Mein Jüngster (jetzt 20) macht seine Ausbildung zum Systemprogrammierer online (die Ausbildungsstelle hat das sehr früh realisieren können), und es gefällt ihm sehr. Aufgrund seines Asperger-Syndroms sind ihm soziale Kontakte immer schwer gefallen, und dieser Aspekt der Schule hat ihn immer belastet. Wenigstens teilweise online-Unterricht in seiner Schulzeit hätte ihm das Leben sehr erleichtert.
Meine Große (33) unterrichtet an einer Grundschule, und sagt, es sei in diesen Altersstufen mit dem online-Unterricht nicht einfach, da das Abstraktionsvermögen noch nicht so da ist. Der Musikunterricht wurde komplett gestrichen, in der Schule ist Singverbot. Sie unterrichtet mehr Mathe, Deutsch, Sachkunde. Sie hat durch ihren Partner (IT, Home Office) Unterstützung im Aufnehmen der Unterrichtmaterialien, und an ihrem Wohnort ist vernünftiges Internet.
Meine Mittlere (fast 25) ist im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Notfallsanitäterin und daher als einzige von uns bereits geimpft. Der praktische Unterricht (Blockunterricht) ist schwieriger geworden, es wird dann halt mehr auf der Rettungsleitstelle gelernt. Aber über Infektionsschutz weiß sie jetzt sehr viel!
Eine meiner Flötenschülerinnen (19) fand es zwar stillos, einfach ihr Abizeugnis (2020) in Gegenwart ihrer Eltern in die Hand gedrückt zu bekommen, ohne Feier, ohne alles, aber sah ein, dass andere mehr zu leiden gehabt hätten. Sie hätte wenigstens teilweise Unterricht haben können, und hätte bei online- und Selbstlernen auch in einigen Fächern ihre Eltern fragen können. Sie fängt jetzt im August 2021 ihr Studium zur Finanzwirtin an, online-Assessment, Einladung zum persönlichen Gespräch, und dann die Zusage. Das Jahr dazwischen hatte sie für Praktika nutzen wollen, von denen einige dann ausgefallen sind, aber sie hat eine Ausbildung für den Jagdschein begonnen und teilweise schon abgeschlossen. Wann immer es coronabedingt möglich war, haben wir wenigstens zu zweit musizieren und miteiander reden können.
Meine sehr alten Funkfreunde und mein Vater (alle 80+) hatten kriegsbedingt teilweise keinen Unterricht, oder Unterricht durch fachfremde Personen. Da wurde jede Gelegenheit zum Lernen genutzt (vermutlich auch, weil es deutlich anstrengender war, in Haus und Hof mit anpacken zu müssen). Und Nachhilfeunterricht war gefragt, so hat mein Vater als Teenager zum Familieneinkommen beitragen können. Sein Vater starb in dieser Zeit an Magenkrebs, er starb zu Hause und es gab nur ein paar Schmerzmittel, weit entfernt von den Behandlungsmöglichkeiten, die man heute gehabt hätte. Diese Generation musste früh vernünftig sein und Verantwortung übernehmen. In meinem Freundeskreis treffen sich unterschiedliche Generationen, gerade beim Musizieren und zwischendurch eine Tasse Tee miteinander trinken. Solche Erzählungen relativieren dann das Leid der Jüngeren und lässt sie folgern, dass sich durch Eigeninitiative, Planung und Disziplin wohl doch noch was reißen lässt.