Ich bin ein Flüchtling und stehe mit meiner Familie nach tage- oder wochenlangem Exodus vor diesem Draht. Wir sind müde, hungrig und die Kinder sehr wahrscheinlich quengelig.
Damit ich nicht sofort von eventuellen Grenzposten entdeckt werde, muss ich also im Dunkeln agieren. Ein weiterer Nachteil.
Ob ich vor Antritt meiner Flucht überlege, dass ich evtl. auf Natodraht stossen könnte und deshalb einen entsprechenden "Knipser" mittrage, der zusätzliches Gewicht bedeutet, kann ich nicht sagen.
Hätte ich jedoch einen dabei, dann hätte ich in meiner Unwissenheit einfach mal drauflos geschnippelt und mich wohl böse verletzt, wenn mir das Zeug um die Ohren fliegt. Im schlimmsten Fall meine Familie gleich mit. --> Game over.
(Schliesslich ist mir erst seit diesem Threat bewusst, dass die unter Spannung stehen...)
Ohne entsprechendes Werkzeug würde ich wohl nur die von Corvinjus bebilderte Möglichkeit des unten-durch-Kriechens versuchen, während gleichzeitig jemand den Draht mit einem Ast oder ähnlichem anhebt. Aber auch da würde ich wohl zögern, denn schliesslich muss nach mir noch meine Familie unten durch. Und das scheinen mir einige von euch ausgeblendet zu haben...
Decken und sonstige Textilien hätte ich mit Sicherheit nicht genug dabei und eine Türe trage ich auch in den seltensten Fällen mit mir herum.
Baum fällen und darüber legen? Ich kann mir denken, dass da ein genügend breiter Korridor um den Zaun herum von Vegetation gesäubert wird, damit man die Grenze gut im Blick hat. Und eine Säge, die genügend gross zum Baumfällen ist, hätte ich sicherlich auch nicht dabei. Meine kleine Klappsäge würde da niemals ausreichen...
Ausserdem macht ein Baum, der gefällt wird Geräusche. Und die fallen mit Sicherheit auf und locken eventuelle Wachposten an.
Fazit für mich persönlich: Entweder finde ich eine Stelle zum Unterqueren oder der Natodraht bedeutet für mich als Flüchtling, der im früheren Leben keiner militärischen Spezialeinheit angehört hat, das Ende des Weges.