Zitat von Opa;243931
2. Wenn ich mit Kollegen oder Freunden rede, dann hängt die Wohnungswahl am stärksten von der Jobwahl ab. Auf die Idee den Arbeitsplatz möglichst nahe bei der Oma zu suchen, kommen nur wenige.
Gerne suche ich einen Job in meiner Umgebung. Leider ist das in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so einfach. Viele pendeln täglich 1-2 Stunden pro Weg zur Arbeit und zurück. Da ziehe ich lieber in die Nähe meines Arbeitsplatzes, und fahre bei Gelegenheit die 1-2 Stunden zu den Freunden. Zur Arbeit muss ich (fast) immer fahren. Zu den Freunden nicht zwingend. Wenn ich hundemüde bin oder kopfschmerzen habe, dann gehe ich nicht zu den Freunden. Auch nicht wenn sie in der gleichen Stadt wohnen. Auch sehe ich es als Risiko, täglich zur Arbeit fahren zu müssen. Zumindest dann, wenn man zwingend mit dem Auto fahren muss. Wenn man total übermüdet ist oder man kurz davor ist sich übergeben zu müssen, kann man sich nicht mehr so gut auf den Verkehr konzentrieren wie man eignetlich sollte. Da wird man ein Risiko für sich selber und die anderen.
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3. Die typische Familie ist mobil. Wenn man weiterziehen muss, dann tut man es halt. Ein Kind oder gar keins, kaum feste Bindungen...
Das hat ebenfalls damit zu tun, dass man teilweise kaum eine andere Wahl hat. Bei gewissen Berufen ist das auch völlig normal. Warum ist bspw. bei bekannten Schauspielern, die Freundin nicht selten auch eine Schauspielerin? Wer sonst hält es für längere Zeit aus, wenn der Ehemann oder die Ehefrau permanent in der halben Welt umher fliegt, um paar Filmszenen zu drehen?
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4. Grundbesitz konzentriert sich auf immer weniger Betriebe, immer mehr Bauern geben ihren Hof auf.
Das wiederum hat eher wirtschaftliche Gründe. Für viele stimmt einfach das Verhältnis von Arbeit, Lohn und Freizeit nicht mehr.
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5. Wie viele Familien kennt ihr, bei denen drei Generationen (oder mehr) in einem Haus wohnen? Ich kenne genau zwei Stück...
Da kommt mir momentan gerade keine Familie in den Sinn.
Zitat von Asdrubal;243957
Ja, nehme ich ähnlich wahr. Das sieht man unter anderem auch an dem schwindenden Interesse, sich in Vereinsstrukturen, Lokalpolitik und Nachbarschaften aktiv einzubringen oder beispielsweise auch die Lokalzeitung zu lesen. Das ist für mich die Kehrseite der grundsätzlich positiven größeren gesellschaftlichen Mobilität. Man ist eben nicht mehr verdammt dazu, den Beruf der Eltern weiterzuführen, auch wenn man den nicht mag und das Auskommen kärglich ist, oder zeitlebens die gleiche Dorfgemeinschaft zu ertragen, obwohl man die Leute nicht leiden kann. Denn so gut war die "alte Zeit" nie.
Da kann ich teilweise zustimmen. Ich selber bin noch in einem Verein, und habe auch nicht grade das Gefühl, dass sich das wirklich so ins Negative verändert hat. Zumindest die Dorfjugend kennt das glaube ich schon noch gut. Und auch wenn es keinen Verein ist, so sind viele in einem Fussballclub, Kampfsport-Club oder etwas anderem dass vereinsähnliche Strukturen hat. Und wenn es nur das abendliche Fitnessstudio oder Stammlokal ist.
Gleichzeitig ist es aber auch wiederum der Job und Wohnort der entscheidet, wie aktiv man da überhaupt noch teilnehmen kann. Das merke ich auch in "meinem" Verein. Wo vor paar Jahren die Mitglieder noch praktisch alle aus der nahen Umgebung waren, sind sie heute - Jahre später - in der halben Ostschweiz verstreut. Entsprechend wenig sieht man sich.
Mich persönlich interessieren die lokalen Nachrichten eigentlich schon recht stark. Zumindest bei den Ortschaften, zu denen ich selber einen Bezug dazu habe.
Zum Dorfleben muss ich dir (leider) zustimmen. Viele träumen von einem Leben in einem kleinen Dorf wo man sich gegenseitig kennt. Ich erlebte da leider auch schon beide Seiten. Das "sich gegenseitig kennen" kann schnell von einem Traum zu einem Albtraum werden. Schneller als einem lieb ist. Ich persönlich ziehe da auch eher die urbanere Gegend vor. Ich mag es nicht, wenn ich für jede Kleinigkeit mit dem Auto zuerst 20 min in die nächst grössere Ortschaft fahren muss, weil es der einzige Tante-Emma-Laden im Dorf einmal mehr nicht hat.
Nicht dass ich etwas gegen Tante-Emma-Läden hätte. Im Gegenteil. Ich unterstütze gerne die kleinen lokalen Läden. Aber ich will nicht darauf angewiesen sein. Auch nicht auf ein Auto.
Und auch in einer Stadt, ja sogar Grossstadt gibt es lokale Quartiervereine, kleine Strassenfeste etc. Auch dort können sich Nachbarn aushelfen. Je nach Wohnlage können sogar dort noch Kinder auf der Strasse spielen.
Zitat von lord_helmchen;243966
Manchmal wird man auch verwurzelt.
Aber irgendwann kommt man dann auch an und fühlt sich auch in der Fremde wohl, weil sie zur Heimat geworden ist.
Das kenne ich auch, wenn auch nicht so stark.
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Zum Rest: Die typische Familie gibt es mittlerweile wohl nicht mehr. Wie sah denn früher eine Familie aus? Mutter und Vater waren eher eine Zweckgemeinschaft zur Aufzucht der Kinder.
Heute werden teilweise ja sogar wieder bewusst "Zweckbeziehungen" gegründet. Also eine Beziehung ohne das man ineinander verliebt ist. Man gründet eine Co-Elternschaft. Man verspricht sich so eine bessere Familie für Kinder usw. Wer sich nicht liebt, der kann auch nicht gross enttäuscht werden. So etwa die Logik.
Leider habe ich grad auf die schnelle keine bessere Quelle dazu gefunden: http://www.20min.ch/schweiz/news/story/10985802
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Jede zwischenmenschliche Handlung fand im Rahmen eines sehr engen sozialen Korsetts statt. Immer war es wichtig, was der/die andere/n denken und man selbst handelte nach den (ungeschriebenen) Gesetzen des Dorfes. Damit nichts Falsches über einen gedacht wird. Trotzdem gab es jede Menge "Skandale", die aber, wenn möglich, unter den Teppich gekehrt und beharrlich verschwiegen wurden. Ich denke, dass das jeder mehr oder weniger kennt der auf dem Dorf groß geworden ist.
Ich bin froh, dieser geistigen Enge entkommen zu sein.
Jede Medaille hat nun mal ihre zwei Seiten.
Wie schon oben beschrieben. Für mich ist ein Dorfleben auch fast mehr Albtraum als Traum. Mich zieht es auch eher in städtische Zonen. Auch wenn es nicht grad eine Grossstadt sein muss.
Zitat von Sam de Illian;243973
Aber ob die Bayern mit Petting, die Österreicher mit Fucking oder die Berliner mit Wedding besser bedient sind? :grosses Lachen:
Da gibt es so einen schönen Spruch dazu. (Ob ich den hier reinschreiben soll?) Naja ich schreibe mal den Anfang des Spruches: "Der Weg über Kissing,...". Vier erotische Ortschaften. Alle in Süddeutschland oder Österreich.
Das Ortsschild von Fucking wird wohl neben dem von Wacken eins der am meisten geklauten Schildern sein im deutschsprachigen Raum. Und das "Fucking Hell" kann man auch trinken. :drinks:
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Wo es mir also gut geht und ich mich geborgen fühle, da bin ich einfach "dahaam".
Das sehe ich auch so. Ich fühle mich da wohl, wo ich Freunde habe und das Angebot stimmt. (Läden, ÖV, Landschaft etc.)
Das muss gar nicht gross an eine Region gebunden sein. Das kann für mich theoretisch überall sein.
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Das ist für mich persönlich das Wichtigste: Sich da sein Heim zu schaffen, wo die Bedingungen passen, aber niemals vergessen, wo man herkommt! Egal, ob man von der Stadt aufs Land zieht, oder umgekehrt oder ganz anders.
Da kann ich nur zustimmen.
Zitat von Vansana;243977
Heutzutage kann ich mich von Kontinent zu Kontinent bewegen und die Hotels und Pizzerien, die Flughäfen, Banken und Filialen der großen Ketten sehen überall gleich aus und führen das gleiche Angebot.
Das kann ein Vorteil sein, aber auch ein Nachteil. Zum reisen gehört für mich auch das örtliche Angebot kennen zu lernen. Da vermeide ich eignetlich eher so Weltketten wie McDonalds usw. Ausser die Ortschaft hat wirklich nichts schlaues zu bieten.
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Ich kann mich global ins Internet einlinken. All dies bewirkt, dass Heimat und Fremde heute keine räumlichen Begriffe mehr sind. Der Internet-, Video- oder Telefonpartner in der Ferne kann uns weit näher stehen als unsere ganze Nachbarschaft. Vertrautheit und Entfernung hängen nicht mehr zusammen. Das ist doch das positve der Globalisierung.
Auch da eher ein Jain. Dank der heutigen Technik kann man mit allen Leuten weltweit in Kontakt bleiben. Auch ich nutze das. Aber gute, lokale Freundschaften ersetzen sie nie.
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Das mit den Flaggen kenn ich sonst nur von den Amis. Dort hägen auch überall die Stars and Stripes. In Europa sinds eigentlich nur die Schweizer die ihre Flagge stolz aufs Futtersilo hängen.
Du musst mal nach Kanada. Soviel Nationalstolz kenne ich nicht mal in der Schweiz. Es gibt kaum etwas, wo das Ahornblatt nicht drauf ist.