Zitat von Roger;271115
Im Jahre 1945 wurden von den US-Amerigaunern zwei Atombomben über Hisoshima und Nagasaki abgeworfen ... Theoretisch sollte das Gebiet über die nächsten paar Tausend Jahre derart stark verstrahlt sein, dass dort kaum ein Grashalm mehr wächst. Jegliches Leben wäre dort absolut unmöglich. Heute sind beide Städte aber dicht bevölkert ... Irgendwo ist da ein Denkfehler versteckt, aber wo?
Der Denkfehler ist die Zusammensetzung der Spaltprodukte. bei einer Atombombe wird durch die Explosionswirkung das spaltbare Material (bestimmte Uran- bzw. Plutioniumisotope) relativ schnell wieder auseinandergestreut und auch der Ablauf des Spaltprozesses ist schnell und kurz, sodass nur eine "geringe" Menge an radioaktiven Spaltprodukten entsteht. Die Belastung durch die Strahlung sinkt "relativ schnell" wieder, das heißt die Gebiete sind nach einigen Jahren wieder bewohnbar. Die Dauer hängt allerdings auch von der Art und Stärke der Kernwaffen ab.
Bei AKW hingegen läuft der Kernspaltungsprozess langsam und kontinuierlich ab. Die führt zur Bildung einer sehr viel größeren Menge an Spaltprodukten als bei Kernwaffen mit entsprechend potentiellem Risiko.
Was von den beiden schlimmer ist, möchte ich nicht beurteilen und kommt auch auf den "Standpunkt an". Um es mal salopp auszudrücken: Wenn eine Atombombe in 300 km Entfernung gezündet wird, wären die Auswirkungen erstmal nicht so hoch, als wenn in gleicher Entfernung ein AKW eine große Menge Spaltprodukte freisetzt und der Wind in meine Richtung weht.
Zitat von Unabhäniger;271121
Kernkraftwerke in der Schweiz haben Mehrfachbarrieren. Wie es in andern Ländern aussieht weis ich nicht.
Unsere Reaktoren sehen etwa so aus
...
Was einfach zu treffen wäre, sind die äusseren Anlagen wie Trafos, Kühltürme etc…...
Bei den Störfällen gebe ich dir teilweise Recht, nur wird in den Medien aus einer Mücke ein Elephant gemacht. Verkauft sich halt besser:staunen:
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Die besten Mehrfachbarrieren für den Reaktor nützen dir nichts, wenn im Lagerbecken etwas passiert. Das radioaktive Inventar ist stellenweise größer als im Reaktor selbst, da in den Becken teils viele Brennelemente zum Abklingen gelagert sind. Genau das ist bei Fukushima u.a. Block 4 zum Verhängnis geworden, denn vom Lagerbecken zur Umwelt gab es leider keine Mehrfachbarrieren.
Und auch bei den Schweizer Reaktoren ist das nicht anders.
Gib mal bei Google die Stichworte "kernkraftwerk lagerbecken containment" ein - da kommt ein PDF am Ende der ersten Suchseite vom der Schweizer Atombehörde ENSI zum Vorschein (das PDF werde ich nicht direkt verlinken, da der rechtliche Status mir nicht bekannt ist), wo genau das bei einem Schweizer AKW angemerkt wird - wobei diese Anordnung des beckens auch technisch Vorteile bietet.
Sobald die Brennelemente allerdings im Castor sind, wirds weniger risikoreich - da gibt es schöne Videos auf Youtube zu Belastungstests dieser Behälter.
Die Einschätzung über eine Eintrittswahrscheinlichkeit von Störfällen/Unfällen und Vermeidungs-/Bewältigungsstrategien ist genau der Punkt wo sich die Geister anfangen zu scheiden: "das Risiko ist vertretbar" vs. "das Risiko ist zu hoch".
PS: Ich bin vor einiger Zeit in Hiroshima, wie auch in Nagasaki gewesen und habe die dortigen Atombombenmuseen besucht. Beeindurckend und bedrückend.
PPS: Bezüglich Terrorismus gibt es weitaus "bessere" Ziele als Einrichtungen von AKW, aber das gehört in keine öffentliche Diskussion.