll Panzer. Gemütlich zusammengeschraubt in überschaubaren Fertigungshallen mit sehr viel Handarbeit. Die Kanonenrohr-Rohlinge für einen Schützenpanzer werden in meinem Nachbardorf von einem 20-Mann-Betrieb nebenbei gebohrt und liegen dann lose auf Holzpaletten in der Halle rum, nur so als Beispiel, auf welchem Niveau wir derzeit Rüstung produzieren.

    Polen bestellt jetzt.

    Ukraine braucht jetzt.

    Polen bekommen dann.

    Ukraine wird "dann" immernoch brauchen.

    Nach meinem Verständnis werden Bestellungen von der US-Industrie erst dann produziert, wenn sie von der US-Regierung genehmigt wurden.


    Die Ukraine wurde bislang aus Beständen des US-Militärs beliefert, also ohne Produktionszeit. Macht aus Sicht des US-Militärs ja auch Sinn: man gibt (alternde) Lagerbestände ab und bekommt selbst frische Ware von der Industrie nachgeliefert. So lang es Waffen und Munition in den US-Arsenalen gibt, die die USA abgeben wollen, kann die Ukraine daraus theoretisch ohne Zeitverzug beliefert werden. Wie man sieht, scheitert es derzeit vor allem an der politischen Patt-Situation in Washington. Die Europäer haben bislang ebenfalls überwiegend aus eigenen Beständen ihrer Streitkräfte geliefert. Nur sind die etwas kleiner, als die der USA, weshalb man bei uns überall am Knausern ist.


    Die Rüstungsbranche in Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer Volumenfertigung wie man sie noch in den 1980er Jahren hatte, verabschiedet und in eine hochpreisige Manufaktur-Fertigung (wenig Automatisierung, wenig Produktionskapazität) gewandelt. Unterm Strich für die Unternehmen besser, weil man so mit weniger Workforce mehr Geld verdienen konnte. Jetzt wollen die Europäer plötzlich mehr Ausrüstung, Waffen und Munition, zögern aber, eine taugliche Kriegswirtschaft hochzufahren. Stattdessen werden die Rüstungs-Manufakturen mit noch mehr Geld gebeten, bitte ein paar Panzer und Raketen mehr als sonst zu bauen.


    Aber was will man in Ländern wie Deutschland politisch erreichen, wenn laut Umfragen 50% der Bevölkerung gegen eine militärische Unterstützung der Ukraine und damit defacto Pro-Putin sind? Wir haben im Grunde die gleiche Patt-Situation wie die USA: dort sind die Demokraten für Freiheit und Ukraine-Unterstützung und die Republikaner sind gegen Freiheit und Bürgerrechte und pro Putin. Bei uns hat man eine schwächelnde Mitte-Links-Regierung pro Freiheit und Ukraine, eine orientierungslose konservative Opposition und einen aufsteigenden Anteil Populisten von Wagenknecht bis Höcke, die ebenfalls pro Putin sind.


    Keine gute Ausgangslage für ein "Wir hauen jetzt mal auf den Tisch, liefern der Ukraine alles, was sie braucht und ziehen die Russland-Sanktionen europaweit gemeinsam konsequent durch". Jedes Land in Mitteleuropa eiert erbärmlich herum. Die Osteuropäer sind näher am Problem dran, wüssten was zu tun ist, ihnen fehlt aber das Geld. Und Westeuropa ab Frankreich bis England lehnt sich zurück und ist auch nicht wirklich hilfreich, wenn man von ein paar Storm Shadows/SCALPs absieht.

    Nachdem Oberst Reisner den "Kalten Krieg 2.0" ausgerufen hat, verschieben sich in Europa die Schwerpunkte in der NATO-Verteidigungsplanung: war im kalten Krieg der 1950-80er Jahre das geteilte Deutschland das geplante Schlachtfeld für den Showdown zwischen Ost und West, so rüsten sich nun die Osteuropäer für diese Aufgabe: Polens Aufrüstung ist hinlänglich bekannt, Rumänien zieht jetzt nach. Deutschland bekommt in diesem Szenario die Rolle einer Logistik-Drehscheibe und muss die Nachschubrouten Richtung Osten sicherstellen.


    Rumänien bekommt ein "Ramstein":


    "Wenn dieses Tor fällt, dann fällt Europa": Größter Nato-Stützpunkt des Kontinents entsteht
    In Rumänien entsteht derzeit eine militärische Kleinstadt für Nato-Soldaten. Es ist ein Mammutprojekt, von dem sich das westliche Verteidigungsbündnis viel…
    www.t-online.de

    Wird dann nämlich spannend für den Milchmarkt

    Das ist in den USA vor allem Wasser auf die Mühlen der Rohmilch-Panik-Fraktion. So wie sich die Amerikaner vor euopäischem Rohmilchkäse fürchten, haben sie jetzt ein weiteres Argument, die Einfuhr solcher Produkte zu behindern. oder zu verbieten.

    Es ist ja nicht so, dass es auf Taiwan noch nie Erdbeben gegeben hat. Wenn die Märkte jetzt plötzlich "huch!" rufen, "da werden ja unsere Chips produziert", dann wäre ich etwas enttäuscht von den Finanz-Analysten. Die sind doch sonst immer so allwissend und abgeklärt.


    Traumgarten : hier siehst du die Umsatzverteilung des weltgrößten Chipherstellers TSMC nach Marktsegmenten. Demnach würde es bei einem Ausfall von Taiwans Chip-Produktion in diesen Bereichen eng werden:

    • Smartphones
    • HPC (high performance computing: Grafikkarten, KI-Chips, Cryptomining)
    • IoT (internet of things: alles, was "smart" und vernetzt ist: Funksensoren, Smartmeter, Smart Home Zeugs, Fitness-Uhren
    • Automotive
    • DCE (data center equipment): Chips wie Prozessoren für Netzwerke, Speichersysteme, Großrechner-CPUs

    Dürfte also generell ungemütlich werden. Es werden nicht ohne Grund gerade überall Chipfabriken hochgezogen. Aber weniger wegen Erdbeben, eher wegen Chinas Griff nach Taiwan.

    Die Diskussion führt uns nicht weiter. Für die den Polen zugesagten Luft-Luft- und Luft-Boden-Raketen und die an Israel gelieferten Bomben und Raketen braucht es die passenden Flugzeuge. Die hat die Ukraine derzeit gar nicht. Was die Ukraine aber hat, sind jede Menge Artillerie-Systeme 155mm und Raketenwerfer (HIMARS, MLRS, MARS) der Artillerie. Dafür braucht sie dringend Munition. Da nützt die Reisnersche Neiddebatte um luftgestützte Waffen für Polen oder Israel gar nichts. Darum geht es mir.

    Deutschland bezahlt jetzt an Tschechien 580 Millionen Euro für deren Munitions-Beschaffungs-Initiative. Immerhin. Die letzte große 155mm-Beschaffungsrunde haben übrigens die USA finanziert.


    Tschechische Initiative - Deutschland gibt knapp 580 Millionen Euro für Kauf von Artilleriemunition für Ukraine
    Deutschland will knapp 580 Millionen Euro zu einer tschechischen Initiative für den Kauf von Artilleriemunition für die Ukraine beisteuern.
    www.deutschlandfunk.de

    Habe den Eindruck, dass er da nicht ganz fair ist, wenn er behauptet, Polen würde jetzt Marschflugkörper bekommen und die Ukraine bekommt nichts.


    Polen hat im März 2024 von den USA die Genehmigung zum Kauf von 821 AGM-158B-2 JASSM (Luft-Boden-Raketen) erhalten.

    Im März 2023 hat Polen 800 Hellfire-Raketen (Luft-Boden-Raketen) in den USA bestellt. Kürzlich hat Polen außerdem die Zustimmung der US-Regierung erhalten für den Kauf von 745 AIM-120C-8 AMRAAM Luft-Luft-Raketen.

    Für keinen dieser Rüstungsdeals ist kein Lieferdatum bekannt. Defintiv jedenfalls nicht "jetzt".

    Deutschland hat übrigens auch eine Bestellung über knapp 1.000 Stück AIM-120C-8 AMRAAM platziert - im Sommer 2023.


    Es ist nicht korrekt wie Reisner die Zusage künftiger Waffenlieferungen an Polen mit der momentanen Nichtbelieferung der Ukraine in einen Zusammenhang stellt. Mit solchen Spielchen setzt Reisner seine Seriosität aufs Spiel.


    Es ist natürlich eine Hängepartie, dass der US-Kongress die 60Mrd. Dollar für Ukraine-Hilfen blockiert und dass die europäische Munitionsbeschaffung langsamer anläuft, als erhofft bzw. vollmundig versprochen. Die Ukraine wird sich wohl oder übel jetzt erst mal in die Schlamm-Phase Rasputiza retten müssen, was dann russische Vorstöße erst mal ausbremsen dürfte. Drohnenangriffe sind davon weniger betroffen, das gilt für beide Seiten.


    Wenn dann im Sommer die ersten F-16 aktiv im Einsatz sind, 60 Stück sind der Ukraine ja zugesagt, dann dürfte es auch für die Russen wieder härter werden, vorzustoßen. Zudem dürften dann auch die ersten neuen Lieferungen an Artilleriemunition in größerem Stil in der Ukraine eintreffen. Und wer weiß, wie sich die Drohnennagriffe auf russische Raffinerien auswirken. Wenn das stimmt mit den Destillationskolumnen, die die Drohnen KI-gestützt anfliegen und kaum reparabel sind, dann könnte die russische Kriegsmaschinerie irgendwann das "Wehrmacht-Syndrom" bekommen, nämlich dass sie trockenläuft.

    Blinken ist eigentlich keiner, der unüberlegt was sagt oder nicht sagt. Auch halte ich ihn für einen Unterstützer der Ukraine.

    Könnte mir vorstellen, dass die es nach wie vor die Linie der US-Regierung ist, der Ukraine alles zur Landesverteidigung im Wortsinn zu liefern, aber nichts für eine Vorwärtsverteidigung im Hinterland des Angreifers. Das mag für uns als Laien schwer nachvollziehbar sein, aber so lange die Ukraine diese Fern-Angriffe selber ganz gut hinbekommt, ist alles wunderbar und die USA liefern Putin keine Argumente, direkt gegen die US zu agitieren.

    Denn es dürfte Putin zwar nicht einfallen, direkt gegen die USA vorzugehen, aber Putins Vasallenstaaten könnten vom Kreml ermuntert werden, weiteren Blödsinn zu machen (Iran, Nordkorea).

    Welchen Aufwand es für die Hightech-Streitkräfte des Westens bedeutet, die Billig-Drohnen der Huthis abzuwehre, sehen wir ja derzeit. Bekämen wir noch ein paar solcher Brandherde serviert (Nordkorea könnte Südkorea angreifen), dann würde die westliche Verteidigungsfähigkeit bald überdehnt werden. Zumal mit einem Krieg in Korea die südkoreanische Wirtschaft massiv einbrechen würde (= keine Panzer mehr für Polen) und Lieferketten würden abreißen (Chips und Elektronik von Samsung).


    Die Amerikaner taktieren gerade überall, siehe auch das Verhältnis zu Israel. Und in 6 Monaten sind Präsidentschaftswahlen in USA. Da will man keine unkontrollierte Eskalation, nehme ich an.