Meine Firma stattet schon seit längerem mobilisierte ukrainische Soldaten mit allerlei Schutzausrüstung aus, daher bekommen wir Reaktionen und Feedbacks direkt von der Front. Generell zeigt sich dabei, dass auch die ukr. Seite stark mit Materialproblemen zu kämpfen hat. (Erbeutete) Panzer hat man genug, es fehlt allein an Munition dafür und das wissen auch die Russen. Die Munition für Handfeuerwaffen und Artillerie reicht für ca. 1/2 Tag. Daher kann nur sporadisch gekämpft und verteidigt werden. Von Entlastungsangriffen brauchen wir nicht reden. Ab Tagesmitte lässt man die russischen Artillerieangriffe nur über sich ergehen und hofft, dass man nicht getroffen wird. Zum Glück für die Ukrainer sieht es zumindest bei Munition für Handfeuerwaffen bei den Russen (noch!!) nicht besser aus. Das deckt sich auch mit Prigoschins Kritik an der russischen Militärführung. Sonst wäre schon lange die Front in Bakhmut durchbrochen.
Mittlerweile läuft die 10. Mobilisierungswelle. Es werden Fachkräfte und Spezialisten mit nicht militärischen Erfahrungen und Fähigkeiten gezogen, die der Ukraine später beim Wiederaufbau fehlen werden, da tot oder schwer verwundet. Der Blutzoll nicht nur an regulären Soldaten sondern auch an zivilen Fachkräften ist daher enorm. Wie sagte einer meiner ukr. Bekannten: "Wir bluten auch geistig aus." Ausrüsten mit Ballistikwesten oder Helmen müssen sich die mobilisierten Soldaten größtenteils selbst auf eigene Kosten. Aufgrund der großen ukrainischen Auslandsdiaspora mit zahlreichen Hilfsvereinen wird das finanziell abgefedert, vom ukrainischen Staat gibt es da keine Hilfe.
Von einer Kriegseuphorie ist man weit entfernt, vom Glauben an den Sieg ganz zu schweigen. Die Einschätzung geht eher dahin, dass man den Russen so lange als möglich abnutzt und darauf hofft, dass der Westen vor allem Munition für Handfeuerwaffen, Artillerie und Panzer liefert. Meine Einschätzung dazu: Die Ukraine benötigt dringend besagte Munition (auch an die Adresse an die Schweizer gerichtet). Unsere Regierungen sollten schnellstens auf Kriegswirtschaft umstellen, Genehmigungsverfahren für den Bau von Munitionsfabriken & Co beschleunigen und entbürokratisieren. Die Russen haben den Schritt schon längst vollzogen. Sollte das nicht gelingen, gehe ich mittlerweile von einer militärischen Niederlage der Ukraine noch in diesem Jahr aus. Von einem Verhandlungsfrieden und Abgabe besetzter Gebiete bis hin zur kompletten Besetzung des Landes inkl. aller schon gezeigten Kriegsgräuel zur "Entnazifizierung" ist dann alles drin.