Hier doch schon mal ein paar Bilder dessen, was ich aktuell im Bau / in Benutzung habe an hydroponischen "Anlagen", ohne dass diese bereits "aufgehübscht" oder zu Ende gebaut wurden. Ich stelle die Bilder trotzdem jetzt schon mal ein, damit Interessierte das noch zeitnah nachmachen und entsprechend in diesem Jahr ernten können. Bitte beachtet das allgemeine Chaos nicht, ich hatte noch nicht mit Besuch gerechnet... 
1. Kratky-System:
Ein Kratky-System kommt komplett ohne Stromzufuhr aus. Im Prinzip ist es nichts anderes als die Anzucht / Aufzucht von Pflanzen in einer Nährstofflösung (so wie eigentlich alles im Bereich Hydroponik). Das Gießen und Düngen entfällt, und je nach Größe eures Nährstoffreservoirs (= Wasser mit Dünger gemischt) und der Art eurer Pflanzen (fruchtbildend oder nur mit Blattgrün?) braucht ihr euch die ganze Saison um nichts mehr zu kümmern. Aber auch ein oder zweimal Nährstofflösung nachzukippen finde ich akzeptabel.
Bei der Kratky-Methode werden kleine Pflanzen mit bereits ausgebildeten Wurzeln so in ein Gefäß gesteckt, dass zwischen dem unteren Ende der Wurzeln und dem "oberirdischen Teil" der Pflanze noch genug Platz für Luftwurzeln ist. Die Nährstofflösung wird nicht ganz bis nach oben hin befüllt, da sonst alle Wurzeln in der Lösung (ich nenn sie ab jetzt einfach mal Wasser, ihr wisst, dass ich damit dann auch immer die darin enthaltene Nährstofflösung meine) untergetaucht wären und ohne den benötigten Sauerstoff verfaulen würden.
Je mehr Wasser die Pflanze beim Wachsen aufnimmt, umso länger und größer werden die Wurzeln und umso niedriger sinkt der Wasserspiegel. In dem Teil, in dem kein Wasser im Behälter ist, bilden sich Luftwurzeln, die ganz wichtig sind für die Sauerstoffaufnahme.
Hier ein Bild von zwei kleinen Chilis in diesen billigen 5-Liter Wasserkanistern, die man hier bereits für um die 1,- EUR befüllt mit Quellwasser bekommt. Die Kanister sind mit der ersten Schicht Farbe besprüht, um Algenbildung durch Lichteinstrahlung im Wasser vorzubeugen (wichtig, weil sonst die Algen euren Pflanzen die Nährstoffe wegfuttern). Man kann aber auch einfach etwas lichtundurchlässiges drumwickeln. An einer Seite habe ich von unten nach oben einfach einen Streifen Panzertape geklebt, um ab und an den Zustand der Wurzeln und des Wassers kontrollieren zu können. Dazu ziehe ich das Panzertape einfach etwas ab, schaue in den Behälter und klebe den Streifen anschließend wieder auf. Die Wurzeln der Pflanze habe ich vorsichtig von aller Anzuchterde befreit, in eine aufgeschnittene und auf Maß gebrachte Poolnudel gesetzt und das ganze dann in den Flaschenhals gestopft. Wie gesagt, so, dass nur die untersten Spitzen der Wurzeln im Wasser hängen. Und natürlich auch so, dass der Stamm der Pflanze noch wachsen kann. Cleverer wäre es übrigens gewesen, die Samen direkt in Steinwolle oder Baumwoll-Wattebällchen vorzuziehen. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass ich mein Hydroponik-Gen in dieser Saison wiederentdecke.
Krakty-System 1.jpg
Ich gehe davon aus, dass ich in diesem, mit 5 Litern recht kleinen System für fruchtbildende Pflanzen ungefähr drei Mal die Nährstofflösung auffüllen oder austauschen muss. So ist zumindest meine bisherige Erfahrung mit diesem einfachen Kratky-System. Für einen Salat würde die Wasser- und Nährstoffmenge aber vollkommen ausreichen, ohne etwas auszutauschen oder anzureichern.
2. NFT-System:
NFT steht für Nutrient Film Technique und ist in der kommerziellen Landwirtschaft sehr verbreitet. Dabei wird das Wasser aus einem Reservoir mittels Pumpe durch einen "Kanal" geleitet, in dem die Pflanzen stecken, und fließt anschließend wieder in das Reservoir zurück. In meinem Fall habe ich gestern eine analoge Zeitschaltuhr angebracht, die die Pumpe nun alle 15 Minuten ein- und ausschaltet. Die erforderliche Pumpengröße ergibt sich über die Höhe, in die ihr das Wasser pumpen müsst. Zu stark muss der Wasserdurchfluss gar nicht sein. In meinem Fall werde ich die aktuelle Pumpe (40 W, über 2 Meter Höhen-Pumpleistung) noch gegen eine nun vorhandene, deutlich kleinere Pumpe austauschen. Klappt heute leider nicht, da die Pumpe nun zwar angekommen ist, ich aber nicht die erforderlichen Schläuche hier habe... 
NFT-System 1.jpg
NFT-System 2.jpg
Nachfolgend das Reservoir, bei dem noch dringender Handlungsbedarf besteht. Das provisorisch benutzte Ofenrohr wird ausgetauscht durch ein Reduzierstück DN110 auf DN50, dann kommt ein entsprechend langes Stück DN50 dran. Liegt alles hier, aber ich habe vergessen, das gestern zu sägen, und heute darf ich auf dem Campingplatz leider keinen Krach machen. Einen entsprechenden Deckel, der ebenfalls kein Licht durchlässt, werde ich noch aus einem vorhandenen größeren Stück Sperrholz zurecht sägen. Als Reservoir habe ich einen vorhandenen 65-Liter Mörtelkübel in rechteckig genommen (gibt es hier in um die 6 - 7 EUR im B1-Baumarkt, 90 Liter kosten um die 8 - 9 EUR. Wie ihr sehen könnt, hat der Regen in den letzten Tagen es komplett gefüllt, und es beult sich an den Seiten ziemlich aus. Macht mir aber nix, solange das Wasser drin bleibt. Muss halt nur der Deckel etwas größer gemacht werden. Tja, und wenn das alles fertig ist, will ich die hässlich grauen Rohre noch ansprühen in Coyote matt und NVA-Grün, jeweils mit Muster. Könnt ihr am Vorzelt auf einem Bild weiter unten sehen, wie das dann aussehen soll. Ob ich das aber in dieser Saison noch mache, weiß ich noch nicht. Praktischer wäre es nämlich, das zu machen, wenn keine Pflanzen drin sind.
Provisorisches Reservoir NFT-System.jpg
3. Float Raft Bed:
Ein Float Raft Bed ist ähnlich wie ein Kratky-System, nur schwimmen hier die Pflanzen auf einem Träger (bei mir aus Styrodur) direkt auf dem Wasser. In der Theorie braucht ihr dazu keine Stromzufuhr, allerdings verbessert eine Air Pump (keine Ahnung, wie das auf deutsch heißt, halt sone Luft-Pumpe mit nem Blubberstein dran, wie es auch in Aquarien eingesetzt wird) die Sauerstoffzufuhr an die Wurzeln deutlich. Wobei euch der Einsatz des Blubbersteines dann schon wieder in den Bereich eines DWC-Systems (Deep Water Culture) bringen würde - jaja, es gibt ganz viele verschiedene, sich teils überschneidende hydroponische Systeme...

Hier mal mein beinahe fertiges FRB. Es wäre gestern ganz fertig geworden, wenn die vor nunmehr drei Tagen ausgesäten Samen denn auch schon kleine Pflänzchen wären... 
Float Raft System im Bau 1.jpg
Das ist ein ganz normaler Intex-Kinderpool von Amazon, 1,22 x 1,22 x 0,3 Meter, kostet jetzt gerade 24 EUR. Ich habe den auf 25 cm Höhe befüllt, ergibt dann gerundet 370 Liter, die ich mit Nährstoffen versorgen muss. Das ist viel! Kauft euch also, falls nicht vorhanden, in dem Fall eine größere Packung eines entsprechenden (körnigen) Mediums, das ihr selbst nach Anleitung zusammenmischt. Der übliche bequeme Flüssigdünger, den man in kleineren Gebinden kaufen kann, wäre dafür viel zu teuer. Ich habe hier Masterblend, Calcium Nitrat und Magnesium Sulfat. Davon brauche ich bei der Wassermenge für Salate dann jeweils ebenfalls gerundet 200 g, 200 g und 100 g. Darauf solltet ihr beim Einkauf achten. Und denkt beim Einkauf auch daran, dass ihr mehr braucht, weil ihr eventuell im Laufe der Saison nachsteuern / ergänzen müsst. Aber zurück zum Pool.
Auf dem Pool habe ich zwei 3 cm starke Styrodur-Platten (1,25 x 0,6 m) aus dem Baumarkt, kosten so um die 8 - 9 EUR pro Platte. Die habe ich gestern entsprechend zurechtgeschnitten. Oben drauf habe ich zum Angucken und Einschätzen schonmal 64 kleine Netztöpfe verteilt (50 Stück mit 5,5 cm Öffnung oben kosten bei Amazon aktuell 9,99 EUR). Sobald ich vorhandene Pflanzen aus meiner eigenen Anzucht habe, werde ich a) die Nährstofflösung anmischen und b) Löcher in das Styrodur schneiden, um alle Körbchen einzusetzen und dann mit Pflanzen zu bestücken. Wo noch keine Pflanzen sind, werde ich eine entsprechende Abdeckung gegen Licht in die Körbchen legen, beispielsweise aus Poolnudeln, damit ich Algenwachstum so lange wie möglich ausschließen kann. Das ist auch der Grund, warum ich die Styrodur-Platten recht eng an den Rand gebracht habe. Leider hat das aber auch den Effekt, dass doch Schnecken draufkommen können. Aber irgendeinen Tod muss man wohl sterben...
Hier noch die ausgesäten Pflanzen und dabei auch ein kleiner Blick auf das angesprühte Vorzelt. So ungefähr soll das Muster auch auf den hässlichen HT-Rohren werden. Die beiden links stehenden HT-Rohre sind 1,50 Meter lang und könnten vielleicht eventuell möglicherweise noch ein weiteres NFT-System ergeben...

Anzucht Pflanzen für Hydro.jpg
Bei Fragen schießt einfach drauflos. Ach ja, hier noch ein Link zum Build eines Floating Raft Bed von einem Australier namens Hoocho. Der ist eine echte Größe in der Hydroponik-Gemeinde. Hoocho: How to build a Floating Raft System