Mit Null externer Infrastruktur ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Da jetzt ins blaue Planen ufert sicher sehr schnell aus.
Ich wähle jetzt mal ein Szenario welches ich mir in Mitteleuropa noch einigermaßen vorstellen kann (außerhalb vom kompletten SHTF...)
- Weiler in den Bergen, wenige Häuser, nur eine Zufahrtsstraße
- durch Unwetter Straße zerstört, kein Flugwetter
- zumindest lokaler Stromausfall, Kommunikation gestört
- Gelände so dass auch Bergrettung etc. nur zu Fuß alarmiert werden kann und auch zu Fuß kommen müsste. Vielleicht wegen Lawinen gar kein Durchkommen
Erst mal blöd gelaufen. Trotzdem kann ein großer Teil der "Notfälle" sicher noch ohne eigenes Lazarett bewältigt werden, ich sag mal bis zu einem patienten der intensivere Überwachung/Maßnahmen benötigt. Werden es mehr, dann ist womöglich eine zentralere Behandlung sinnvoller. Was brauchen wir nun?
- erstmal Raum (am besten festes Gebäude, notfalls Zelt)
- Heizung
- Strom (Licht, Geräte)
- Wasser/Abwasser (Toilettengang bei bettlägerigen vielleicht nicht möglich...)
- Krankenbetten (das normale Feldbett reicht womöglich nicht aus)
- Verpflegung
aber angenommen das haben wir jetzt mal grob abgedeckt, was kann ich mir vorstellen zu behandeln (5 Tage wären für mich in dem geschilderten Szenario mal eine Hausnummer)
- TRAUMA: normale Schnittverletzungen gehen wahrscheinlich gut, Sehnenverletzungen eher schwierig, größere Gefäße zusammenflicken stelle ich mir eher kritisch vor (wenn Volumenersatz noch reicht, Blutkonserven werden eher schwierig). Knochenbrüche kann man sicher soweit behandeln dass eine Ruhigstellung da ist, vieles wird auch gut verheilen. Komplizierte Brüche, mit OP, nageln etc eher schwierig, da muss dann - wenn möglich - später nachgearbeitet werden oder es ist mit dauerhaften Einschränkungen zu rechnen.
- INTERNISTISCH: Ich geh jetzt mal von den Herzgeschichten aus. Eine OP wird eher ausscheiden, also stabilisieren soweit möglich und engmaschig überwachen. Beim großen Infarkt ist es wohl einfach aus, sonst Sauerstoff, entsprechende Medikamente, Überwachung und Diagnose, dazu ist natürlich bei manchen Dingen ein Defibrillator sinnvoll.
- INFEKTION: Egal ob Wundinfektion, Magen/Darm Keime usw. ausreichend Basismaterial, Infusionen, Medikamente und erstmal Wundreinigung. Bei leicht übertragbaren Sachen auch an Abschottung zwischen den Betten und ausreichend Schutzmaterial denken.
- SCHMERZEN: man kann sich viel organisieren, in dem Bereich wird es aber sehr schnell in den BTM Bereich gehen. Und wenn wir dabei sind, Beatmung/Intubation (notfalls gibt es auch andere Hilfsmittel, weiß jetzt aber nicht ob die längere Zeit gehen)
bin auch bei der Meinung, alles was "großen" OP braucht und das meiste was sonst intensivmedizinisch läuft ist utopisch. Schienbeinbruch, Traumen ohne groß zerfetztes Gewebe oder Beteiligung der Körperhöhlen können machbar sein. Rhythmusstörungen, eine Herzinsuffizienz kann man vielleicht auch soweit stabilisieren bis Hilfe eintrifft. Noro Virus, Cholera usw. wird man wahrscheinlich auch am Leben erhalten können. Bei dem was darüber hinausgeht wird es meiner Meinung sehr schwierig. Es gibt zwar Berichte über erstaunliche OPs und Erfolge unter abwegigsten Bedingungen, allerdings fehlen die berichte zu den nicht erfolgreichen Aktionen - und es fehlen Ärzte die unter solchen Bedingungen gelernt haben.
Vom Herangehen her würde ich erst an den Umgebungsbedingungen arbeiten, die eine sinnvolle Behandlung möglich machen, und dann von der normalen Erstangriffsausstattung aus hocharbeiten, also Notfallrucksack, AED mit EKG (wenn das Wissen da ist mit manuellem Modus), Beatmungsplatte. Verbandsmaterial, Immobilisation, Infusion und Medikamente großzügig aufstocken.
Interessantes Gedankenexperiment, mal schaun was noch alles an Ideen kommt.