Ich weiß nicht, ob ich das jetzt knapp in Worte fassen kann. Der ein oder andere hat evtl. mitbekommen, daß ich mit dem Thema zu tun habe und einige sehr unangenehme und belastende Entscheidungen treffen mußte die krass an der Grenze der Legalität lagen.
Ich kenne auch sehr unangenehme Fälle, in denen Menschen, die nicht weiterleben wollten noch Jahrelang weiterleben mußten. Dies war evtl auch der Grund für mein oben erwähntes Angagement.
Trotzdem bin ich dagegen, das Leben eines Menschen zu einem für dritte antastbaren Gut zu machen. Im Moment haben wir die glückliche Situation einer eindeutigen Regelung. Ein Leben ist prinzipiell nicht antastbar noch sein Wert vergleichbar. Wer immer das in Frage stellt, der stellt sich politisch ins Abseits. Ähnlich wie der Vergleich von irgendetwas mit dem Natiaonalsozialismus ist es ein gesellschaftliches Tabu.
Der Vorteil davon ist die klare sehr lange bestehnde Grenzziehung die leicht zu verteidigen und extrem schwer anzugreifen ist.
Diese Regelung zugunsten der Beendigung der Qual einiger weniger zu verändern. halte ich für gefährlich. Ich weiß, daß wir Menschen und unsere Gesellschaft unperfekt ist und bleiben wird. Die Unperfektheit der bestehnden Regelung ist deswegen erstmal kein Argument, auch die nächste würde ihre Schwächen haben. Die Hauptgefahr besteht aber nach meiner Meinung nicht in den Details der nächsten Regelung, sondern darin, daß es überhaupt eine Veränderung in den Normen geben würde. In Zukunft wäre also die neue Regelung angreifbar und diskutabel. Es werden Begehrlichkeiten geweckt, diese in eigenem Interesse zu verändern.
Im Extremfall würde beim Nachlassen des öffentlichen Interesses jedesmal ein Gesetz nachgeschoben und scheibchenweise in Salamitaktik das Recht auf Leben beschnitten - bis zur Eutanasie. Wie wäre es denn beispielsweise, wenn die Dialyse nur bewilligt wird, wenn man berufstätig ist und der Gesellschaft etwas zurückgibt. Wer seinen Job verlieren würde hätte nur noch wenige Tage zu leben. So etwas würde früher oder später ernsthaft diskutiert werden.
Im Moment ziehen alle gesellschaftlichen Kräfte wie Kirchen, Ethiker, Humanisten,Moralisten,Juristen, Ärzte etc an einem Strang. Diese starke Allianz zugunsten eine besseren Regelung aufzugeben halte ich einfach für zu gefährlich.
Durch meine ehrenamtliche Arbeit bin ich viel mit Politikern und sogenannten Sachzwängen (Lobbyinteressen) in Kontakt gekommen und ich weiß, wie schnell sich solche Entwicklungen und Mechanismen verselbstständigen, ohne das die Beteiligten das überhaupt wollen.
Im Moment brauche ich nur eine Verständnisfrage zu stellen um meinen Diskussionspartner zu disqualifizieren und alle seine Vorschläge als induskutabel für alle Beteiligten abzustempeln. Er wird praktisch aus der Diskussion ausgestoßen.
Die derzeitige Regelung, niemand tastet ein Leben an außer dem Betroffenen selbst, ist für mich ok.
Natürlich sollte ich dann das Maximum an Vorsorge betreiben um mein eigenes Leiden im Fall des Falles innerhalb des bestehnden Rahmens zu minimieren. Wer hier nicht vorsorgt ist selbst Schuld wenn er jahrelanges Leid erdulden muß. Dazu gehören Vollmachten und Patientenverfügungen. Damit kann ich wenigstens das Einleiten von unerwünschter Hilfe unterbinden. Und natürlich sollte man im Kreise seiner Lieben vorsorgen und besprechen, was zu tun ist wenn das nicht reicht. Die Strafen können äußerst gering ausfallen, wenn man ein Dokument vorweisen kann, in dem der Betroffene um Milde für seinen Angehörigen bittet. Ich habe für mich entschieden, daß ich für meine Lieben auch eine Strafe riskiere um ihnen zu helfen. Der Lobbyist der Krankenkasse oder der Arzt wird das nicht und deswegen seine Hände schön bei sich behalten. Insofern möchte ich euch bitten das Thema mal unter diesem Gesichtspunkt zu überdenken.