Das Grundsatzproblem ist, dass es bei der ganzen Versorgungskette nicht "den" Kriegsgewinnler gibt, sondern das wir uns in einer Ablaufkette befinden die sich bis zu einem gewissen Grad selber verstärkt und an der jeder von uns auch direkt als letztes Glied der Nahrungskette beteiligt ist. Die Handlungsweisen der einzelnen Protagonisten sind dabei auch komplett logisch und nachvollziehbar, in ihrer Gesamtheit führen sie jedoch zu heftigen, negativen Entwicklungen.
Nehmen wir Weizen. Die Welt hat als Ganzes betrachtet bummelig 3-4 Monate an Weizenreserven. Diese werden mit immer neu hinzukommenden Ernten rotiert, die Menge bleibt als Lagerbestand aber gleich, von Schwankungen bei den Erträgen durch Wetterphänomene mal abgesehen. Kommt jetzt ein exogener Schock dazu wie steigende Energiepreise muss sich das Gut verteuern, da nun mal die Energiepreise Teil der Wertschöpfungskette sind. Die Großhändler wollen sich verständlicher Weise absichern, da sie nicht wissen wo die Reise (preismäßig) endet. Außerdem haben die auch Langfrist-Lieferverträge und sie wollen Risikominimierung. Das Bestellaufkommen sorgt für weitere Verknappung, die Preise steigen. Die muss irgendwann der Großhändler weitergeben an die Bäckereiketten etc....
Diesen Kreislauf zu durchbrechen ist sehr schwer wenn er eine Eigendynamik gewonnen hat, noch schlimmer wenn Krieg mit unvorhersehbarem Ausgang und unbekannten globalen Konsequenzen in der Risikobetrachtung mit einbezogen wird. Das was man im Supermarkt sieht ist letzten Endes vollkommen irrelevant, das Spiel findet viel weiter vorne in der Nahrungs- und Logistikkette statt. Wenn dann die Auswirkungen im Supermarkt ersichtlich sind ist es eigentlich schon zu spät, das Kind ist vorher in den Brunnen gefallen.
Und wenn jeder auf Sicherheit, vorsorge und einen Gewinn bedacht ist, dann haben wir eben die Preissteigerungsdynamik. Schlägt das dann noch in eine Lohn-Preis-Spirale um haben wir den Worst-Case erreicht. Es wird auch immer Klein-Krau-Kriegsgewinnler geben die versuchen exorbitante Margen beim Gewinn zu erreichen, das ist jedoch eher die Ausnahme und wäre in der Kategorie "größerer Ebay-Verkäufer am Anfang der Pandemie der Desinfektionsmittel den Liter für 50€ vertickert" einzuordnen. Die großen Handelsprotagonisten wollen ihre Marktanteile halten oder verbessern und nur gut durch diese Scheiß-Zeit kommen.
Dazu kommt, dass gerade die Deutschen zu blöd sind gegen diese Entwicklung zu hedgen. Gehe ich weiter von stark steigenden preisen bei den Nahrungsmitteln aus und würde ich davon ausgehen das ja ach so riesen Gewinne abfallen bei den großen Nahrungsmittelherstellen muss ich mir entsprechende Aktien ins Portfolio legen da ich dann am Gewinn beteiligt bin (indirekt). Der wird sollte der Fall eintreten zwar nicht so groß sein wie die Steigerung der Produkte an der Kasse kann die finanziellen privaten Einbußen aber dämpfen.
Aber das viel größere Problem ist die Masse an Betroffenen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die sind die Hauptgearschten.