Hallo ins Forum.
Ich bin gerade zurück aus Lagos-Portugal, hier meine Eindrücke des Blackout, wie wir ihn erlebt haben.
Ausgangslage:
Reise nach Lagos zwecks Bootskauf, Anreise nach Faro mit dem Flugzeug (also praktisch kein EDC dabei), dann mit Mietwagen weiter. Unterkunft war ein einfaches Hotel etwas ausserhalb des Zentrums.
Am Montag warteten wir auf den Bescheid der Werft für den Krantermin, um mit dem Boot probe zu segeln.
Zum Zeitvertreib machten wir mit dem Auto einen Abstecher nach Sagres und Cabo de Sao Vincente (südwestlichste Spitze von Festland-Europa, sowie surfer hotspot).
Kurz vor Mittag Anruf der Werft, Krantermin um 1400 Uhr. Rückfahrdauer ca. 40 Minuten, also konnten wir uns Zeit lassen.
Auf der Rückfahrt dann erste Anzeichen das etwas im Gange war.
Lange Menschenschlangen vor einem ATM. Lange Warteschlangen an div. Tankstellen. Leute die Einkaufswagen voller Mineralwasser aus dem örtlichen Spar rauskarrten.
Die Windräder auf den Hügeln standen still (auf dem Hinweg drehten die noch)
Die Ampeln an der Peripherie von Lagos waren tot.
In der Werft grosses Achselzucken und Ratlosigkeit, mit dem Kranen wirds wohl nix mehr werden.
Im Hotel dann die Information, dass grosse Teile Portugals und Spanien einen Blackout erleben.
Man gab uns 3 Teelichter und Streichhölzer als Notbeleuchtung.
Unverzüglich noch Familie per SMS kontaktiert TX und RX klappte, dass wir in Sicherheit sind (Whatsapp, Threema & Co. gingen nicht mehr durch).
Ca. ab 1430 Uhr gingen auch SMS nicht mehr durch.
Wir sassen eine Weile im Auto und hörten Radio auf UKW (Schweiz hat die staatlichen ja abgeschaltet...sic...), einzelne Worte und Bedeutungen konnten wir verstehen oder erahnen, etwa nationaler Notstand, Dauer unbekannt, Ursache unbekannt etc...
So um 1800 Uhr entschieden wir uns, Trinkwasser zu organisieren und auch etwas Verpflegung (vom Hotel kam da nichts).
Ein Fussmarsch von ca. 15 Minuten führte uns in die Altstadt wo wir uns bei einem Mini-Supermarket mit dem nötigsten eindecken konnten.
Bezahlung nur Cash, aber normale Preise.
Die vorwiegend von Indern geführten Mini-Läden haben sofort improvisiert, Beleuchtung über Akkuleuchten gewährleistet. Die Artikel auf dem Schreibblock
notiert und per Taschenrechner abgerechnet. Sogar eine Quittung haben wir erhalten.
Mit genügend Proviant, Wasser und einer Flasche Weisswein marschierten wir zurück ins Hotel. Auf dem Heimweg wurden wir ein paar mal von anderen Touristen gefragt wo es noch geöffnete Läden gebe.
Wir gaben ihnen den Tipp mit den Mini-Supermarkets.
Im Hotel war alles tot. So ab ca. 2000 Uhr kam kein Wasser mehr aus dem Hahn, WC-Spülung ging natürlich auch nicht mehr.
Beim Eindunkeln installierten wir uns auf dem kleinen Balkon und machten den gerade noch kühlen Weissen auf.
Man hörte recht viele Sirenen aus allen Windrichtungen, ich denke die Blaulichtorganisationen hatten alle Hände voll zu tun...
Wenigstens war es sehr mild und so "genossen" wir den Abend und unser Picknick.
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Lagos stromlos...
Wir versuchten noch ein paar mal unsere Kinder zu erreichen um an Informationen zu kommen, das klappte aber nicht.
So kurz vor 2230 gingen wir zu Bett, etwas in Sorge, dass andere Hotelgäste mit den Teelichtern rummurksen und die Hütte abfackeln, worauf ich natürlich prompt nicht schlafen konnte.
Dann, kurz nach 2300 Uhr war der Strom wieder da; und blieb auch.
Am Dienstagmorgen war weitgehend wieder Normalzustand, einzig an der Tankstelle mussten wir auch Cash bezahlen.
Am Abend ging unser Flug zurück in die Schweiz, praktisch ohne Verspätung.
Alles in allem ging es für uns glimpflich ab, hätte es aber länger gedauert wäre aus einer spannenden Ferien-Anekdote womöglich eine ernstere Sache geworden.