Der Start und das Ankommen (Tag 1)
Los bin ich dann erst sehr spät. Ich hatte zwar vor relativ früh zu starten, aber irgendwie habe ich getrödelt, noch ausgiebig gefrühstückt, vorher noch im Forum geschrieben und gepackt hatte ich eigentlich auch noch nichts so richtig.
Das war mir aber dann egal...wenn es ernst wird, kann man sich den Zeitpunkt auch nicht aussuchen, ausserdem musste ich ja nur ein paar wenige hundert Meter überbrücken. Fertig gepackt sollte alles natürlich sein. Wer sich totlachen möchte...so sah die ganze Schose aus:
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Das ich so bepackt nicht weit gekommen bin dürfte klar sein. Über einen geraden und ebenen Weg hätte ich das vielleicht 500m tragen können, im dichten Wald war nach kaum 20m Schluss. Die Reisetasche mit der Hängematte verkantete sich zu allen Seiten mit der Natur, der Müllsack mit dem Wasser hatte neben der Reisetasche kaum Platz am Rücken und wollte immer wieder nach vorne, die Hände hatte ich eh nicht frei um Äste beiseite zu drücken und an ein Arbeiten mit der Machete war gar nicht erst zu denken.
Bevor ich einen falschen Schritt mache und mir die Beine breche...ablegen und mit einem Teil weiter. Wo genau ich lang musste war nicht klar. Ich kannte nur die ungefähre Richtung. Am Ende habe ich den Kram in drei verschiedenen "Packgruppen" Stück für Stück weiter geschleppt.
An diesem Ort entdeckte ich eine Palme und machte eine Orientierungspause. Auch stiess ich auf menschliche Hinterlassenschaften und dachte mir: Diese Flasche willst Du jetzt garantiert nicht haben...einfach nur Wasser...der erste Schluck von meiner Ration war dahin.
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Ich ging ohne Gepäck auf Erkundung. Wo ist diese verdammte Bananenplantage/Lichtung wo du hinwolltest? Irgendwann hatte ich sie dann gefunden. Aber wo das Lager aufbauen? Keine brauchbaren Bäume für die Hängematte in Sicht. Toll. Ich suchte weiter. Eine andere Lichtung...da standen sie: Genau passende Bäume.
Gut dachte ich, jetzt noch den Krempel hier her und dann das Lager aufbauen. Letztendlich musste ich mir mit der Machete und den blossen Händen einen Pfad durch die hohen Farne und Büsche schlagen. Keine Chance sonst mit dem Gepäck durchzukommen. Selbst ohne wäre es sehr gefährlich, die Vegetation z.T. brusthoch und wer weiss was sich unten versteckt. Ein Loch, eine Höhle, oder einfach nur blöd hängenbleiben und hinfallen.
Mehr als die Hälfte der Zeit des verrückten Transportes war ich also mit Suchen und Wegbereiten beschäftigt. Wo muss ich hin...wo soll ich den Pfad am besten durchschlagen? Ich stellte mir vor wie es mit angemessenem Gewicht und Tip-Top Rucksack/Tragesystem wäre...toll muss das sein...gute, leichte Ausrüstung...ich wäre um ein vielfaches schneller und gesünder ist das auch.
Vor allem für meinen Rücken. Die Ausgangslage war sowieso ungünstig, hatte ich mich doch vor zwei Wochen massiv verhoben und die alten Rückenschmerzen kamen wieder zurück. Deswegen hatte ich auch die Tramal-Tabletten mitgenommen...hoffentlich geht alles gut, dachte ich. An den seither latenten Schmerz hatte ich mich halbwegs gewöhnt. Idiot dachte ich noch...aber ich wollte es ja so.
Dann war ich endlich da. Diese vielleicht 200m haben mich eine Stunde gekostet...da laufen andere 5km durch den Wald und haben trotzdem 20kg dabei...Gummipunkt für die richtige Ausrüstung und die europäischen Wälder. Naja, alles beisammen, das ganze Zeug bei mir. Obwohl so stressig und schwer...irgendwie hatte ich es lieb...war es doch nun das einzige Zeug, mein ganzer Hausstand.
Erstmal eine rauchen. Leider, dachte ich. Hatte ich es doch schon einmal geschafft aufzuhören, wurde sogar zum unausstehlichen Nichtraucher. Nur um wieder anzufangen und es seitdem noch schwieriger zu haben wieder aufzuhören. Ich fragte mich, ob ich in Krisenzeiten ein Opfer von fliegenden Tabakhändlern werden würde und mein letztes Hemd dafür hergebe.
Ich fing an den Platz zu säubern...so dass man endlich mal den Boden sehen konnte. Ich merkte schnell, dass der vermeintlich ebene Platz von vielen Felsen gespickt war...toll. Nochmal woanders hin? Geht nicht...da musste ich durch und einige Felsen waren locker, so konnte ich zumindest teilweise eine halbwegs brauchbare Fläche schaffen. Die Hängematte zwischen die angedachten Bäume gespannt, dann war die Bauplane dran.
Wie befestigen? Meine bisherige "Campingerfahrung" bestand aus Zelten in der Jugend und Wander-Tagestouren. Ich sägte mir einen Ast zurecht und befestigte ihn über der Hängematte. Darauf kam die Plane, am einen Ende mit den zwei Spanngurten an anderen Bäumen befestigt, auf der anderen Seite lies ich sie im Winkel bis zum Boden hängen und stabilisierte das ganze mit weiteren Ästen. Am Boden mit Steinen beschwert.
Zwischendurch gegen 14:00 Uhr machte ich eine Pause, sprach etwas in mein Diktiergerät und beim letzten Schluck aus der 1,5l Flasche wurde mir bewusst, dass ich bald kein Wasser mehr haben würde. Es war relativ warm und schwül...wenn ich so weiter trinken würde, dann ist der mitgebrachte Wasservorrat bald aufgebraucht. Zum Glück wusste ich von der Palme an der ich auf dem Hinweg vorbei gekommen bin.
Dann klingelte das Telefon. Zwei mal kurz hintereinander. Toll. Normalerweise will keiner was von mir, jetzt kommt es doppelt. Solarkunde: "Hilfe, ich sitze im Dunkeln, habe keinen Strom" Super, selbst an den Einstellungen rumgespielt...bitte Neustart des Systems..."Juhu, geht wieder". Ich muss definitiv die Zugangsrechte beschränken. Die nächste Stimme sagt: "Ist dort die Buschfrau" Nein, Nein, Nein. Danke, Tschüss.
Wenig später meldet sich die Buschfrau am Funk: "Nachricht aus Übersee...unsere Lebensversicherung läuft aus und ob die Unfallversicherung so weiter laufen soll?" Wie bitte? Na wenn das mal kein Omen ist. Das fängt ja gut an. Ich beschloss eine kleine Stärkung zu mir zu nehmen und vergriff mich an einer Tüte Beef Jerky. Lecker.
Ich bastelte weiter an meinem neuen Zuhause und gegen 15:30 war mein Lager erstmal soweit fertig. Ich konstatierte, dass es durchaus eine Weile standhalten würde, einem Sturm aber wohl nicht gewachsen wäre.
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Dann wollte ich die Nase putzen und griff in Richtung Klopapier. Halt, dachte ich. Du hast zwar die Nase voller Staub vom Boden freimachen, wenn du dir aber täglich die Nase damit putzt, dann wirst du dich später noch so richtig ärgern. Ich überlegte. Blätter? Die Kleidung? Oder doch lieber der "Bauarbeiterrotz"? Ich entschied mich für letzteren.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit den Boden weiter zu säubern und einige kleine Löcher in der alten Bauplane mit dem mitgebrachten Panzerband (hatte ich glaube ich auch in der Auflistung vergessen/hatte ca. zwei Meter davon eingepackt) abzudichten.
Als es dunkel wurde, war meine Hobo-Premiere. Zum ersten mal hatte ich so ein Teil gebastelt und zum ersten mal sollte, nein musste ich etwas damit kochen. Ich suchte mir trockenes Holz. Trocken ist relativ, bei der Luftfeuchtigkeit ist eigentlich gar nichts richtig trocken.
Was sollte ich als Zunder verwenden? Ich testete meinen Feuerstahl, auch der erste in meinem Leben. In Streifen gerissenes Laub...kannste vergessen. Hölzerne Farnstiele...geht nicht. Halbwegs trockenes und sehr feines Wurzelwerk...keine Chance. Hmmm. Nicht gut.
Das das Feuermachen hier sehr schwierig ist wusste ich schon. Aber selbst mit dem Feuerzeug wollten die Sachen einfach nicht brennen. Dann fing ich an zu schnitzen. Mit dem Leatherman-Messer wurde der trockenste und halbwegs noch nicht morscheste Ast bearbeitet. Ich schnitzte Spähne, immer dünner, der Rest verblieb als dünnes Stöckchen.
Wieder den Feuerstahl probiert. 20x einen dicken Funken direkt in das Zundernest gespritzt...verdammt, es klappt nicht. Dann das Feuerzeug. Auch damit brauchte ich mehrere Anläufe...immer wieder neuen und mehr Zunder geschnitzt...bis es funktionierte. Das Feuer verhält sich hier so ähnlich wie wenn einfach zu wenig Sauerstoff vorhanden ist. Ich fragte mich, wie die Urvölker im Busch ein Feuer entfachen...und das ohne Feuerstahl oder gar Feuerzeug. Faszinierend. Da besteht eine menge Nachholbedarf bei mir.
Irgendwann brannte der Hobo dann doch. Mit der Luftzirkulation im Hobo war ich erst unzufrieden. Dann merkte ich, dass die vermeintlich zu wenigen Löcher an der Oberseite doch ganz gut waren, konnte ich doch durch leicht versetztes Aufstellen des Topfes den Kamineffekt regulieren. Ich kochte mir Wasser für eine Asia-Suppe.
Zwei Pakete öffnete ich. Von den mitgelieferten Tüten mit "Geschmack" benutzte ich nur eine, da mir beim Probieren das ganze schon reichlich scharf vorkam. Diese Tatsache war klug, ein Viertel hätte sogar gereicht.
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Dieses Teufelszeug ist vermutlich pures Gift. Sofort nach dem Essen drehte sich mein Darm um und ich musste rennen. Da ich noch keine Latrine hatte, war ich froh noch gerade so weit genug vom Lager wegzukommen. Ich verfluchte die Asiaten und die ganzen E's auf der Zutatenliste. Als Preppernahrung würde das Zeug garantiert nicht in meinen Rucksack wandern, soviel war sicher.
Der einzige Vorteil war, dass mir das Zeug bei Essen die Tränen in die Augen trieb und ich damit endlich mal ein wenig Flüssigkeit in der Nase hatte um den Dreck raus zu waschen. Ich machte nochmal den "Bauarbeiter".
Gegen 19:00 Uhr legte ich mich für eine Pause in die Hängematte. Pause ist gut...ich schlief direkt ein. Zwei Stunden später wachte ich auf. Ich hatte die Arbeitshose noch an. Naja dachte ich, die hat wenigstens eine gute Tasche für meine Taschenlampe und da ich aus der Hängematte weder an meine Tasche am Boden noch an die "Decken-Stirnlampe" rankam, beschloss ich sie für diese Nacht anzubehalten.
Ich ergänzte meine Notizen im Diktiergerät, ein Müsliriegel diente mir dann noch als Betthupferl, ich putzte die Zähne und fand mich darauf wieder schlafend in der Hängematte wieder.
LG Buschmann