Hallo zusammen, bin wieder da.
Zunächst die Frage hab ich es geschafft? Nein, die ganze Strecke habe ich nicht geschafft aber nun mal zum Ablauf und dem gelernten. Davor noch was ich zusätzlich dabei hatte und vergessen habe aufzuzählen:
- Zahnbürste und Zahnpasta
- Geldbeutel mit etwas Geld (für den Notfall)
- Handy (ebenfalls für den Notfall, ansonsten aus)
Zu den Tipps von Euch, vielen Dank dafür! Auch nochmals danke an Micha für seine Handynummer, da ich dass alles jetzt erst lese konnte ich auf keinen der Tipps eingehen.
Plane habe ich absichtlich weg gelassen, da ich mich eh immer komplett in den Biwacksack wickle und es ja auch trocken war.
Wie fit ich bin. Bin von Beruf Erlebnispädagoge und im Winter arbeite ich nebenbei als Baumpfleger, wiege bei 182cm immer zwischen 74 und 77 kg. Bin eigentlich die meiste Zeit draußen, also würde mich schon als fit bezeichnen.
Um Kalles Pfoten habe ich mich unterwegs immer wieder gekümmert, seine Krallen sind immer gut kurz, da pass ich auf. Auf anderen Touren hatten wir Maximalstrecken von 45 Km am Tag, dass hat er gut verkraftet. Weiteste Strecke bisher war der Fränkisch-Schwäbische Jakobsweg, der hat 268 km, wobei wir auf diesem auch einen kleinen Abstecher zu meiner Familie gemacht hatten, somit waren das 309 km in 9 Tagen. Allerdings haben wir da auch immer in Pensionen übernachtet.
Der Einwurf mit dem Rucksackgewicht stimmt, habe ihn nicht gewogen sondern nur Wasser und Hundefutter gerechnet.Schlafsack ca. 2 kg, Biwacksack 1050g, Topf und Essen plus Rucksack kamen noch dazu, also nochmal ca. 4 Kg zusätzlich.
Aus den Bächen habe ich hier noch nie so getrunken, bin da irgendwie skeptisch.
So, nun aber zum Bericht:
Los ging es am Sonntag, um fünf ging der Wecker, der Rucksack war bereits gepackt, Kalle, mein Hund, schaute etwas verdutzt angesichts der ungewohnten Uhrzeit. Kleines Frühstück für den Hund, für mich ein Apfel und eine Handvoll Nüsse, Verabschiedung von meiner Frau und los ging es.
Aus dem Haus heraus und gesehen dass es Nachtfrost hatte aber was solls, das wird schon. Losgelaufen, die Anfangsstrecke kenne ich sehr gut und ich kam auch sehr zügig voran. Recht bald wanderte die Mütze von meinem Kopf in die Tasche, die Jacke zog ich dann auch irgendwann aus und band sie mir auf den Rucksack. Die Sonne schien und ich war guter Dinge, Kalle lief neben mir wie eine Eins.
Gegen Nachmittag wurde es dann doch recht warm, Ärmel noch hoch gekrempelt, Pause machte ich nur solange wie es dauerte unterwegs den einen oder anderen Apfel mit zu nehmen, mir von einem Spender einige Hundebeutel zu nehmen und etwas von der Wurst abzuschneiden, welche ich im Gehen aß.
Es ist übrigens eine blöde Idee zu versuchen mit wenigst möglich Kontakt zu anderen Menschen an einem Sonntag bei strahlendem Wetter unterwegs zu sein… Hab so viele Familien und Spaziergänger getroffen, ich glaube die hatten alle kein zuhause. Von daher hatte ich auch kein Problem damit in einer Ortschaft, welche ich ansonsten umgangen hätte, mir meine Wasserflaschen wieder auffüllen zu lassen. Hierzu mein Tipp, freundlich sein und einfach sagen beim Wandern werde einem gerade das Wasser knapp. Hatte dabei noch nie ein Problem.
Zum großen Teil ging es über Felder und Wiesen, die Orientierung war eigentlich relativ klar, als es dann in das eine oder andere Waldstück ging war eigentlich auch noch alles in Ordnung, war ja diese und andere Routen bereits gegangen. Leider war ein Weg, der ansonsten immer frei war, nun leider nicht mehr frei. Es stand dort auch keine Schranke sondern ein knapp zwei Meter hohes Tor. Links und rechts davon gab es jede Menge Brombeeren, kein Durchkommen. Also links ins Unterholz abgebogen, immer parallel zu den Brombeeren, rechts wäre es bergauf gegangen und ich entschied mich für die leichtere Alternative. So ging es über Äste und Stämme, teilweise auch unter diesen hindurch, ich schwitzte, die Hundeleine verfing sich immer wieder, mein Rucksack blieb hängen.. kurz: Ich kam deutlich langsamer voran. Irgendwann sah ich dann endlich eine Chance durchzukommen, nutzte sie und ging nun nach rechts um wieder auf den Weg zu kommen. Ich kam auch auf einen Weg, leider nicht auf den denn ich wollte, wie ich später feststellte. Noch weiter nach rechts, ist das jetzt der richtige Weg oder nicht, die Richtung scheint zu stimmen also auf geht’s.
Als ich aus dem Wald raus war wurde mir klar dass ich deutlich zu weit rechts raus gekommen war, auf jeden Fall hätte ich mir einiges an Zeit und einige Kilometer sparen können aber ich wollt das ganze ja ohne Karte und Kompass schaffen. Orientierte mich dann an einer Straße welcher ich parallel folgte und anhand der Streckenentfernungen auf den Verkehrstafeln wurde mir dann auch klar was Sache ist. Inzwischen bemerkte ich dass es kühler wurde, mein T-Shirt war klatschnass, also Jacke und Mütze angezogen und so langsam mal einen Platz zum Schlafen gesucht. Dieser fand sich auch recht schnell auf einer Freifläche zwischen zwei Dickichten. Ich war Windgeschützt, konnte nur aus Osten gesehen werden und wollte mich somit von der Sonne wecken lassen.
Ein kleines Feuer entfacht, trockenes Reisig findet sich überall, das größere Holz war stellenweise etwas feucht aber ich trocknete es nach und nach am Feuer, alles kein Problem. Danach Check bei Kalle ob seine Pfoten in Ordnung sind, Fütterung Kalle und dann gab es endlich mein Essen. Erbsensuppe, etwas angedickt mit Mehl und einigen Wurststücken. War lecker und ich hab mir auch nur ein paar Mal die Finger und den Mund verbrannt (c; Danach noch ausgiebig Kalle gekrault, er bekam meine Jacke zum darauf schlafen, restliche sonstigen Klamotten unten in den Schlafsack rein, Mütze auf den Kopf und geschlafen, bzw. hab es versucht, ging leider nicht. Der Körper war müde aber das Hirn lief auf Hochtouren: Wo bin ich den genau, wie könnte ich morgen etwas Zeit sparen, was ist der kürzeste Weg… Und dann kam ein Gedanke den ich schon die ganze Zeit hatte aber nicht zulassen wollte: Ich bin allein! Also klar, hört sich bescheuert an aber ich dachte mir das jetzt gerade alle anderen Menschen zusammen sitzen, sich was erzählen, jemanden bei sich haben dem sie was bedeuten nur ich eben nicht. Hört sich dämlich an und ich kenne das auch überhaupt nicht von mir aber so war es in der ersten Nacht. Wie ich mit sowas in einem Ernstfall umgehen würde kann ich nicht sagen, muss mich mal damit beschäftigen.
Schlief sehr unruhig, immer wieder aufgewacht. Im Sommer wäre ich wahrscheinlich schon richtig früh los aber da es nun mal aktuell eher später hell wird und ich nicht so genau wusste wohin ich mich orientiere blieb mir nix anderes übrig als zu warten bis es hell genug war. Die Wasserflaschen waren leicht gefroren also nur sehr kleine Schlucke zu mir genommen. Frühstück für Kalle, für mich gab es ein Stück Wurst und einen gefunden Apfel und weiter ging es. Orientierte mich dann sehr viel anhand von Straßen denen ich parallel folgte, soweit dies eben ging. Freute mich dass Kalle seit gestern 1,2kg Hundefutter gegessen hatte und ich somit diese 1,2kg weniger tragen musste und ich hatte auch wieder so nach und nach einen Plan wo ich war, leider nicht da wo ich sein wollte. Also Vollgas, Strecke gut machen, immer weiter. So zog sich der zweite Tag dahin, ich spürte meine Beine und den Hintern, merkte wie schön es ist den 24kg Hund über Weidezäune zu heben… Mittagessen bestand aus mehreren Äpfeln und einem winzigen Stück Wurst, wobei ich eine richtige Pause machte um meinen Biwacksack in der Sonne halbwegs trocken zu bekommen. Der war innen so voll, keine Ahnung wie das bei schlechtem Wetter gewesen wäre, den mit dem Wetter hatte ich richtig Glück die Tage. Abends schlug ich dann mein Lager wieder neben einem Dickicht auf, bzw. in einem Dickicht. Meine Bewegungen waren deutlich langsamer, mir tat der Hintern und die Oberschenkel weh, dazu ein leichtes ziehen im Rücken und im Nacken. Wenn mich wer in den Büschn stöhnen hörte, keine Ahnung was die dachten...
Wieder Kalle versorgt, festgestellt wie lecker Hundefutter aussehen kann, hab ihm dann aber doch nix weg gegessen. War ja meine Idee mit der Tour, er kann nix dafür!! Mir das selbe Essen wie am Vorabend gemacht, hungrig schlafen gelegt und mit dem Wissen das ich es nicht die ganze Strecke schaffen werde.
Irgendwann eingeschlafen und als ich aufstand hatte ich für mich beschlossen: Ich laufe jetzt noch so lange ich Lust dazu habe, das nächste Mal nehme ich zumindest Karte, Kompass und Wechselklamotten mit und gebe mir noch einen Tag mehr Zeit aber bis dahin warte ich noch etwas.
Kalle sein Frühstück gegeben, mir selber vorgestellt ich hätte noch was und in die Richtung gelaufen die ich für die richtige hielt.
Schaltete dann mittags mein Handy an, es zeigte 15:17 Uhr und ich rief meine Frau an sie möge mich bitte abholen. Wir fuhren dann noch zu meinem Elternhaus, die Entfernung waren noch 33 Km mit dem Auto, zu Fuß hätte ich das heute nicht mehr geschafft. Bei Muttern gab es dann ordentlich zu Essen, sie freute sich wie gut es mir schmeckt...
Ja und jetzt sitze ich zuhause, werde mir gleich noch ein Weizen einschenken, meine Frau ist im Rettungshundetraining, Kalle liegt zu meinen Füßen und hinter mir brennt der Holzofen. Laut Google maps bin ich in den drei Tagen ca. 120km gelaufen, damit bin ich zufrieden.
Ach ja, die nächst Tour ist für das Frühjahr geplant, bei der sind meine Frau und unsere Hündin auch mit dabei:
http://www.bierstrasse.de/
Drei Tage haben wir für die 50km eingeplant(c;
Viele Grüße,
der Thomas