Es gibt beim Thema Rohstoffe zwei unterschiedliche Bereiche.
1. Nachwachsende Rohstoffe
2. Nicht nachwachsende Rohstoffe
Bei den nicht nachwachsenden Rohstoffen sind Lagervorkommen, Recycling und Substitutionsmöglichkeiten (F&E) entscheidende Parameter. Es kann zu kurzfristigen Produzenten-Schocks kommen, wenn z.B. ein Krieg die Lieferung unterbricht, sich ein Produzentenkartell bildet oder Wirtschaftssanktionen verhängt werden. Aber langfristig wird der Schock durch Substitution und Recycling ausgeglichen.
Die nachwachsenden Rohstoffe sind wesentlich komplexer. Hier gibt es neben den Produzenten-Schocks auch noch natürliche Schocks z.B. Dürren, Überschwemmungen, Kälteeinbrüche, Schädlingsbefall, etc.
Die natürlichen Schocks verschärfen sich oft durch nachfolgende Produzenten-Schocks. Fällt z.B. die Reisernte in Indien durch ausbleibenden Monsun-Regen schlecht aus, müsste man dort Reis aus dem Ausland importieren, was weltweit das Preisniveau anheben würde. Sollten nun andere Produzentenländer (z.B. China) beschließen das Preisniveau aus politischen Gründen im Inland nicht steigen zu lassen, verhängen sie meistens ein Exportverbot für dieses Gut. Ein vermindertes Angebot trifft dann auf viele Nachfrager und der indische Bauer verliert gegen die deutsche Hausfrau, die den verdoppelten Preis für noch verfügbaren amerikanischen Reis nicht einmal wahr nimmt.
Daraus ergibt sich die je nach Kaufkraft unterschiedlich ausgeprägte Notwendigkeit für (über-)lebenswichtige Güter eine ausreichende Lagerhaltung zu betreiben. Je nach erwartetem Schockszenario sollte diese Monate bis Jahre abdecken. Lagerhaltung ist auch gar nicht so teuer wie manche vermuten, da man durch das Einkaufsverhalten (Großpackungen, Sonderangebote, Kaufkooperationen, etc.) immer wieder unterjährig auftretende kleinere Schocks ausgleichen kann, bzw. sich erstmals mit dem eigenen Einkaufsverhalten, das selten rational ausgeplant ist, beschäftigt. Die im Schockfall nicht zu zahlenden Preise gleichen die entgangenen Zinsen der Lagerhaltung und auch eventuell anfallende Kosten weitgehend aus.
Gegen eine Hungersnot in Deutschland und deshalb notwendigen, mehrjährige Bedarfe abdeckende, Lagermengen spricht aber, dass heute 50% der produzierten Lebensmittel verdirbt (10% in der Produktion, 10% in Logistik und Handel, 30% beim Koch und Konsumenten) statt gegessen zu werden. Wir haben also allein dadurch 50% stille Reserve, die sehr kurzfristig gehoben werden kann.
Des weiteren ist die derzeitige konsumierte Kalorienanzahl massiv überhöht. Die Volkskrankheit Nummer 1 Fettleibigkeit und der bei den nicht davon Betroffenen oft notwendige Zwang durch sportliche Aktivitäten überschüssige Kalorien zu vernichten, lassen den Schluss zu, dass hier ebenfalls 20%-30% Einsparpotential existiert. Erfahrungswerte aus den Biosphere-Projekten (1750-2100 kcal über 2 Jahre führten zu keinen negativen Ergebnissen) und aus Kriegsgefangenen-Lagern (1200-1800 kcal ohne bzw. mit körperlicher Arbeit) zeigen, dass bei rationeller Arbeitsweise eine Reduktion der aufgenommen Werte unter die WHO-Empfehlungen auch ohne bzw. mit eventuellen Langfristschäden über mehrere Jahre möglich ist. Also noch einmal eine recht ordentliche Reserve die national ebenfalls sehr kurzfristig gehoben werden kann.
Parallel dazu wird es zur langfristigen Ressourcen-Optimierung im Kalorienangebot kommen. Die Fleisch-Kalorie entsteht durch ein mehrfaches an auch für Menschen direkt verwertbare Futter-Kalorien. Man wird wieder mehr zum Frühstücks-Ei und dem Glas Milch kommen und sich auf Freitagsfisch und Sonntagsbraten freuen statt täglich 3x Fleisch zu verzehren. Langzeitauswertungen aus Kuba in dem weniger als 15-20% der aufgenommenen Kalorien aus tierischen Produkten stammen zeigen, dass dadurch keine Mangelerscheinungen auftreten.
Schon davor wird man allerdings Biogas-Experimente etc. einstellen und die dafür verwendeten Ackerflächen und auch heute brach liegende Nutzflächen der Nahrungsmittelerzeugung zuführen. Ich sehe daher langfristig bei 80 Millionen Einwohnern in Deutschland kein Problem die Bevölkerung mittels einheimischer Nahrungsmittelproduktion ausreichend zu versorgen.
Aus meiner Sicht ist Nahrungsmittellagerung in Deutschland eher zur Überwindung kurzfristiger Schock-Zeiträume notwendig. Aufgrund der bisher hervorragenden Grundversorgung wurde die staatliche Krisen-Lagerhaltung auf einen Monatsbedarf reduziert. Katastrophenpläne bezüglich Nahrungsmittelengpässen existieren nicht bzw. werden nur als Randerscheinung in anderen Krisenszenarien beschrieben. Man sollte also von dieser Seite bei akuten Ereignissen keine kurzfristige Lösung erwarten, da wenig vorbereitet und geübt wurde. Allerdings dürfte klar sein, dass deutsches Organisationstalent in der Lage ist in 3-6 Monaten eine stabile auf Lebensmittelkarten basierende Grundversorgung zu etablieren, dass die Bevölkerung diszipliniert genug ist dieses System anzuwenden und dass die gesetzlichen Grundlagen angepasst werden, um ausreichend Produktion und Verteilung zu gewährleisten.
2 Tage Rollumschlag in den Supermärkten, überschätztes zusätzliches Potential in der Gastronomie und dank der guten Versorgung geringe Bestände in den Haushalten ergeben für Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München eine durchschnittliche autarke Überlebensfähigkeit von 14-21 Tagen, falls die externe Zufuhr unterbrochen wird. Reduziert wird diese Zeit falls vorhandene Lebensmittel verderben (Ausfall der Kühlung) oder durch Schadensereignisse (Plünderung, Überschwemmung, Brand) vernichtet werden.
Realistische Szenarien die eine Versorgung der hochpriorisierten Großstädte (allesamt Regierungssitze) unterbinden könnten sind großflächige Blackouts, Pandemien, Nukleargroßschadenslagen oder Kriege bzw. schwere Naturkatastrophen mit nachhaltiger Beeinträchtigung der Infrastruktur.
Eine Minimalausstattung mit BP-5 oder NRG-5 für einen Monat dürfte, ergänzt um 3-6 Monate rollierenden Bestand aus dem Supermarkt, ausreichen um diesen Szenarien zu begegnen.
Unabhängig davon ist es natürlich eine Überlegung wert, ob steigende Energiekosten, die sich letztendlich auch auf die Nahrungsmittelpreise durchschlagen werden und Pläne ermäßigte Steuersätze zu streichen, nicht das Sparen in langhaltbare Lebensmittel so attraktiv macht, dass man sich optimal entsprechend der Haltbarkeit eindeckt.