Zitat von jxsf;299750
Wobei die Selbstversorgungsquote in DE nicht ganz 100% beträgt, wir also auf Importe angewiesen sind...
Kommt drauf an, ob in der Rechnung Im- und Exporte (die es ja auch reichlich gibt) saldiert sind oder nicht. Woran man mal wieder sieht, dass man Statistiken sehr unterschiedlich lesen und interpretieren kann.
@alle:
Ich will ja keinem seine Zurück-aufs-Land-Phantasien madig machen, aber ich glaube weder, dass die Geschichte mit der selbst organisierten Hilfe für Landwirte in größeren Maßstäben als in kleineren ländlichen Gemeinden funktioniert, noch, dass irgendwelche gewaltigen Plünderungswellen ausbrechen.
Bei einem flächendeckenden Stromausfall/sonstigen Versorgungszusammenbruch in der Größenordnung von mehreren Wochen und darüber (dessen Wahrscheinlichkeit ich ohnehin für vernachlässigbar gering halte) gibt es doch erst mal zwei Möglichkeiten: Entweder funktioniert das öffentliche System zur Katastrophenhilfe und Notversorgung leidlich oder es tut das nicht.
Im ersten Fall wird es auf keiner Seite viel Spielraum geben. Dann wird es eine staatliche Bewirtschaftung sowohl nötiger Betriebsstoffe als auch der Landwirtschaftsproduktion und der Arbeitskräfte geben. Kann sein, dass dann Leute auf die Felder müssen, aber das geschieht dann auf Anweisung von wem auch immer, der die öffentliche Ordnung sichert. Da besteht weder für die Leute viel Spielraum, wem sie ihre Arbeitsleistung anbeiten, noch für die Bauern, wie sie diese Leistung entlohnen. Sicher wird es dann auch Schwarzmarktgeschäfte mit Waren und Leistungen geben, aber das in kleinem Umfang.
Sollte wirklich alles total zusammenbrechen, dann werden auch die Arbeitskräfte (über dem Maßstab der kleinen ländlichen Gemeinden) wenig nutzen, weil dann ohnehin keine planvolle Landwirtschaft auf der gesamten heute bewirtschafteten Fläche mehr stattfindet. Es ist illusorisch, dass sich die Strukturen so schnell konsolidieren würden, dass eine Subsistenzproduktion für die Gesamtpopulation gelingen würde. Je nach der Jahreszeit des Zusammenbruchs wäre das in unseren Breiten auch von der Anbautechnik her unmöglich.
Die großformatigen Plünderungen wird es aber auch nicht geben. Wenn man mal Beispiele aus Historie und Gegenwart betrachtet, dann gibt es in Hungergebieten sicher reichlich Mundraub, aber auch nicht in dem Umfang, dass die Horden ganze Felder leerfressen. Die Leute halten sich erst mal ziemlich lange an zivilisatorische Gepflogenheiten und versuchen Nahrung zu ertauschen. Wenn das nicht mehr klappt, verhungern sie mehrheitlich einfach, selbst wenn es parallel noch Bevölkerungsgruppen gibt, die relativ gut versorgt sind. Und bei einer sich nicht schlagartig entwickelnden Krise bricht ohnehin erst mal die Landwirtschaft zusammen, bevor die Not so groß würde, dass wirklich massenhaft Felder geplündert werden. Man sollte sich diesbezüglich beispielsweise mal den Holodomor in der Ukraine, die Endphase des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich, Nordkorea oder die afrikanischen Hungerregionen anschauen. Das ist zugegebenermaßen alles nur teilweise mit einem hypothetischen dauerhaften Versorgungszusammenbruch in Mitteleuropa vergleichbar, aber es gibt auch keinen Grund anzunehmen, dass dieser großartig anders als historische Hungersnöte ablaufen sollte.