Hi Frequenzkata,
ich war letzte Woche bei einem Ersthelferkurs "Notfall Kleinkind" und habe so mal wieder meine Kenntnisse aufgefrischt, mache ich übrigens einmal im Jahr. Vor 30 Jahren habe ich zwar in meinem Zivildienst den Rettungsassistenten gemacht und war fast zwei Jahre als zweiter Mann auf einem RTW, natürlich mit allem Equipment wie Beatmungsmasken und -beuteln, Intubationsbesteck, Infusionsnadeln, Defibrillator etc. ...
Im Not-Normalfall ist man aber meist auf das angewiesen, was man "am Mann hat": Auge, Ohr, Hände.
Also:
Erster Augen-Ohren-Check mit lautem Ansprechen des Patienten und Berühren bzw. Kneifen an der Schulter oder Wange. Bei Nichtantwort ist Bewusstlosigkeit anzunehmen.
Check der Atemfunktion durch Auflegen der Hand auf den Bauch, den man dazu entblößen muss und Annähern der Wange und des Ohres an den Mund des Patienten.
Bei nicht spürbarem Atem oder Atembewegungen oder nicht hörbaren Atemgeräuschen ist von einem Atemstillstand auszugehen. Patient auf den Rücken legen (falls er noch nicht so liegt), Mundraum checken und notfalls ausräumen, Kopf vorsichtig, aber doch so weit in den Nacken überstrecken, bis "es in die Nasenlöcher rein regnen könnte" (so unser Ausbilder).
Sofortiger Beginn der Beatmung (5 mal), gefolgt von 30 mal kräftigem Drücken auf das Herz auf den Punkt in der Mitte zwischen den Brustwarzen und zwar möglichst tief. (Das Herz eines Patienten hat immer in etwa die Größe und den Durchmesser seiner Faust und diese Drucktiefe muss man errreichen, damit der Hohlmuskel das Blut pumpen kann.) Dann wieder zweimal beatmen und wieder 30 mal drücken. Maßnahme fortsetzen, bis im Idealfall ein Arzt mit Ausrüstung eintrifft.
Unser - übrigens sehr guter - Ausbilder sagte uns eindringlich, dass wir nicht damit rechnen könnten, einen Patienten damit zu "reanimieren", also tatsächlich wiederzubeleben, das geht in der Regel nur mit Elektroschocks, Intubation und Medikamenten. Aber man hält den Körper, vor allem Herz und Hirn "frisch", indem man beides mit Sauerstoff versorgt, weil sonst innerhalb von zwei, drei Minuten irreparable Schäden daran auftreten.
Pulsfühlen: Kann man tatsächlich vergessen und zwar, weil man den richtigen Punkt als Laie in der Aufregung eh vermutlich nicht findet, der Puls des Patienten bereits sehr schwach ist und man selbst bis in die Fingerspitzen nur seinen eigenen adrenalinbefeuerten Puls pochen spürt.
Bei einem pulsierenden Spritzen von Blut aus einer Ader ist die erste Maßnahme natürlich Abdrücken der Wunde, notfalls mit dem Daumen rein bzw. schnelles Anlegen eines Druckverbands, falls Material dabei oder aus einem Auto-Erste-Hilfe-Kasten verfügbar.
Ist beim ersten Check klar, dass der Patient nicht ansprechbar, also bewusstlos ist, jedoch atmet, dann hat er auch Puls und wird in die stabile Seitenlage gebracht, dabei Kopf wieder so überstrecken, dass die Zunge nicht die Atemwege blockiert und laufend Atmung kontrollieren (an Mund und Bauch). Patient mit Rettungsdecke oder Jacke etc. Abdecken und auf jeden Fall vor Auskühlen schützen.
Der Körperkontakt ist psychologisch wichtig ebenso wie auch beruhigendes Zureden und zwar nicht nur für den Patienten, sondern auch den Helfer, der sich ja meist nicht in einer Routinesituation befindet und sich so auch selbst motivieren kann.
Wärmen oder warmhalten muss man auf jeden Fall alle Patienten, die noch bei Bewusstsein sind, oder bewusstlos, aber atmend (stabile Seitenlage!), denn durch die Lage auf dem kühlen Boden werden sie schnell auskühlen und können dann rasch bewusstlos werden.
Kühlen bzw. nicht wärmen soll man dagegen nach neuester Lehrmeinung Patienten, die einen Stillstand haben, das heißt, Kleidung öffnen bzw. entfernen, beatmen und Herzdruckmassage, im Idealfall kaltes Wasser oder Eis (Inhalt der Kühltruhe, Crushed Ice aus der Tankstelle etc.) über den Körper geben. Patienten auf jeden Fall nicht wärmen oder warmhalten. Grund: Die Unterkühlung bringt den Körper in einen Sauerstoffsparmodus, wie Fälle von im Eis eingebrochenen Patienten, die bis zu 40 Minuten ohne Atem oder Beatmung waren, beweisen.
Soviel auf die Schnelle von meinem Kurs, ich denke wir sollten uns wirklich zu diesem lebenswichtigen Thema "Erste Hilfe ohne Ausrüstung"weiter austauschen. ... und auf jeden Fall regelmäßig einen Ersthelferkurs machen
Liebe Grüße
Gerhard