Ist das den tatsächlich so? Bzw. kann man das auf sehr viele Leute verallgmeinern? [...]
Soweit ich das mitbekommen habe, bist du doch auch ein reger Festival-Gänger... ich jedenfalls komme gerade auf den kleinen 500 - 800 Besucher-Veranstaltungen wie z.B. dem Bavarian Battle bei Mühldorf oder dem Storm Crusher in der Oberpfalz schon mit dem einen oder anderen ins Gespräch - spätestens, wenn wahlweise der Kocher für Kaffee oder der Grill angeworfen wird
Gerade die jüngeren Besucher sind regelmäßig geradezu entsetzt, wie "schlecht" doch die Versorgungslage auf dem Gelände ist, wenns nur 2 Freßstände mit Pizza- und Steaksemmel/Pommes-Stand und an Getränken halt Bier, Bier, Biermischgetränke, Cola, Wasser und zwischen 14 und 16 Uhr auch mal Kaffee aus der Pumpkanne gibt.
Wenn man dann nachfragt, warum sie sich als ~10-Personen-Camp nicht einfach selbst versorgen, hat zum einen kein einziger überhaupt einen portablen Kocher/Grill etc. im Besitz, zum anderen wäre dafür und für Nahrungsmittel ja auch so gar kein Platz mehr in den 8 Autos der Mitcamper gewesen. Klar, es muss ja eine Riesenanlage zur Campground-Beschallung, der prall gefüllte Bierkühlschrank und das 3,5 kvA-Aggregat vom Papa nebst Sprit für 24 Stunden durchgehender Stromvollversorgung von Smartphones, der Anlage und dem Kühlschrank, dazu noch ein Monster Pavillon mit 30 Personen-Fassungsvermögen sowie mindestens 4, 5 Biergarnituren zum sitzen mit... für die eigene Versorgung an Essen und Getränken wird sich da sehr oft rein auf das verlassen, was der Veranstalter so an Caterern aufbietet.
Manche sind gar der Meinung, es könne ja wohl mal einer am Tag losfahren und den Campbedarf im örtlichen Supermarkt decken - dass der allerdings auf den zwei genannten Festivals jeweils mindestens 15 Autominuten entfernt ist, darüber wird sich dann auch noch aufgeregt, Schema "zuhause gehe ich in einen von 3 Supermärkten in meiner Nachbarschaft wenn ich was brauche, manchmal auch 5 mal am Tag". Selbst den Versuch, eine Bestellung beim Griechen zwei Dörfer weiter aufzugeben und sich das dann aufs Festival liefern zu lassen, habe ich schon mitbekommen...
Beim BBOA habe ich ein 1-Auto-2-Personen-Camp aber halt neben unserem Zelt noch Sonnensegel, Brüllwürfel, Tisch, Stühle, Grill, Kühlbox und Kocher nebst ausreichend Futter und Alk/Non-Alk für 2 Personen dabei; beim SC sind wir eine Gruppe von 8 - 15 Personen und jeder trägt seinen Teil zur Infrastruktur, dem Getränkebedarf und den Nahrungsmittelbefindlichkeiten der einzelnen Teilnehmer bei - sogar ohne Stromaggregat, obwohl durchaus mehrere vorhanden wären.
Und noch jedes Jahr ernteten ich bzw. wir von Besuchern unserer Camps erstaunte Blicke und gar nicht mal so selten Kommentare in die Richtung "ihr seid ja super aufgestellt, sowas muss ich mir auch mal kaufen, das könnte ja auch zuhause bei Stromausfall nützlich sein..." und auf den Hinweis aufs BBK kommt "wie, da gibts eine Organisation in DE, die Broschüren mit Nahrungsmittel- und Gadget-Listen anbietet?"
[...] Ich hab auch einige Jahre als Single in der Stadt gelebt, mir wäre das sogar lästig gewesen, jeden Tag auf dem Heimweg noch einkaufen gehen zu müssen, damit ich zuhause was zu futtern habe. [...]
Ich schon auch, mitte der 1990er, zwar "nur" zur Lehre, aber da ist wenig Unterschied zur Studentenbude. Selbst da gabs schon 1 (in Worten: einen!) Pizza-Lieferdienst in meiner städtischen Umgebung, wenn damals auch die Supermärkte wochentags "schon" um 18 Uhr die Schotten dicht gemacht haben.
Und heute? In Bayern haben die Supermärkte inklusive Dorf Mo - Sa bis 20 Uhr offen, in Niedersachsen sogar bis 22 Uhr. Und selbst in einer mittleren Kleinstadt hat man nun wohl locker die Auswahl zwischen (Schätzung) 20, 30 verschiedenen Lieferdiensten, da ist von Asianudeln bis Zaziki alles dabei - inklusive Regional, Bio, Vegan, Vegetarisch und Fleischgericht weltweiter Coleur.
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Die Küchen sind doch schon da. Zwar nicht mobil wie Feldküchen, aber bei uns hat jede Dorfturnhalle eine respektable, voll ausgestattete Gastroküche, jedes Vereinsheim und jedes Kirchengemeindehaus ebenso.
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Ich gehe mal davon aus, dass das anderswo - zumindest im ländlichen Raum - vergleichbar ist: intakte und festfreudige Vereinslandschaft = jede Menge Küchen-Kapazität und auch Erfahrung im Zubereiten und Ausgeben von sehr vielen Portionen in kurzer Zeit. Die Zivilgesellschaft kann als Gemeinschaft durchaus einiges bewältigen, auch heute noch.
Mit Neid habe ich deine obige Liste gelesen... wir sind (mit Eingemeindungen) zwar "bloß" ein 3'000 Einwohner-Dorf, nur mit bzw. ohne:
- 0 Großküche in der einen baufälligen Turnhalle
- 1 Sportheim mit Miniküche dafür Bierschankbetrieb/Lizenz und Gastterrasse für 30 Trinker
- 0 Schulmensen an Grundschule und Kindergarten
- 1 Kirchengemeindehaus mit Kaffeeküche (kleiner als meine eigene), Saal für 50+ Personen
- 0 Vereinsgebäude (die Vereine waren immer nur in bestehenden und zum Teil längst aufgelösten Gastwirtschaften angesiedelt)
- 2 Feuerwehrhäuser ohne Küche, bzw. nur mit Kaffeemaschine, Mikrowelle, Wasserkocher und Sitzecke ausgestattet
- 1 Wasserwachtsortsverband vom DRK, im Freibad gibts immerhin einen Kellerraum für die Tauchanzüge und einen Verletztenversorgungsraum mit Waschbecken (Freibad=Sommermonate)
- unser Seniorenheim hat einen Caterer, und einen Vertrag mit einem 2.ten, falls der erste ausfällt, ansonsten steht immerhin noch eine Mikro und ein Wasserkocher im Aufenthaltsraum des Personals
Auch da scheint es mir, als würdest nun du von deiner (wirklich hervorragenden!) örtlichen Situation auf ganz BaWü oder gar Deutschland schließen
Ich nehme mich da im Bezug auf die persönliche Wahrnehmungsblase selbst übrigens auch nicht aus - immerhin ist z.B. mein Camp-Umfeld vom SC gut aufgestellt (gleich und gleich gesellt sich gerne), hier im Forum sowieso und auch meine beste Freundin aus dem Nachbarort hat eine Speisekammer, mit der sie deutlich mehr als die 14 Tage über die Runden kommt.
Aber dann gibts neben den oben angerissenen Festival-Erlebnissen halt auch meine zwei Nachbarinnen direkt hier aus dem Haus, die keine Woche ohne Einkauf überstehen - trotzdem, dass ich just 2 Monate vor Corona jeweils die BBK-Broschüren verteilt hatte, Besserung bis auf weiteres nicht in Sicht