Kein Krieg wird durch die Qualität der verfügbaren Waffensysteme entschieden. Letztlich haben die Russen die gleichen Systeme wie der Westen, sicher in etwas geringerer Leistungsfähigkeit, aber die ist in Summe unerheblich. Auf die Masse kommt es schon eher an, aber eher bei den auch in Masse einzusetzenden Systemen als bei den Spezialwaffen. Und in Masse eingesetzt sind solche Dinge wie Hauptkampf- und Schützenpanzer, Lafetten und Mörser mittlerer Kaliber, Minen, neuerdings vielleicht Drohnen, vor allem aber wie seit Jahrtausenden natürlich das "System Schütze", sprich: schlicht Massen an Soldaten.
Natürlich hilft es, tiefe Schläge auszuführen, nur bringen die ausschließlich etwas zur Vorbereitung eigener Manöver mit Panzern und Infanteristen. Der Gegner verliert nicht alleine dadurch, weil man ständig seine Kommunikationslinien beschießt. Man muss schon das klassische bodengebundene Gefecht erzwingen.
Das Schöne dabei ist, dass es reicht, eine zeitlich und räumlich begrenzte Überlegenheit zu gewinnen, um örtliche Entscheidungen herbeizuführen, die einen gesamten Krieg entscheiden können. Nur ist dieser Zug in der Ukraine abgefahren. Es gab Zeitfenster, in denen die Russen eine zeitlich und räumlich begrenzte Unterlegenheit hatten. Diese wurde nur teilweise ausgenutzt, etwa bei der Abwehr der initialen Offensive und bei den Rückeroberungen im Herbst 2022. Die zu zögerliche Unterstützung durch den Westen aber auch Versäumnisse der Ukraine selbst haben eine weitere Nutzung der zeitlich und räumlich begrenzten Überlegenheit verhindert.
Inzwischen steht das russische Militär- und Rüstungssystem kurz vor dem Aufwachsen zur vollen Stärke, die es dann über Jahre hinweg aufrecht erhalten kann, zumal es von China und Indien gestützt wird. Natürlich wäre die Nato weitaus leistungsfähiger, zumal sie vermutlich außerhalb des Kriegsschauplatzes Ukraine eine deutliche Überlegenheit gegenüber dem an anderen Stellen verbleibenden russischen Arsenal verfügt. Nur besteht leider keine Bereitschaft, Russland anzugreifen und notfalls auch einen Krieg mit Massenvernichtungswaffen zu führen. Es wird also ein langer, multimodaler aber wohl in seiner militärischen Dimension konventionell bleibender Krieg werden - und das nicht nur in der Ukraine.