Zitat von Nephilim;46362
Es lebt sich auf jeden Fall weitaus angenehmer und beruhigter, wenn man glaubt, eine Wahl zu haben.
Viele Menschen werden durch Wahlmöglichkeiten belastet, insbesondere dann, wenn sie dabei auch noch nachdenken müssen.
Politik ist dafür ein gutes Beispiel.
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Wenn man bei der Bundestagswahl eine Partei wählt, weil diese bestimmte Dinge verspricht, meinetwegen z.B. eine Steuersenkung, und das nach der Wahl nicht eingehalten wird, sondern die Regierung weiterhin macht, was sie will, egal, wofür die Wähler gestimmt haben, wo ist da die Wahlmöglichkeit ?
Die FDP ist ja nicht alleinig an der Macht, sondern zusammen mit CDU und CSU und in Koalitionen braucht es bisweilen Kompromisse.
Darüber hinaus macht die FDP sogar perfekte Politik für ihr Klientel.
Die meisten FDP Wähler sind jetzt nur verblüfft, dass der Herr Westerwelle mit "Leistungsträger" ganz andere gemeint hat, nämlich die, die schon ein paar Milliönchen auf dem Konto haben.
Aber das ist nun wahrlich nicht überraschend.
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Wenn man meint, dass das System mit freier Wahl, Angebot und Nachfrage und Macht des Volkes funktioniert, müsste das heißen, dass die Mehrheit der Bevölkerung dafür ist, den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der Menschen immer weiter zu beschneiden, an den Flughäfen "Nacktscanner" aufzustellen, persönliche Bankdaten an die USA zu übermitteln, Hausdurchsuchungen und Abhöraktionen zu vereinfachen, Privatkopien von CDs zu kriminalisieren, das Internet zu zensieren, die Steuern zu erhöhen, Moscheen zu bauen, usw.
Vielleicht ist das auch so. Ich z.B. bin für Steuererhöhungen (ich ziehe nämlich eine zukunftsfähige und lebenswerte Gesellschaft ein paar Euro mehr oder weniger am Gehaltszettel klar vor).
Ansonsten verstehen viele Menschen die Zusammenhänge leider nicht.
Siehe z.B. den Euro.
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Wie viel Prozent der Bevölkerung wollten wohl damals den Euro haben ?
Was Besseres konnte der deutschen Wirtschaft überhaupt nicht passieren. Damals hätte ich das noch nicht kapiert, obwohl ich zu dem Zeitpunkt auch schon wählen durfte.
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Wieso sind die meisten Politiker strikt gegen Volksabstimmungen ?
Das Volk neigt dazu, sich das Leben zu vermiesen, denn Volksabstimmungen sind meist extrem stark Angst lastig, denn die ängstlichen bekommt man auch an die Urne.
Schau Dir doch an, was dabei rauskommt.
Minarett Verbot in der Schweiz, Raucherverbot in Bayern, Abschmettern der Schulreform in Hamburg. Jedesmal war Angst der Motivator und jedesmal hat sich die Lebensqualität ein Stück verschlechtert.
Der nächste Versuch in der Schweiz war der Versuch die Todesstrafe wieder scheibchenweise einzuführen. Ebenfalls Angst motiviert.
Schau Dir die Plakate bei der Volksabstimmung in Irland zum Lissabon Vertrag an, da wurde mit den absurdesten Angst Parolen geworben. Das "ja" kam übrigens nicht aus rationaler Überlegung, sondern ebenfalls aus Angst vor dem wirtschaftlichen Kollaps.
Angst ist einer der schlechtesten Ratgeber und wir sind ein Volk voller Angsthasen.
Wir sind fette und alte Gesellschaften geworden, körperlich und geistig alt und träge. Alte Leute tendieren zur Besitzwahrung und zur Verhinderung von Innovation und Neuerungen.
Übrigens auch aus Angst vor dem neuen.
Wir leben aber in einer Zeit, wo 50 Jahre alte Modelle nicht mehr funktionieren und Innovationen gefragt sind. Innovation kommt heute aus Asien und den USA.
Alte und ängstliche sind ein gutes Gegengewicht der Mäßigung und des Nachdenkens, aber wenn sie dominieren, dann bedeutet das Stillstand einer Gesellschaft.
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Wo sind unsere Wahlmöglichkeiten ?
In einem demokratischen System ist die eigene Stimme nur eine unter sehr vielen. Es wäre absurd anzunehmen, dass eine einzige Stimme den Lauf der Dinge verändert.
Ansonsten haben viele Stimmen alle Macht. Wenn 10 Millionen Leute auf die Straße gehen und Plakate schwenken, DANN hat das ein Gewicht. Siehe z.B. 1989.
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Das ist ja auch kein Wunder. Autokraftstoff wird immer teurer, während die Discounter sich bei den Lebensmittelpreisen ständig gegenseitig unterbieten. Wenn Aldi die Preise für Butter und Nudeln senkt, ziehen Lidl, Real, Rewe, Plus, Penny und Tengelmann nach und senken ebenfalls die Preise. Das ist kein Prozess, in den der Kunde in irgend einer Form involviert ist. Es ist nicht so, dass Lidl sagt "Unsere Butter hat eine bessere Qualität, und sie hat ihren Preis. Der Kunde kann ja wählen."
Wenn Du Ware bei Aldi, Lidl & Co kaufst, dann unterstützt Du das Discounter Prinzip.
Eine klarere Wahl gibt es doch garnicht.
Wenn Du allerdings glaubst, dass es einen Unterschied macht, ob Du die Butter bei ldi oder Lidl kaufst, dann nimmst Du Deine Wahlmöglichkeiten eben nicht wahr.
Wie gesagt, das Problem mit dem wählen ist, dass man auch nachdenken muss, was man wählt.
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Wenn zigtausende von Kunden den Handelsketten eMails schicken würden mit der Bitte, eine irische Gourmet-Butter für 3,50€ pro Pfund ins Programm aufzunehmen, hätten sie sicher einen Einfluss. Aber nicht unter normalen Umständen.
Dann kauf die irische Gourmet Butter eben woanders.
Wenn es in 30km Umkreis von Deinem Wohnort nichts anderes als Aldi gibt, dann liegt auch das an zwei Wahloptionen.
Erstens die Deines Wohnortes und zweitens die aller Menschen bzgl Einkaufsmöglichkeiten in dieser Gegend.
Demokartie ist, dass die Mehrheit entscheidet und die Mehrheit will die billige Butter.
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Also ich persönlich kennen jedenfalls niemanden, der das so sieht.
Deswegen ist es so wie es ist.
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Das Angebot entspricht erst mal nicht den Vorstellungen der Kunden, sondern immer den Vorstellungen der Handelsketten. Sie versuchen natürlich, ihren Gewinn zu maximieren und bieten das an, von dem sie glauben, dass die Kunden es kaufen werden. Das Angebot wird nicht basisdemokratisch ermittelt. So wird es also immer einen mehr oder weniger großen Unterschied zwischen den Wünschen der Kunden und dem Angebot geben.
Gerade die Discounter achten _sehr_ genau darauf, was gekauft wird und was nicht.
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Ebenso hinken z.B. die deutschen Automobilhersteller den Kundenwünschen noch meilenweit hinterher. Die meisten deutschen Kunden wünschen sich schon lange verbrauchsarme, kleine Stadtautos.
Nein, das tun sie nicht.
Die 3l Autos wie der A2 oder die Polo waren Flops.
Die Automobilhersteller produzieren ganz genau das, was sie glauben, mit größtmöglichen Gewinn am Markt platzieren zu können.
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Die Spritschleudern sind nur noch etwas für die Besserverdienenden. Trotzdem präsentiert Deutschland jedes Jahr auf der IAA neue Spritschlucker mit neuen Designs aber ansonsten ohne besondere Neuentwicklungen,
Die Spritschlucker repräsentieren das, was u.a. der deutsche (aber auch russische, chinesische, etc...) Käufer mit dem Premiumsegment verbinden. Für dieses Image wird Geld bezahlt, wäre es nicht so, wäre die deutsche Automobilindustrie nicht da, wo sie heute ist.
Warum denkst Du, dass der samrt eine eigene Marke hat und die Emobil-Flotte von BMW auch eine eigene Marke bekommt?
Um das Image der Premiumklasse zu schützen!
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während Japan jedes Jahr neue Innovationen zeigt, die auf die japanischen Kunden zugeschnitten aber auch international interessant sind, wie z.B. die Hybrid- und Elektromotoren. Sehr zögerlich haben die deutschen Hersteller jahrelang diese Innovationen und Kundenwünsche verpennt und sind immer mehr auf ihren dicken Spritschleudern sitzengeblieben, die sie weiterhin gebaut haben, da sie dachten, die Kunden möchten das so. Jetzt wird versucht, die versäumten Jahre und Entwicklungen aufzuholen.
Dann wirf doch mal einen Blick ins alte, träge, ängstliche deutsche Volk, das in der lage ist, 50.000 Euro für einen Neuwagen auf den Tisch zu legen.
Innovation interessiert die Käufer einen Scheißdreck wenn sie in Ökologie, Downsizing oder E-Antrieb besteht.
Lederausstattung, Holzverkleidung, elektronische Gimmicks und "Fahrkomfort" sind den Käufern wichtig.
Hybridantriebe finden sich in innovativen Gesellschaften (und in Japan wegen der Förderung), in Deutschland findet sich dazu nur Hähme, was das doch für ein teurer unrentabler Blödsinn sei.
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Solche Beispiele gibt es zu Hauf. Im Grunde können die Leute sich wünschen was auch immer sie möchten, ohne dass es irgend einen Effekt hat. Vielleicht werfen sie ab und zu mal ein Umfragekärtchen in den Kummerkasten ihres Supermarkts oder ihres Rathauses und haben dann das Gefühl, ernst genommen zu werden. Am Ende wird dem Kundenwunsch erst entsprochen, wenn alle davon überzeugt sind, dass es ihnen Gewinn bringt. Und das kann oft dauern.
Die erste Erkenntnis zu einer funktionierenden Demokratie lautet, dass sich die Welt nicht um einen dreht. Wenn man nicht mit der Herde läuft wird man weit öfters nicht Recht bekommen als anders herum.
Die zweite Erkenntnis lautet, dass es sich trotzdem lohnt, die eigene Meinung zu vertreten.
demnächst dann mehr, muss jetzt weg...
mfg