Ersttest: "MFH Hunter" & "MFH Tanto"
In diesem Beitrag präsentiere ich nun das erste Ergebnis des Messertests, welchen ich bzw wir vor geraumer Zeit dank PB umsetzen konnten.
Im ersten Feldversuch welcher durchgeführt wurde hatte ich mich entschieden, mit eher seichten Tests zu beginnen, um einen ersten Eindruck zu den zu testenden Messern überhaupt zu bekommen. In diesem Versuch ging es
A: Um das allgemeine Handling beim Arbeiten
B: Die Schneideigenschaften während normalem Schneiden/Feathersticks herstellen & Schnitzen
C: Batoning (Spaltwirkung; ggf Ausbrüche beobachten; Schärfe der Klinge nach Arbeit)
D: Vergleich der Klingengeometrie zum effektiven Nutzen
E: Ablängen und Hacken von Material
Zuerst zu den technischen Eigenschaften der beiden Messer. Das HUNTER ist ein schlichtes Arbeitsmesser bestehend aus stainless Steel (vermutl. 420) mit aufgespritztem Gummigriff.
Der Erl geht zu etwa 2/3 in den Griff, demnach handelt es sich um einen Steckerl. Effektiv nutzbare Klingenlänge (mittig) beträgt 11,5cm; mit Droppointspitze.
Das TANTO ist ein Fulltangmesser, d.h. Klinge und Griffteil bestehen aus einem Stück Metall. Die aufgeschraubten Kunststoffgriffschalen (Micarta Imitation?) werden vom Hersteller mit
Schichtkunststoff angegeben. Effektiv nutzbare Klingenlänge (mittig) 10,5cm. Dieses Messer besitzt eine "American Tanto" Klinge(nspitze) und ist aus AISI 420 gefertigt.
Das Gewicht und Gesamtlänge wurde hier bei beiden nicht berücksichtigt.
Handling:
Das MFH Hunter liegt dank des gummierten Griffes sehr sicher und griffig in der Hand. Selbst mit feuchten Händen war ein Abrutschen schlecht möglich, und selbst für grosse Hände mit Handschuhgrösse 9-11 geeignet.
Die mitgelieferte Scheide allerdings ist absoluter Schrott, schlecht vernäht; Nietungen am Schneidenbereich! (stumpft die Klinge), und aus einfachstem Nylongewebe.
Das TANTO wirkt auf den ersten Eindruck in der Hand sehr Grifflastig; Zwar macht es optisch einiges her, jedoch rutscht die Hand einwenig auf dem Kunststoffgriff, sodass man recht fest zugreifen muss, um das Messer zu führen. Die Daumenrampe ist ein wenig zu grob gearbeitet, dies könnte ggf zu Verletzungen führen (abrunden der Kanten würde schon genügen).
Die mitgelieferte Scheide besteht aus braunem Rindleder und macht ansich einen guten Eindruck; Verarbeitung ist soweit okay; natürlich ist es keine Customsache, sollte aber jedem klar sein.
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PRAXIS:
Beginnend: beide Messer kamen mit einer ordentlichen Nutzschärfe "out of the box".
Beim normalen Schneiden von Material (Äste, entrinden; Brot schneiden Gemüse etc..) waren das HUNTER & TANTO recht ähnlich "gut", das HUNTER brauchte aber aufgrund des Anschliffes weniger Druck, um das Schnittgut zu teilen. (Anm: Tanto hat einen Hohlschliff; das Hunter eine Art Scandi)
Das schnitzen von Locken (Feathersticks) erwies sich beim Hunter als einfacher und effizienter, der Scandi glitt einfach feiner am Untergrund entlang; beim Tanto war es
aufgrund der doch recht massiven Klingenstärke aufwändiger und schwieriger (grad für Unerfahrenere).
Beim batoning, also dem Zerteilen/Keilen von Holzstücken, um an trockenes Kernholz zu gelangen haben wir festgestellt, dass das Ergebnis abhängig ist von der Dicke des Astes, den man bearbeiten will. Das Tanto brauchte mehr Schläge um sich bei schmaleren Ästen ordentlich zu keilen; allerdings bei dickeren Ästen zeigte sich, dass die Klingendicke effizienter arbeitete, sodass ordentliche Spalte erzeugt werden konnten.
Das Hunter machte alles mit ohne "zu klagen", der Scandi erfüllte seinen Zweck völlig.
Zu bemerken ist: Hohlschliff und American Tanto Klinge sind ungeeigneter für solche Aufgaben. Aufbrechen hingegen (Spitze in Holz eintreiben und eben "brechen") ging leichter von der Hand.
Wichtig hier: Das Tanto büßte einiges an Schärfe ein nach dem batoning; das Hunter hatte noch immer eine nutzbare Schärfe.
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Hacken & Ablängen:
Beim Ablängtest wurden 2 Äste waagerecht zur Faserrichtung mit der Klinge versucht zu teilen, indem das Messer mit Schlägen auf die Klingenrückseite eingetrieben wurde.
Beim Hacken verwendeten wirdas sog. "Beaverchewing" als Technik, d.h. es wurden per Hand Keilstücke herausgeschlagen um eine Art Sollbruchstelle zu erzeugen.
Beim Eintreiben gegen die Faser punktete klar das Hunter. Die Klinge liess sich recht schnell und sauber einschlagen und biss sich förmlich ins Holz. Für 3 Durchgänge jeweils brauchte ich beim Hunter etwa 12 Schläge, um einen 4cm dicken Ast zu teilen. Beim Tanto war es weit mehr, die Geometrie der Klinge erwies sich einfach nicht als geeignet für diese Arbeiten.
Das Hacken (Beaver..) führte zu ähnlichem Ergebnis, hier lag es aber eher an der zu argem Grifflastung. Schade.
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Erstes Fazit und Resumee:
Im Vergleich beider Messer (Hunter: Verkaufspreis um die 10 € / Tanto ca 30-35 €) konnte das günstigere Modell bei weitem punkten.
Die Klingengeometrie und der Scandiart Schliff liessen einfach effektiveres und feineres arbeiten zu, als Allroundmesser und vor allem in Anbetracht von Preis/Leistung für Outdoor definitiv eher zu gebrauchen. Der Schliff hielt recht annehmbar die Schärfe, und im Feld lässt sich das Ganze auch recht einfach nachschärfen.
Beim Tanto bin ich nach dem Ersten Versuch ein wenig Zwiegespalten. Es ist durchaus ein schönes Messer, aber eben die Klingenform und der Hohlschliff sind für Wald und Feld einfach ungeeigneter. Man merkt die Spezifikation als "Kampfmeser" einfach heraus, und, Stechen und Brechen funktioniert mit diesem Messer auch ganz gut; wer allerdings ein Allroundwerkzeug braucht und will, wird hier fehl sein. Vor allem, und da sehe ich Probleme, es ist in D nicht wirklich §42a WaffG konform; und die Schneide neigt nach anspruchsvollerem arbeiten sehr schnell dazu, stumpf zu werden und Chips (kleine Ausbrüche) zu bekommen.
Für um die 30 Euro bietet der Markt sinnvollere Alternativen; jedoch gibt es auch weit teurere Messermodelle, die wirklich unsiinig(er) sind.
Hier sollte man dann abwägen.
Wer also ein gutes, günstiges, Nutzmesser sucht/will, ist mit dem Fox Hunter gut bedient. Auch wenn es "nur" 420 SS ist, die Härtung passt, die Verarbeitung allgemein ist in Ordnung, und es ist Feldtauglich. Ich sehe es als eine etwas robustere Alternative zu diversen MORA Messern.
Anbei noch ein Bild, was ein Kursteilnehmer mit dem Fox Hunter und dem Kukhri baute, diesen Shelter..
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In diesem Sinne, das zum ersten Test. Videos fesrtigstellen usw dauert noch ein wenig, habt
also bitte etwas Geduld.
lg