Nur 40 Minuten bis zum Blackout - Ein Comedian nimmt sich ein ernstes Thema vor
Der Kabarettist Vince Ebert verharmlost angesichts der Gefahren des Klimawandels und der Energiekrise nichts, dennoch liefert er mit seinem neuen Buch "Lichtblick statt Blackout" ein Gegengewicht zur Radikalität und Weltuntergangsrhetorik der Klimabewegung. Ein besonderer Reiz beim Lesen entsteht dadurch, dass der Autor als studierter Physiker und Comedian sein auf der Bühne erprobtes Handwerkszeug einsetzt, indem er Erkenntnisse aus Naturwissenschaft und Technik mit Humor kombiniert. Dieses Rezept funktioniert vor Publikum ebenso wie in Buchform. Seine Argumente serviert Ebert mit allerhand Pointen, was die schwere Kost leicht verdaulich macht, ohne ihr den geistigen Nährwert zu nehmen. So konterkariert er etwa den in Deutschland populären Allmachtsanspruch, das Erdklima gradgenau kontrollieren zu wollen, mit der ebenso deutschen Überforderung beim Bau des Berliner Flughafens. Ebert argumentiert, dass Probleme nicht durch große Utopien gelöst werden, sondern durch kleine Verbesserungen im Detail: "Die Sumerer erfanden das Rad, die Babylonier die Metallverarbeitung und der Baden-Württemberger den Bausparvertrag. Ohne Erfindung der Glühbirne müssten wir heute noch bei Kerzenlicht Netflix schauen." Ein zum Argument passender Gag fehlt selten.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Mark Fehr lässt sich vom Physiker und Comedian Vince Ebert die Widersprüche der Energiewende erklären und hat Spaß dabei. Dass der Autor weiß, wie sich gute Argumente und Pointen verbinden lassen, kommt dem Buch laut Rezensent zugute. So gelingt Ebert ein Gegennarrativ zur Weltuntergangsrhetorik, meint Fehr, und ein erstaunliches alternatives Plädoyer: Mit dem Klimawandel leben! Anstatt das Klima kontrollieren zu wollen, sollen wir uns an den Klimawandel "anpassen", so der Autor, so Fehr. Wie einseitig die Energiedebatte oft ist, kann Ebert dem Rezensenten überzeugend vermitteln. Quelle: © Perlentaucher Medien GmbH
Vince Ebert stellt die richtigen Fragen, damit wir als menschliche Gesellschaft (nicht nur, aber insbes. in Deutschland) vorankommen - und nicht zurückgehen in eine Zeit, in der keiner leben möchte, wenn sie oder er diese Zeit erlebt hätte. Das Buch hat einen ähnlichen Auftrag wie die Sesamstrasse: "Wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt (und nur glaubt), bleibt dumm!"
Der Autor hinterfragt gekonnt, sachlich und fundiert die Glaubenssätze der Klima-Apokalyptiker, ohne den Leugnern des Klimawandels und Verschwörungstheoretikern Argumente für deren abstruse Theorien zu liefern. Wahrscheinlich ist es der Ernsthaftigkeit des Energiethemas und der z.T. verfahrenen öffentlichen und medialen Situation geschuldet, dass dieses Buch nicht ganz so witzig ist wie frühere Bücher des Autors. Trotzdem: 5 Sterne plus einen Extrastern für den Mut, Dinge anzusprechen, die nicht dem allgegenwärtigen Meinungsdiktat entsprechen.
Unbedingt lesen, unbedingt weiterempfehlen!