Was die Risikoakzeptanz angeht, fürchte ich, dass die meisten Menschen nicht mehr offen sind für Lebensrisiken.
Ich glaube, ich habs schon mal in einem anderen Thread erwähnt.
Bei uns wandern ja viele Europäer ein - und die allermeisten noch schneller wieder zurück.
Sie kommen hier an und erklären voller Überzeugung, sie hätten die "Enge" in ihren Ländern nicht mehr ausgehalten.
Ebensowenig die Bevormundung seitens der Behörden, die Gängelung, die vielen Ge- und Verbote und die unzähligen Gesetze für alles und nichts.
Die Freude über die "Freiheit" hier hält genau so lange an, bis sie erkennen, daß es hier keinen Staat gibt, der sich um jedes noch so kleine Detail kümmert. Daß wir zwar fast genau die gleichen Gesetze, Ver- und Gebote haben wie z.B. in Deutschland, daß die Menschen hier aber SEHR kreativ bei der Auslegung derselben sind.
Wie oft höre ich den Spruch: DAS geht doch aber GAR NICHT! Da müsste doch ein Gesetz dagegen her!
Hier gibt es aber keine Rechtschutzversicherung die mir auch den noch so absurden Nachbarschaftsstreit finanziert.
Hier würde mir ein Richter ein Bussgeld auferlegen, wenn ich ihn damit belästigen würde, daß er meinen Nachbarn dazu verdonnern soll, seine Hecke oder seinen Baum zu schneiden.
Hier gibt es auch keine Rundumsorgloskrankenversicherung.
Diejenigen, die es gibt sind teuer und bezahlen nicht viel, wenn was passiert.
Und sie sind nicht solidarisch, sondern privat. Wer kein Geld hat, geht in die staatlichen Hospitäler und hofft, daß er dort behandelt wird.
Aber auch dort muss man die Medikamente selber bezahlen. Die bezahlen die Krankenversicherungen ebenfalls nicht.
Spätestens in dem Moment, wenn die Europäer dann erfahren, daß sie eben voll und ganz auf sich selber gestellt sind, keine soziale Hängematte sie im Notfall auffängt, daß sie ihr Leben und das ihrer Familie selber in die Hand nehmen, die ganze Verantwortung selber tragen und sich um wirklich alles selber kümmern müssen, gefällt ihnen die Freiheit hier gar nicht mehr.
Sie sind es gewohnt, von der Wiege bis zur Bahre an die Hand genommen und geführt zu werden.
Mit wirklicher Freiheit können sie gar nichts anfangen.
Und sie haben eine ganz andere Definition, was Freiheit, ist als ich.
Wirklich frei ist nur, wer nichts zu verlieren hat.
Und wer ist schon in dieser glücklichen Lage?
Wir haben keine Krankenversicherung, haben aber Geld für eventuelle Probleme auf der Seite.
Die einzige Versicherung, die wir haben, ist die Autoversicherung.
Auch die ist hier nicht Pflicht. Aber sehr sinnvoll.
Wir haben schon vor vielen Jahren unsere Grabstätten gekauft, Testamente geschrieben und alles geregelt, was mit unserem Tod zu tun hat.
Und wir sind vorbereitet.
Natürlich könnte man noch dies und das..............
Muss aber nicht.