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Der Zivilschutz muss auf kommunaler Ebene von unten her aufgebaut werden. Dafür müssen lokal Stellen geschaffen werden und mitsamt Ausstattung vom Staat finanziert werden. Ich würde z.B. pro 5.000 Einwohner eine Vollzeitstelle für "Zivilschutzberater" schaffen, die sich um Themen wie Notunterkünfte, Notfalltreffpunkte, Notstromversorgung usw. kümmern können. Die sollen dann auch als Berater für sämtliche kritischen Infrastrukturen vom Pflegeheim bis zum Tiermastbetrieb fungieren. Denen stellt man ein Zivilschutzfahrzeug mit Allradantrieb und Blaulicht zur Verfügung. Die sollen auch nicht in Konkurrenz zu den etablierten Hilfsorganisationen, THW, Feuerwehr etc. stehen, sondern das missing link zwischen Verwaltungstheoretikern und Machern wie Handwerksbetrieben, Bauhof etc. darstellen. Im Moment ist z.B. in der Blackout-Planung zwar das Konzept der Notfalltreffpunkte und der Notstromversorgung kritischer Infrastrukturen in aller Munde und bald alle Kommunen haben entsprechende Notfallpläne erstellt, aber die praktische Umsetzung hat noch fast keine Kommune geübt.
Im Bereich des Zivilschutzes gab es bis in die 90er Jahre über den „Bundesverband für den Selbstschutz“ den SE-Berater auf kommunaler Ebene
bzw. es sollte ihn geben.
Das Thema schlief aber bereits 1989 ganz ein.
Die verschiedenen Schriften des BVS habe ich an anderen Stellen im Forum schon einmal vorgestellt.
Die Aufgaben des SE-Beraters waren:
- an entsprechenden Schulungen teilzunehmen (Allgemein, Führung, Bergung, Brandschutz, Schutzraum, ABC-Schutz u.ä., sowohl in Theorie und Praxis)
- einen „SE-Bericht“ seines zugewiesenen Bezirkes anzufertigen
- schriftliche Infos für die Bevölkerung im V-Fall ausgeben
Der SE-Berater hat i.d.R. nicht an Übungen der Stadtverwaltung teilgenommen.
So zumindest bei uns.
Ausstattung:
- Schulungsunterlagen
- ABC-Schutzmaske
- ggf. „Dienststelle“ im V-Fall
Entgelt:
Ehrenamtlich.
Die Schulungen vom BVS waren nicht schlecht und es gab Touren z.B. durch das Warnamt, Zivilschutzanlagen in S, LB usw.
sowie den einen oder anderen privaten Schutzraum.
Mehr gelernt hat man aber oftmals bei den geselligen Grillfesten.
Von den amtlichen Org. (Stadtverwaltung, Feuerwehr usw.) wurde man müde belächelt.
Damals war es für manche Stadtverwaltungen nur wichtig, nach „oben“ einen SE-Bericht weiterzumelden und
einen oder mehrere SE-Berater auf Lehrgang schicken zu können.
„Alibi-Berater“ nannten wir SE-Berater das unter uns.
Die SE-Bericht wurden wenn überhaupt nur sehr oberflächlich gelesen.
Woher diese Info stammt?
Ein alter Fuchs sagt einmal: „Bau ein paar Fehler ein, dann wirst du sehen ob sie den SE-Bericht lesen oder nur abheften“.
Sagt getan.
Mein Bericht wurde wie erwartet abgeheftet.
Über die Übungen, Planspiele durften wir damals nicht mit 3. reden.
Man wollte keine Panik hervorrufen.
Bei einer „Übung“ der Stadtverwaltung war ich (als SE-Berater) nicht dabei.
Ich habe erst nach der Übung zufällig davon erfahren,
obwohl die Übung meinen SE-Bezirk mit betroffen hat und meine Unterlagen teilweise verwendet wurden.
(Dabei wurden auch nicht die absichtlichen Fehler bemerkt.)
Ich bin nicht Bruce Willis … er sieht besser aus als ich.
Es gibt in einem seiner Filme … Stirb langsam 2 … eine Szene die mich an die Situation von damals erinnert.
Er schickte die Fingerabdrücke einiger toter Verbrechen bzw. Söldner an seine Dienststelle und
gab die erhaltenen Daten dann an die Flughafenpolizei weiter.
Bei der anschließenden Besprechung durfte er aber nicht dabei sein.
Dann machte er für sich selber weiter.
Wie der Bruce Willis-Film ausging kann sich jeder denken.
„Schweinebacke“.
Zum Abschluss:
Also nicht das was Tom beschrieben hat.
Aber es gab zumindest etwas „Kleineres“ schon einmal.
Unser eigener alter SE-Bericht wurde 2019 ergänzt und von Grund auf aktualisiert
sowie weitere updates folgten danach.
Nur unsere Stadtverwaltung versucht sich seit Jahren immer noch in einem solchen Bericht bzw. Notfallplan.
„Leider keine Zeit aufgrund Corona, Nach-Corona usw.“ ist die Antwort auf die Nachfrage z.B. des Gemeinderates.
Teilprojekte an denen für unseren SE-Bericht / -Leitfaden immer gearbeitet wird
sind:
- Notruf-Punk (Funk)
- Wärme-Punkt
- Notfall-Treff-Punkt (momentan Schwerpunkt Betreuung, aber keine Übernachtung)
- Einbindung von freiwilligen Helfern (WUKAS, REBEKA usw.)
diese Teilprojekte werden nie fertig sein
Für den „Notfalltreff-Punkt“ gibt es demnächst eine kleine Übung.
Da wir nur für unser „Viertel“ planen
ist die Planung überschaubar, also die Theorie.
Die Planung kostet i.d.R. nur Zeit und Wissen.
Das Equipment ist aufgrund von begrenzten privaten finanziellen Mitteln i.d.R. nicht hochpreisig (kein Goldrand),
aber es läppert sich was zusammen, teilweise kann es ja auch Privat genutzt werden.
Ein Porsche ist es nie, aber ein Polo/Golf sollte es schon sein.
Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den HiOrg
sondern als Ergänzung bzw. ggf. Vorreiter
da wir vor Ort sind.
Der „Ausflug“ ins Ahr-Tal (Aug 2021) als Helfer hat uns teilweise eine andere Sicht auf manche Dinge gegeben.
Danke für das lesen bis zum Schluss.