ja, und ich teile auch Deine Besorgnis über die Entwicklung der Welt (Radikalisierung). Ich sehe auch mit aufmerksamer Wahrnehmung massive Veränderungen in den zwischenmenschlichen Reaktionen, und eine deutliche Abnahme der Fähigkeit, seine Impulse regulieren zu können (Hype-Tendenz). Würde man "die Gesellschaft" als Ganzes wie einen einzelnen Patienten diagnostizieren, käme dabei eine auffällige Übereinstimmung mit dem Symptombild der Borderline-Störung heraus. Also Instabilität im Selbst- und Weltbild, zunehmende Unfähigkeit zur Impulssteuerung, Allianzensuche statt echter Beziehungen (mit dem ganzen Problemkreis des Beziehungsverschleiß) und steigende Gefahr des Verwechselns von inneren eigenen Gedanken mit der tatsächlichen Realität (Psychose).
Solltest Du bei dieser Aufzählung zu dem Gedanken kommen, dass man mit diesen "Fähigkeiten" sogar amerikanischer oder türkischer Präsident werden kann, dann würde das nur die Bedeutsamkeit meiner wachsamen Besorgnis verdeutlichen.
Aber in der Philosophie einer solchen "Diagnose" läge auch der Ansatz für eine Intervention! Nämlich "aussteigen" aus der Denkweise und "alternativen Realität" solcher Psychotiker. Und das bedeutet, "nicht mitspielen"! Aber zugleich aufpassen, dass man sich nicht rein ziehen lässt in deren Spiel. "Nicht mitspielen" fängt schon mit der Entscheidung an, in welche Szenarien ich mich gedanklich rein begebe. Meine Reaktion darauf werde ich ausstrahlen, ob ich will, oder nicht. Und prompt bin ich mitten drin im Spiel, ein "Ping-Pong" beginnt, wo andere die Spielregeln (über mich) festlegen.
Ich weiß, auch Psychotiker können die Grenzen des internen Spiels verlassen und Personen oder Dinge ihrer Aussenwelt physikalisch mit in ihren Wahn reinziehen, wie z.B. auf dem Bahnsteig in Frankfurt oder bei Anschlägen in Fußgängerzonen. Nicht immer ist die Kraft der eigenen Gedanken und Entscheidungen auch ein Garant dafür, nie und niemals reales Opfer von Straftaten zu werden. Dieses Restrisiko bleibt, und kann im Einzelnen tödlich sein, darüber bin ich mir (auch für mich selbst) im Klaren.
Aber ich frage mich, ob es nicht viel "tödlicher" für mein sonstiges Leben sein wird, wenn ich mich in die dunkle Realität von Psychotikern um mich herum hinein ziehen lasse und die Helligkeit meines Lebens im Hier und Jetzt verpasse ... und daher im Grunde genommen eigentlich jetzt schon "tot" bin.... Schwierige Frage, schon fast philosophisch. Ich kann Dir die Antwort darauf daher leider auch nicht abnehmen.
LG Gode