Zitat von Tasmanier;111864
Hallo Mitforumisten...
Folgende Situation will ich gern mal als Diskussionsgrundlage nehmen, [...]
lg Tas
Hallo Tas,
super Fragestellung, die realistisch ist. Du machst es uns aber auch nicht einfach.
Man muss sie daher in ihre Einzelteile zu zerlegen, um eine Beantwortung zu versuchen.
Das Szenario: Stadt, Flucht, Allein mit Fluchtrucksack, marodierende und/oder planvoll agierende Menschengruppen, Auto, Motorrad und Fahrrad fallen wegen Straßensperren aus
Frage: Wie kommt man aus der Scheiße raus?
Antwort: Nur sehr schlecht.
Ich versuche mal zu skizzieren, wie es zu so einer Situation kommen könnte.
Ausgangslage: Zentrum Berlin, Nähere Umgebung Alexanderplatz elfgeschossige Mietshäuser, mehrere tausend Mietparteien in einem Straßenzug, Kommunikationsnetze sind deaktiviert, gut vorbereitet, aber die Flucht zu lange hinausgezögert
Die allgemeine Lage verschärft sich, die Frequenz von gewalttätigen Demonstrationen erhöht sich und die Polizei wird der Lage nicht mehr Herr. Der anständige Prepper hadert mit sich und zögert, weil er noch nicht die Chancen und Risikien einer sofortigen Flucht abgewägt hat. Das Ergebnis ist, daß er zu lange zögert. Auf der Straße vor dem Miethaus rennen nun die Mobs umher, Supermärkte sind allesamt geplündert, der eigene Vorrat hält noch zwei Wochen. Hm, geht ja noch, denkt sich der Prepper, wird bald aufhören, weil demnächst die Bundeswehr einschreitet. Der Prepper scheut sich deshalb und wegen der Radioansprachen von Mutti Merkel, die Flucht nach vorn anzutreten. Weitere Tage ziehen ins Land und gegenüber werden inzwischen die Haustüren sowie leerstehende Wohnungen aufgebrochen. Hm, es wird brenzlig, denkt sich der Prepper. Die Straßen sind voll mit Müll und abgebrannten Autowracks. Außerdem sind an beiden Straßenenden sowas ähnliches wie Straßensperren, an denen den ganzen Tag Leute herumlungern. Schwer einzuschätzen, was die machen, wenn man da durch will. Aus dem Radio kommen auch keine guten Nachrichten mehr im Sinne von kurzfristiger Entspannung der Situation.
Angenommen man entschließt sich, die Flucht zu starten und man kommt durch die Straßensperre (Tausch, Bestechung, unbemerktes Passieren o.ä.). Das erste Hindernis ist geschafft.
In der Mitte von Berlin hat man in alle Himmelsrichtungen mindestens 20km bis zum Stadtrand. Mehrere Dutzend Straßenzüge und Kreuzungen müssen überwunden werden. Man kommt ein paar Straßen voran und man trifft auf die nächste Barrikade. Ok, man nimmt eine parallele Straße und versucht drumrum zu laufen. Netter Versuch, auch hier lungern zwiespältige Leute rum (kann man mit dem Fernglas sehen ;)). Sind das vllt. auch Prepper oder irgendwelche Clans oder Gangs? Hingehen und nachfragen? Einen Versuch hat man, bevor man für immer im feuchten kalten Keller verschwindet.
Was tun? Weiteren Umweg laufen und der Weg zum Stadtrand verlängert sich um fünf Kilometer. Der zurecht gelegte Plan ist an dieser Stelle im A***.
Verdammt, was essen muss man auch noch, trinken sowieso. Wieviel Zeit ist inzwischen vergangen? Keine Ahnung.
So geht es die ganze Zeit weiter. Laufen, verbarrikadierte Straßen, schwer einschätzbare Menschen(gruppen), weiterlaufen. Dazu kommt, daß man auch noch irgendwo mal schlafen muss, weil man nur langsam vorankommt. Man kann schließlich nicht einfach so durch einen Straßenzug laufen. Nachher fallen einem unvermittelt Ziegelsteine auf den Kopf.
Eventuell hat man die ersten 10 km geschafft. Ein kleiner Erfolg. Also erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad und bringen ein paar Verfolger ins Spiel.
Man hat eine Karte und rennt um sein Leben. Entweder man schafft es oder nicht. Ganz einfach. Die Verfolger kennen im dümmsten Fall den betreffenden Abschnitt der Stadt sehr gut und wissen wo sie einem den Weg abschneiden können und es ist vorbei. Im besseren Fall schafft man es, sich zu verstecken oder weil man eben schnell rennen kann, es außer Sicht zu schaffen. Dann heißt es weiter rennen. Problem ist, man rennt immer noch innerhalb der Stadt vielleicht in die nächste Sackgasse, weil das Ende der Straße verbarrikadiert ist. Die Claims der einzelnen Gangs sind dann sehr schnell abgesteckt.
Bei Nacht flüchten? Nice try! Andere Bewohner der Stadt bzw. Gangs haben ebenfalls Wachen rund um die Uhr aufgestellt, um entweder gegnerische Gangs abzuwehren oder eben arglose Bewohner auf der Flucht abzufangen.
Man muss die Situation so sehen, daß man bei einer Flucht aus einer Stadt nur sehr schlechte Karten hat, wenn der Mob wütet und Plünderungen im Gang sind. Mit anderen Worten hat man die A****Karte.
Eine Chance hat man, wenn man eine profunde Ausbildung im Bereich Tarnen hat. Ein Navy Seal (o.ä. Eliteeinheiten) kann sich vermutlich in einem solchen Stadtgebiet unbemerkt bewegen.
Sinnvoll ist es daher, sich mit dem lokalen Mob im eigenen Kiez zu verbünden und andere Prepper auf der Flucht abzufangen. :grosses Lachen:
Gut möglich, daß sich Nachbarschaften organisiert haben und gegenüber einem flüchtenden Prepper keine bösen Absichten hegen und diesen gern in ihre Gemeinschaft aufnehmen.
Noch sinnvoller ist es, früher als oben beschrieben zu verschwinden. Wohin auch immer.
Das Problem bei der Lösungsfindung bezüglich deiner Frage sind die schier unendlichen Unwägbarkeiten der Situation. Hier ist eine flexible Geisteshaltung gefragt. Ggf. muss man sich mit Menschen verbünden, die man im Alltag eher meidet (In der Not frisst der Teufel Fliegen."). Sobald es die Situation hergibt, kann man die Gesellschaft dann immer noch wechseln.