Terra Preta - Erfahrungsbericht
Wie schön, das Thema in dieser Breite schon hier zu finden.
Zunächst danke an Supi - Supi-Beiträge 
Aber auch an Handyman - Ich weiß schon, warum Du hier im Forum mein erster "Freund" wurdest, obwohl ich Deinen Beitrag (nebst Video) hier noch nicht kannte.
Nun zur Praxis.
Ich weiß nicht mehr so genau, wann ich die Berichte aus dem brasilianischen Urwald zur "Terra-Preta-Schicht" zum ersten mal bewusst gehört und anschließend gelesen habe. Es wird 4-5 Jahre her sein.
Vor 3 Jahren im Frühjahr wollte ich es dann genauer wissen und habe zunächst mal die Grundlage geschaffen. In kurzen Abschnitten will ich hier angeschnittene Themen in Blöcken aus meiner Sicht darstellen.
Terra-Preta
Vor vielen hunderten Jahren kannte man weder EM (man wusste sicher um sie, konnte aber keine kaufen
) noch Keramik. Man hatte Urwaldboden den man teils brandrodete, wusste aber auch, dass dies nur recht kurze Fruchtbarkeit brachte.
Ich bezweifle, dass man großflächig und bewusst keramische bzw. Tonelemente einbrachte. Meines Wissens nach wurden diese nur punktuell gefunden, waren also eher Ergebnis von einer Vermischung des erzeugten Terra-Preta-Bodens mit damals verwendetem Tongeschirr im Bereich der besiedelten Gebiete. Aber das spielt nach meiner Ansicht auch eine eher untergeordnete Rolle.
Der wesentliche Unterschied zu heutiger Brandrodung und damaliger Veredelung lag im Einbringen der Kohleschicht. Im Gegensatz zu Asche, die sich sehr schnell auswäscht und eine gewisse Dünge- aber keine Rückhaltefunktion besitzt, bleiben die Kohlestäube und -stückchen mit ihren vielen Poren lange Zeit aktiv.
Wie Kohlestaub selbst erzeugen?
Ich habe einen recht großen Garten mit vielen bis zu 25 Meter hohen Laubbäumen (Espen, Pappeln, Linden, Weiden und Obstgehölz). Alleine an Windbruch fällt über den Winter einiges an, was ich sammeln kann.
Ich bin ein großer Freund der regionalen Verwertung. Will heißen, warum sollte ich mir Kohle kaufen, sie mühsam zerkleinern, wenn ich das vor Ort habe?
Also gab es in der ersten großen Aufräumaktion im Frühjahr 2008 ein sehr großes Feuer in meiner Feuerstelle (abseits von Wohngebieten geht das, sicher ist es nicht für den Stadtgarten geeignet).
So wurden große und kleine Äste nach und nach verbrannt, da waren dicke Dinger mit 10 cm Durchmesser genauso dabei wie fingerbreite Äste, teils mit Laub.
Als alles verbrannt war, hatte ich eine eta 60 x 100 x 50 cm dicke glühende Kohleschicht, die normalerweise bis zum übernächsten Tag zu 3 Eimern Asche verbrannt wäre. Diese habe ich mit gut 100 Litern Wassern abgelöscht. Die Geräusche dabei und die Dampfwolke waren gigantisch. :Cool:
Am nächsten Tag dann die Knochenarbeit. Einen großen und breiten Vorschlaghammer immer wieder von oben auf die Schicht fallen lassen, dann mit Schaufel und Rechen umgeschaufelt/gewendet (die großen Stücke zeigen sich dann wieder obenauf) und wieder mit dem Hammer bearbeitet. Und das sicher, mit Pausen, eine ganze Stunde lang, bis ich eine Mischung von Kohlestaub, wenig Asche und maximal 1 cm großen Kohlestückchen hatte. Gut 2 Schubkarren garantiert biologisch-dynamisches Ausgangsmaterial also 
Maschinelle Möglichkeit - Betonmischer
Größere Mengen werde ich künftig mit dem Betonmischer erzeugen. Ein erster Test lief erfolgreich. Man nehme so erzeugte (oder gekaufte, hochwertige) Holzkohle, schütte sie in einen Betonmischer, werfe Steine verschiedener Größen hinzu und lasse eine halbe Stunde laufen. Wer ohnehin Steinmehl untermischen will bekommt, je nach Steinmaterial, automatisch davon etwas ab oder werfe es am Schluss hinzu. Dass Gemisch schüttet man nach und nach in einen Estricheimer, sortiert die Steine aus und hat das gleiche Ergebnis für das man sich mit einem Hammer sonst die Schulter auskugelt und bestenfalls nur tagelange Rückenschmerzen davonträgt. 
An dieser Stelle mag es Sinn machen, ohnehin vorhandenes Speichermaterial wie Tongranulat auch mitzumischen und so zu zerkleinern. Ich denke nicht, dass es entscheidend ist, wenn man aber nur beschränkten Zugang zu Wasser hat, macht es wohl Sinn.
Anwendung und Verarbeitung
Hier verweise ich auf das Video unten von Handyman, genauso habe ich es auch gemacht. Man ziehe eine etwa 20 cm breite, aber bis 30 cm tiefe Furche in dem Bereich, in dem man Terra-Preta erzeugen lassen will (ich gehe nämlich davon aus, dass wir das als Mensch gar nicht können, ohne die Hilfe der in einem gesunden Boden ohnehin vorhandenen Lebewesen - sozusagen Makro- und Mikroorganismen). In einer Breite von rund 1 Meter um diese Furche verbreiten Würmer, Wühlmäuse, Larven und alles was kaum sichtbar unterirdisch kreucht und fleucht den Kohlestaub bis in eine Tiefe und Breite von 50 cm (und mehr) binnen 1-2 Jahren. Dass ist für mich ein Faktum!
Ergebnisse
Ich habe eine recht guten, aber auch schweren Boden. Ab 50 cm Tiefe kommt eine dichte Lehmschicht. Terra-Preta habe ich auf diesem Wege vor 3 Jahren auf einer Länge von rund 15 Metern erzeugt. Mittlerweile hat sie sich auf gut 1,5 Meter Breite ausgedehnt.
Im Gegensatz zum Rest des Gartens habe ich dort, wenn auch nur geringste Feuchtigkeit enthalten ist, den feinkrümeligsten, schwarzbraunen Boden im ganzen Garten.
Er hält durch die porösen Kohlestückchen, so klein sie auch sind, besser die Feuchtigkeit und alle verfügbaren Nährstoffe. Alles lässt sich leicht bearbeiten, aufrauen genügt, umgraben entfällt. "Unkraut" lässt sich leicht entfernen.
Dieses Jahr habe ich zudem die Erfahrung gemacht, dass bei dort gepflanzte Tomaten (nicht überdacht) im Gegensatz zu (gleiche Sorten als Kontrollgruppe) an anderer Stelle gepflanzten kaum Braunfäule vorzufinden ist. Und die ist bei Tomaten in einem solchen Sommer kaum zu vermeiden. Die Früchte sind auch aromatischer und fester. Und der Ertrag ist deutlich höher.
Kurzum, ich werde nun Stück für Stück und Jahr für Jahr weitere Flächen auf ähnliche Weise umwandeln und so den Boden verbessern.
Versucht es mal auf kleinen Flächen selbst. Es reichen ca. 2-3 Kilo Kohle (je feiner, je besser) pro qm, aber gebt der Sache auch ein wenig Zeit.
Dass auf die Schnelle aus meinen Erfahrungen. Zu gegebener Zeit, vielleicht noch in den nächsten Wochen, werde ich mal ein Video oder Bilder zum Geschriebenen beitragen.
Kauft Euch kein Terra-Preta für teuer Geld, macht es selbst und nehmt Material das ihr kennt. Dann sind auch Schwermetalle kein Thema. Zusätzliche Bodenverbesserung und Düngung mit Urgesteinsmehl, abgelagertem Pferde- oder Hühnermist und vor allem Brennesselsud sind natürlich nie verkehrt, je nachdem was ihr pflanzen wollt.
Für mich ist Terra-Preta eine Offenbarung.
Liebe Grüße
Peacefool