Beiträge von Waldschrat

    Zitat von Jeans;68051

    Hallo Matthias,
    laut aktuellem Stern bringen die Standart Iod Präperate bei einem GAU nichts!
    ich hoffe, du meinst MIKRO gramm und nicht milligramm jod :winking_face:


    Die "Standard"-Iodpäparate mit 50 - 100 µg pro Tablette bringen im Nahbereichs eines Reaktorunfalls freilich nichts. Im Fall, dass eine Iodprophylaxe erforderlich wird - in den Gebieten um Tschernobyl war sie es, sie unterblieb allerdings vielfach - meine ich exakt die von mir genannten Dosen, die der Empfehlung der deutschen Strahlenschutzkommission entsprechen. 65 Milligramm für Kinder, 130 Milligramm für Erwachsene.


    Für einen Gesunden ist selbst ein Vielfaches dieser Dosis kein Problem. Kaliumiodid ist an sich nicht toxisch. Nach der Sättigung der Schilddrüse mit Iod wird der Rest schlicht über die Nieren ausgeschieden. Da A/CH/D allerdings klassische Iodmangelgebiete sind, besteht die Gefahr einer induzierten Schilddrüsenüberfunktion bei Strumapatienten mit (evtl. latenten) autonomen Knoten. Die Schilddrüse erhält dann "endlich" einmal die gewünschte Ioddosis und legt richtig los. Der extreme Notfall ist eine lebensbedrohende thyreotoxische Krise.


    Wie ich schon sagte, in EU besteht keinerlei Grund zu einer Iodprophylaxe, der Stern hat hier recht, obwohl die Medien in D ein erbärmliches Niveau an physikalischen Grundlagenkenntnissen offenbaren, etwa das notorische Durcheinanderschmeißen von Dosen und Dosisleistungen.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von drudenfuss;68046

    Die Stromdichte reduzieren?
    Erklär mal bitte, ich komme mit diesen Begriffen nicht klar, kann mir darunter nix vorstellen.



    Sorry für den Slang, das ist eine Berufskrankheit.


    Typischerweise speist Du den Aufbau aus einem regelbaren Netzgerät (erhältlich z.B. bei Conrad, Westfalia...), bei dem Du Spannung und/oder Strom einstellen kannst.


    Du fährst die Spannung solange hoch (oder begrenzt den Strom entsprechend) bis sich an den Elektroden gerade noch keine Gasblasen bilden. Niedrigere Spannungen sind unschädlich, es dauert halt nur länger, bei höheren entsteht Chlor, was allerdings neben der Gasblasenbildung unmittelbar durch den Geruch auffällt (Hallenbadgeruch)


    Chlor ist nicht nur giftig, sondern auch extrem korrosiv. Chlordämpfe führen zu Korrosionsschäden an praktisch allen Metallteilen in der Umgebung des Versuchsaufbaus.


    Viele Grüße


    Matthias


    P.S. Wenn weitere Fragen da sind, beantworte ich gern.

    Zitat von Techniker;67989

    also kommt es auf das Elektronenmaterial an...


    habe vor ein paar Tagen eine Zink Kohle Batterie auseinander genommen
    und dabei nur ein Stümmelchen Kohleelektrode gefunden :crying_face:


    Chinesisches Markenfabrikat?:face_with_rolling_eyes:


    Graphitelektroden (Stäbe, Platten Netze) aller Art gibt es übrigens auch im Laborbedarf.


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Tyr;5602

    Jof wird noremallerweise über die Luft aufgenommen und in der Schilddrüse verarbeitet. Im Falle eines Störfallen oder eines Atomwaffeneinsatzes wird das Jod in der Umgebungsluft durch die Strahlung angeregt und beginnt selbst zu strahlen. Was natürlich denkbar ungünstig ist wenn man das Zeug in der Schilddrüse angelagert bekommt.
    Jodtabletten sollen den Organismus vollständig mit Jod anreichern so das er keines mehr als der Umgebungsluft aufnehmen muss.


    Theoretisch könnte man sogar eine Ampulle Jodtinktur zum desinfizieren trinken.
    Kann ich aber von abraten es schmeckt einfach wiederlich. :anxious_face_with_sweat:


    Definitiv nein! Elementares Iod kann schwerste innere Verätzungen und Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut , bis hin zu inneren Blutungen verursachen. Da kann ich nur dringendst warnen!


    Zitat aus Wirth/Gloxhuber; Toxikologie, Thieme, Stuttgart 1994: "Akute Vergiftung. Trinken von Jodlösungen (30g Jodtinktur gilt als tödlich) führt zu Gastroenteritis, die am besten durch Magenspülung mit 1%iger Natriumthiosulfatlösung behandelt wird."


    Viele Grüße


    Matthias



    Zur Iodprophylaxe kann Iodid (z.B KI) oder Iodat (z.B. KIO3) verwendet werden. Empfohlene Dosis zur Iodblockade ist 130 mg Kaliumiodid für Erwachsene, 65 mg für Kinder. Für Iodat oder für das Natriumsalz ist die Dosis entsprechend umzurechnen.


    Wie schon mehrfach geschrieben, aktuell besteht in EU keinerlei Grund zur Beunruhigung.

    Zitat von Wilson Freeman;67846

    Mich würde ja mal interessieren, was es war. Moviprep oder Prepacol (die beiden gängigen)? Diese enthalten zwar beide Natriumsalze, diese sind da aber nicht der Wirkstoff.



    Ich bin blutiger medizinischer Laie, aber ich behaupte, dass Na+ hier keine relevante Rolle spielt, sondern eher die SO4-- Ionen, die auf Grund Ihrer Größe die Darmwand nicht durchdringen können, aber wegen des osmotischen Drucks Wasser anziehen.


    Will sagen Na2SO4, aber auch K2SO4 oder MgSO4 täten den selben Job.


    Liege ich jetzt völlig daneben


    Matthias

    Zitat von Nachtkauz;67906

    Waldschrat


    genau das meine ich.


    Meinung dazu ?


    Gemeint ist das FHZ72T



    Ein absolut nützliches Gerät, der Umgang damit ist allerdings ein wenig tricky. (Abschirmung, Differenzmessung)



    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Autark;67901

    Hallo zusammen,


    hier mal eine Auflistung meiner „Preps“


    Ein Klasse Beitrag, dem nur weniges hinzuzufügen ist.

    Zitat von Autark;67901

    Lebenssituation ist bei 2 Erwachsenen ohne Kinder, eigenem Haus und Garten (naja, noch gehört's der Bank) etwas anders, als bei Familie Querschmitt.


    Ziel ist weniger das „mad max“-Szenario (auch wenn's dafür wohl auch einen guten Vorsprung bieten würde), Schwerpunkt liegt z.Zt. auf einer guten Vorbereitung das Leben zuhause zu sichern. Dabei eher breite Ausrichtung auf kurzfristige Krisen und Vorbereitung auf erwartete Veränderungen...

    [*]Bargeld in kleinen Spar-Schweinen – äh Scheinen :winking_face:


    Ja. Wir sollten uns bewusst sein, dass selbst bei einer "Kleinkrise" mit Stromausfall Geldautomaten und Point of Sales Terminals ( Der Kreditkartenleser im Laden) nicht mehr funktionieren. Bargeld oder (als Plan B) geldwerte Zahlungsmittel wie Gold oder Silber sind die erste Wahl.


    Zum Thema Lebensmittelvorrat: Wer unsere Vorräte (bei uns ebenfalls kinderloser Zweipersonenhaushalt) ansehen würde, dem kämen keine Gedanken in Richtung Survival, weil er nämlich keine Palette EPAs (pfui bah) sehen würde, sondern ein Sortiment Grundnahrungsmittel und Konserven, das zwei Leuten drei Monate überleben auf hohem kulinarischem Niveau ermöglichen würde. Austausch nach dem Rotationsprinzip. Nicht zu vergessen die Kühltruhe, die der Notstromdiesel eine Reihe von Wochen bedienen könnte und die mobile 30 Liter Campingkühlbox, die mit Gas, 230V, 12V und 24V läuft.


    Zitat von Autark;67901


    ....


    • Hausapotheke (Schmerztabletten, ACC etc.)
    • Geigerzähler (uraltes Voltcraft-Modell russ. Produktion)
    • Verbandszeug, Klebeband, Pflaster
    • 10 FFP3-Masken
    • Tamiflu
    • Desinfektionsspray
    • Filter für BW-Gasmaske


    Ich halte ehrlich gesagt das Tamiflu für verzichtbar. Ich würde zu Deiner Liste einen Betriebsverbandskasten nach DIN 13157 ergänzen, dazu eine Splitterpinzette, ein Fieberthermometer, ein manuelles Blutdruckmessgerät mit Stethoskop, ein bis zwei Splintschienen für Knochenbrüche, chirurgisches Nahtmaterial, ein Set mit sterilen Spritzen, Kanülen, Infusionsbesteck und Skalpellen.


    Eine Beatmungsmaske, eine Diagnoseleuchte (Pupillenreflex?) und ggf (hier beginnt der Luxus) ein Pulsoximeter.


    ABC-Schutz ist übrigens ein separates Thema:


    Pro Person:


    Schutzanzug (incl. Schuhe und Handschuhe)
    Vollschutzmaske mit mehreren geeigneten Filtern
    persönliche Dosimeter, mehrere Messbereiche (Infrastruktur: Ladegerät)
    empfindliches Strahlungsmessgerät
    Dekontaminationsmittel (für B,C ist Hypochlorit das Mittel der Wahl)

    Zitat von Autark;67901



    Information:


    • Weltempfänger
    • Handy (Prepaid)
    • Walky-Talkies


    Zwei Dual-Band Handfunkgeräte VHF/UHF und ein hochwertiger Kurzwellentransceiver

    Zitat von Autark;67901
    • Notebook mit UMTS-Stick
    • analoges Telefon (mit Kabel!)
    • MP3-Player, SD-Karte mit 2GB Musik


    Dwn Notebook halte ich eher für ein nice to have, die psychologische Wirkung von Musik kann man gar nicht hoch genug einschätzen.


    Keineswegs sonstiges. Werkzeuge sind essentiell und wollen gut durchdacht sein. Kleidung sollte nach dem Zwiebelschalenmodell aufgebaut sein - ich habe keine dedizierte Winter- oder Sommerkleidung im Notfallrucksack, aber mehrere aufeinander abgestimmte Kleidungsstücke, die ich kombinieren kann, oder auch nicht.



    Gruß


    Matthias


    Eigentlich musst Du auf wenig achten. Wenn Du auf industrielle Produktion (schnell, hoher Wirkungsgrad, hohe Stromdichten) aus bist: Feine Fasern, hohe Gewebedichte, rauhe Oberfläche, kurz: So viel Oberfläche wie möglich. Zusammensetzung: Reiner Graphit, Beimischungen können in Lösung gehen und die Reaktion unkontrolliert verderben (Hier meine ich im wesentlichen Metalle und Metallsalze, reine textile Stützgewebe der Kohlefasermatte sind elektrochemisch unwirksam, aber auch unschädlich).


    Stärke: Je dünner, je besser. Der Innenraum ist feldfrei, da spielt sich keine Reaktion ab. Dicke ist unschädlich, hilft aber nicht.


    Wenn es Dir nur darum geht, Hypochlorit für Desinfektionszwecke herzustellen, helfen Dir sogar (erprobt) zwei Graphitstäbe, die Du aus verbrauchten Zink-Kohle-Monozellen ausbauen kannst. Es dauert nur länger. Du musst dann nur die Stromdichte reduzieren. Bei Gasblasenbildung an den Elektroden den Spannungsregler runterdrehen. Selbst mit dieser Primitivmethode ist ein Liter Hypochloritlösung in 30 min. zu erzielen.


    Spannend ist eigentlich die stufenweise Oxidation: Chlorid - Hypochlorit - Chlorit - Chlorat - Perchlorat in solch einer Zelle :) Nein, ich habe nichts gesagt, "Kids, don't try it at home" :)



    Gruß


    Matthias

    Zitat von Nachtkauz;67883

    Nabend,


    Hat irgendwer Erfahrung mit dem FHZ 72T-Zählrohr in Verbindung mit SV500 (analog, Bj 84)


    Du meinst das Flüssigkeits-GM-Zählrohr aus dem FH Satz 2? Das passt zum SV500, zumindest zu dem der Generation 1 mit der Analoganzeige.

    Zitat von Nachtkauz;67883


    Weil jemand schon Japan angesprochen hat, was könnte den da genau auf uns zukommen ?


    Nichts



    Falls Du ein empfindliches Gammaspektrometer Dein Eigen nennst, wirst Du marginale Dosiserhöhungen für bestimmte Nuklide (siehe unten) messen können.

    Zitat von Nachtkauz;67883


    Im Sinne was für "Elemente" könnten durch die Luft direkt hergetragen werden, was könnte in Essen aus China stecken etc ?


    Die üblichen Verdächtigen, 131I, 137Cs, 89Sr, 90Sr, in messbarer, allerdings aber marginaler Dosis


    AU/CH/D importieren aus Japan übrigens kaum Lebensmittel, wenn ich jetzt mal von Sushi-Reis, Wasabi-Paste, Nori-Algen, Miso, Sake oder ähnlichen Spezialitäten absehe.


    Viele Grüße


    Waldschrat

    Zitat von Swisspowerman;51556

    Hallo Zusammen.


    Kennt hier Jemand die Art des Feuerschiessens mittels einer Gewehr/Pistolenpatrone?


    Mann Schiesst das Feuer mittels einer Gewehr/Pistolenpatrone bei der vorher das Projektil und das Schwarzpulver bzw. die Treibladung Entfernt wurde.
    LG
    Swisspowerman


    Du meinst, mittels des Zündhütchens?


    Ich hätte ja auch eine Patrone auseinandergenommen, aber dann das Treibladungsmittel als "Zunder" für die klassische Stahl und Stein Methode genommen, vielleicht zusammen mit einem Papiertaschentuch, Zeitungspapier, Verbandsgaze, oder einem dünnen Metalldraht und einer Batterie, was halt zur Hand ist. Hinweis: Die Pulverkörner sind häufig mit einer inerten Schicht überzogen, um sie langzeitstabil zu machen. Zerreiben vor der Anwendung erhöht die Zündwilligkeit.


    Bei dem Feuerschießen mit dem Zündhütchen bin ich eher skeptisch. Die Dinger haben, gerade bei großkalibriger Munition, auch ohne Treibladung eine ziemliche Kraft. Blasen die nicht eher den Zunder weg, statt ihn zu entzünden?


    Fragt


    Waldschrat


    Set A: Im Schlafzimmer


    Set B: Im Auto, nebst Decken, Werkzeug, Ersatzteile und Kommunikationsmittel in einer Zarges-Box.


    Außerdem bin ich ziemlich naturverbunden aufgewachsen. Mein Vater und später auch die Leiter von Jugendzeltlagern haben mir nahegebracht, an welchen Orten ich aus Sicherheitsgründen noch nicht mal ein Zelt für eine Nacht aufschlagen sollte. Warum sollte ich an solchen Orten ein Haus bauen?



    Viele Grüße


    Matthias (aka Waldschrat)

    Zitat von Lowfyr;67753

    Waldschrat, wenn du in Chemie fit bist könntest ja vielleicht mal die Salzmenge ect berechnen und hier reinstellen . Und was hälst du von dne Kohlefasermatten als Elektroden? Hab die bisher nur zum heizen von Formen genommen, also Strom leiten tun die :winking_face:


    Kohlefasermatten sind perfekte Elektroden, weil sie eine große Oberfläche bieten. Salzlösung: möglichst konzentriert. Die Umwandlungsrate Chlorid -> Hypochlorit ergibt sich aus einem Strom über Zeit Profil, kann man über "Elektronenzählerei" ausrechnen, bei Bedarf gehe ich näher darauf ein. Für eine notfallmässige Desinfektionsmittelherstellung via Elektrolyse ist der Restgehalt an Kochsalz aber ziemlich egal. Wenn man übrigens über das Ziel der Herstellung von Desinfektionsmitteln weitermacht, geht das Hypochlorit über das Chlorit in das Chlorat und dann in das Perchlorat über ....


    Ich will ja nichts gesagt haben (Grins)


    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von SwissSpecialist;67817

    Also ich bevorzuge Feuerstahl & Stahlwolle + Batterie :grosses Lachen:


    Das geht prima & klappt bei so gut wie jeder Witterung :)


    Lästermaulmodus: Kaliumpermanganat und Glyzerin auf Thermit :winking_face:



    Grinsend


    Matthias ( aka Waldschrat)

    Zitat von cholec;64274

    "Durchfallgetränk", zum Elektrolersatz:


    1l Wasser
    2,5 g Natron
    1,5 g Kaliumchlorid
    3,5 g Kochsalz
    20 g Zucker


    Das Magnesium nicht zu vergessen. Ich würde Deiner Mischung 1g MgCO3 zufügen


    Zitat von cholec;64274


    Schmeckt gewöhnungsbedürftig...


    Stimmt. Wer so eine Mischung schon mal durchfallbedingt getrunken hat, der versteht, warum Ärzte die intravenöse Gabe vorziehen :winking_face:


    Gruß


    Matthias

    Zitat von mam;63334

    Hallo zusammen,
    welche Verwendungsmöglichkeiten von Natron fallen euch denn ein?


    Völlige off topic Antwort :winking_face: Backpulver


    Fladenbrot Marke Lagerfeuer, wie ich es bei den Touareg im Tassili kennengelernt habe, geht wie folgt: Einen Stein in das Lagerfeuer wälzen, derweil Mehl mit Wasser, Salz und etwas Natron zu einem Teig anrühren, den Stein heiß herausholen, die Teigpampe darübergeben und ihr beim Aufgehen zusehen, rechtzeitig rumdrehen. Wer das richtige Nordafrikafeeling haben will, gibt natürlich noch etwas Kreuzkümmel dazu.


    Das passende Getränk: Eine Mischung aus Schwarzem und Pfefferminztee.



    Viele Grüße


    Matthias

    Zitat von Anne;67755

    Hallo, seid gegrüsst


    kann mir jemand sagen, wo ich einen zuverlässigen Geigerzähler bestellen kann und was diese kosten? Machen denn diese, die der
    Normalbürger kaufen kann auch Sinn?
    Anne


    Hallo Anne,


    tomduly hat Deine Frage ausführlich beantwortet, denke ich zumindest. Für Zusatzfragen stehen wir natürlich beide gern zur Verfügung. Ansonsten: Warte noch mindestens 6 Monate, wegen Fukushima - die Japaner bleiben ruhig, die Deutschen werden hysterisch - wird im Moment der letzte Dreck für horrende Preise angeboten und gekauft.


    Viele Grüße


    Matthias (aka Waldschrat)

    Zitat von ZoomZee;67800

    Da muss ich jetzt aber widersprechen. Das FH40T würde ich schon alleine des alters wegen nicht mehr mit gutem Gewissen empfehlen können, die Geräte sind teilweise über 40 Jahre alt. Das SV 500 dagegen ist modern und sehr robust. Das RAMII und das KSMG1 sind eindeutig stationäre Messgeräte und somit auch nur bedingt mit einem SV500, Gammascout oder FH40T zu vergleichen. Das KSMG1 ist sicherlich perfekt für jemanden der eine stationäre, langzeit Messstation für Gammastrahlung einrichten will. Das RAMII zum Testen von strahlenbelasteten Lebensmitteln. Aus diesem Zweck wurden beide auch gebaut.


    Beim SV500 gibt es, wie ich inzwischen herausgefunden habe, verwirrenderweise zwei Generationen unter dem selben Namen. Die erste, mit Analoganzeige und GM-Zählrohr und die zweite, mit Digitalanzeige und (wenn ich jetzt nicht völlig danebenliege) mit einem Halbleiterdetektor. Mein Kommentar bezog sich auf Generation 1.


    Mein gutes altes FH40T hat durchaus noch seine Existenzberechtigung. Ich schätze es als Begleiter im Feld bei mineralogischen Exkursionen, wo es noch gute Dienste leistet. Dafür liefert es mit einer Gammadosisleistung von 5 µGy/h (Vollausschlag) im untersten Messbereich eine völlig ausreichende Empfindlichkeit. Dass ich damit nicht den 137Cs-Gehalt meines Eigenbauspinats messen würde, versteht sich natürlich.


    Bezüglich RAM II und KSMG1 teile ich Deine Meinung


    Viele Grüße


    Matthias (aka Waldschrat)

    Zitat von tomduly;67769

    zur Zeit spielt der Geigerzähler-Markt ein wenig verrückt, Händler sind ausverkauft und für Gebrauchtgeräte werden z.B. bei Ebay Fantasiepreise erzielt. Vor dem Kauf eines solchen Gerätes sollte man sich ein wenig in die Materie "einlesen", sonst gibt man wahrscheinlich viel Geld für das falsche Messgerät aus.


    Ein klasse Beitrag!


    Ja, mindestens sechs Monate warten. Ich überlege mir gerade selbst, die Gunst der Stunde zu nutzen und meine "ollen Kamellen" bei eBay einzustellen und mir gutes Geld zu verdienen.

    Zitat von tomduly;67769

    Vom BR gibts einen Beitrag "Was ist Radioaktivität?" als VIDEO


    Und im Wikipedia-Artikel RADIOAKTIVITÄT kann man auch einiges erfahren.


    Sehr zu empfehlen auch dieses, eine richtig fundierte Einführung:
    [URL="http://www.bestellen.bayern.de/application/stmug_app000003?SID=239201816&ACTIONxSETVAL%28artdtl.htm,APGxNODENR:33,AARTxNR:stmugv_stra_00006,USERxARTIKEL:artlist1.htm%29=Z"]http://www.bestellen.bayern.de…RxARTIKEL:artlist1.htm)=Z[/URL]

    Zitat von tomduly;67769

    ... beim "Einschlag" in Metall erzeugt Betastrahlung allerdings wiederum selbst Strahlung, die man dann Bremsstrahlung nennt). Alphastrahlung ist am wenigsten durchdringend. Alphastrahlen kommen in Luft nur wenige Zentimeter weit, ein Blatt Papier hält sie schon ab.


    Danke für diesen wichtigen Hinweis, der gern übersehen wird! 10mm Kunststoff sind meist hilfreicher wie eine Bleifolie.

    Zitat von tomduly;67769

    Zerfällt eine Substanz sehr langsam, gibt sie vor allem Alphastrahlung ab. Das kann sich über Jahre, Jahrtausende oder sogar Milliarden von Jahren hinziehen,


    Hier eine kleine Korrektur, langlebige Betastrahler sind zugegeben selten, aber es gibt sie, zum Beispiel 40 Kalium

    Zitat von tomduly;67769

    Eines der wenigen "Nicht-Labor"-Geräte, das Alphastrahlung messen kann, ist der Radioaktivitätsmesser "RAM II" der NVA, der Ende der 1980er in der DDR entwickelt wurde, dessen Kauf aber nur Sinn macht, wenn man die zugehörige "Kiste 2/2" und die darin enthaltene "Bleiburg" auch bekommt.


    Da gibt es einen Trick, die Differenzmessung. Ich habe mir mal eine "Bleiburg" mit zwei Zentimetern Wandstärke selber gegossen, war damit aber nicht wirklich zufrieden, es kommt einfach zu viel kosmische Hintergrundstrahlung durch, um wirklich niedrige Kontaminationen bei Lebensmitteln zu messen. ich habe mich dann zu folgendem entschlossen:


    Kontrollversuch: Bleibehälter leer, über eine Stunde aufintegriert
    Versuch: Becherglas mit zerkleinerter Probe in den Bleibehälter eingesetzt, ebenfalls über eine Stunde aufintegriert
    Differenz bilden


    Ziemlich mühsam, zugegeben.

    Zitat von tomduly;67769

    So mal schnell nen Geigerzähler irgendwo hinhalten und "gut is" geht leider nicht.


    Ein wahres Wort ...



    Viele Grüße


    Matthias (aka Waldschrat)



    P.P.S. Man wieder wegen Entfernen von Tippfehlern 1-3 mal nachträglich geändert

    Zitat von Stalkerunit 66/1;61135

    Als Ergänzung noch ein paar einfache Grundsatzwerte.Wenn man zu sehr ins Detail geht bekommt man genauso
    schnell Kopfweh und Schwindelanfälle wie bei Subatomarer Teilchenphysik.


    Was ist das alles für ein Zeug-Merkwürdige Einheiten mit denen man nichts anfangen kann.


    Nehmen wir als erstes mal Becqerel:Dies ist die Einheit des Radioaktiven "Inhalts" eines Körpers(zum Beispiel ein Pilz-gepflückt im Bayerischen Wald mit xxx Becqerel Radioaktivität darin).
    Hier könnte man auch sagen wieviel Liter Wasser sind im Tank.Das braucht eigentlich kein Laie.-Unwichtig.


    Hallo,


    ein sehr schöner Beitrag,der mal die physikalischen Grundlagen darstellt. Da mir an dem selben Thema gelegen ist, einige zusätzliche Erläuterungen.


    Was sind hundert Bequerel (radioaktive Zerfälle pro Sekunde)? Stellen wir uns eine Nachrichtensendung vor, in der berichtet wird, ein Psychopath habe sich irgendwo verschanzt und feuere hundert Schüsse pro Zeiteinheit ab. Zur Gefährdungsbeurteilung wird sich der geschätzte Empfänger der Botschaft vielleicht fragen, aus welcher Waffe? Einem Luftgewehr oder einer Panzerhaubitze? Um im Bilde zu bleiben: 3H wäre das Luftgewehr, 60Co die Artillerie.


    Das Bequerel sagt gar nichts, solange ich nicht auch das strahlende Nuklid nenne.

    Zitat von Stalkerunit 66/1;61135


    Als nächstes Gray(früher bei den alten Geräten noch Rad).Dies ist die Einheit für die Power der Strahlung.Wieviel Kraft steckt jetzt in diesem Augenblick dahinter.
    Hier könnte man auch sagen,mit wieviel Druck läuft das Wasser aus dem Tank raus.
    Die Differenz zwischen Gray und Rad bei Gammastrahlung ist Faktor 100-Das heißt wenn ihr 1 Rad/h auf dem alten Gerät habt,ist das 10Milligray/h auf dem neuen.100 Rad/h=1Gray/h.u.s.w.


    Da ich mich schon mal auf eine militärische Terminologie "eingeschossen" habe, das Gray (früher Röntgen) beschreibt die Geschossanzahl, die auf das Ziel niedergegangen ist.

    Zitat von Stalkerunit 66/1;61135


    Und schließlich noch Sievert(früher Rem).Dies ist eigentlich gar keine Feste Messeinheit,sondern basiert auf Erfahrungswerten die man mit der Zeit gesammelt hat.


    Das Sievert (rem) multipliziert die Geschossanzahl mit der Schadwirkung, die der jeweilige Munitionstyp anrichtet (relativer biologischer Bewertungsfaktor). Ein inkorporierter Alphastrahler ist z.B. um Längen gefährlicher, wie ein externer Betastrahler. Das Sievert ist die letztendliche Schadensbilanz.



    Gruß


    Matthias (aka Waldschrat)


    1 Sv/h ist verdammt heiß. Obwohl ich eher ein Ausdauerläufer bin, da würde ich zum spurtstarken Sprinter. Ich habe ehrlich gesagt über die inkompetenten deutschen Medien geflucht, die den Unterschied zwischen Dosis und Dosisleistung nie auf die Reihe brachten. Sehr wohltuend, informiert und sachlich im Gegensatz dazu die BBC. Eine seriöse Internetseite, die Messwerte liefert, ist z.B. http://www.grs.de

    Zitat von Endzeitstimmung;67452

    Ich werde jetzt zusehen, das ich mir zusätzlich zu den "Unempfindlichen" Ein paar Dosimeter im Bereich von max 5 Röntgen bzw 50 Millisievert zulege, sobald der Wahnsinn in der Bucht wieder abgeebbt ist


    Eine sehr gute Idee. Idch würde sogar die Variante 2 mSv empfehlen, die es vor dem Ausbruch des Wahnsinns für 2 EUR das Stück gab.

    Zitat von Endzeitstimmung;67452

    ... sobald der Wahnsinn in der Bucht wieder abgeebbt ist, wo unvollständige SV-500 für bis zu 500€ gehandelt werden, und einzelne Standard-Sonden für bis zu 100€ - Das war bis vor kurzem der +- Preis für ein vollständiges SV-500.... naja.


    Keine gute Idee. Der SV500 fällt für mich in den Bereich Atombombennahtrefferdetektoren. Wenn es schon Armee Surplus sein soll, der FH40T ist eindeutig die bessere Wahl, noch besser, RAM II oder KSMG1 aus Beständen der NVA der Ex-DDR. Die KSMG1 sind Baujahr 1988/89 und wirklich gute Geräte, allerdings mit allem Zubehör eher Immobilien als Geräte für den Feldeinsatz. Einen KSMG1 will man vielleicht als stationäres Messgerät besitzen, aber nicht in seinem Notfallrucksack haben :winking_face:


    Zitat von Endzeitstimmung;67452


    Im Moment liegt die Grenze für beruflich strahlenexponierte Personen bei JÄHRLICH 20 mSv also 2 Röntgen, und für das gemeine Volk bei nur JÄHRLICH 1 mSv also nur 0,1 Röntgen.
    ....
    Heißt also, das die Jungs in Japan in 1Stunde am Kraftwerk so eine Dröhnung bekommen wie einem Normalbürger in 1000! Jahren. :traurig:


    Ich hoffe, ich hab da keinen Gedankenfehler drin...


    Wobei man auch beim Normalbürger differenzieren muss. In der norddeutschen Tiefebene rund 2 mSv / Jahr, im Schwarzwald oder dem Erzgebirge bis 6 mSv / Jahr, im südwestindischen Bundesstaat Kerala (thoriumhaltige Monazitsände!) bis 20 mSv / Jahr. Flugzeugpersonal auf Tansatlantikrouten liegt bei einer ähnlichen Strahlenbelastung. Dazu kommen noch die medizinischen Anwendungen. Ein CT kann mit bis zu 10 mSv zu Buche schlagen. Es ist dabei übrigens interessant, dass die Krebsinzidenz oder die Inzidenz von Missbildungen (genetische Schäden) im Schwarzwald nicht höher ist, als in der norddeutschen Tiefebene. Regional sogar eher niedriger.


    Persönlich würde ich die Grenze für eine einmal im Leben für einen freiwilligen (!!!) Katastrophenhelfer akzeptable Zusatzdosis beim Erwachsenen bei etwa 250 mSv (25 rem) ziehen, das deckt sich auch mit den Anweisungen für Feuerwehr und THW in Deutschland.



    Gruß


    Matthias (aka Waldschrat)