Ich schreibe als ehemaliger Radsportler auch mal ein paar Zeilen zum Thema:
Betrifft das Fahrrad fahren in großer Hitze:
Das mit dem Wasser auf den Kopf ist imho ein schlechter Tipp. Zwar wird durch das Verdunstungsprinzip ein Kühlung hervorgerufen, allerdings dürften 0,00 % der Flüchtigen auf dem Fahrrad einen so großen Vorrat an Wasser bei großer Hitze mit sich führen, der ausreichend ist, diese Art der Kühlung über mehrere Stunden aufrecht zu erhalten. Jeder Radsportler egal ob Freizeit oder Wettkampf kann euch versichern: fängt man einmal damit an, kann man nicht mehr damit aufhören. Die Wasservorräte dafür dürften dementsprechend nicht vorhanden sein. Die 3-5 Liter die man mit sich führt würde ich defintiv trinken, auf den Kopf kommt erst was, wenn ich an einer neuen Quelle angekommen bin, und noch was vom bisherigen Wasser vorhanden ist. P.S. Aus meiner Erfahrung hat es sich bewährt, eher öfter kleinere Mengen zu trinken, als selten größere Mengen, dafür braucht man natürlich auch Erfahrung, mehr dazu weiter unten.
Zur Kleidung auf dem Fahrrad bei großer 'Hitze:
Baumwolle :Aua: mit Sicherheit nicht. Kein Amateur oder Profi fährt heutzutage noch Rennen in Baumwolle sondern ausschließlich in Fahrradfunktionskleidung aus Synthetik. Um lange Strecken im Sattel zu sitzen benötigt man definitiv eine Radlerhose mit Sitzleder, hilfreich ist Sitzcreme oder alternativ eine zähflüssige andere Creme. Mir würden da zum Beispiel Nivea, Bepathen, Zinksalbe und zur Not auch Vaseline einfallen. Man sollte nach Möglichkeit gewaschen sein (falls nach Toilettengang nicht möglich Feuchttücher( Wasser, oder nasses Toilettenpapier benutzen) und keine Unterhose tragen. By the way: bei der gestrigen Europameisterschaft im Triathlon (Ironman Frankfurt, wichtigster Wettkampf nach Hawai) hat bei ca 40° C auch keiner Baumwolle getragen. Weder beim Laufen und noch viel weniger bei Radfahren oder beim Schwimmen. Um Diskussionen zu vermeiden, ich rede hier vom Radfahren, nicht vom Wandern oder Trekken, da können gerne andere was zu schreiben. Ich beziehe mich aufs Radfahren, da kenne ich mich gut aus und der Ironman war mir halt zusätzlich von gestern noch in Erinnerung.
Das bringt uns auch direkt zu einem weiteren wichtigen Punkt. Die individuelle, persönliche Belastungsgrenze. Diese macht es so schwer, abgesehen von Wasserverbrauch und Kleidungsempfehlung ein Allroundpatent anzubieten. Es ist ein gewaltiger Unterschied ob man Heranwachsender, Mann, Frau, 20, 30,40,50,60, oder 70 Jahre ist. Ob man krank ist oder andere gesundheitlichen Einschränkungen hat und vor allem ob man trainiert ist oder nicht. Es ist meiner Meinung nach ab 40+ (Lebensalter), bei 35° C +, nicht möglich; als Untrainierter 3 Tage lang jeweils 100 KM [Topographie beachten ;-)] zu bewätigen. Weder von der Sitzmuskelatur und von den Beinen schon mal gar nicht. Vorteile hat selbstverständlich wer andere Sportarten ausübt. Also ich würde das echt nur machen, wenn mich zuhause höchstwahrscheinlich der sichere Untergang erwartet. Frei nach den Bremer Stadtmusikanten: was Besseres als den Tod findet man überall. 40 KM aus der Stadt raus, irgendwo ins Grüne kann man natürlich auch mit langer Kampfhose aus 100% Baumwolle wuppen, allerdings würde ich in dem Fall (natürlich auch sonst nicht, aber hier unbedingt) nicht an Creme sparen, sonst wirds eklig. Wie man sieht haben einige smogbedingt schon Probleme nach Feierabend den Weg nach Hause zu fahren. Leute in Peking oder Mumbai beeindruckt das eher weniger. Als Radsportler gewöhnt man sich zwangsweise ebenfalls dran und freut sich darüber wenn man heutzutage nicht über den Haufen gefahren wird. Ein gutes Beispiel für Trainingszustand und die angesprochen individuellen, persönlichen Voraussetzungen.
Noch 2 Sachen, eine zum besseren Verständnis und zur besseren Einschätzung des oben geschriebenen und eine allgemeine Erfahrung:
Meine Erfahrungen basieren auf selbst ausgeübtem jahrelangem Radsport. Die höchste Temperatur bei der ich den Feldberg hoch (die Steigung geht auf der einen Seite ungefähr 12 KM hoch und beträgt mindestens 5-6 , manchmal 8 und an den steilsten Stellen 10-11%) auf der anderen Seite ist es kürzer dafür steiler...) vor- & nachher durch den Taunus geradelt bin; betrug 40°C im Schatten. Die längste Trainingseinheit war das Nachfahren der Strecke eines der wenigen deutschen Profirennen Rund um den Henniger Turm, das beinhaltet: 1 X Feldberg, 3 X Billtalhöhe, 3 X Ruppertshainer Berg, 2 X Mammolshainer Berg (stellenweise 26%). Die Strecke betrug damals 210 KM die ich auf einem Rennrad in ca 8,5 Stunden (Schnitt von ca. 24-25 km/h) absolviert habe. Zum Vergleich, die Profis fahren das mit einem ungefähren Stundenmittel von 40km/h in ungefähr 5 Stunden. Ich war damals 10 Jahre jünger, wog 13 KG weniger, bin die Strecke im September bei moderaten Temperaturen ca. 23-25° C gefahren, hatte von März an mindestens 3 X pro Woche trainiert, war dementsprechend (relativ!) super in Form und hatte selbstverständlich außer 4 Flaschen Wasser, 2 Bananen, 2 Powerbar und 3 Powergels kein Gepäck.
Die längste Rundfahrt die ich mal simuliert habe war eine abgekürzte (120 KM) Variante davon, diese bin mal in einer Schönwetterperiode (2 Wochen lang ca. 28-30° C) im September gefahren. Jeweils täglich von Mo- Fr also insgesamt 10 mal = 1200 KM. Sa und So waren Ruhetage, dafür Dopingfrei
Zum gutem Schluss: Ich bin mal mit meiner Camelbak inklusive Thermohülle (im Rucksack) schon gute 4 Stunden bei 38°C in der Sonne gewandert. Zum Einsatz kam die Bak mit 3 L Volumen, 2 Liter Wasser (2Tage lang im Kühlschrank auf ca. 2°C gekühlt), und ein ganzer Eiswürfelbeutel ( 24 Stück). Nach ca.4,5 h Stunden war ich wieder zu Hause und der letzte Schluck war immer noch angenehm erfrischend. Auch hier fand ich das permanente Trinken in kleinen Mengen sehr leistungsfördernd und erfrischend. Leider sind das wahrscheinlich nicht unbedingt die Bedingungen in einem C Fall, aber das wurde ja bereits oben schon mal angesprochen und es gibt ja auch noch ein Leben vor (einer eventuellen) Krise, in diesem Sinne als allgemeine Erfahrung, für die Leute die es kühl mögen...
Gruss
Vincent
P.S. ach ja die Trinktemperatur, beim Fahrrad fahren nimmt das Wasser in den Flaschenhaltern und den Rückentaschen des Trikots die von vielen gepriesene Temperatur von ca. 60° C versehen mit einem wundervollen Aroma von Plastik an, der Durst regelt das schon... ich bevorzuge die Camelbak Variante, aber da das beim Fahrrad fahren nicht möglich ist, mach ich halt den Nehberg, ich will ja überleben Oder frei nach Erik Zabel, jedes mal wenn er sich als Sprinter bei der Tour über die Berge gequält hat, dachte er sich, warum bin ich nicht Surfer oder so geworden...