Danke für die hochstehenden Beiträge zur Malthus-Theorie!
Dass man durch Effizienzsteigerungen dem Problem prinzipiell nicht auskommt, zeigt eine einfache Überlegung:
Es ist auf einer begrenzten Fläche unmöglich, dass unendlich viele Menschen darauf Platz finden.
Es gibt "nur" 135 Millionen Quadratkilometer Land. Davon sind rund 20% wegen Kälte, 20% wegen Wassermangel und 15% wegen dem Relief unproduktiv. Das kann man, wenn überhaupt, nur mit immensem technischem Aufwand ändern.
Folglich geht es nur noch darum, wo die absolut erreichbare Grenze der Bevölkerungsdichte liegt.
Auch bei der Effizienzsteigerung von Nahrungspflanzen ist irgendwann Schluss, nämlich dort, wo die Photosynthese selber an die Grenze der Leistungsfähigkeit kommt.
Man kann natürlich energeireiche organische Verbindungen mit Co2, Wasser und Stickstoff aus der Luft und Kernkraft oder Solarenergie erzeugt in unproduktiven Gebieten herstellen und dann durch Vergärung in menschliche Nahrung umwandeln, aber das grundsätzliche Problem bleibt.
Es gibt natürlich Kulturformen, die ohne Mineraldünger und Energeizufuhr von aussen in Form hoher Dosen von Erdölprodukten dauernd hohe Erträge erwirtschaften - aber das bedeutet eine Vollzeitbeschäftigung für rund 4 Personen pro Hektar Nutzfläche.
Wenn man nicht Dollars, sondern Kalorien oder Eiweiss pro Fläche als Mass für die Rentabilität einer landwirtschaftlichen Kultur hernimmt, schneidet die maschinelle Landwirtschaft gar nicht mehr so gut ab. Sie hat nur den Vorteil, dass sie billige Nahrungsmittel in grosser Menge erzeugt, weshalb wir und mehrere Wochen Urlaub im Jahr problemlos leisten können und weshalb Überfressen ein grösseres Gesundheitsrisiko geworden ist als Mangelernährung.
Was mir an der modernen Interpretation der Malthus-Theorie nicht gefällt, ist dass sie gerne von der herrschenden Klasse zur Rechtfertigung der Ungleichheit hergenommen wird - so, wie im Protestantismus Armut Zeichen eines nicht gottgefälligen Lebens ist - wer nix hat ist also selber schuld. Dass viele der Armen nie eine Chance hatten, aus eigener Kraft auf einen grünen Zweig zu kommen, hat die Reichen nie interessiert.
Nun hat zwar die Natur "Gerechtigkeit" nicht erfunden, wohl aber so ziemlich alle menschlichen Gesellschaften. Wer sich darauf beruft, Darwinist zu sein, der muss also unabhängig von der Gesellschaft leben. Für Leute, die von Kapitalerträgen leben, bedeutet das natürlich völliger Verlust ihrer Lebensgrundlage - es gibt nichts, was so hilflos ist wie ein Herr ohne Diener.
Man könnte es auf die heutigen Gesellschaftsprobleme auch so anwenden: Auch die Reichen haben ein Interesse daran, dass der besitzlose Pöbel einen gewissen Lebensstandard hat, damit er Ruhe gibt.
Ich sehe den Weg zu einer anzahlmässig begrenzten Bevölkerung, die in Würde leben kann, in einem sehr hohen Bildungsstandard und einem sozialen System, wo man nicht eine hohe Kinderzahl braucht, damit dann vielleicht eines davon für die alten Eltern sorgen kann. Dies wird durch ein Geld- und Besitzsystem, wo praktisch alle Erträge als Zinsen an die wenigen Vermögenden fliessen, unterlaufen.
Die Erde ist übrigens inzwischen ein geschlossenes System - es gibt keinen Flecken terra incognita mehr und Wachstum ins Leere hinaus ist wohl nirgendwo mehr möglich.