Nichts für ungut, aber dieses Geschreibsel ("Artikel" ist definitiv ein zu beschönigender Ausdruck) ist schlicht und ergreifend Schrott!
Er ist inhaltlich irreführend, tendenziös geschrieben und voller Auslassungen. Ich vermute mal, dass der Autor schlicht den falschen Stromtarif gewählt hat und jetzt sauer ist, weil das immanente Risiko schlagend geworden ist. Wie heißt es so schön: Gier frisst Hirn!
Erinnert mich an jenen Artikel im Standard, wo sich eine (ich benutze den Ausdruck jetzt bewusst) Journaillistin beklagt hat, weil sie doch tatsächlich wegen Falschparkens einen Strafzettel bekommen hat! Wo doch die Einfahrt (vor der sie geparkt hat) derzeit gar nicht benutzt wird...
Tatsache ist: Ja, am Spotmarkt (=Kurzfristimarkt, also heute für morgen) gibt es derzeit (aber nicht nur in Spanien, auch in Deutschland, Österreich und weiteren Ländern) sehr hohe Preise. Das liegt aber schlicht und ergreifend am Preisbildungsmechanismus (der seit 2002 nicht verändert wurde; Stichwort "merit order") in Kombination mit der derzeitig besch...eidenen Lage am Gasmarkt.
Die merit order-Systematik besagt kurz zusammengefasst: Die Erzeugungsanlagen werden von billig nach teuer gereiht. Z.B. Wasserkraft vor Kohlekraft vor Gaskraftwerken.
Jenes Kraftwerk, welches gerade noch ausreicht, den Bedarf zu decken, bestimmt den Preis für alle Kraftwerke.
Man kann also nicht (wie im Artikel dargestellt) ein Gaskraftwerk für die Belieferung anmelden und dann ein Wasserkraftwerk dafür arbeiten lassen. Weil das Wasserkraftwerk nämlich in dieser Rechnung schon inkludiert ist.
Weiters betrifft die aktuelle Situation nur jene Kunden, die spotmarktabhängige Tarife haben. Bei uns ist z.B. Awattar hourly so ein Tarif. Der schwankt derzeit auch so zwischen ca. 8 und 20 ct/kWh (also 80 bis 200 €/MWh) - nur für den Energieanteil! Netzentgelte, Steuern und Abgaben kommen da noch dazu...
Bei uns (D/AT) haben traditionell Größtkunden solche Tarife. Allerdings haben die auch a) Einkäufer, die sich mit dem Markt beschäftigen und b) persönlich zugeordnete Berater, die ihre Kunden beraten und ggf. Vorsichtsmaßnahmen gegen steigende Preise anbieten, um sich zumindest teilweise dagegen abzusichern.
Es gibt aber auch eine steigende Anzahl an Anbietern, die solche Tarife für Privatkunden aufgelegt haben bzw. anbieten. Hier gibt es aber keine entsprechende Beratung und damit ist der Endkunde (sofern er sich nicht aktiv damit auseinandersetzt) den Preisschwankungen unmittelbar ausgeliefert.
Oft werden (bzw. wurden) solche Modelle damit beworben, dass man mit diesem Tarif quasi "wie ein Großkunde" von den günstigen Spotmarktpreisen profitieren kann. Was prinzipiell auch korrekt ist. Allerdings wird halt gerne verschwiegen, dass bei langfristigen Tarifen der Lieferant ein entsprechendes Risiko einpreisen muss, was den Preis zwar etwas teurer macht, dafür aber prognostizierbar und eben vor solchen Extremen schützt.
Jetzt bin ich kein Profi am spanischen Strommarkt und kann daher nicht sagen, wie viele Endkunden solche Tarife gewählt haben. Definitiv lässt sich aber sagen: Jeder Kunde, der so einen Tarif wählt, will von den zumeist (im Vergleich zum langfristigen Terminmarkt) etwas günstigeren Spotmarktpreisen profitieren. Allerdings gilt wie fast immer im Leben: Wo viel Chance, da auch viel Risiko. Und das ist halt in diesem Sommer schlagend geworden.
Sich jetzt dann zu beschweren, dass die Strompreise so hoch sind ist wie sich zu beschweren, dass man die Aktie X zum falschen Zeitpunkt gekauft hat.
Die Judikatur nennt diesen Sachverhalt schlicht: Motivirrtum!