Zitat von KUPFERSALZ;68988Hallo Matthias,
was hat das mit Evolution zu tun wenn jemand eine importierte Pflanze in ein fremdes Ökosystem einbringt? Von einem natürlichem sukzessiven Verfahren kann man da wohl nicht sprechen.
Gruß KUPFERSALZ
Hallo Kupfersalz,
wer ist "jemand"?
Nach der letzten Eiszeit (Mitteleuropa sah etwa so aus wie heute die sibirische Tundra) war "jemand" der Wind und die Tiere. Alles, was wir heute als natürliche Flora wahrnehmen, hat sich mit 0,1 - 1 km/a seinen Weg meist vom Schwarzen Meer die Donau hoch erkämpft.
Die Pflanzen sind als Neophyten in ein fremdes Ökosystem (das einer Tundra) eingedrungen und haben sich als gut angepasste Arten erwiesen - und das Ökosystem der postglazialen mitteleuropäische Tundra radikal verändert! Ökologie ist Leben, ist Veränderung, statisch ist der Tod.
Wer einer Romantik a la "deutsche Eiche" huldigt, besingt einen sehr rezenten Neophyten. (Noch von 12.000 Jahren hier völlig artfremd.)
Macht es wirklich einen Unterschied, ob der samenverbreitende Vogel nun aus Fleisch und Blut oder aus Metall ist?
Die Masse unserer Nutzpflanzen, z.B. sämtliche Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Paprika, ...) oder auch Mais sind von anderen Kontinenten importierte Neophyten. Historisch gesehen beseitigte die Kartoffel in Europa die Hungersnöte. Hätte man sie nicht einführen sollen?
Wir leisten uns meiner Meinung nach in ganz gehörigem Ausmaß ökomuseale Romantik. Ein deutsches Beispiel, das mir spontan einfällt, ist die Lüneburger Heide. Eine in der frühen Neuzeit durch Überweidung entstandene Kultursteppe. Würde man sie sich selbst überlassen und "naturpflegerische " Maßnahmen bleiben lassen, würde sie wieder zu dem, was sie im Mittelalter (und lange davor) mal war. Ein Laubbaum-Mischwald.
Viele Grüße
Matthias