Zitat von Jaws;278482So zum Thema Brexit und Propaganda:
Wie mein Freund in London mir soeben mitteilte geht da ein heftiger Shitstorm und Mobbing gegenüber der Befürworter auf den sozialen Medien nieder.
Das liegt in der Natur der Sache. Wäre bei 52:48 anders herum nicht viel anders gewesen, wobei die Wahl zum Brexit natürlich für viele Betroffene jetzt der Sprung in ein schwarzes Loch ist, während umgekehrt eher wenig passiert wäre. Stell Dir vor, Du wärst massiv betroffen, z.B. weil Du als Expat Deine Rente in Spanien verbringen wolltest oder weil Du ein Landwirt in Nordirland bist, der seine Güter in die EU exportiert, oder ein polnischer Arbeiter, der sich dort ein neues Leben aufbauen wollte und seit 5 Jahren dort arbeitet und Steuern zahlt, oder, oder, oder...
Das dürfte Hundertausende, wenn nicht Millionen betreffen und die fragen sich jetzt vielleicht "wofür?"
Die Jugend fühlt sich jetzt scheinbar um Chancen betrogen, braucht sich aber auch nicht beschweren, denn sie hat einfach nicht gewählt:
http://www.welt.de/politik/aus…ligung-junger-Briten.html
Hätten die Jungen dieselbe Wahlbeteiligung gehabt wie die Alten und hätten sie so gewählt, wie die, die wählen waren, dann wäre UK auch in der EU geblieben. Also selber schuld.
War ihren halt doch egal. Demokratie funktioniert nicht mit "hätte und könnte".
Unmut wird auch aus der Erkenntnis erwachsen, dass aus ganz unterschiedlichen "gegen" Stimmen ganz unterschiedlicher Motivation nicht automatisch ein neuer Weg feststeht, der die Versprechend an alle Gegen-Wähler erfüllen wird können. Das ist schlichtweg unmöglich. Das zurück rudern zu Kernpositionen im Wahlkampf der Brexit Befürworter und das bisherige Schweigen von Boris Johnson & Co, WIE es denn jetzt weiter gehen soll wird auch nicht gerade zu Zufriedenheit führen, bei denen der Rausch über den Sieg jetzt Fragen zur Zukunft weicht... Man hat ein bisschen das Gefühl, die Brexit Politiker hatten selbst garnicht einkalkuliert tatsächlich zu gewinnen.
Ich bin schon auf die Statements gespannt.
Dann haben wir Nigel Farage, der immerhin den Mut hat sich zu äußern. Nur wenige Stunden nach der Wahl hat er die 350 Mio Euro für NHS als "mistake" bezeichnet und heute hat er verlauten lassen, dass er eine Rezession in UK erwartet (natürlich nicht durch den Brexit, dass hatte er ja im Wahlkampf bestritten, sondern eine Rezession die "sowieso" gekommen wäre)
http://www.theguardian.com/pol…-britain-recession-brexit
So nebenbei löst sich die Labourpartie gerade auf.
Mancher wird sich auch das ein oder andere Problem nun zum ersten Mal bewusst werden, z.B. die nun tatsächlich bestehende Möglichkeit, dass es in Zukunft auf beiden Inseln jeweils eine EU Außengrenze mitten durch geben könnte. Oder die schnöde Tatsache, dass wenn die rating Agenturen UK abwerten und nur ein Anstieg der Zinsen auf die sehr hohen Staatsschulden UKs (übrigens noch kombiniert mit einem satten Außenhandelsdefizit) um 0,5 Prozentpunkte eintritt, das zu Zinsmehrkosten in Höhe des bisherigen EU Nettobeitrags führen würde. ( natürlich werden die Staatsanleihen nicht jedes Jahr komplett neu verzinst, es ist aber eine vereinfachte Darstellung der langfristigen Perspektive)
Und vielleicht war vielen auch nicht ganz klar, dass die so gerühmte "Freiheit" in vielen Dingen auch nur eine Illusion ist und sich auch Schweiz oder Norwegen an gewisse EU Regeln halten.
Man hätte das alles auch vorher ahnen oder vielleicht auch wissen können, aber wahrscheinlich ging es vielen eher um einfachere Entscheide für oder wider und jetzt wird man sich langsam bewusst, was da alles dran hängt.
Dass an den Börsen mal eben an einem Tag weltweit fünf Billionen US$ "ausgelöscht" wurden und das Pfund an einem Tag auf ein 30 Jahres Tief gefallen ist hat vielleicht auch einen kleinen Schock ausgelöst, wobei die langfristige Tendenz eh keiner ahnen kann. Mal schauen wie es morgen weiter geht...
In den nächsten Tagen und Wochen wird UK sicherlich auch mit USA, China & Co Sondierungsgespräche führen. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass sie das aus einer Stärke heraus tun werden. Die Chinesen scheinen eher angepssit und Obama hat sich ja schon geäußert was er davon hält (Clinton wird wohl nicht viel anders agieren und zu Trump wage ich keine Prognose).
In meinen Augen steht UK da in keiner so guten Verhandlungsposition. Dazu kommt auch ein gewisser Zeitdruck.
Man muss auch die Sichtweise der EU verstehen. Das bist Du mit einem verheiratet und der verkündet dass er ne Scheidung will und schaut sich schon anch neuen Liebschaften um, aber wirklich trennen will man sich erst später, etwas Sex bis dahin ist doch sicher noch ok?
So funktioniert das auch nicht. Es wird jetzt nicht auf jeden Tag ankommen, aber die EU hat eigentlich schon recht deutlich gemacht, dass sie da jetzt Klarheit haben will.
Wenn UK da jetzt einen auf "ätschbätsch" macht ist das keine gute Ausgangsbasis für die Verhandlungen in den kommenden zwei Jahren. So sollte das nicht beginnen....
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Zitat von RehLachs;278483Meine größte Befürchtung ist, wenn GB auseinanderbricht, die militärische Schwächung.
Fehlt dann nur noch, dass die Amis den Psychopaten wählen dem die NATO egal ist .... da sitzt dann der andere verrückte im Osten und grinst sich eins.
Vielleicht kommt die europäische Armee. Außerdem sehe ich nicht, dass UK auch aus der Nato austreten will
MfG