Heute war ich wieder etwas wandern und habe meine persönliche Versuchsreihe unter dem Arbeitstitel "Von den Schweizern lernen heißt siegen lernen" fortgesetzt. Dieses Mal war folgendes Video die Anregung: https://www.youtube.com/watch?v=Qt_xLMH8eiE
Es ging also darum, ein Schrägdach als Unterschlupf zu bauen. Aufgrund der Erfahrungen der vorherigen Versuche habe ich mir eine Stelle am Übergang eines relativ jungen Fichtenwalds zu einem Laubbaum-Bestand gesucht. Laubbäume geben stabiler, gegabeltes Konstruktionsholz, während man mit den großen Nadelästen gut Flächen abdecken kann. Glücklicherweise habe ich eine Fichte gefunden, die vor ein paar Wochen vom Sturm umgeworfen wurde, und in dem Laubholzbestand gab es eine offenbar im letzten Jahr umgekippte Buche mit vielen vertrockenten Blättern an den Zweigen sowie zahlreiche kleinere Pappeln, die aber wohl bereits im vorletzten Herbst von den Waldarbeitern umgelegt worden waren. Zwar ist Pappelholz für seine Zerbrechlichkeit sprichwörtlich ("keinen Pappenstiel wert"), aber ich habe die leicht mit dem Messer zu hackenden und zahlreich vorhandenen Äste und kleine Stämme dennoch genommen. Es gab auch keine Probleme damit. Das Schrägdach haben die locker getragen.
Den Baufortschritt dokumentiere ich weiter unten mit Fotos. Meine zentralen Erkenntnisse aus den Bauversuchen der vergangenen Woche: Für einen Unterschlupf aus Naturmaterialien brauche ich rund drei Stunden. Das will bei der Tages- und Marschplanung eingerechnet sein. Wo man die Möglichkeit hat, von der Natur vorgegebene Hilfen (umgestürzte Baumstämme, Wurzelteller, Überhänge, etc.) zu nutzen, sollte man das unbedingt tun und so Zeit und Kraft sparen. Vor dem Baubeginn sollte man die Umgebung weiträumig nach geeigneten Materialien absuchen. Lieber besser geeignetes Material (bereits passend lange Stöcke, großflächige Blätter, belaubte Zweige von der Holzernte...) weiter ranschleppen als unnötig Energie auf mühseliges Sammlen von Kleinstmengen oder das Durchhacken dicker Äste zu verschwenden.
Jetzt zu meinem heutigen Projekt:
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Diesen Platz habe ich mir ausgesucht. Zwischen den beiden Bäumen ist etwas mehr Abstand als meine Armspanne. Das dürfte in etwa meiner Körpergröße entsprechen. Die Schälungen an den Bäumen sind nicht von mir. Das haben vermutlich die Waldarbeiter gemacht, um die Laubbäume mit wenig Arbeit aus dem Nadelbestand raus zu bekommen. Die Bäuem sind aber noch standsicher. Das habe ich vorher getestet.
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Äste in Arbeits- und Augenhöhe entfernt bzw. gekürzt, wo ich sie noch verwenden wollte. Holz vom Boden weggeräumt.
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Firststange und seitliche Astgabeln stehen. Mit im Bild meine beiden wichtigsten Mitarbeiter neben meinem Messer: Steini, der Stein, mit dem ich die Klinge ins Holz gehämmert habe ("Batoning" sagen die Fachleute, glaube ich) und Messi, der Maßstab, mit dem ich beim Sammeln abgeschätzt habe, wie lang die Stangen sein mussten.
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Der "Dachstuhl" steht. Man beachte, dass das weggeräumte Holz im Hintergrund weniger geworden ist. Das habe ich gleich eingebaut: Transportweg nur rund zwei Meter, kraft- und zeitsparend.
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Die vertrockenten Buchenzweige bilden das Grundgerüst, damit nachher die Nadelzweige nicht durchrutschen - ganz wie im Video, nur nicht in Grün.
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Die erste Schicht Fichtenzweige liegt. Ich habe sie dachpfannen-artig überlappend geschichtet.
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Jetzt die zweite Schicht. Das Dach ist wesentlich dichter geworden. Hier habe ich mit meiner Test-Konstruktion aufgehört (siehe unten).
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Blick von unten. Einzelne Lücken sind vor allem im vorderen Bereich noch zu erkennen.
Wie man sieht, ist das Dach noch nicht ganz dicht und es fehlt die Bodenisolation. Allerdings musste ich an diesem Punkt langsam den Heimweg antreten. Bis dahin hatte ich ziemlich genau zwei Stunden gebraucht. Ich denke, dass ich noch einen Arm voll Fichtenzweige für eine ausreichende Dachabdichtung gebraucht hätte. Danach wäre es dann an die Bodenisolation gegangen. Schätzungsweise hätte das insgesamt noch eine Stunde gedauert. Ich habe mich trotzdem mal probeweise unter das Dach gelegt, zumal gerade der ständige Landregen für ein Viertelstündchen an Heftigkeit zugenommen hatte: Ganz hinten in die Ecke gekuschelt blieb es schön trocken. Wenn ich die Lücken vorne noch abgedichtet hätte, wäre wohl noch etwas mehr Bewegungsspielraum rausgekommen. Insgesamt bin ich mit meiner Konstruktion sehr zufrieden. Ergänzend gab es ein paar Meter weiter noch einen großen Steinhaufen mit viel Moos darauf. Da hätte man sicher Material ernten und ein bis zwei Quadratmeter sehr gut abdecken können. Aber da das nur zur Übung war, wollte ich nicht dermaßen in die Natur eingreifen.