Beiträge von Waldschrat

    Hallo zusammen,


    ich bin vor gar nicht allzulanger Zeit bei Internetrecherchen zum Thema Fukushima auf dieses Forum gestoßen, also eigentlich noch ein ziemliches Greenhorn :face_with_rolling_eyes:


    Neben einigen Forumsdiskussionen hatte ich zu den Themen Strahlenschutz und Strahlenmesstechnik, Einführungen in das Thema, Grundlagenliteratur und Standardwerke inzwischen eine Reihe von Kontakten per PM, die evtl. auch allgemein von Interesse sein könnten.


    Da das Thema auf Interesse zu stoßen scheint, hier eine Zusammenfassung als Forumsbeitrag:


    Was ist überhaupt Radioaktivität? Wie unterscheiden sich Alpha- Beta- und Gammastrahlung in ihren Eigenschaften und ihrer biologischen Wirkung? Was ist der Unterschied zwischen externer Exposition und inkorporierten (mit der Nahrung gegessenen, mit der Luft eingeatmeten) Radionukliden? Was ist die physikalische, die biologische und die effektive Halbwertszeit? Warum ist es ein Märchen, dass man Betastrahlung mit einem Millimeter Aluminium abschirmen kann, warum macht das Alu die Sache oft eher schlimmer als besser? "Wer viel misst, misst viel Mist." sagt eine alte Messtechnikerweisheit. Wie schütze ich mich vor den gängigsten Fehlern? Was kann ich mit welchem Gerät messen? Wo sind die Grenzen?


    All dies würde einen Forumsbeitrag bei weitem sprengen. Daher hier meine Literaturempfehlungen:


    Eine sehr gute Einsteigerlektüre (detailreich, sehr fundiert, gut zu lesen) gibt es beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz kostenlos zum download als pdf. Kann ich nur wärmstens empfehlen. Ein an ein breites Publikum adressierter, aber wissenschaftlich exakter Text.


    [URL="http://www.bestellen.bayern.de/application/stmug_app000005?SID=726322912&ACTIONxSETVAL%28artdtl.htm,APGxNODENR:33,AARTxNR:stmugv_stra_00006,USERxARTIKEL:artlist1.htm%29=Z"]http://www.bestellen.bayern.de/appli...list1.htm%29=Z[/URL]



    Wer sich mal bei https://www.stmug.bayern.de weiter umschaut, wird noch viele andere interessante Broschüren zum Thema finden, entweder kostenlos bestellbar, oder zum Download als pdf.


    Sehr gut, ausführlich und fundiert, ein klassischer Einsteigertext, bei dem Verständlichkeit aber nicht auf Kosten der physikalischen Exaktheit geht, ist auch Martin Volkmer, Radioaktivität und Strahlenschutz, hier kostenlos als Download. Ein geradezu perfektes Beispiel populär dargestellter Naturwissenschaft.


    www.kernfragen.de/ kernfragen/ documentpool/ 013radioaktivitaet_strahlenschutz2007.pdf


    Ein absolut lohnendes Buch, das vor allem die "Wie messe ich Mist?" Fallen vermeiden hilft, ist R. Maushardt; Man nehme einen Geigerzähler, GIT-Verlag, Darmstadt.


    Achtung: Es handelt sich um ein dreibändiges Werk, der Praktiker braucht aber nur den detailreich aber super verständlich geschriebenen Band 3. Bände 1 und 2 sind fürs gehobene Nuklidlabor gedacht. Das Buch ist leider nicht mehr im Druck, aber evtl. bei eBay, Amazon oder in Antiquariaten gebraucht erhältlich.


    http://www.zvab.de ist eine sehr gute Anlaufstelle für antiquarische Bücher, es lohnt sich, da in Abständen von ein paar Wochen immer mal wieder nachzuschauen, wenn man was sucht.


    Ebenfalls sehr brauchbar, aber nicht immer leichte Lektüre ist Claus Grupen; Grundkurs Strahlenschutz, Vieweg Lehrbuch Physik, Vieweg, Braunschweig, Wiesbaden. Erläutert sehr ausführlich die theoretischen Dosis- und Dosisleistungsberechnungen, etwa im Stile "Sie befinden sich auf einem flächig mit 1000 Bq/qm 137Cs kontaminierten Gelände. Welche Strahlendosis nehmen Sie in einer Stunde auf?" Angst vor Integral- und Differentialrechnung sollte man allerdings nicht haben, die Strahlung wird nicht mittels eines Dosimeters, sondern mittels eines Integrals "eingesammelt" Wie gesagt, eher was für Leute, die es genau wissen wollen. Sehr gut gemacht: zu jedem Kapitel Übungsaufgaben mit Lösungen.


    Wer tief in die Materie abtauchen will oder beruflich mit dem Thema zu tun hat, dem sei Hanno Krieger; Strahlenphysik, Dosimetrie und Strahlenschutz, B.G. Teubner, Stuttgart (2 Bände) empfohlen.


    Wer eigene Berechnungen zum Strahlenschutz anstellen will und mal schnell die Halbwertszeit, Zerfallsmechanismen, Zerfallsenergien und Dosisleistungskonstante irgend eines selbst völlig abartigen Nuklids braucht, nehmen wir den Praxisfall einer Verseuchung des Kräuterbeets im heimischen Garten mit 97Niob in Folge eines Ufoabsturzes :lachen:, kann sich beim Oak Ridge National Laboratory http://www.ornl.gov die Tabelle "Specific Gamma Ray Dose Constants for Nuclides Important to Dosimetry and Radiological Assessment" herunterladen. Die "Importance" scheint bei den Damen und Herren vom ORNL eigentlich bei allem gegeben zu sein, was irgendwie strahlt. :face_with_rolling_eyes:


    Die sogenannte "Karlsruher Nuklidkarte" des Forschungszentrums Karlsruhe liefert ebenfalls eine schnelle Referenz der wichtigsten Eigenschaften aller natürlichen und künstlichen Nuklide. (Buchhandel, Amazon)


    Weitere Infos und diverse weitere Internetlinks und Downloads gern auf Anfrage. Schlicht und einfach Eure Fragen mitteilen.


    Strahlende Grüße


    Matthias


    P.S. An das Moderatorenteam: Ich habe schon mal den Hinweis von einem von Euch bekommen, ich möge bitte Links in irgendwelche Linksammlungen eintragen. Mach' ich natürlich gern, kurzer Hinweis zum was und wo wäre nett.



    Hallo Cephalotus,


    danke für Deinen Beitrag!


    Was mir bei Deiner nahezu perfekten Aufzählung fehlt, ist das Kapitel Erste Hilfe.


    Deswegen ergänze ich jetzt mal den Inhalt meiner rotkreuzroten Doktortasche:


    Basis ist ein Betriebsverbandskasten nach DIN 13157 (einfach mehr drin und besser sortiert als der normale Autoverbandskasten, z.B. Verbandschere, Splitterpinzette, Beatmungsmaske, Kältekompresse) den ich um folgende Gegenstände ergänzt habe:


    einige Aluderm-Verbandpäckchen für Brandwunden
    einige Compeed Blasenpflaster
    eine zusätzliche Rettungsdecke
    einige zusätzliche Latexhandschuhe
    eine kleine, spitze Schere
    eine richtig gute Splitterpinzette (die aus dem Verbandskasten war zweite Wahl)
    ein Fieberthermometer
    Klammerpflaster (ersetzt bei kleineren Wunden das Nähen)
    Chirurgisches Nahtmaterial (habe ich nach einem Unfall an Bord sogar schon mal gebraucht, meine Frau hat mir anderthalb Tage vom nächsten Hafen und nächsten Arzt entfernt eine ziemlich hässliche Platzwunde perfekt geflickt, wer die Narbe sehen will, muss mit der Lupe hingucken. Wer Anglerknoten kennt, dem wird der Chirurgenknoten sehr vertraut sein. :))
    zwei Splintschienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen
    eine Mini-Maglite (zur Arbeit bei bei Dunkelheit und als Diagnoseleuchte: Pupillenreflex?)
    ein gutes altes mechanisches Blutdruckmessgerät mit Manschette und Stethoskop
    250 ml Cutasept
    eine Tube PVP Iod Ratiopharm
    zwei Dosen Kaliumiodid zu 130 mg
    Ein Riegel Micropurtabletten


    Nicht für Laienanwendung, aber wenn ich mal im Notfall auf einen Arzt angewiesen bin, der zwar Sachkenntnis anbieten kann, aber kein steriles Material:


    jeweils steril eingeschweißt:
    Skalpellgriff mit mehreren Einwegklingen
    5 Einwegspritzen 2ml, 2 Einwegspitzen 5ml, diverse Kanülen
    Infusionsset zum Legen eines intravenösen Zugangs



    ... und der ultimative Ratgeber für medizinische Laien:


    David Werner; Wo es keinen Arzt gibt, Peter Rump Verlag (Reihe Reise Know How)


    Medikamente sind je nach Situation/Reiseland/Szenario und eventuellen Vorerkrankungen individuell zusammenzustellen. Ärztliche Beratung ist empfehlenswert. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, seinen Impfschutz aufzufrischen. Bitte auch an Hepatitis A/B denken, gerade in Krisensituationen ist Immunität wichtig!


    Viele Grüße


    Matthias

    :face_with_rolling_eyes:

    Zitat von Sunnhild;69742

    Und nach StGB §328, Absatz 2.3 wird jeder, der eine nukleare Explosion verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren ODER Geldstrafe bestraft. :grosses Lachen:


    Im Ernst: Ich kann mir nicht vorstellen, dass man im Umkreis von 3-5 km um den Ground Zero einer Atomexplosion noch in der Lage ist, irgendwas zu machen vor dem Exitus.
    Oder sprechen wir hier von eine "schmutzigen" Bombe?



    Hallo Sunnhild,


    bei Hiroshima und Nagasaki lag der tödliche Umkreis um den Ground Zero, wo jemand ungeschützt > 3...4 Sv erhalten hat, bei 1-2 km. Im Gegensatz zu Tschernobyl, Kontamination mit relativ langlebigen Spaltprodukten wie 90 Sr und !37Cs, was bei Hiroshima und Nagasaki nicht gegeben war, ging das Leben in der Umgebung auch relativ problemlos wieder weiter. Nach einer Kernwaffenexplosion - so Du sie mit einer Gammadosis < 1 Sv überlebt hast - stehen Deine Überlebenschancen bestens, soweit Du die Inkorporation radioaktiven Materials vermeiden kannst. D.h. Flucht aus der Nahtrefferzone (gegen den Wind!) und Überleben mit verpackten Getränken und Nahrungsmitteln, sowie rechtzeitige Dekontamination - ausgiebiges Duschen und frische, unverstrahlte Klamotten. Eine Iodprophylaxe (Schilddrüsenblockade) ist in jedem Fall hilfreich.


    Deiner juristischen Kompetenz (ich bin da Laie) beuge ich mich natürlich:face_with_rolling_eyes:


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Wiper;2936

    Hallo,
    kennt jemand im Web eine gute Adresse für richtige Wanderkarten, in dehnen auch Feld und Waldwege eingezeichnet sind? Ich habe schon gesucht aber nix was mir gefällt gefunden.:crying_face:


    Topographische Karten 1:50.000.


    In A/CH/D in jeder größeren Buchhandlung erhältlich, alternativ auch Internetversandhändler.


    Das sind vor allem keine "Landschaftsskizzen" wie praktisch alle Autokarten, sondern echte Kartographie, wo man wirklich mit Kompass und Kursdreieck seine Position bestimmen oder einen GPS-Fix in die Karte übertragen kann


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Eterus;14630

    Trink das blos nicht!
    Würdest Du aber auch nicht runterkriegen, es riecht erbärmlich.


    Habe einen Lister vor 2 Wochen gekauft, das mit der Haltbarkeit wuste ich aber noch nicht. :Gut:


    Habe in meiner Pubertären Zeit mit Javel-Wasser meine neuen Jeans künstlerisch ausgebleicht. :grosses Lachen:


    Hallo Eterus,


    ja, dafür taugt Eau de Javel. Friseurblondinen bekommen davon auch eine sehr nette grüne Haarfarbe, wenn ihr Haare damit in Kontakt kommen.:Cool:


    Zur Wasserdesinfektion ist es definitiv geeignet, wenn auch geschmacklich unbefriedigend.


    Die Haltbarkeit ist begrenzt, das Zeug riecht nicht nur erbärmlich nach Chlor, es ist auch ziemlich korrosiv (Metalle, Textilien), nur im verschlossenen Kunststoffbehälter zu lagern.


    Länger lagerfähig (kühl, trocken, lichtgeschützt) ist Natrium- oder Calciumhypochlorid in Pulver- oder Tablettenform. Wer Natriumhypochlorid herstellen will, kann dies problemlos per Elektrolyse mit Graphitelektroden aus Kochsalzlösung tun.


    Viele Grüße


    Matthias


    Die Mottenzuchtanlage kommt mir sehr vertraut vor ...


    Oder ein Luftwagenheber (Air Jack), den ich mir mal gekauft habe und den man nach Verkaufsprospekt in sandigem oder schlammigem Gelände schlicht und einfach unters steckengebliebene Auto schmeißt und mit Abgasen aus dem Auspuff aufbläst. Hebt das Auto sehr schön hoch, bis ein spitziges Metallstück am Unterboden für den Pffft .... Effekt sorgt.


    Merke, lieber mit einer Holzplatte unterfüttern, die man im Ernstfall natürlich nicht dabei hat.


    Es bleibt die Methode nach alter Väter Sitte: Wir nehmen den Klappspaten und graben das Auto aus, schmeißen ggf., ein paar geschnittene Knüppel und Zweige als Anfahrhilfe vor die Räder.


    Nothilfe in der Sandwüste: Das Reserverad 1,5m tief im Sand verbuddeln und als Anker für den Greifzug nehmen. Funktioniert sehr gut


    Viele Grüß


    Matthias



    Hallo,


    Deine Beitragsserie ist ein echtes Highlight in diesem Forum. DANKE dafür! Ich habe dazugelernt und einige wertvolle Anregungen mitgenommen.


    Kleine Anmerkung: Das Dekopulver der BW (Ziel: Zerstörung von B- und C-Kampfstoffen) ist schlichtes Natriumhypochlorit und kann statt Steripen & Co. auch zur Wasserentkeimung verwendet werden. (Töten natürlicher "B-Waffen", die Dünnschiss auslösen) Na-Hypochlorit hat allerdings nur eine sehr begrenzte Lagerdauer, da es sich bei Raumtemperatur langsam aber sicher zersetzt. Ein zehn und mehr Jahre alter BW-Bestand ist mit hoher Wahrscheinlichkeit inaktiv.


    Wenn der reine Stoff im Chemikalienhandel nicht beschaffbar sein sollte, tun es auch Chlortabletten für den Swimming Pool, die sind wegen der einfacheren Dosierbarkeit mit inerten Stoffen gestrecktes Natriumhypochlorit. Man schleppt dann halt ein wenig totes Gewicht mit sich rum. Warnung: Das Zeug ist extrem korrosiv und greift sowohl Metalle aller Art als auch Textilien an. Es muss sicher verpackt sein, ideal in einem Kunststoffbeutel eingeschweißt, mindestens aber in einem Zip-Beutel, der sicherheitshalber in einem zweiten Kunststoffbeutel verpackt ist.


    Viele Grüße


    Matthias


    Nachtrag: Calciumhypochlorit ("Chlorkalk") tut den selben Dienst.

    Zitat von FrankD;65741

    Hallo liebe S&Pler,
    ich bin da über was gestolpert, was mir keine Ruhe mehr lässt und bin gespannt auf eure Meinungen zu dem Thema. Falls ich es übersehen habe und wir das hier schon hatten bitte ich um Verzeihung.
    ...
    Thema GenNahrung


    Hallo Frank,


    ich möchte mal auf einen Umstand hinweisen, der nach meiner Beobachtung wenig bekannt ist. Bei grüner Gentechnik erfolgt ein gezielter Eingriff in das Genom der Pflanze. Die Folgen sind zumindest halbwegs verstanden, Restrisiken können bleiben.


    Nur, wie funktioniert "konventionelle" Pflanzenzucht? Sicher nicht mehr wie zu Zeiten von Gregor Mendel, durch gezielte Bestäubung im Glashaus mit dem Pinsel.


    Eine Charge Saatgut fährt durch einen 60Co-Strahler, es werden ungezielte Mutationen (ungezielte Erbgutveränderungen, ungezielte Genmanipulationen) erzeugt. 99% des so behandelten Saatguts ist hinterher steril und geht nicht mehr auf, die meisten der Mutanten sind untauglich, einige sind interessant. Mit denen wird weitergezüchtet.


    Ebenso werden mit chemischen Radiomimetika wie Colchicin Chromosomenabweichungen wie Polyploidie künstlich erzeugt.


    Ich will hier keine Diskussion über die pros und cons grüner Gentechnik lostreten. Nur, wer grüne Gentechnik ablehnt, dessen Argumente gelten 1:1 ebenso gegen heutige "konventionelle" Hochleistungszuchtsorten. Er oder sie ist dann gut beraten, sich auf alte Sorten zurückzuziehen. (Die Kartoffel Linda hatten wir ja schon mal als schönes Beispiel in einem Beitrag von Sunnhild)


    Viele Grüße


    Matthias


    Hallo Sunnhild,


    genialer Beitrag. Berichte doch bitte im Herbst über das Ergebnis - in Kilogramm.


    Übrigens auch geniale Sig :grosses Lachen:

    Zitat von Sunnhild;69260


    StGB §328, Absatz 2.3:
    Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine nukleare Explosion verursacht.


    Kartoffelige Grüße (Ja, die Linda ist wirklich gut, die beziehen wir auch von einem Hofladen, kein Vergleich zu den "halbfest kochenden" Sorten aus dem Supermarkt, die weder Fisch noch Fleisch sind.)


    Matthias


    Hallo hammer,


    zum Thema "Schiff sinkt" fühle ich mich als Segler aufgerufen. Ich will Dein breit gefasstes Thema zunächst also mal nur aus der schmalen Seglerperspektive beleuchten.


    Schwimmen solltest Du freilich können, wird Dich bei einem Unfall auf hoher See aber erst mal nicht retten, besonders nicht bei Kälte.


    Erster Grundsatz: Dein Boot darf nicht havarieren, tut es bei guter Seemannschaft selbst bei miesestem Wetter auch nicht, Du brauchst einen kompetenten Rudergänger und eine kompetenten Navigator. Zur Navigation gehört neben der räumlichen Orientierung allerdings auch die über das Wetter. NAVTEX ist eine feine Idee, ersetzt aber nicht die eigenen meteorologischen Beobachtungen an Bord. Die Ablesung des Barometers gehört ins Logbuch, bei mehr als -1 mbar/h ist roter Alarm angesagt.


    GPS und Co können ausfallen oder vom US DoD im Krisenfall abgeschaltet werden. Mitkoppeln ist Pflicht, auf längeren Törns ausserhalb Landsicht mindestens ein astronomischer Fix am Tag. unter Land Dreieckspeilungen.


    Gerade ein Segelschiff, das im Vergleich zu einer Autofähre einen Gewichtsschwerpunkt deutlich unterhalb der Schwimmwasserlinie hat, ist extrem kentersicher. Die Gefahr ist Leckschlagen als Folge einer Kollision. Hier ist aber auch wieder das Personal an Bord gefragt. Kollisionen mit im Sturm verlorenen Containern (Schwimmverhalten ähnlich wie Eisberg) oder Baumstämmen sind eine reale Gefahr. Da hilft nur Rudergänger plus Ausguck. Bei der klassischen Vierstunden-Wacheinteilung der Marine kein Problem. Wenn Du mit sehr kleiner Crew unterwegs bist (in meinem Fall meine Frau und ich) hast Du bei einem Sturm natürlich schlaftechnisch die A....karte gezogen, aber bei uns ist trotzdem immer jemand am Ruder. Einhandsegler, die das Boot während der Schlafperiode der Selbststeueranlage überlassen, halte ich für verantwortungslos.


    Im Falle einer Havarie ist - so pervers es ich anhört - das wichtigste Werkzeug die Brechstange und die Axt. Du musst die Inneneinrichtung auseinanderschlagen, um an das Leck heranzukommen, nur so kannst Du Abdichtungsversuche (z.B. Lecksegel) unternehmen. Derweil setzt ein anderes Besatzungsmitglied (Seefunkzeugnis oder Wissen um die Bedienung eines Funkgeräts nebst Navigationskenntnissen - wo sind wir - einen Mayday ab). Es ist natürlich ein Vorteil, wenn ich mittels Dreiwegehahn die Kühlwasseransaugung des Motors von außenbords auf die Bilge umschalten kann, dann lasse ich ihn mit n(max) laufen und habe ich eine fette zusätzliche Lenzpumpe. Die optimale Paranoia ist natürlich, per Nebenantrieb eine weitere mechanische Pumpe zuschalten zu können. :face_with_rolling_eyes: Handbetriebene Lenzpumpen kann man vergessen, da die eher kleine Mannschaft im Notfall mit anderem beschäftigt ist.


    Ansonsten hat im Niedergang die Notfalltone (Inhalt Senotsignalmittel, Wasser, Notrationen, EPIRB-Funkboje, GPS, Kartenmaterial, Kompass und Navigationsbesteck), EH-Kasten, wasserresistente Kleidung natürlich bereitzuliegen


    Zu Deinen sonstigen Fragen:


    In tropischen Gewässern (ich ziehe Haie ab) kannst Du einige Kilometer schwimmen. In der Nordsee ist Dein Handlungsspielraum auf einige Minuten ohne Neoprenanzug begrenzt.


    Seewasser trinken: NIE


    Deine Körperflüssigkeiten sind eine physiologische Kochsalzlösung mit etwa 0,9%. Wenn Du Sewasser mit etwa 3-4% Natriumchlorid zu Dir nimmst, spült das zur Aufrechterhaltung des osmotischen Gleichgewichts flott dringend benötigtes Wasser aus Deinem Körper aus.


    Ansonsten vermeidet man Seenotfälle wie "Mann über Bord" besser durch Vorsicht. Ab 6 Bft ist tragen von Automatikwesten Pflicht, spätestens in Erwartung(!) von 8 Bft werden an Bord Laufleinen gespannt, in die sich jeder, der auf dem Vorschiff zu tun hat, mit seinem Lifebelt einklinkt. Gerade bei einer Zweipersonencrew würde ich mich nämlich nicht darauf verlassen, dass ein MOB-Manöver funktioniert. Meine Frau könnte es als Einhandseglerin schulmäßig fahren, nur wie würde sie mich, wenn ich bewusstlos in einer etwas aufgewühlten See triebe, unter Sturmbedingungen die fehlenden anderthalb Meter an Bord hieven können? Vermutlich nicht. Also: Die Situation darf nicht vorkommen, sie ist durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden.


    Das Rettungsfloß ist übrigens wirklich das allerletzte Hilfsmittel, wenn das Boot definitiv untergeht. Es wurden nach Hurrikans in der Karibik schon intakte, aber unbemannte Yachten gefunden, unauffindbar waren das Rettungsfloß und die Besatzung


    Deine restlichen Fragen sind komplex, deshalb empfehle ich statt eines Dreizeilers von mir ein Buch:


    Joachim Schult; Notfälle an Bord, Delius Klasing, Bielefeld, 1991


    Ein Klassiker (nicht nur) für die Bordbibliothek. Er behandelt Überleben zur See.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Buddelbär;59919

    Aslo ich habe auf 2,5qm Balkon zwei Gurken, eine Paprika, und drei Tomaten gehalten und noch Platz gehabt.
    Das hat jeden Abend für nen frischen Salat gereicht , über Monate!
    Und es hat auch besser geschneckt als diese Wasserbomben aus Holland...
    Hinter nem grossen Südfenster könnte man das bestimmt noch um einige Wochen verlängern .
    Servus und viel Erfolg


    Hallo Buddelbär,


    auf kleinstem Raum ist auch die ganze Batterie der Geschmacksträger züchtbar, Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Rauke, Rosmarin, Thymian, Minze, Salbei.


    Für den frischen Salat kann man selbst drinnen und im Winter Sprossen züchten, Alfalfa, Linsen, Radieschen, Rettich, die eine sehr vitaminreiche und leckere Salatzutat ergeben. In einer Woche erntereif.


    Viele Grüße


    Matthias



    Funktioniert grundsätzlich und ist auch robust und dauerhaltbar. Speichermedium sind Goldcaps/Ultracaps. Ladezeit 0 auf 100% ginge technisch sogar innerhalb weniger Sekunden, wird hier nicht durch die Lampe, sondern durch das (billig gemachte) Ladegerät bestimmt.


    Den Nachteil nennt die Artikelbeschreibung erfreulicherweise wahrheitsgemäß: Wenig Energieinhalt, kurze Leuchtdauer.


    Zudem, wie bei Elektrolytkondensatoren üblich, eher hohe Selbstentladung. Nichts, was man monatelang im Schrank liegen hat und dann im Bedarfsfall geladen hervorholt.


    Die kurzen Ladezeiten - aus einem Industrienetzteil Sekunden - sind natürlich bestechend. Zum Beispiel als Pannenhelfer im Auto. Liegt meinetwegen seit Jahren entladen im Handschuhfach, kann aber binnen Sekunden bis Minuten aus der Autosteckdose aufgeladen werden und ist einsatzbereit.


    Im Gegensatz zu Akkus verderben Ultracaps auch durch jahrelanges entladenes herumliegen nicht.


    Wenn das auf Dein Einsatzprofil passt, eine klasse Lampe.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von rocker;69161

    Hallo Matthias,


    Japan oder aber der Tsunami 2004 sind gute Beispiele dafür dass im Katastrophenfall nicht unbedingt Mord und Totschlag herrschen muss. Ich glaube vorrangig an das bessere im Menschen und denke dass man sich in der ersten Zeit mal helfen wird.


    Hallo Rolf,


    kein Widerspruch. Aber ehe ich mir mit 50 Gleichbetroffenen überlegen muss, wie wir unsere Wasservorräte sinnvoll rationieren und zivilisiert verteilen, verziehe ich mich lieber rechtzeitig in ein Gebiet, wo ich über das Thema Wasserversorgung nicht nachdenken muss. Die Arbeiter, die in Fukushima unter ungünstigsten Bedingungen harte körperliche Arbeit verrichten mussten, hatten (laut Spiegel) 1,5l Trinkwasser an Tag (Null Wasser für Hygiene) und eine Packung Kekse nach Art der EPA-Panzerplatten!

    Zitat von rocker;69161


    Bei der Landwirtschaft sehe ich als Problem auch die fehlende Flexibilität. Man ist gebunden, man braucht Maschinen oder Tiere und Arbeitskräfte. Man braucht resistentes und robustes Saatgut und man muss die Ernte dann auch verarbeiten.


    Ich dachte jetzt auch nicht unmittelbar an Landwirtschaft. In der freien Natur ist jede Menge Zeugs essbar, notfalls kann ich selbst Baumäste abschälen und die lebende Innenlage der Rinde essen. Und ich habe die Option auf Fischfang und Jagd, die ich in der Stadt nicht habe. Mit einem Reh oder einem Dutzend Fische habe ich eine sehr gesunde Verhandlungsbasis mit der Landbevölkerung zum Tausch gegen andere Lebensmittel. Über Fischen (nicht nur Angeln) und ggf. auch waffenloses Jagen (Fallen und Schlingen), sollte man sich natürlich mal schlau gemacht haben. Da geht mit simpelsten Mitteln mehr, als der Zivilisationsbürger sich vorstellen kann, ich habe z.B. mal in einem Freilichtmuseum in Finnland eine beeindruckende Totschlagfalle für Bären (!!!) gesehen. Vorher hätte ich sowas mangels Wissen nicht bauen können, jetzt könnten meine Frau und ich (Du brauchst definitiv zwei Leute für den Job) das in einem Tag tun.

    Zitat von rocker;69161


    Ein kleines Gärtchen wird auch nicht länger reichen als ein Keller voller Konserven.


    Ich sehe die Konserven, wie wir heute politisch korrekt sagen als "Übergangstechnologie", bis das Gärtchen Erträge abwirft. In Deinem Szenario "Magmablase unter dem Yellowstonepark bricht aus", werden wir beides benötigen. Gerade das Saatgut für das Gärtchen will in so einem Szenario gut geplant sein.

    Zitat von rocker;69161

    Bis man aber in der Lage ist, einen einigermassen geordneten Aufbau zu beginnen bin ich in meiner kleineren Stadt mit See, Wasserfilter und Konservenvorrat meiner Meinung nach am besten dran.


    Ja, als temporäre Zwischenverpflegung, bis entweder die Krise zu Gunsten der Wiederherstellung der Verhältnisse eines Industriestaats beendet ist (Japan), oder bis Autarkie auf niedrigem Niveau etabliert ist (Dein Beispiel Magmablase unter dem Yellowstonepark bricht aus)

    Zitat von rocker;69161


    Und ist im schlimmsten Fall halt wirklich die ganze Welt verstrahlt und kaputt nützt wohl kein Plan mehr etwas.


    Da können wir uns meiner bescheidenen Meinung nach ganz entspannt zurücklehnen. Wir hatten schon mal einen "globalen Atomkrieg" mit ca. 600 oberirdischen und teils extrem schmutzigen Kernwaffendetonationen - die Atomwaffentests in den 50ern und 60ern des letzten Jahrhunderts. Dagegen ist, weltweit - nicht lokal - betrachtet, Tschernobyl und Fukushima zusammengenommen, ein minderer Betriebsunfall. inzwischen streitet man übrigens schon darum, ob die in der Nähe von Fukushima nachgewiesenen Plutoniumisotope wirklich aus den MOX-Brennstäben des Blocks Drei kommen, oder Reste der Kernwaffenversuche im Pazifik sind. Eine Analyse des Massenverhältnisses der einzelnen Nuklide und deren Zerfallsprodukte wird das zweifelsfrei klären. Sie steht allerdings noch aus.


    Ach ja, eine nette Randnotiz: Bei Recherchen zu dem Thema bin ich auf ein ganz nettes Viecherle gestossen, das Bakterium Deinococcus radiodurans. Es hat ein vierfachredundantes Genom, kann selbst unter intensiver Bestrahlung in Echtzeit DNA-Doppelstrangbrüche reparieren (wir Zwei- und Vierbeiner können nur in sehr bescheidenem Tempo Einfachstrangbrüche unseres einmal vorhandenen Genoms reparieren) und überlebt eine Bestrahlung mit 10.000 Sv. Wir geben nach 4-5 Sv mit Sicherheit den Löffel ab. Das Leben würde also selbst nach einem völlig unrealistischen Strahlungsunfall weitergehen. Allerdings bezahlt Deinococcus radiodurans für seine genetische Stabilität durchaus einen Preis. Mutation und damit evolutionäre Weiterentwicklung sind praktisch ausgeschlossen. Es wird in alle Zukunft das bleiben, was es schon seit hunderten Jahrmillionen ist, ein nicht besonders mit Intelligenz gesegneter Einzeller.


    Viele Grüße


    Matthias


    Finde ich sehr zweckmäßig. Bei mir ist Blutgruppe, Notfalltelefonnummern Organspenderausweis und Hinweis auf meine Patientenverfügung auf einem durch zweifache Faltung kreditkartengrossen Kärtchen in der Brieftasche, in einer Plastikhülle zusammen einem kleinen Memorystick (da gibt es ja inzwischen wirklich winzige Ausführungen), der den Scan der Originaldokumente enthält.


    Bei chronisch Kranken oder Allergikern wären natürlich auch noch Hinweise auf benötigte Medikamente oder Unverträglichkeiten sinnvoll.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von O.Bey;69148

    Sagt mal Schweizer , kann man die kaufen eure Velos ? Wo ? Wie teuer ? Haben die Vorteile gegenüber modernen Trekkingrädern ?
    Wären die eure Empfehlung für den gemeinen Prepper ?
    Gruß
    O.Bey



    Lästermodus on.


    Ich bin zwar Deutscher, aber ich glaube, auf dem Gepäckträger eines Schweizer Armeevelos kann man einen Schützenpanzer vertäuen und damit - gute Kondition vorausgesetzt - über den Gotthard radeln :winking_face:


    Die Dinger sind meines Wissens bleischwer (meines Wissens über 20 kg), aber beliebig dreckresistent und schlicht unzerstörbar. Aber nicht unbedingt das, was Du für eine entspannte Radtour am Sonntag haben willst.


    Ein Maschinenbauprofessor von mir an der Uni hatte mal im Auftrag der Schweizer Armee mit der Erprobung neuer Modelle zu tun, der schwärmte regelrecht von der Unkaputtbarkeit dieser Velos.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von spookyst;65272

    Meine Familie:smiling_face_with_hearts:
    Die funktioniert immer ..... und ich hoffe das bleibt auch so.:)


    LG


    S.


    Dem kann ich nur zustimmen. Ich hätte jetzt auch gesagt: Meine Frau. Eine vielfältig begabte und noch dazu knuddelige "Survivalparnerin". Und wenn Ernst ihr auf dem Schießstand seine SIG 229 in die Hand drückt, könnte es durchaus sein, dass er auf einem ehrenhaften 2. Platz landet, da hat sie schon einige Männer verblüfft.


    Ich denke auch, es ist extrem wichtig, dass in einem Notfall Partner/Familie verlässlich unterstützen. Im Team ist man stärker.


    Viele Grüße


    Matthias


    Hallo Rocker,


    Japan ist doch ein gutes Beispiel. Nach ein paar Tagen waren die Läden leergekauft und wegen Zusammenbruch der Logistikkette blieb die Nachlieferung aus. Auf dem Land habe ich ein paar Optionen mehr, mich aus der Natur zu ernähren, auch Dein Argumentverstärker taugt im Notfall zu anderen Zwecken, z.B. zur Nahrungsbeschaffung. Vor allem kann ich mir das wichtigste Lebensmittel - Wasser - sehr viel problemloser beschaffen als in einer Großstadt mit zusammengebrochener Wasserversorgung (flächendeckender Stromausfall wie in Japan reicht, Wasser muss meist gepumpt werden.)


    Wenn Du radioaktive Kontamination als Szenario unterstellst, ist natürlich Dosenfutter der einzige Ausweg. Das Problem beginnt aber auch hier beim Wasser. In den betroffenen Gebieten Japans meist Oberflächenwasser, daher vermutlich stark kontaminiert. Neben 131I sind hier dann vor allem auch 90Sr und 137Cs relevante Radionuklide. Das beste Mittel gegen ionisierende Strahlung ist Abstand, gegen Kontamination Abstand in Luvrichtung.


    Wenn die Magmablase unter dem Yellowstonepark hochgeht, wird es natürlich eng, der Ausbruch des Tambora in 1816 dürfte einen bestenfalls sehr leichten Vorgeschmack gegeben haben. Aber auch in dem Fall ist eine magere Ernte besser als keine. Ich würde in diesem Fall sogar davon ausgehen, dass die meisten nordamerikanischen Großstädte wegen Zusammenbruch der Infrastruktur schlicht aufgegeben werden müssen.


    Viele Grüße


    Matthias



    Hallo Eugen,


    Deine Meinung teile ich - zumindest fast. Für Erwachsene sind auch grössere Mengen Nitrat problemlos tolerabel. Nitrat ist (für Erwachsene!) wenig toxisch. Wirth/Gloxhuber; Toxikologie, Thieme, Stuttgart, sagt "Mengen von 10-30g Kalisalpeter können beim Erwachsenen zu lokaler Reizung, durch Wasserentziehung unter blutigem Erbrechen zu Durchfällen führen. Es wurden als tödliche Dosis für den Erwachsenen auch schon 8g angegeben." Wohlgemerkt, bei purem Verfrühstücken des Pulvers! Der Tod dürfte dann allerdings durch Dehydrierung und Kreislaufkollaps (Erbrechen, Durchfälle) eintreten.


    Das ist mit nitratbelastetem Trinkwasser oder Gemüse definitiv nicht zu schaffen. Du hast für Erwachsene absolut recht, nitratbelastetes Brunnenwasser stellt keine Gefahr dar.


    Bei Säuglingen sieht die Lage aber deutlich anders aus, da sie auf die Reduzierung von Nitrat zu Nitrit durch die Darmflora sehr viel empfindlicher reagieren als Erwachsene. Als Vergiftungsbild nennt der Wirth/Gloxhuber Methämoglobinämie, das ist schlicht eine oxidative Inaktivierung der Hämoglobins, es kann in dieser Form zwar noch Sauerstoff binden, ihn aber nicht mehr abgeben.


    Folgen: Atemnot, Blaufärbung, Herzrasen, im schlimmsten Fall der Tod. - das ist keine chronische, sondern bei höheren Nitratgehalt auch eine akute Geschichte.


    Der Wirth/Gloxhuber schreibt hier (S. 98) "Besonders gefährdet sind Säuglinge im ersten Lebensvierteljahr ... Eine Intoxikationsgefahr besteht besonders für Kleinkinder bei einem Nitratgehalt des Trinkwassers über 45 mg/l (Berechnet auf NO3-)" , und das liegt im möglichen Bereich eines nitratbelasteten Dorfbrunnens.


    Ein sehr empfindlicher Nitratnachweis gelingt mit Schwefel- und Salicylsäure (eine Aspirintablette ist ein sehr brauchbarer Notbehelf, falls keine Salicylsäure greifbar ist), ein klassischer qualitativer Nachweis ist die Ringprobe (-> Wikipedia) Ansonsten sind viele brauchbare Testsets zum Testen einzelner Wasserparameter, u.a. auch Nitrat, für jeweils einige Euro im Aquarienhandel erhältlich.


    Für Säuglingsnahrung, wo ich das Wasser ja nicht gerade eimerweise brauche, kommen Ionenaustauscher zur Nitratentfernung in Frage (nicht alle Typen sind geeignet, vorher informieren), in jedem Fall hilft natürlich destillieren. Ansonsten ist Nitrat nur schwer aus dem Wasser rauszukriegen, da dummerweise die meisten Nitrate gut lösbar sind und einfache Fällungsreaktionen mit ungiftigen Chemikalien nicht zur Verfügung stehen.


    viele Grüße


    Matthias


    Meine Meinung:


    Gehen, frühzeitig und bei den ersten Anzeichen, noch bevor der Regierungssprecher das Vorliegen einer Katastrophe dementiert. Zurückkommen kann man immer, wenn man die Situation überschätzt hat.


    Wenn es für Otto Normalverbraucher sichtbar kritisch wird, sind die Läden leergekauft und die Straßen verstopft.


    Fluchtwege aus den Großstädten sind deshalb vor allem nicht die Autobahnen, sondern die Feldwege. Ich setze mal topographische Karten voraus. Autobahnen sind geradezu Fallen, wenn ich im Stau stehe, hindern mich die Leitplanken selbst mit einem geländegängigen Fahrzeug am Verlassen der Straße.


    Ein Stadtmensch kann sich übrigens auch auf dem Land nützlich machen: Hey ich kann weltweite Kommunikation ohne Handymasten, zum Beispiel per Amateurfunk, ich kann Strom erzeugen, ich habe ein solides Wissen in Erster Hilfe und die Ausrüstung, Verletzte zu versorgen, ich besitze ein paar "wundertätige" Chemikalien, mit denen ich bestimmen kann, ob Trinkwasser sicher ist, oder ein paar Desinfektionsmittel, mit denen ich es sicher machen kann.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Techniker;68968

    Wie schaut es eigendlich mit: Ozon aus? als Ersatz....????


    Eher nicht gut. Muss vor Ort hergestellt werden, durch Hochspannungsentladungen oder UV-Einwirkung auf Sauerstoff. Für beides brauche ich neben der Technik elektrische Energie. Na-Hypochlorit kann ich lagern und frisst im Bedarfsfall keinen Strom.


    Wie schon mal geschrieben, meine nicht stinkende, im Gegensatz zu Hypochlorid nicht korrosive und unbegrenzt lagerfähige Alternative, die zudem durch Farbumschlag zeigt, ob sie ihren desinfizierenden Job getan hat, heisst Kaliumpermanganat


    Viele Grüße


    Matthias