Zitat von Waldschrat;174129
Flüssigwasserstoff ist jedenfalls kein gangbarer Weg, da ich dann den Grossteil der Energie in die Verflüssigung stecke.
Matthias
Hallo Waldschrat,
Genau diesen zitierten Satz sehe ich komplett anders, stehe aber mit meiner Meinung so ziemlich allein auf weiter Flur, denke ich.
Ich versuche mal zu erklären, warum ich das anders sehe.
Gut, dass flüssiger Wasserstoff schwer und nur recht energieintensiv zu speichern ist, sehe ich ein. Dennoch darf man eines nicht vergessen: Die Primärenergie, welche ich für den Vorgang der Elektrolyse und Verflüssigung benötige, stellt mir die Sonne ja quasi kostenlos zur Verfügung. Ich brauche sie nur einzufangen; z.B. mittels Windrad oder Photovoltaikzelle.
Klar, müssen diese Teile auch erstmal gebaut werden; das trifft aber auf alle anderen Kraftwerke ebenfalls zu. Nur muss ich dort noch ein paar Teile mehr bauen. Denn ich muss zunächst "chemische"* Energie in thermische umwandeln (Erzeugung von Wasserdampf), thermische Energie in kinetische (Wasserdampf auf Turbine leiten; diese beginnt zu rotieren und mit ihr die Welle, an welcher der Generator hängt) und erst dann die kinetische Energie in elektrische (the Generator himself).
Das Windkraftwerk überspringt schon mal die ersten beiden Schritte und wandelt die Bewegungsenergie der Luft direkt in elektrische Energie um. Den dafür nötigen Wind haben aber keine von Menschenhand gemachten Maschinen bereit gestellt, sondern der kleine gelbe Stern in rund 150.000.000 km Entfernung.
Ich habe schon oft gelesen (es aber noch nie überprüft), dass die Sonne in 8 Minuten mehr Energie auf die Erde bläst, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht.
Das heißt, egal wieviel Energie zur Wasserstofferzeugung nötig ist, sie ist bereits vorhanden und muss nur noch "abgeschöpft" werden. Und obwohl (oder gerade weil?) ich kein Ingenieur oder Techniker bin, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man Windräder und Solarzellen nicht so bauen kann, dass sie auf extrem lange Laufzeiten ausgelegt sind. Was ja wohl die Langzeitkosten senken würde. Ich meine, in Afrika laufen immer noch Maschinen, die zur Kaiserzeit gebaut wurden. Ja ich weiß, der Vergleich hinkt.
Zum anderen ist es doch mittlerweile technisch möglich, industriell aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid Methan herzustellen. Diesen speist man ins vorhandene Gasnetz ein und kann so z.B. Gaskraftwerke betreiben. Ja gut, muss man wohl noch etwas Feintuning betreiben, was die Effizienz und so angeht. Sind aber sehr wahrscheinlich recht lösbare Aufgaben. Ist halt, wie immer, eine Frage des Geldes.
Und da liegt der Hase im Pfeffer und schnalzt!
Auf der einen Seite sind sowohl das komplette Wissen um einen, nennen wir es mal regenerativen Energiekreislauf als auch die praktischen Fähigkeiten bzw. Voraussetzungen zur Schaffung eines solchen vorhanden.
Auf der anderen Seite ist eigentlich auch das für weiterführende Forschungen nötige Geld vorhanden. Es liegt halt nur sinnlos auf irgendwelchen, zumeist wohl privaten Konten herum; Stichwort "obere 10.000".
Die große Herausforderung besteht eigentlich darin, diese beiden Seiten zusammen zu bringen. Ergo läge das Scheitern der Energiewende nur am Nicht-Wollen der Menschen und nicht am Nicht-Können.
Schliesslich und endlich haben wir noch den Punkt der kontinuierlichen Ernergieversorgung. Da ja als Beispiel für die drohende Stromknappheit die windstille Winternacht angeführt wird, ist es wohl durchaus legitim, dass ich für meine Argumentation die gegenteilige Ausgangslage nutze. Also ein Sturmtief über der Nordsee im Hochsommer mit entsprechendem Sonnenschein in Süddeutschland.
Es würde dann deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht. Somit könnte man den überschüssigen Strom locker zur Wasserstoff- bzw. Methanerzeugung verwenden. Um das Ganze mal ins Extrem zu zerren, hätte man 9 Monate Zeit, Energie auf Vorrat zu erzeugen, um sie dann in 3 Wintermonaten zu verbraten. Und das soll nicht machbar (und bezahlbar!) sein? Tut mir leid, ich sehe kein Licht am Argumentationshorizont, das mich davon überzeugen könnte.
Ein ganz wichtiger Punkt wurde hier im Forum ja auch schon öfter angesprochen: Energie sparen. Du weißt schon, nur eine nicht benötigte Kilowattstunde ist eine gute Kilowattstunde! Also sollte man zunächst mal schauen, wieviel Energie wir alle wirklich zur Aufrechterhaltung unseres komfortablen Lebensstils brauchen. Erst dann macht mMn die Kraftwerksberechnung einen Sinn.
Also, Flüssigwasserstoff bzw. industriell erzeugtes Methan ist meiner Laienmeinung nach nicht nur ein gangbarer Weg, sondern in großmaßstäblichem Umfang betrachtet, der einzig gangbare Weg zu einer dauerhaft stabilen Stromversorgung in Europa durch regenerative Energien.
Nur die, die es bezahlen wollen, können es nicht und die, die es bezahlen können, wollen es nicht.
Klingt komisch, ist aber so.
lg
melusine
* mit "chemisch" meine ich die Kohle an sich bzw. die radioaktiven Elemente, deren gespeicherte Energie erstmal freigesetzt werden muss. Ich wusste jetzt nur nicht, wie ich das umschreiben sollte.