Mir fehlt bei der ganzen Diskussion der langfristige (generationenübergreifende) Gedanke. Ein EFH ist ja etwa 100 Jahre (oder auch deutlich länger) nutzbar, wenn es massiv gebaut ist. Demnach wird es von mindestens zwei Generationen genutzt, wobei die Elterngeneration das EFH bereits abbezahlt hat. Wir haben in der Familie ein sehr großes Haus (ehem. Fleischerei) von 1886, dass mein Urgroßvater 1891 erwarb und 1899 abbezahlt hatte, wird derzeit von meinem Vetter genutzt. Mein Großvater, mein Onkel und eben mein Vetter hatten "nur" Instandhaltungskosten. Mein Elternhaus ist von 1936, wurde in den 70ern von meinen Eltern mit der Auszahlung aus o.g. Objekt (mein Vater ist der jüngere Sohn, der ältere übernahm die Fleischerei) erworben und war 1991 abbezahlt.
Ich selbst habe ein Haus mit Einliegerwohnung zu 100% finanziert und selbst hochgezogen, professionelle Gewerke waren Bodenplatte, Geschossdecken, Dachstuhl, Dach, Elektro, Heizung, Wasser, Abwasser und Innen-/Außenputz. Den Rest, also Rohbau, Innenausbau usw. habe ich komplett alleine durchgezogen, das Ganze hat zwei Jahre gedauert, ich habe mit 29 Jahren das Grundstück gekauft, als ich 31 war, zogen die Mieter in die Einliegerwohnung. In dieser Zeit war ich beruflich äußerst gefordert und hab nebenbei auch mit meiner Dissertation begonnen (die wurde auch ein paar Jahre später erfolgreich beendet). Das ist zwanzig Jahre her und in etwa 5 Jahren, also 2026 hat sich die Einliegerwohnung durch die Mieteinnahmen amortisiert, alles fiskalisch korrekt.
Meine Lebensgefährtin war gerade mit dem Rohbau ihres Häuschens beschäftigt, als ich sie kennenlernte. Unser Töchterchen wird also irgendwann über vier Immobilien verfügen, die alle komplett bezahlt sind, weitere Erben gibt es nicht.
Die ersten 5 Jahre nach Fertigstellung meines Hauses waren finanziell extrem hart, ebenso die Zeit des Rohbaus. Ich habe damals täglich wochentags 3-4h am Bau gearbeitet, meist von 17-21Uhr, jeden Samstag 10h, sonntags war Sporttag, jedes Jahr 1 Woche Skiurlaub und 1 Woche Sommerurlaub am Meer. Mein Job lief wochentags von 7-17Uhr, inklusive vieler Dienstreisen zu Kunden, auf Tagungen (international) usw. So etwas steht man nur in Jungen Jahren durch, deshalb hab ich mich mit 29 Jahren für diesen Weg entschieden. In den zwei Jahren der Hausbauphase war ich nur einmal krank (Salmonellenvergiftung auf Mallorca), ansonsten wegen des täglichen Aufenthalts an der frischen Luft topfit. In der Zeit habe ich mir eine stark ausgeprägte Kraftausdauer angeeignet, einfach durch die notwendige Bautätigkeit. Vorher war ich allerdings in der Woche zweimal Geräteturnen und dreimal beim Judo, täglich 5km Joggen hatte ich davor auch im Programm, die körperlichen Grundvoraussetzungen waren also trotz 1,72m bei 60kg ganz gut. In der Haubauphase habe ich auf 66kg zugelegt, der Körperfettanteil sank von 16 auf 11%. Die Daten halte ich übrigens seitdem.
Jetzt mit 51 Jahren genieße ich die Früchte der Anstrengungen, zwischendurch hatten wir mein Haus komplett vermietet, was sehr lukrativ war. Inzwischen wohnen wir wieder auf beide Häuser verteilt.
Warum beschreibe ich Euch das so ausführlich? Weil sich mMn Risikobereitschaft und persönliches Engagement in jungen Jahren nicht nur finanziell, sondern auch bzgl. des körperlichen und geistigen Wohlbefindens und auch insbesondere der Belastbarkeit in kritischen Situationen jahre- oder jahrzehntelang auszahlen. Der langfristige Gedanke bzgl. der Immobilien hat sich in unserer Familie seit etwa 130 Jahren bewährt, ein glücklicher Zufall war, dass meine Lebensgefährtin ähnlich denkt. Wenn unsere Tochter die Immobilien behält und pflegt, war es die Anstrengungen wert. Was ich beschrieben habe, hört sich alles ganz gut an, man sollte allerdings die Eigenleistungen beim Hausbau nicht unterschätzen. Zumindest bei meiner Immobilie gab es tatsächlich extrem harte Wochen, in denen ich tägl. etwa nur 5h geschlafen habe und teilweise alleine auf meiner Baustelle bei 3°C und Dauerregen beim Steinekleben (Poroton-Plansteine) nahe der Verzweiflung war. Wenn man da keinen seelischen Rückhalt; in dem Fall durch meine Eltern, ich war Single; hat, kann es schnell in einer Katastrophe enden.
Trotzdem ich zu 100% finanziert habe, wird das Haus in den nächsten Jahren abbezahlt sein. Hätte ich zur Miete gewohnt und würde das weiter tun, wäre es zumindest finanziell für mich lukrativer gewesen, allerdings nicht für meine Tochter, das meinte ich mit dem langfristigen Gedanken.
Abgesehen davon lebte ich 6,5 Jahre in Mietwohnungen (als Student) und bin in der Zeit fast die Wände hochgegangen, daraus ergab sich die Kombnation aus tägl. 5km Joggen und dem o.a. Geräteturnen- und Judo-Training. Wenn man so will, war es bei mir eine Lebensstil-Entscheidung, die irgendwie finanziert werden musste.