Macht Sinn. Ich gehe aber davon aus, dass die Behörden einen anerkannten Statistiker beauftragt haben, der anhand von seriösen Datenquellen irgendeine Wahrscheinlichkeit berechnet hat und das am besten in Form einer Studie, die von anderen Wissenschaftlern peer-reviewed wurde. Denn andernfalls bereitet man sich vor, ohne einen konkreten Nachweis für eine Eintrittswahrscheinlichkeit zu haben.
Das Problem mit der Statistik ist, abgesehen davon dass man keiner Statistik vertrauen soll die man nicht selbst gefälscht hat, dass sie versucht aus der Vergangenheit in die Zukunft zu extrapolieren. Die besten Statistiker der Welt können nur die Daten hernehmen, die wir in Europa bisher zu großflächigen Blackouts haben. Nimmt man das Szenario "ganz Europa im Blackout" her kommt man auf eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 0 %, weil es das noch nie gegeben hat (siehe Truthahn-Illusion). Das macht dann x Millionen € für die wissenschaftliche Ausarbeitung, danke, wiedersehen!
Auch ist die Wissenschaft nicht mehr das was sie mal war, heutzutage gibt es einen enormen Druck Förderungen und Drittmittel einzuwerben und mehr zu publizieren als die "Konkurrenz". Wenn man sich manche wissenschaftliche Arbeiten, selbst Dissertationen, näher anschaut, die es in letzter Zeit in die Medien geschafft haben, dann sieht man dass die Qualität nicht immer das wichtigste Kriterium sein dürfte.
In den etlichen Jahren, die ich an einer technischen Universität gearbeitet habe, habe ich mich viel zu oft gefragt wie manche Person an ihren DI, MSc oder Dr. gekommen ist. Hausverstand, logisches oder gar verknüpftes Denken hat da meistens völlig gefehlt.
Geeignete Wissenschafter für eine belastbare Studie und sinnvolle Peer-Reviews zu finden könnte also schwierig sein. Besonders weil die meisten von Drittmitteln aus der Energiewirtschaft abhängen werden, die dank Privatisierung auf Gewinnmaximierung aus sein muss, oder von öffentlichen Förderungen wo die Entscheider kein Interesse daran haben als kurzsichtige Stümper dazustehen.
Einig dürften wir uns zumindest sein, dass angesichts der aktuellen möglichen Herausforderungen für die Stabilität des Stromnetzes die Eintrittswahrscheinlichkeit größerer Ausfälle in den nächsten fünf Jahren jedenfalls größer 0 % ist. Hat man etwas Einblick in die Branche und/oder Kontakt zu Mitarbeitern von Energieversorgungsunternehmen, Übertragungsnetzbetreibern, etc., dann liegt der Schluss nahe, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit von "Insidern" deutlich größer als 0 % geschätzt wird.
Über die schwere der zu erwartenden Auswirkungen eines Blackouts brauchen wir in diesem Rahmen wohl auch nicht diskutieren, die liegt bei 4/5 bis 5/5. Damit hat jeder, der dienstlich mit Risikoanalysen zu tun hat, die Pflicht entsprechende Maßnahmen zu treffen um das Risiko oder zumindest die Auswirkungen zu begrenzen. Selbst ohne eine wissenschaftliche Studie die die Eintrittswahrscheinlichkeit auf zwei Nachkommastellen genau festlegt.
Das österreichische Bundesheer beschäftigt sich mit dem Thema übrigens tatsächlich schon jahrelang recht intensiv und sowohl Herbert Saurugg als auch Gottfried Pausch hatten in ihrer aktiven Zeit dienstlich damit zu tun. Da gibt es deutlich fragwürdigere Blackout-"Experten" die durch die Lande ziehen und gutes Geld verdienen.
Vielleicht wird es nach dem ersten großen Blackout entsprechende wissenschaftliche Ausarbeitungen, vielleicht sogar einschlägige Studienrichtungen geben. Zumindest wachsen Studiengänge rund um Krisen- und Katastrophenmanagement derzeit scheinbar wie die Pilze aus dem Boden, dazu kann man sich denken was man möchte.