Beiträge von Baerti

    Das möglich Gas-Embargo von Russland ist die einzige wirklich schwerwiegende Bedrohung für Europa, insbesondere Osteuropa und Italien........


    Zählt man diese Positionen zusammen, dann sind das Investitionen von 162 Mrd.€ pro Jahr allein in den Bereichen Rüstung/Wohnen/Energie. Wenn man bei Wohnen und Energie noch einen "Russland-Faktor" wegen mehr Wohnungsbedarf (Flüchtlinge) und vorgezogener Energiewende (Wegfall russ. Öl/Gas/Kohle) von z.B. 30% draufrechnet, dann landet man bei 210 Mrd.€ pro Jahr, die mehr oder weniger in die Wirtschaft fließen.


    Für die Wirtschaft bedeutet der Ukraine-Krieg in erster Linie einen harten abrupten Strukturwandel: die einen Unternehmen (oder Branchen?) schrumpfen, andere wachsen.

    Das Problem ist:


    1. Industrie wandert ab, was hier verloren geht ist dauerhaft weg. Nur Dienstleistung funktioniert nicht und bringt neue Abhängigkeiten dann von den Staaten die das produzierende Gewerbe angezogen haben.

    2. Konjunkturprogram kann nur auf Pump finanziert werden => vorgezogener Konsum auf Kosten der nächsten Generationen

    3. unorganisches Wachstum (z.B. Kickstart Energiewende) schafft zwar erst einmal Arbeitsplätze aber nach 8-10 Jahren kommt das böse Erwachen weil dann ganz plötzlich der harte Aufschlag mit dem Sättigungseffekt kommt

    4. Viele Materialien bei Wohnen/Energiewende kommen aus dem Ausland => Verlust von Kapital im Inland. Beispiel sind die Türme der Windkraftanlagen. Kommen zum Großteil aus China und der Türkei und das ist nur ein exemplarisches Beispiel für nahezu alle Bereiche

    5. Inflation durch staatlichen Boom z.B. bei "gezwungener Änderung" Heizung/Energie beeinträchtigt Altersvorsorge und kann schnell in Lohn-preis-Spirale kippen

    6. Schwächung der eigenen Position in der Weltwirtschaft. Staaten die weiterhin konventionelle Energie über Russland beziehen und das auch noch verbilligt schnappen sich Weltmarktanteile auf Grund des Kostenvorteils den sie weiter geben können



    Und so weiter......alle durch exogene Starkereignisse oder staatliche Eingriffe ausgelösten wirtschaftlichen Veränderungen die keinem organischen Veränderungsprozess unterliegen führen in der Zukunft zu sehr negativen Folgeerscheinungen.

    Schätzung zu den Auswirkungen bei einem Energieembargo von/durch Russland für Deutschland:


    Energieembargo: Erheblicher Konjunktur-Einbruch in Deutschland (handelsblatt.com)


    "In einem Szenario, das die Folgen eines Wegfalls der Hälfte der derzeit nicht zu ersetzenden russischen Gaslieferungen berechnet, würde das BIP um sechs Prozent geringer ausfallen – ein Schaden von 230 Milliarden Euro. Denn wegen des hohen Gaspreises müssten zahlreiche Unternehmen ihre Produktion schließen, es würde zu Arbeitslosigkeit kommen."


    Das wären dann auch nur die Primärverluste, die Sekundäreffekte können das noch mal gehörig nach Oben treiben. Das ist auch nur für 1 Jahr. Folgejahre kämen (abgeschwächt) in der Gesamtkalkulation oben drauf. Wären rechnerisch vom Baby bis zum Greis 2,700€ pro Kopf.


    Die Econtribute Studie war ja wesentlich geringer aber meiner Meinung nach auch extrem oberflächlich bei der Betrachtungstiefe. Ich persönlich würde schätzen das man mindestens bei über 300 Mrd. landet wenn auch die ganzen Nebeneffekte mit einbezogen werden.


    Je länger der Krieg dauert wird immer mehr die Frage hochkommen ob Moral oder Versorgung/Geld wichtiger sind. Noch sind wir voll auf Moral-Betrachtung ausgerichtet aber der wirtschaftliche Aspekt drängt immer mehr nach Vorne was auch gut ist, muss man doch das eigene Risiko und Folgeschäden bewerten um die Tragfähigkeit der eigenen Handlungen beurteilen zu können.

    Die Türkei wählt eher den wirtschaftlichen Ansatz bei der eigenen Positionierung:


    Person der Woche: Recep Erdoğan: Keine Sanktionen: Erdoğan baut mit Putin lieber ein AKW - n-tv.de


    "Statt Sanktionen baut Erdoğan die Wirtschaftsbeziehungen sogar aus. Mit dem Rückzug der Europäer aus Russland winken den Türken nun neue Aufträge aus Moskau. Erst vor zwei Jahren eröffneten Erdoğan und Putin die neue Gas-Pipeline "Turkstream", deren Rohre quer durchs Schwarze Meer über die Türkei nach Europa führen. Vergangenes Jahr ging dann der Abzweiger "Balkan Stream" in Betrieb, der von der Türkei und Bulgarien über Serbien nach Ungarn führt, wo russisches Gas in weitere europäische Netze eingespeist werden kann.

    Anstatt sich von Russland zu emanzipieren, setzt Erdoğan energiepolitisch aber noch einen drauf. Das erste türkische Atomkraftwerk wird komplett vom russischen Staatskonzern Rosatom gebaut. An der türkischen Südküste in Akkuyu bei Mersin entsteht unter russischer Federführung derzeit das neue Vorzeigestück türkischer Modernität. Der erste Block soll dieses Jahr noch in Betrieb gehen."


    Damit hat man dann quasi die Türkei als Torwächter für Grossteile der über Pipeline erfolgenden Lieferungen aus dem Nahen Osten Richtung Europa (was direkt durch das Mittelmeer läuft ist Fliegenschiss). Erdogan weiss genau was er tut. Wenn zukünftig das Gas/Öl nicht direkt aus Russland gekauft wird dann nimmt es den Umweg über die Türkei um quasi gewaschen zu werden und vermutlich mit anderen Lieferungen aus anderen Staaten vermengt wird. Die Türkei greift dann als Zwischenhändler zu, die Europäer haben dauerhaft hohe Energiekosten, Russland wird Gas/Öl halt über Umwege los. Die Gearschten sind alle in Europa die fossile Energie benötigen. Und die heimische Industrie wird geschwächt, da werden einige Firmen dabei sein die dann in die Türkei als Lokal-Energie-Hub abwandern, die Transportwege in die EU sind ja nicht weit und der Türke als Arbeitskraft billig. Tolle Wurst.

    Mich schreckt auch nicht so die Zahl an sich. Mir geht es eher darum das ich mal ein Gefühl davon bekommen möchte, was dies (bummelig) gemäß augenblicklichem Energieverbrauch und Einwohnerzahl für Industrieländer, Schwellenländer und 3te-Welt-Länder bedeutet.


    Insbesondere versuche ich für mich einen Eindruck zu bekommen bis zu welcher Größenordnung ärmere Länder den Wandel selber finanzieren können und bis zu welchem Grad die entwickelte Welt hier unterstützen müsste.


    Es geht mir also weniger um das "Prinzipielle" sondern mehr um wie es zu welchen Kosten umgesetzt würde, wenn hier eine weltweit ausgerichtete Entwicklung wirklich Fahrt aufnehmen würde.


    Genau ausrechnen können wird dir das eh keiner können, aber im Augenblick traue ich mir selber noch nicht einmal ein gutes Bauchgefühl zu. Das will ich mir erarbeiten. Dafür die Eingangsfrage.

    du musst die allgemeinen Aussagen anpassen, das Neue "dann sollen sie halt Kuchen essen" ist nunmehr in der aktuellen Situation "dann sollen sie doch Senf essen"


    Man muss mit der Zeit gehen........

    Cephalotus :


    Die Frage wirst du mit deinem Detailwissen vermutlich am Besten beantworten können. Folgender Artikel im Spiegel ist heute erschienen:


    Analyse zur Energiewende bis 2030: Weltweit jährlich 5,7 Billionen Dollar nötig - DER SPIEGEL


    Ist diese Zahl aus deiner Sichtweise realistisch? Genannt wird ja für die Zeit von 2022-2030 ein Volumina von 5,7 Billionen Dollar pro Jahr.


    Bedeutet also 2022-2030 (jeweils einschließlich) = 9 Jahre


    9 x 5,7 = 51, 3 Billionen Dollar


    1 Billion = 12 Nullen also bummelig 51.000.000.000.000 Dollar


    51.000.000.000.000 geteilt durch 8.000.000.000 Menschen = 6.400 Dollar pro Kopf in der Zeitspanne oder 711 Dollar/Jahr


    Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 2,4 Billionen auf insgesamt circa 85 Billionen US-Dollar reduziert. Allein die vier größten Volkswirtschaften der Welt, die USA, China, Japan und Deutschland vereinen mit einem BIP von rund 44,5 Billionen US-Dollar mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung auf sich. (Quelle Statista).


    Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass p.a. 6,7% des BIP für die Energiewende benötigt werden.


    Deckt sich das mit dir bekannten oder vergleichbaren Einschätzungen?

    Oh Gott ihr armen, nur 25 Sorten Senf? Wie könnt ihr da überleben? Das ist ja schon geradezu Mangelwirtschaft!


    Bei uns in Hamburg bei Senf auch noch reichlich vorhanden, wo es letztens Lücken gab war normaler Senf in Tuben. Sonst aber auch hier alle Sorte da. Da ich beim Einkaufen drauf geachtet habe (mich sonst Senf aber nicht so interessiert) musste ich mit Erschrecken feststellen was es überhaupt an allen möglichen Hippster-Senfsorten am Markt gibt. Bei einigen Grobkorn-Mischungen im Glas musste ich immer daran denken das das Aussehen des Produktes wenn man es in Überdeckung mit den obskuren Geschmacksrichtungen bringt vermutlich genauso ausschaut wenn es durch den Verdauungstrakt gewandert ist oder eine optische Wiedergeburt durch den beim Verzehr vermutlich einsetzenden Würgereflex erlebt.

    Aussage Russland (aus dem Focus-Ticker):


    Das Ukraine-Update: Die Lage am 29. März im Überblick - Was heute passiert ist - FOCUS Online


    "Nach der Entscheidung der G7-Staaten, russische Gaslieferungen nicht mit Rubel bezahlen zu wollen, hat der Kreml erneut gedroht, die Gaslieferungen zu stoppen. Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat in einem Interview mit der amerikanischen Fernsehkette PBS die möglichen Schritte Russlands angekündigt: „Keine Bezahlung - kein Gas.“

    Moskau wolle die Antwort der EU abwarten und dann die nächsten Schritte festlegen. „Wir beabsichtigen aber auf keinen Fall, uns als Wohltäter zu zeigen und Westeuropa kostenloses Gas zu liefern“, betonte Peskow. Der Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin warf dem Westen vor, einen totalen Wirtschaftskrieg gegen Russland entfesselt zu haben.


    „Leider sind diese Umstände höchst unfreundlich“, sagte Peskow zu den Sanktionen. Damit sei man im Bereich eines „totalen Kriegs“ angekommen. „Und wir in Russland empfinden diesen Krieg so, dass die westeuropäischen Länder, die USA, Kanada und Australien einen tatsächlichen Krieg im Handel, in der Wirtschaft führen, sie beschlagnahmen unser Eigentum, unser Bargeld und blockieren unsere Finanzen“, klagte Peskow."


    Das wird jetzt Hardball gespielt werden und wir stehen erst einmal ohne genügend Gaslieferungen dar. Eine Seite wird am Ende die Hosen runterlassen müssen. Das wird für uns in jedem Fall sehr teuer.

    Die Versorgung wird er abdrehen, mit den Dollar und Euro kann er zur Zeit nichts anfangen. Das wird für beide Seiten ein Chicken-Run, auf der Seite Europas die krampfhafte Suche nach Alternativlieferanten und -routen, auf russischer Seite der Versuch die Wirtschaft so gut wie möglich zu halten im Inland. Wird spannend zu sehen sein wer eher die größeren Probleme bekommt.


    Und dann wird Putin versuchen die Marc Richˋs dieser Welt zu finden über die dann indirekt russisches Öl und Gas bei uns aufschlägt. Die gab es schon immer und wird es immer geben…..


    https://de.wikipedia.org/wiki/Marc_Rich


    china und Indien werden die großen Gewinner in dem Spiel werden, bekommen sie doch günstige Energie und können somit ihre Marktanteile am Weltmarkt ausbauen. Das was wir jetzt verlieren ist erst einmal für längere Zeit weg.

    Frage: weiss einer von euch wie die Getreidetrocknung vor Einlagerung im Silo in %ten in Europa erfolgt bezüglich der Energieversorgung?


    USA haben ja wohl das steigende Problem das die im Mittleren Westen dafür hauptsächlich LNG-Gas verwenden da schlechte Pipelineanbindung. Deshalb der Großteil der Trocknungsfabriken mit LNG und da haben wir gerade fallende Lagerbestände.


    Getreide anpflanzen und ernten ist ja das Eine, die richtige Einlagerung ohne "Schimmel" das andere und dafür muss ja die energieintensive Trocknung durchgeführt werden.

    Ich vermute Meecrob bezog sich eher auf die Situation vor dem Einmarsch die man auch beachten sollte wenn man sich ein Bild machen will was die Gesamtlage anbelangt. Dazu ein Artikel der Berliner Zeitung:


    https://www.berliner-zeitung.d…liches-netzwerk-li.188923


    (Sehr interessant)


    Das man solche Punkte im Hinterkopf haben sollte, damit finde ich hat er recht. Und das bestimmt (neben deiner vollkommen berechtigten Motivation) quasi das Gegenargument warum manche Menschen dann nicht kämpfen wollen.


    Am Ende bleibt es die Gewissensentscheidung jedes Einzelnen und das ist auch gut so.

    Jau, wäre exakt bei mir so der Fall. Ich würde für keinen Staat/Land das Leben meiner Familie oder mein eigenes riskieren. Dazu fehlt mir auch jegliche Form von Nationalbewusstsein. Wäre zwar schade um Deutschland (trotz aller Fehler in diesem Land lebe ich sehr gern hier) aber dann wäre es halt so.