Beiträge von Grübel

    Viele Diskussionen innerhalb des Forums drehen sich um die Ernährung / Verpflegung im Notfall. Welche Nahrungmittel sollte man einlagern? Was benötigt man zum (Über)Leben? Welche Vorräte für welchen Zeitraum? Wie sieht es mit Vitaminen aus? Dazu noch die Frage: Wo lagere ich was ein? Ein großer Vorrat zu Hause oder im Refugium nützt nichts, wenn man "die Socken scharf machen" muss. Realistisch betrachtet ist die Verteilung von Vorräten an mehreren "Notunterkünften" nur den wenigsten vorbehalten. Der Eine bereitet sich darauf vor zu Hause zu bleiben, der andere wird in sein Refugium "flüchten".


    Problematisch bei allem ist die Verteilung bzw. die strategische Planung.


    Theoretisch müsste man sich mehrere Refugien in allen 4 Himmelsrichtungen von seinem zu Hause anlegen. Dazu dürften diese Standorte nicht zu nah beieinander liegen, denn wir bereiten uns schließlich nicht auf ein bestimmtes Ereignis vor, sondern pauschal betrachtet, auf jede erdenkliche Situation.


    Selbst bei 4 Refugien ist es immernoch nicht eindeutig vorhersehbar: Das eine Refugium ist vielleicht durch Hochwasser nicht nutzbar, das andere erreicht man auf Grund irgendeiner Blockade nicht. Zu Hause kann man - warum auch immer - definitiv nicht bleiben.


    Kurz gesagt, ich könnte noch viele "wenn" und "aber" Fälle aufzeigen, aber schlussendlich bleibt es bei einer Gewissheit: man muss - egal ob Refugium vorhanden oder nicht - in jedem Fall auf eine "Flucht" vorbereitet sein. Wichtig hierbei ist das Gepäck, wobei die Nahrung mit einen großen Teil ausmachen wird. Man sollte also so effektiv aber auch so effizient wie nur möglich die Fluchtnahrung aussuchen.


    Deshalb habe ich von Anfang Mai bis Ende Juli einen ziemlich fragwürdigen Selbstversuch durchgeführt:


    Was brauche ich Wann zu essen und Wie sind die Auswirkungen auf Wasser und Nahrungsentzug.


    Ich bin zu meinem Arzt und habe mich untersuchen lassen incl. Blutwerte. Alles bestens. Nachdem ich ihm erzählt habe was ich plane gab er mir auch noch eine Liste mit Kontaktadressen zu Psychologischen Anlaufstellen... ich bin mir sicher, er hat gedacht ich bin verrückt geworden!


    Mit einem Ausgangsgewicht von 95kg bei einer Größe von 186cm bin ich ins Rennen gestartet. Als erstes ging es mir darum, wie lange ich aushalte nichts zu essen, bei täglich ca. 6 Stunden Büroarbeit. Also habe ich täglich außer Wasser und 3 verschiedene Multivitamintabletten nichts zu mir genommen. Das heißt, ich rede hier nicht von einer Fastenkur, bei der die Kalorien in Form von Säften zu sich genommen werden, sondern eine 0 Kalorien Ernährung!


    Die ersten 2 Tage verliefen Problemfrei. Aber bereits am Tag 3 bemerkt man einen wesentlichen Unterschied. Man ist müde, schlapp, hat nicht mehr so viel Energie in sich, Treppen steigen strengt schon enorm an. Ab Tag 5 bekamm ich starke Kopfschmerzen und musste statt 2 nun 3 Liter Wasser täglich trinken. Gleichfalls ist man extrem müde. Man hat Null Energie aufzustehen oder sich zu bewegen. Man bekommt eine "leck mich am Arsch" Stimmung und die Kreativität erreicht den absoluten Nullpunkt. Ab Tag 8 gehen die Schwindelanfälle los. Mir wurde bei einfachen schnellen Bewegungen schwarz vor Augen, wie z.B. vom sitzen aufstehen, etwas vom Boden aufheben usw. Diese Art von Schwächeanfall waren harmlos und nur sehr kurz (ca. 1 bis 2 sekunden). Ab dem 12 Tag häuften sich diese Anfälle und die körperliche Energie war nicht mehr vorhanden. Laufen, gehen ja selbst sitzen war anstrengend. Man ist permanent müde und verschläft den gesamten Tag. Da es aber kein Suizid werde sollte hab ich nun am 14. Tag das Experiment "hungern" abgebrochen.


    Aber nun lief Phase 2 an.


    Mein Vorhaben: mit welcher Nahrung kann man sich nun effektiv ernähren? Natürlich geht es hier nicht um Hamburger oder Dosengerichte. Es ging mir hierbei um "einseitige Fluchtnahrung". Das heißt: am besten kein kochen notwendig, kein großer Platzverbrauch, geringes Gewicht.


    Ab Tag 14 habe ich mich zusätzlich von Wasser und den 3 verschiedenen Tabletten mit 80%igem Eiweißpulver zzgl. Milchpulver ernährt. Zusammensetzung Eiweiß: 80 % Eiweiß, 12 % Kohlenhydrate, 8 % Fett incl. 21 Amminosäuren.


    Warum Eiweiß? Ohne Eiweiß läuft in unserem Körper nicht viel... z.B. ist E. die Grundlage von Muskelerhaltung und Aufbau sowie ein sehr effektiver Energieträger. Außerdem ist es gut gegen Hunger! Wenn man sich jetzt nur von Kohlenhydraten ernähren würde, dann schüttet der Körper Insulin aus, was normal ist, da der Zucker verarbeitet werden muss. Durch das Eiweiß wird das nicht gemacht. Kein bzw. nur sehr wenig Insulin. Dadurch hat man wesentlich weniger Hunger, weil Insulin der Signalgeber für Hunger ist (der Blutzuckerspiegel fällt, man hat Hunger... kennt sicher jeder).


    Also hab ich angefangen täglich ab dem 14. Tag Eiweißpulver und Milchpulver mit Wasser zu vermischen und diesen Shake getrunken. Täglich 3 Rationen, sodass ich auf ca. 1.500 kcal / Tag gekommen bin. Schon am 17. Tag, also 3 Tage Eiweißernährung, habe ich mich gefühlt als könnte ich Bäume ausreißen. Ich habe dann diese Ernährung noch weitere 10 Wochen so beibehalten und kann sagen: es war schwer. Um mich herum haben alle leckere Sachen gefuttert und ich hab mir meine 3 Shakes reingewedelt... In jedem Fall kann ich für mich behaupten: es ist kein 5 Sterne Menü, aber es macht satt und ist gesund.


    Meine abschließende ärztliche Untersuchung Ende Juli incl. erneutem Bluttest ergab, dass sich viele Werte extrem verbessert haben und ich auch keinerlei Mangelerscheinung von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen o.ä. hatte.


    Abschließend sei angemerkt, ich hab das natürlich nicht nur des Experiments wegen gemacht, sondern auch des Abnehmens wegen. Was soll ich sagen: mein Fett ist weg!


    Fazit: Mit hochwertigem Eiweiß in Verbindung mit Milchpulver, Wasser und Vitamintabletten kann man relativ lange auskommen, ohne gesundheitliche Einschränkungen bei guter Leistungsfähigkeit! Es ist leicht zuzubereiten, man muß nicht kochen, es ist leicht und eine 3 Monatsverpflegung paßt in jeden Fluchtrucksack.

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    Wenn meine Tochter eine Verletzung hat die gereinigt werden muß, dann tupfe ich die Wunde damit ab und alles ist betäubt. Anschließend kann ich prima die Wunde säubern und desinfizieren. Völlig schmerzfrei!

    Stimmt. Genauso ist es. Da wird die Zivile Bevölkerung im Stich gelassen.


    Man muß aber der Fairneß halber sagen, daß dieses Problem oft bürokratische Ursachen hat! Viele öffentliche Organe warten dann 'geduldig' oder 'vergeblich' auf Anweisung von übergeordneten Stellen.


    Vor geraumer Zeit wurde in Dresden eine erneute Flut simuliert um zu testen, ob man diesmal gut vorbereitet ist und um sich darüber zu freuen, daß die verbauten Millionen für 'Hochwasserschutzmaßnahmen' gut investiert worden sind.


    Das Ergebnis dieser Trockenübung: NICHTS hat funktioniert, Millionen in den Sand gesetzt, kein Zusammenspiel zwischen THW, FW, Polizei usw, unklare Befehlsbefugnis der einzelnen Amtsträger...


    Über eine kleine 'lustige' Szene würde ich gern noch berichten:


    Als das Hochwasser der Elbe kam und ich mit etwa 35 weiteren Leuten an einer lokal begrenzten Stelle Sandsäcke füllten, zur dortigen Abwehr des Wassers vor Ort um einige Hauseingänge zu retten, sind uns der Sand und die Säcke ausgegangen. Einer sagte, er sorgt für Nachschub und ca 20 min später kam ein LKW (7,5 t) voll beladen mit Sand und Säcken. Die Freude der etwa 35 Helfer war groß bis zu dem Moment, als der Fahrer und Beifahrer des LKW tatsächlich pro gefüllten Sandsack 3 Euro haben wollten...


    Etwa 5 minuten später wußte ich, wie man im Mittelalter eine Hexenjagt veranstaltet...


    Vorsichtig ausgedrückt: es gab die Sandsäcke natürlich gratis... wenn die zwei gewußt hätten, wie schei... der Tag für sie endet, wären sie früh bestimmt nicht aufgestanden!

    Alle hier aufgeführten Fakten sind persönliche Erlebnisse und Eindrücke. Berichtet wird nicht über das Hochwasser der Elbe ab ca 2 Tage später, sondern über das Ausmaß der Zerstörung und deren Auswirkung durch die Überflutung der Weißeritz in den Stadtteilen Löbtau und Cotta.


    Am Samstag, den 10.08.02, kündigte der Wetterdienst für die nächsten 24h ca 100mm/qm an. Gegen Sonntag Abend begann es zu regnen.


    Montag füllten sich u.a. 2 große Talsperren vor Dresden vollständig und auf Grund fehlender Absprache bzw nicht vorhandener Kommunikation (wie der Untersuchungsausschuß lt. Kirchbach Bericht festgestellt hat) wurden beide Becken zwangsweise entleert bzw schwappten über und drohten zu brechen.


    Mit einer Vorwarnzeit von ca 45 min kam die erste Flutwelle in Dresden an. Reaktion der Behörden gleich null! Einige Dörfer vor Dresden und Stadtteile von Freital waren da bereits verwüstet!


    Die Weißeritz, ein eher unscheinbares kleines Flüßchen (normaltiefe ca 20 cm) überflutete diverse Stadtteile von Dresden u.a. den Hauptbahnhof. Zu dieser Zeit wußte aus der Bevölkerung keiner irgendetwas davon.


    Dienstag morgen waren Teile vom Stadtteil Löbtau und Cotta überflutet. Der 'kleine Bach' hat Autos und LKWs mitgerissen und gespielt als wären sie aus Pappe.


    Keine 3 Stunden nach 9 Uhr waren noch geöffnete Supermärkte, Tankstellen Kioske usw völlig leer gekauft! Auf den Straßen standen die Autos und bewegten sich keinen Meter. Keine Tankstelle konnte Benzin liefern, da entweder selbst betroffen oder Strom weg.


    In den Stadtteilen Löbtau, Cotta sowie angrenzende wie z.B. Gorbitz (die weit vom Überflutungsgebiet entfernt sind) gab es keinen Strom (mit nur ganz wenigen Ausnahmen). Die Trinkwasserversorgung wurde z.T. zwangsweise eingestellt. Fernwärme und Gas wurden nur noch extrem dünn geliefert bzw ganz eingestellt. Das Handynetz ist völlig überlastet gewesen, Telefonieren unmöglich, sms Mitteilungen brauchten z.T. über 18 Stunden um zugestellt zu werden oder eben garnicht. Das Festnetz war zum Teil direkt betroffen bzw konnte nicht mehr funktionieren, da Strom für die Verteilerstationen fehlte. Der öffentliche Personennah- und Fernverkehr war vollständig erloschen.


    Die Behörden (und jetzt möchte ich mich sehr zurückhaltend ausdrücken) waren völlig überfordert. Vorsichtig gesagt: an diesen Tagen gab es hier eine gesetzesfreie Zone.


    Dramatische Szenen auch im Supermarkt, wo verzweifelte Eltern mit Karte bezahlen wollten und nichts ging, das keine aktive Verbindung zur GEZ bestand (Gesellschaft für elektronische Zahlungssysteme in Berlin).


    Zu diesen Stadtteilen gab es nur noch eine Autobahnanbindung, ca 15 km entfernt. Sicher für jeden vorstellbar, das da garnichts mehr ging.


    Dadurch gab es zunächst auch keine Nachlieferung von Lebensmitteln, da Supermärkte nach dem System 'order on demand' arbeiten.


    Am besagten morgen bin ich ca 10.30 Uhr aufgestanden da ich erst gegen 5 Uhr im Bett war. Etwa eine Stunde später kommt meine Frau mit den Kids wieder und erzählt mir, sie habe seit 3 Stunden im Stau gestanden, obwohl sie nur um die Ecke Brötchen holen wollte. Hab das natürlich nicht ernst genommen und machte mich auf den Weg zur
    Arbeit. Erst eine halbe Stunde später wußte ich warum hier das Chaos ausgebrochen war. Stunden vorher hat die Weißeritz gewütet... Soviel zum Thema, wenn da was passiert, ist man vorgewarnt.


    Etwa 10 Tage später hat die Elbe den höchsten Stand erreicht. Zwangs - Ewakuierung von tausenden Familien / ganzer Stadtteile incl Krankenhäuser in Turnhallen, Gasthäusern, Schulen usw.


    Zu dieser Zeit hat hier die Bevölkerung zusammen gehalten. Da haben Rechte mit Linken und 'völlig quer denkende' Seite an Seite ohne Streß geholfen wo man nur konnte. Ein Wunder!


    Da ich mein Refugium als Wochenendhaus ganzjährig nutze hatte ich großes Glück alles da zu haben. Es ist am Rand von Dresden gelegen und ca 100m höher als die Stadt.


    Mal abgesehen von Tampons hat nichts gefehlt.


    Auch wenn es 'nur' ein regional stark begrenzter Vorfall war hat dieser mir deutlich gezeigt, daß man sich einerseits wirklich gut vorbereiten muß und daß die Ereignisse bzw die Krise auch ohne Vorwarnung über Nacht kommen kann.


    Um die größen und die Lage der Stadtgebiete sowie den Verlauf der Weißeritz genau nachzuvollziehen, bitte einfach zu googlen, da findet jeder was er sucht.