Moin @ll,
hier meldet sich mal ein weiterer „alter Sack“ ...
Wenn sich angesichts der aktuellen Situation auch nur ein einziger über die mangelhafte Datenlage echauffiert, dem sei mal der Vergleich angeboten:
Zum ersten kamen aus der UDSSR keine Infos! Und ich meine gar keine ... erst als es sich überhaupt nicht mehr vertuschen ließ, tröpfelten nach und nach die ersten Daten.
Zum zweiten gab es noch kein allgemein verfügbares Internet. Mithin war ein Austausch deutlich schwieriger ...
Zum dritten gab es nur sehr wenige geeignete Messstellen und die gewonnenen Daten waten Verschlusssache, da kam nicht mal jeder Krisenstab dran. Wir waren bei einem großen Sanitätsdienst (Rhein in Flammen, Bonn) und es begann zu regnen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass sich Radioaktivität in der Luft befand, eine Prognose war nicht möglich, das gaben seinerzeit die Modelle mit den verfügbaren Messwerten noch nicht her. Um eine Panik (der Gau war mittlerweile durch die Presse qualitativ erfasst aber quantitativ noch nicht greifbar) zu vermeiden, wurden wir Einsatzkräfte nur spärlich informiert, die Öffentlichkeit erst mit der Morgenpresse. Man ließ alle sprichwörtlich im Regen stehen!
Nach Einsatzende wurden wir zwecks weiterer Entscheidungen auf unseren Wachen festgehalten. Nach ca. Ein bis eineinhalb Stunden wurden wir ohne weitere Empfehlungen nach Hause entlassen (ich habe erst mal geduscht, nicht dass es uns jemand empfohlen hätte oder gar eine Dekon aufgebaut wurde) ...
Erst ein den folgenden Tagen kamen dann die Empfehlungen bezüglich Lebensmittel, Verbot des Pilze Sammelns etc.
Der genannte Herr Zimmermann hat übrigens später tatsächlich von dem eingelagerten und wg. Entsorgung gesperrten Milchpulver vor laufender Kamera im Rahmen einer PK gespeist. Ich vermute, er war schon vorher verstrahlt!
Mein Fazit:
Auch wenn ich eher ein besonnener Typ bin, hat es mich damals (ich war als stv. ZF auch für meine Leute verantwortlich) schon tierisch genervt, dass die Informationslage zwischen besch*** beschwichtigend gehalten wurde.
Ich bin froh, dass wir heute nicht nur über mehr Informationsquellen verfügen, die auch staatliche Stellen dazu bewegen, mal früher die „Hosen runter“ zu lassen, sondern dass auch (international) mehr Daten erhoben und veröffentlicht werden. Ein Messnetz wie heute öffentlich zugänglich ist eine Folge von Tschernobyl!
Be prepared!
ksbulli