Oh ja, das Thema Lebensmittel und Brot liegt mir auch sehr am Herzen....
Zum Eingangsthread mal kurz: Ich meine mal gelesen zu haben, dass die Niederländer in Europa den höchsten pro-Kopf-Verbrauch an Zusatzstoffen in Lebensmitteln haben. Wenn ich mal "rübermache" nach Winterswijk oder Venlo, gehe ich natürlich auch in dortigen Supermärkten mal einkaufen (Vanille-Vla mit Bollertjes :peinlich:). Wenn ich dort die ganzen bunten Verpackungen sehe und mir mal die Inhaltsstoffe anschaue, dann wird mir übel...... Ich glaube, gerade Holland ist da ganz besonders weit. Allerdings gehe ich dort auch gerne auf den Markt und kaufe günstig Gemüse ein; die Zeiten der Wassertomaten sind ja mittlerweile vorbei .
Jetzt noch mein Lieblingsthema, die Bäcker:
Ich habe vor einiger Zeit eine Ausbildung zum Bäcker absolviert. Diese war noch in einem kleinen Handwerksbetrieb, der diese Bezeichnung noch zurecht trägt. Bis auf Körnermischungen für all die vom Kunden gewünschten Körnerbrötchen/-brote und einer Fertigmischung für Amerikaner wurde damals noch alles per Hand gemacht. Unser Chef hat wie ein Wahnsinniger auf Qualität geachtet; wir benutzten Salz ohne Riesehilfen oder Jodzusatz, wir haben kein Sahnesteif benutzt und jeden Morgen wurden 10 Liter Milch für Pudding aufgekocht. Viele Bäckereien und Konditoren benutzen nämlich sogenannte "Kaltcreme", also Puddingpulver, welches mit kalter Milch angerührt wird. Dieser ganze Aufwand wurde von sechs Personen (Chef, zwei Gesellen, drei Azubis) gestemmt.
Ich hatte in der ganzen Zeit nur wenige Tage, an denen meine Arbeitszeit unter zwölf Stunden lag. Aber ich habe eine ganze Menge über die verschiedensten Brotteigführungen, Teigsorten und Mehleigenschaften gelernt, ein Wissen, das dem Großteil meiner Berufsschulkameraden nicht vermittelt wurde.
Aber man kann den Bäckern nicht alleine die Schuld für all die Fertigmischungen geben. Die Kunden wünschen heutzutage zwanzig verschiedene Brotsorten und mindestens zehn unterschiedliche Brötchensorten. Dann wollen die Kunden noch Baguettes, Fladenbrote oder auch Eiweißbrote und der Bäcker (der wegen fehlender Azubis eh schon Personalsorgen hat) weiß sich nur noch mit Convenience-Produkten zu helfen. Vor dreißig Jahren gab es hier beim Bäcker fünf verschiedene Brote und drei verschieden Brötchensorten (natur, mit Mohn, mit Sesam), das war viel einfacher herzustellen.
Es ist halt der Zeitgeist, dass die Leute eine riesengroße Auswahl immer verfügbar haben wollen und keine Zeit mehr haben (wollen?), um vernünftige Nahrung zuzubereiten. Stattdessen wird halt billiger Fertigfraß mit minderer Qualität gekauft und sich dann über den Pferdefleischskandal gewundert. Aber die Leute merken es nicht, wie bescheu..t sie sind.
Das mußte ich mal loswerden. :Sagenichtsmehr:
der Björn